Klinikaufenthalt vereinbar mit Studium? Habt ihr Tipps oder Erfahrungen?

      Klinikaufenthalt vereinbar mit Studium? Habt ihr Tipps oder Erfahrungen?

      Hallo zusammen,

      ich weiß grad einfach nicht weiter und wollte mir mal euren Rat einholen.
      Ich bin jetzt seit etwas mehr als einem dreiviertel Jahr in ambulanter Therapie und hab es erst jetzt geschafft, alle Probleme auszusprechen.
      Meine Therapeutin ist schon länger der Meinung, dass ein Klinikaufenthalt sinnvoll wäre. Ich eigentlich auch, aber bisher war das ein absolutes No-Go für mich. Wegen den Menschen um mich rum und wegen meinem Studium. Und weil ich es eben "alleine" schaffen will (also allein mit Therapeutin in meinem Alltag). Jetzt ist es allerdings so, dass ich vor zwei Wochen mitten auf der Straße heulend zusammengebrochen bin und seitdem kaum noch aus dem Bett komme, mich unendlich schwer fühle und mich die Hoffnungslosigkeit zerquetscht. Ich hab dauernd Panik, dass ich aufhöre zu atmen wenn ich nicht dran denke und eigentlich hab ich eh vor allem Angst. Besonders vor dem Aufstehen, vor den Menschen und vor der Einsamkeit. Naja, alles in allem kann man sagen, dass ich grad ne heftige Depression habe und meine Therapeutin und ich sind uns inzwischen ziemlich sicher, dass es nicht ohne Klinik funktionieren wird. Auch weil ich im Alltag dauernd ziemlich schlimme Flashbacks habe, der Mist mit dem Essen wieder angefangen hat und ich einfach bloß noch heule (vor einem Monat hab ich nie geheult!)

      Jetzt wollte ich mal fragen ob ihr was über die HOCHGRAT-Klinik in Wolfsried berichten könnt, und ob sich das Studium irgendwie damit vereinbaren lässt? Ich hab so Schiss, dass ich das dann nicht schaffe, wenn ich da lange bin. Ein Aufenthalt dauert doch normal so um die 8 Wochen oder?

      Habt ihr irgendwelche weisen Ratschläge oder Erfahrungen mit Studium und der speziellen Klinik?

      Danke im Voraus :)

      heartbeat'12
      Hallo,

      jetzt stell ich mal die Frage anders herum:

      Was denkst Du denn wie lange und wie viel Du von Deinem Studium noch sinnvoll schaffst, wenn Du _nicht in die Klinik gehst? ;)

      LG M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Hm... ich weiß nicht. Ich bin da eine ziemliche Kämpfer- Natur. Ich denk halt immer vielleicht schaff ich es noch ein Semester und kann dann in den nächsten Semesterferien dort hin. Aber wäre halt blöd wenn es während den Prüfungen einfach nicht mehr ginge.
      Uaah, mein Kopf zerspringt noch deswegen.
      Ich glaube ich such mir auch Ausreden, weil ich eine Heidenangst davor habe :(
      Hey heartbeat,

      ich kann Deine Ängste nachvollziehen. Aber ich sehe es ähnlich wie Momento. Je schneller Du dir die Hilfe holst, die Du scheinbar so dringend brauchst, umso schneller bist Du wieder auf dem Damm, und kannst mit mehr Energie und Leistungsbereitschaft wieder im Studium durchstarten. So ist es ein Durchschleppen, immer an der Kraftgrenze, und das vor-Dir-herschieben macht es nur schlimmer. Wenn der Akku alle ist, weil man permanent mehr Kraft verbraucht, als der Körper zur Verfügung hat, gibts irgendwann einen großen Knall und dann ist es keine Willensfrage mehr.

      Vllt holst Du Dir erstmal Infos ein, welche Kliniken denn in Betracht kämen (zu der speziellen Klinik kann ich Dir leider nichts berichten..) und wie dort die Wartezeiten aussehen. Bei einigen wartet man locker 4-9 Monate. Ich habe selbst mein Studium um 3 Trimester (also quasi 2 Semester) nach hinten verschoben, weil ich an einem Punkt angekommen war, wo die Gesundheit vorgehen _musste_. Kämpfernatur hin oder her , ich wurde eines Besseren belehrt ;) Als der Klinikaufenthalt bei mir terminlich feststand, habe ich meine Dekanin und das Prüfungsamt darüber informiert, und bin nur auf Verständnis gestossen.

      Also, gib Dir einen Ruck, lass die Ausreden mal beiseite, und gib Deinem Körper das, wonach er scheinbar schreit. Eine Auszeit.

      Viel Erfolg und Kraft.
      Fee

      Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören. Glaube ist der Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen.
      Hi Heartbeat!

      Was die Frage nach der Klinik selber betrifft, schau doch bitte mal in den Klinikerfahrungs-Thread. Dort kannst du auch selber reinposten und nach der Klinik fragen.

      Das was Du beschreibst, wie es Dir in der letzten Zeit geht klingt gar nicht gut. Das ist natürlich auf die Entfernung trotzdem schwer zu beurteilen, aber Deine Thera glaubt, ein Klinikaufenthalt wäre jetzt sinnvoll, Du glaubst das auch. Und es geht Dir echt dreckig. Da kann ich nur fragen, worauf wartest Du?

      Das Studium läuft Dir nicht weg, da gibt es doch viele Möglichkeiten. Aber ich kann mich Momento + Fee nur anschließen, was nützt es Dir, wenn Du Dich jetzt in´s Studium stürzt - und das so, wie es Dir zurzeit geht, ich kann mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, wie das funktionieren soll mit den Symptomen, Kämpfernatur hin oder her - und dann alles so schlimm wird, dass gar nichts mehr geht, dann hast Du wirklich gar nichts gewonnen, im Gegenteil. Ich finde, das ist eindeutig das größere Risiko.

      Weißt Du, eine Kämpfernatur zu sein ist wirklich gut. Bewahr Dir das. Man sollte sich aber trotzdem überlegen, wofür man seine Kräfte einsetzt, denn auch die einer Kämpfernatur sind nicht unbegrenzt. Wenn es Dir so mies geht, wie im Moment, wirst Du jede Menge Energie aufbringen müssen, um überhaupt in der Lage zu sein, zur Uni zu gehen und Deinen Alltag halbwegs zu meistern. Wobei momentan ja nicht mal das zu klappen scheint, wenn Du kaum aus dem Bett kommst. Und was glaubst Du, wie das mit Deinem Essproblem weiter geht, wenn Du Dich jetzt in Deinem Zustand dem Druck des Studiums und den Prüfungen aussetzt??? Und natürlich auch mit den anderen Dingen wie den Flashbacks etc., die Du beschrieben hast.

      Ich finde, dass das eine völlig falsche Verteilung Deiner kostbaren Kräfte wäre.
      Nutze doch Deine Kräfte lieber erst mal dafür, dass es Dir längerfristig wieder besser geht. Denn wenn es Dir dann hinterher besser geht, kannst Du Deine Kräfte, die Du ansonsten jetzt allein dafür zuhauf aufwenden musst, um überhaupt zur Uni zu gehen und den Alltag durchzustehen richtig für das Studium selber nutzen.
      Beides sind kräftezehrende Dinge. Klinik und Studium. Wurschtel Dich doch da nicht gleichzeitig durch.
      Das ist natürlich alles nur meine ganz persönliche Meinung, aber ich glaube nicht, dass das funktioniert. Ich würde mich erst mal mit meinen Kräften voll auf das konzentrieren, was eine wichtige Grundlage für das andere ist. Und für mich ist die Verteilung da ganz klar. Die Klinik zuerst, zusehen, dass man gut stabiliert wird, dass man auch Techniken o.ä. lernt, um sich in gewissen Situationen selbst zu helfen. Aber vor allem psychische Stabilität. Dann kann man seine Kraft auch richtig auf´s Studium konzentrieren.

      Noch eine Frage. Was ist der Grund dafür, dass Du "es eben "alleine" schaffen willst (also allein mit Therapeutin im Alltag)"?

      Und auch bei diesem Satz frage ich lieber nach, damit ich ihn nicht falschrum verstehe:
      "Ich glaube ich such mir auch Ausreden, weil ich eine Heidenangst davor habe"
      Was meinst Du jetzt, wovor Du so eine Heidenangst hast? Den Klinikaufenthalt oder das Studium/die Prüfungen?


      Ja, so weit erst mal.

      Liebe Grüße,

      Chrissie
      "I need a new Direction
      Cause I have lost my Way"

      - "End of all Days" / 30 Seconds to Mars -

      Skills - Gründe gegen SVV - W*ndversorgung - Panikattacken - Stabilisierungstechniken - Schlafstörungen - Wehren durch Anzeige - Umfragen - Regeln
      Erstmal vielen Dank für eure Antworten Momento, KleineFee und Freeclimber!!! Ihr habt mir grad echt Mut gemacht!
      Ich habe heute sehr viel drüber nachgedacht und die Klinik mal angeschrieben.

      Zu deinen Fragen Freeclimber:

      Und was glaubst Du, wie das mit Deinem Essproblem weiter geht, wenn Du Dich jetzt in Deinem Zustand dem Druck des Studiums und den Prüfungen aussetzt???


      Ich habe keine Ahnung! Ich denke die ganze Zeit, dass ich vielleicht bis dahin einfach untergeh... Der Gedanke, dass vielleicht alles sehr bald vorbei ist hat sich irgendwie in mein Hirn eingegraben und ich krieg ihn nicht mehr raus. Momentan würde ich nicht mal in die Uni gehen können, da hab ich keine Kraft für übrig. Also letztlich hab ich einfach die Hoffnung momentan aufgegeben und das Essproblem ist eigentlich das Einzige, was mich morgens/mittags aus dem Bett bringt. So schlimm das auch ist, aber wenn ich auf der Waage leichter werde, dann ist das immer ein winziger Hoffnungsschimmer, auch wenn das schlecht ist...


      Was ist der Grund dafür, dass Du "es eben "alleine" schaffen willst (also allein mit Therapeutin im Alltag)"?


      Der Schritt, mich in Therapie zu begeben, war für mich immer unvorstellbar. Ich kann bis heute nicht fassen, dass ich ihn gemacht habe. Eigentlich bereu ich es nicht- ganz im Gegenteil- , aber an manchen Tagen eben schon. Problem für mich ist in erster Linie, dass ich alle Menschen bewundere, die sich in Therapie oder eine Klinik begeben, aber bei mir finde ich es irgendwie schwach (frag nicht warum). Meine Familie- auf deren Meinung ich sehr viel Wert lege- redet schon immer schlecht über alles was mit Psychologie, Therapeuten, etc. zu tun hat, dabei hat es noch nie jemand gemacht. Alle sagen mir immer, dass ich so ein starker, fröhlicher Mensch sei. Ich kann mir einfach nicht eingestehen, dass ich offenbar zu blöd bin, es allein zu schaffen. Deswegen weiß auch niemand, dass ich eine Therapie mache. Andererseits spür ich halt seit mindestens zwei Jahren jede Sekunde, dass ich es TATSÄCHLICH nicht alleine schaffe. Und meine Mutter ist eine ziemlich starke Frau, die viel durchgemacht hat- allein! Das hört sich echt bisschen kindisch an, aber ich denk immer, dass ich ihr nicht gerecht werde, wenn ich es nicht alleine schaff. Ich als ihre Tochter muss doch genauso stark sein... Und wenn ich in die Klinik gehe, wird das mein ganzes Umfeld erfahren und ich hab richtige PANIK vor der Reaktion aller. Damit auch zu deiner Frage:

      Was meinst Du jetzt, wovor Du so eine Heidenangst hast? Den Klinikaufenthalt oder das Studium/die Prüfungen?


      Ich hab vor beidem richtig Angst, vor allem weil ich mein Studium eigentlich über alles verabscheue... Gemeint habe ich aber die Klinik.
      Ich hab Angst, dass danach niemand mehr was mit mir zu tun haben will, weil mich alle immer nur fröhlich kennen. Alle bewundern mich immer für die Ruhe, die ich ausstrahle, die Geduld und dass ich sie immer aufbaue und immer da bin und so. Ich hör dauernd nur, dass sie nicht fassen können, wie ich immer so lieb sein kann und aber auch für jeden Scheiß zu haben bin. Dauernd hör ich, dass sie so glücklich sind, mich zu haben und so... Das freut mich auch immer und mit denen geht's auch besser, aber alleine...
      Außerdem hab ich Angst, dass meine Familie mich dann so abwertet, wie es leider sehr häufig bei uns ist. Ich seh sie zwar nur einmal im Jahr ungefähr, aber die haben alle einen riesen Einfluss auf mich.
      Ich hab Angst vor den Ärzten und Psychologen dort, davor, dass ich die jüngste bin und mich alle für schwach halten oder so.
      Ich hab Angst, dass es auch dort nicht besser wird...
      Ich könnte ewig so weitermachen, ich hab vor so ziemlich allem Angst, was man sich so vorstellen kann.

      Ich hoff, das hat deine Fragen so halbwegs beantwortet :) Entschuldige die Länge, ich bin sehr schlecht im mich-kurz-fassen.

      LIebe Grüße
      heartbeat'12
      Hallo zusammen,

      jetzt habe ich das geklärt und wollte mich noch unbedingt bei euch bedanken!
      Ich werde demnächst in der Klinik sein und wollte DANKE sagen, dass ihr mich ermutigt habt, diesen Schritt zu machen!!!!

      Auch wenn ich eine riesengroße Angst habe, dorthin zu gehen und vor allem vor der Zeit davor.
      Trotzdem, VIELEN DANK an Freeclimer, KleineFee und Momento!!!!!!!

      LG heartbeat'12