Ich weiß nicht was ich denken soll - Partner mit selbstverletzenden Ausrastern

      Ich weiß nicht was ich denken soll - Partner mit selbstverletzenden Ausrastern

      Hallo alle zusammen,

      ich stehe kurz davor mit meinem Partner zusammen zu ziehen. Wir sind glücklich miteinander und vom Gefühl her passen wir auch sehr gut zusammen. Es läuft wunderbar.

      ...bis auf die Selbstverletzungen... Er hat mir seine gesamte Lebensgeschichte erzählt, ist da also offen. Es ist klar woher diese Art des Problemlösens kommt. Ich finde er muss das auch selbst für sich vertreten, wenn es nicht lebensgefährlich wird.

      Nun zu meiner Frage: es gibt nur ein paar Momente, wo wir uns streiten, wo er dann emotional total fertig ist und sich komplett selbst v*rl*tzt und das teilweise vor mir. Ich kann damit nicht gut umgehen. Ich weiß nicht was ich in diesen Momenten tun oder sagen soll. Mir macht das Angst und ich frage mich tatsächlich was ist wenn wir zusammen wohnen. Vielleicht kann er diesen Teil ja noch vor mir verstecken und wenn wir zusammen wohnen dann nicht...

      Könnt ihr mir da Rat geben?

      Vielen Dank schonmal
      Frl_Smila
      Hallo phie,

      Danke dir für die Antwort.

      Eine therapeutische Behandlung lehnt er ab. Er hat sich an und für sich und seine Probleme auch gut im Griff. Innerhalb von ca. 11 Jahren hat er sich meines Wissens nach nur vier Mal selbst verl*tzt. Aber eben dreimal in der Zeit, in der wir zusammen sind. Er erklärt es so, dass ich ihm einfach total wichtig bin und es daher für ihn emotional so schwierig ist manchmal.

      Meiner Meinung nach liebt er mich zu sehr. Das hat er auch selbst erkannt und versucht für sich da jetzt einen Abstand zu gewinnen und wieder mehr 'sein' Leben zu leben. Ich ermutige ihn auch dazu.

      Das ist eine sehr gute Idee ihn mal zu fragen was genau ihn in den Streitsituationen triggert. Das werde ich dann mal machen! Vielen Dank dir für den Tipp.

      Liebe Grüße
      Frl Smila
      Hallo Frl Smila,

      versteh das jetzt bitte nicht falsch, ich bin mir sicher, dass Dein Freund das nicht absichtlich oder bewusst macht. Aber sein Verhalten ist auch eine Art von emotionaler Erpressung Dir gegenüber. Und Bestrafung.
      Dass er sich nach einem Streit mit Dir v*rl*tzt, ist schon schlimm genug und kann absolut reichen, um Dir ein schlechtes Gewissen zu machen, welches Du zumindest aufgrund der Selbstverletzung nicht zu haben brauchst!
      Aber es sogar vor Deinen Augen zu tun, das ist krass, das ist wirklich sehr krass! Das finde ich echt rücksichtslos, wie schlecht es einem auch gehen mag. Das macht man nicht!!!

      Ich kann sein Verhalten natürlich nicht wirklich beurteilen, da ich gar nichts von ihm und seiner Vorgeschichte weiß.
      Und versteh das bitte wirklich nicht falsch, ich will ihn nicht verurteilen, eher sein Verhalten. Und so was geschieht meistens völlig unbewusst, ich will ihm persönlich wirklich nichts!
      Ich wüsste gerne mal, was das eigentlich bei Dir für Gefühle auslöst, wenn er sich nach einem Streit und sogar vor Deinen Augen v*rl*tzt?


      Liebe Grüße,

      Chrissie
      "I need a new Direction
      Cause I have lost my Way"

      - "End of all Days" / 30 Seconds to Mars -

      Skills - Gründe gegen SVV - W*ndversorgung - Panikattacken - Stabilisierungstechniken - Schlafstörungen - Wehren durch Anzeige - Umfragen - Regeln

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      In mir löst so eine Situation totale Angst aus. Ich habe kein derartiges selbstverletzendes Verhalten (meine Baustellen liegen woanders) und tue mir daher auch total schwer das zu verstehen.

      Ich weiß eben nicht ob ich nicht auch um mich Angst haben muss, ob sich die Aggression nur auf ihn selbst bezieht, ob er dann Gefahr läuft wie im Rausch alles kurz und klein zu schl*g*n und vielleicht sogar mir gegenüber handgreiflich wird. Ich mag eh keinen Streit und bin eher harmoniesüchtig. Ich seh das daher auch ein wenig als Übungssituation für mich besser mit Auseinandersetzungen klar zu kommen.

      Du hast da einen wichtigen Punkt angesprochen, die der Manipulation. Ich merke ja auch das ich nur um diesen Situationen aus dem Weg zu gehen manchmal sogar meine Klappe halte. Wir arbeiten das aber gerade auf. Das Problem ist, dass er vom Verstand her schon möchte, dass ich ehrlich zu ihm bin, es aber manchmal emotional einfach nicht aushält.

      Und warum er es vor mir gemacht hat, hat den Grund, dass dies räumlich nicht anders möglich war. Er hatte zu dem Zeitpunkt einfach nicht die Möglichkeit in ein anderes Zimmer verschwinden zu können.

      Wie kann ich diese emotionale Erpressung denn ansprechen ohne das er wieder ausrastet? Denn momentan denkt er jedes Mal wenn ich was anspreche, werde ich ihn sofort verlassen und dann ist er total geknickt. Er meint er muss für mich perfekt sein, aber das muss er nicht und für mich gehören da gewisse Gespräche auch dazu. Ich denke ja gar nicht an ein Beziehungsende.

      Daher hab ich mich auch hier im Forum angemeldet, weil ich damit einfach überfordert bin und mir von euch ein wenig Rat erhoffe wie wir diesen Konflikt lösen können.

      Ich danke euch schon mal.
      Liebe Grüße
      Frl Smila
      Hui, das klingt ja schon rercht schwierig, wenn Du Angst hast, ihn auf gewisse Dinge anzusprechen, weil er so große Verlustängste hat, dass Du befürchten musst, dass er bei gewissen Themen ausrastet.
      Und dass Du durch sein Verhalten sogar Angst vor ihm hast - zumindest in dem Moment - ist m.E. ehrlich gesagt kein Zustand.
      Warum will er denn keine Therapie machen?
      Es geht ja da nicht unbedingt "nur" ums s*lbstv*rl*tzen. Für mich klingt es jedenfalls so, als ob er psychisch auf jeden Fall Hilfe gebrauchen könnte, ob nun mit oder ohne r*tz*n, das ist ja kein Aspekt, nach dem man beurteilen kann, ob jemand Therapie braucht oder nicht, wie oft oder selten er sich v*rl*tzt. Das zählt sicher zu vielen Aspekten dazu, aber ist keine Voraussetzung.
      Ich nehme an, er hält Deine Ehrlichkeit emotional nicht aus, weil er so extreme Verlustängste hat. Und das klingt wirklich danach, dass er ernstzunehmende Probleme mit seinem Selbstwertgefühl und sicher auch noch anderen Dingen hat. Auch die Tatsache, dass er glaubt, perfekt sein zu müssen.
      Wenn es möglich ist, würde ich das Thema Therapie an Deiner Stelle schon noch mal ansprechen.

