Mich wieder zum Sport trauen?

      Mich wieder zum Sport trauen?

      Hallo ihr lieben,

      ich wüsste gerne eure Meinung. Ich habe Anfang 2013 in einem neuen Verein wieder angefangen, Badminton zu spielen. Ich habe 12 Jahre lang gespielt, musste dann aber wegen meinem Studium und der Ausbildung aufhören. Letztes Jahr habe ich dann wieder angefangen - weil ich in der Zwischenzeit umgezogen bin, in einem neuen Verein. Zum Training ging ich einmal die Woche (immer zusammen mit meinem Mann) und wurde, weil ich recht gut bin, auch direkt als Ersatzspielerin in die Mannschaft mit aufgenommen. Allerdings fühlte ich mich nicht so 100%ig zugehörig, es gab ein paar Situationen, in denen ich mir "vergessen" vorkam (z.B. wenn kein Training stattfand, ich aber nichts davon wusste und vor der verschlossenen Halle stand). Auch wollte man mich ständig überreden, doch 2 mal die Woche zum Training zu gehen, aber das war (ist) mir einfach zu viel, weil das Training abends stattfindet und ich das mit meinem Schlafbedürfnis nicht vereinbaren kann (was ich aber so auch nicht wirklich zugeben kann).

      Ich war eigentlich seit 2010 clean, Mitte 2013 gabs dann den ersten Rückfall. Da ich mich am Bein verl*tzte, konnte ich das gut mit einer langen Trainingshose kaschieren (vor Ort duschen und nach dem Training mit den Leuten noch weggehen, fiel für mich daher aber aus). Die alten Narben sind so gut wie nicht mehr sichtbar (zumindest würden sie einem Fremden sicher nicht auffallen), die neuen Narben sind aber nach wie vor ziemlich dunkel und gut zu sehen.
      Außerdem habe ich dann Anfang diesen Jahres die tolle "Idee" gehabt, mich am Arm zu verl*tzen. Seit Februar war ich auch nicht mehr beim Training, weil es mir zu viel wurde. Mittlerweile habe ich mich für eine Therapie entschieden, bin hier aber noch ganz am Anfang.

      Damals habe ich im Verein bescheid gegeben, dass ich erstmal nicht mehr kommen werde, weil es mir mental nicht so gut geht (nach einigen Mails hin und her zwischen mir und dem Trainer). Daraufhin kam keine weitere Mail mehr, obwohl er z.B. geschrieben hatte, dass er derzeit verletzungsbedingt auch nicht spielen kann und ich fragte, was er denn hätte und wie es ihm gehe. Da weiß ich natürlich nicht, wie ich das finden soll.
      Vor einem Monat hatte ich einen Anruf auf der Mailbox, wo ein weiterer Trainer fragte, wann ich denn mal wieder kommen würde. Ich habe diese Nachricht gelöscht und nicht geantwortet, weil ich mich zu dem Zeitpunkt nicht in der Lage fühlte.

      Jetzt denke ich aber seit einiger Zeit drüber nach, dass ich gerne mal wieder spielen würde, aber da sind ja die Narben an meinem Arm. Und ich kann nicht garantieren, dass das die Letzten waren. Also was tun? Ich weiß nicht, ob ich schon soweit bin, dazu zu stehen. Ich meine, ich verl*tze mich (mit Pause) seit Anfang 2004 selbst, und der einzige, der davon weiß, ist mein Mann. Ich habe gerade meine erste Therapie begonnen. Ich will keinen Stempel "arme Irre" aufgedrückt bekommen, wenn ich mich so dort zeige (und in komplett langen Klamotten spielen kommt nicht in Frage, da st*rbe ich ja vor Hitze). Ich hab gesehen, dass es so Armstulpen für Sportler gibt (keine Ahnung, welche Funktion die eigentlich haben sollen?!), die atmungsaktiv sind und von denen ich eine tragen könnte. Aber dann kann ich mir wahrscheinlich auch gleich nen roten Pfeil auf den Arm malen?

      Punkt ist halt, aktuell sind die Narben gut sichtbar, aber verheilt. Da könnte ich noch mit leben. Aber ich kann derzeit nicht ausschließen, dass nicht noch welche dazu kommen, und wenn ich dann erst ohne Stulpe gehe und später mit, kann man dort auch 1 und 1 zusammenzählen, und das will ich noch viel weniger als schräge Blicke.