      Ich denke, eine wichtige Grundlage für ernste und auch ehrliche Gespräche ist, dass Ihr Euch beide möglichst sicher fühlt. Wie könntet Ihr das bewerkstelligen?
      Vielleicht könntest Du ihm erst mal in einem Brief schreiben, dass Ihr ein offenes Gespräch führen solltet, aber dass Du Angst hast, überhaupt irgendwas zu sagen aus Sorge, dass er dann glaubt, dass Du ihn verlassen willst oder sich wieder veletzt. Und dass Du Dich dadurch auch sehr unter Druck gesetzt fühlst. Und natürlich, obwohl ich annehme, dass das irgendwie nicht so bei ihm ankommt, dass Du ihn ganz sicher nicht verlassen wirst, nur weil Ihr über Probleme redet und vor allem nicht deshalb, weil er nicht perfekt ist.
      Ich hatte früher auch immer diesen Zwang im Kopf, ich muss perfekt sein. Bis mich meine damalige Therapeutin mal fragte, wie ich mich in der Gesellschaft eines perfekten Menschen fühlen würde. Da hab ich eine Weile nachgedacht und geantwortet "unzulänglich". Ist ja klar, jeder hat ja seine Fehler und weiß das auch und wenn es jemanden geben _würde_, der keine Fehler hat und absolut perfekt hat, dann wäre wohl niemand so gerne in seiner Nähe, weil man sich dann selber so unzulänglich vorkommt. Aber neben jemandem, der auch seine Fehler hat, wie nun mal jeder Mensch, da kann man auch besser mit seinen eigenen leben. Vielleicht versuchst Du es ihm mal so zu erklären.
      Obwohl ich ehrlich gesagt denke, dass bei ihm langfristig gesehen nur professionelle Hilfe so richtig was bewirken kann. Das ist natürlich nur meine ganz persönliche Einschätzung aufgrund dessen, was ich gelesen habe, ich kenne ihn ja gar nicht. Ich kann mich da natürlich auch absolut irren.

      Gibt es denn bestimmte Gründe, aus denen er so viel Angst davor hat, dass er Dich verliert? Denn ich finde, in dem Maße ist es nicht mehr damit erklärbar, dass Du ihm so sehr viel bedeutest. Das geht anderen Paaren auch so, das heißt aber nicht automatisch, dass jeder dann solche Verlustängste entwickelt. Gibt es da eine Vorgeschichte, z.B. aus seiner Kindheit? Hat er mal eine nahestehende Person verloren oder ist verlassen worden, vielleicht von einem Elternteil?

      Du solltest Dich auf jeden Fall auch sicher fühlen, wenn Ihr offen redet.
      Weiß er, dass Du Dir unsicher bist, ob er sein aggressives Verhalten nicht doch mal auf andere(s) übertragen könnte?
      Ich finde, das ist ein ganz übler Zustand, Du traust Dich nicht mehr so richtig, den Mund aufzumachen, frisst Dinge in Dich hinein und das ist Gift für eine Beziehung und auch für Dich persönlich, weil es dann irgendwann knallt, wenn da bei Dir nämlich mal nichts mehr reinpasst und dann alles auf einmal rausgeschossen kommt. Oder Du wirst krank davon, man kann nicht immer alles mögliche in sich reinfressen, das sucht sich irgendwo seinen Weg nach draussen und das können auch körperliche (psychosomatische) Beschwerden sein.
      Auf jeden Fall ist es superwichtig, dass Du ihm Dinge sagen kannst, die Dich z.B. stören. Und zwar ohne dabei Angst zu haben.

      Wie geht Dein Freund denn im Allgemeinen mit Druck und belastenden Situationen um, wenn Du sagst, er v*rl*tzt sich sonst nicht mehr? Hat er da bestimmte Strategien, Skills? Oder zwingt er sich eben, das nicht zu tun, ohne aber im Grunde den Druck auf andere Art loszuwerden, was natürlich extrem wichtig wäre? Wenn nicht und er dann auch vieles in sich reinfrisst, ist es vielleicht nicht so verwunderlich, dass es dann bei ihm in besonders belastenden Situationen auch "knallt" bzw. er durchknallt (dass er sich dann v*rl*tzt, ist allerdings nicht unbedingt damit erklärbar). Dann hat sich schon so viel innerer Druck angestaut, dass es eben diese Explosion gibt. Es wäre sich nicht verkehrt, wenn er irgendwas machen würde, um regelmäßig Druck abzubauen und noch dazu, wenn er Skills hätte, die ihm dann in besonders belastenden Situationen helfen. Er muss unbedingt lernen, anders mit solchen Situationen umzugehen, wobei wir wieder beim Thema Therapie wären....

      Nun ist da immer noch die Frage, wie Du die ganze Sache am Besten ansprichst. Ich persönlich würde da das Pferd vom Schwanz aus aufzäumen. Also damit anfangen, warum Du überhaupt Probleme damit hast und Dir den Kopf zerbrichst, wie Du bloß so ein Thema bei ihm ansprechen könntest. Ich würde mit dem Thema anfangen, warum er eigentlich so eine große Verlustangst hat. Wie gesagt, "nur" weil Du ihm so wahnsinnig wichtig bist, das alleine kann es ja nicht sein, wenn das bis zur SV geht. Warum kann er Dir nicht genug vertrauen? Hat er ein Grundproblem mit Vertrauen? Oder könntest Du irgendwas anders machen, damit er besser Vertrauen aufbauen kann? Wenn er ein Grundproblem damit hat, weiß er warum, wo dafür die Gründe oder Auslöser liegen könnten? Sonst muss man mal danach schauen, wo die liegen. Frag ihn, was ihm helfen würde, sich sicherer zu fühlen, was Eure Beziehung betrifft. Und dann würde ich erst mal sehen, wie das Gespräch so verläuft. Ich würde die heiklen Themen auch damit anfangen, dass Du Angst hast, mit ihm darüber zu reden, Angst dass er sich wieder v*rl*tzt und auch ein bisschen vor ihm, dann in dem Moment. Und dass das aber so auf die Dauer nicht geht. Was braucht er, um sicherer zu werden? Was braucht er, um anders mit belastenden Dingen umzugehen, wie kann er anders mit Druck umgehen bzw. ihn abbauen?
      Er muss unbedingt verstehen, dass er gerade mit seinem Verhalten in Bezug auf Beziehungs-Probleme eher das Gegenteil erreicht. Wenn man über Probleme offen und ehrlich reden kann, nur dann kann man sie auch evtl. aus der Welt schaffen oder eben versuchen, sich damit zu arrangieren, vielleicht mit Kompromissen o.ä. Wenn man aber nie sagt, was einen stört, nur um der Harmonie willen, dann ist man die Harmonie meistens ganz schnell los. Wenn ich meinem Freund nicht sage, dass mich dies oder jenes stört, ist das nicht fair, denn dann gebe ich ihm gar keine Chance, das möglicherweise zu ändern und lasse ihn im Prinzip ins offene M*ss*r laufen, wenn es mir dann irgendwann so auf die Nerven geht, dass es dann plötzlich mal knallt. Und er würde dann die Welt nicht mehr verstehen, weil er ja gar nicht wusste, dass mich das stört.

      Je nachdem, wie das Gespräch mit ihm dann weiterhin verläuft, würde ich ihm auch sagen, dass ich mich manipuliert fühle, aber unbedingt dabei sagen, dass ich weiß, dass das nicht absichtlich und nicht bewusst geschieht, dass ich mich aber nun mal trotzdem so fühle, das macht man ja auch nicht absichtlich und bewusst.

      Und wenn das alles so nicht funktioniert oder mit anderen Tipps oder Ideen, dann könntet Ihr auch mal über eine Paar-Beratung nachdenken, ich weiß ja nicht, wie er zu so was steht.
      Ich habe aber nach dem, was ich bisher gelesen habe nicht den Eindruck, dass er seine Probleme gut im Griff, "nur" weil er sich so gut wie nicht mehr v*rl*tzt. Das ist ja wirklich kein Therapie-Barometer.
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      Danke dir für die ausfühliche Antwort. Da sind viele Punkte drin über dich noch nachdenken muss.

      Ich habe mich entschieden ihm einen Brief zu schreiben, den er dann allein lesen kann. Da sehe ich dann die Reaktion nicht. Ich fühle mich damit sicherer. Und dann werden wir ins reden kommen.

      Ich melde mich was dabei heraus gekommen ist (kann aber ein paar Tage dauern).