      Ich will hier keine Tipps zum Verstecken, sondern Mut finden.
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Guten Abend,
      ich kann verstehen, dass die Situation blöd ist und es schwierig ist..
      Also ich hatte damals immer einen Gedanken im Kopf: Will ich mich für immer verstecken?
      Ich selbst habe zwar keine schlimmen sichtbaren Narben, doch als die Narben noch ¨frisch¨ waren hatte ich sie auch erst versteckt und dann irgendwann entschieden, dass es mich zu sehr einschränkt.
      Diese Einschränkungen haben mich mehr belastet wie die Situation, dass mich jemand darauf ansprechen könnte. Bis jetzt wurde ich selten auf meinen Unterarm angesprochen und wenn doch, dann hab ich nicht viel erklärt und die Menschen haben es einfach hingenommen.
      Und mal ganz ehrlich, irgendein Stempel hat doch jeder. Ich kann mit dem Stempel ¨arme Irre¨ leben und es muss ja nicht heißen, dass du diesen Stempel bekommst.
      Wenn dir der Sport gut tut und du dich dadurch besser fühlst, dann würde es sich doch für dich lohnen! Du musst vielleicht erstmal den schwierigen Schritt waagen, damit du dann wieder etwas für dich tun kannst.
      Hab Mut und geh das Risiko ein, nach ner Zeit denkst du wahrscheinlich gar nicht mehr darüber nach und gehst wieder gerne zum Training.
      Außerdem ist es ein guter Ansporn sich nicht zu verl*tzen, dann musst du auch keine Möglichkeit überlegen die frischen W*nden zu verstecken.
      Achso und zu der Frage warum du so lange nicht da warst, kannst du ja einfach sagen, dass du keine Zeit und keinen Kopf dafür hattest, oder du hattest einfach keine Lust. Sportvereinsmenschen sind doch da relativ einfach gestrickt (ich möchte niemand was unterstellen, doch ich hab die Erfahrung gemacht)

      Ich wünsche dir alles Gute.
      Zwingt sie zum Tanzen..
      Hallo

      ich stand vor 4 Jahren vor einem ähnlichen Problem. Ich hatte mich in einem Fitnesstudio angemdeldet nehme dort bis heute aber (fast) nur an den von Traineren geleiteten Kursen teil. Am Anfang habe ich auch noch langeärmliche Sachen getragen aber ich jedesmal stand ich (zumindest gefühlt) vor einem Kreislaufkollaps oder Hitzschlag. Ich bin schnell dazu übergangen kurze Sachen zu tragen.

      Ich bin mir sicher, dass die anderen Leute meine Arme sehen aber ich werde nicht angestaart oder so und es hat 3 ganze Jahre gedauert bis mich eine Trainerin mal darauf angesprochen hat. Wir waren gerade alleine im Trainigsraum und an der Art wie sie Fragen gestellt hat, hat man auch gemerkt das es sie wirklich intressiert hat bzw. auch sehr unsicher war mich nicht zu v*rletzten. Als eine weitere Person den Traninsraum betreten hat, hat sie sofort augehöhrt zu meinen Armen Fragen zu stellen.

      Ich gehe auch kurzärmlig zum Training wenn ich eine relativ frische W*nde habe (natürlich nur mit ärtzlichen okay) aber in diesem Fall decke ich die W*nde (bis sie komplett verheilt ist) mit einem Pflaster ab. Es ist natülichen allen klar was ich dann gemacht habe aber es muss ja keiner sehen wie die W*nde aussieht. Fragen dazu wurden mir bisher nie gestellt.

      vieleicht gibt dir mein Beitrag ja etwas Mut auch mit kurzärmligen Sachen zum Traning zu gehen.
      Danke euch, das macht mir tatsächlich ein bisschen Mut. Ich meine, ich selbst reduziere mich gedanklich momentan ziemlich auf meine Narben, wenn ich daran denke, mich kurzärmelig zu zeigen. Nicht, weil ich sie hässlich finde, sondern weil ich die Fragen scheue. Aber es geht ja ums sporteln, und nicht um mich.

      Ich muss nur mal den ersten Schritt wagen, das fällt mir am schwersten. Mich trauen, das erste Mal wieder hinzugehen, dann habe ich das schlimmste wahrscheinlich eh hinter mir.
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani