tipps wie ich eine längere krankheitsphase gg.über anderen auf einer party "rechtfertigen" kann?

      tipps wie ich eine längere krankheitsphase gg.über anderen auf einer party "rechtfertigen" kann?

      hallo an alle,

      vielleicht erstelle ich den thread etwas zu spät um noch hilfreiche tipps zu bekommen...ich probiere es trotzdem mal.

      heute abend bin ich auf eine kleine geburtstagsrunde eingeladen(bei der person zu hause essen und zusammen sitzen),die mir seit tagen im kopf rumschwirrt. es gibt keine ausreden, ich muss da hin (und will es auch).ich machs kurz: ich hab furchtbar angst davor! es werden ca 8 leute sein, die ich teilweise früher mal gut kannte, zu denen ich aber seit mindestens ein, zwei jahren keinen kontakt mehr habe. es erwarten mich also gespräche wie "und was hast du so in der zwischenzeit gemacht?"
      u.a. sind dort auch zwei relativ gute freunde von mir (was nicht bedeutet, dass ich auch vor diesen konversationen keine angst hätte...aber da droht eben kein allzu oberflächlicher small talk).

      so...in der "zwischenzeit" habe ich ein studium und eine ausbildung abgebrochen und bin seit einem dreiviertel jahr arbeitsunfähig und beziehe algII. aber das kann ich so nicht sagen, weil ich 1. kei mitleid möchte 2. keine negativen stimmungen mitbringen will und 3. angst vor verurteilungen habe.
      ich habe schon versucht mir sätze parat zu legen zb "anfang des jahres wurde ich länger krank, konnte den stoff nicht aufholen und musste die ausbildung unterbrechen". das ist aber keine erklärung dafür, dass ich seit fast einem jahr "auf der faulen haut liege und der steuerzahler für mich aufkommen muss" (ich möchte nicht sagen, dass ich psychische probleme habe)

      ich werde total panisch wenn ich mir mögliche dialoge ausmale, mir wird so schlecht bei den szenarien.

      im endeffekt bin ich mir bewusst, das ich mir das alles dramatischer ausmale, als es ist.

      daher bitte ich euch um "verhaltensratschläge" oder wie ihr solche krankheitsphasen mehr oder weniger oberflächlichen bekannten und fremden (denn es werden auch mir unbekannte menschen dort sein) erklärt. steht ihr dazu oder flunkert ihr?


      danke fürs lesen, ich bin total nervös und mein vegetatives nervensystem spielt verrückt arrrrgh :(
      Hallo du,

      ich kann das so gut nachvollziehen. Es ist absolut ätzend. Wie du ja selber sagst: Man will keine schlechte Stimmung aufbringen und hat auch Angst verurteilt zu werden. Und Mitleid will man ja auch nicht (bzw. ich für meinen Teil nur von bestimmten Leuten und nur manchmal und nur ernstgemeintes). Ich hinke mit dem Studium auch ziemlich hinterher, war wegen meinen Problemen gezwungen das Fach zu wechseln etc.
      Was mir zum einen hilft, ist zu mir zu stehen. Das ist leichter gesagt als getan und so eine Einstellung wirst du auch nicht in ein paar Stunden aufbauen können. Ich hadere auch oft mit meiner Geschichte und allem, aber ich versuche mir bewusst wert- und urteilsfrei zu sagen, dass es nunmal ist, wie es ist und dass ich dazu stehen kann und darf. Diese Scham und dieser Druck kommen m.E. stark daher, dass wir ein Gesellschaftsbild verinnerlicht haben, dass uns vorschreibt, wann wir was und wie im Leben zu tun haben. Fallen wir aus der Rolle haben wir versagt und müssen uns rechtfertigen. Aber wieso eigentlich? Wer sagt denn, dass dieses Schema zu mir passt? Wer sagt denn, dass der "Standard"-Lebensweg richtiger als meiner ist? Naja, das hilft mir manchmal ein bisschen. Und auch, dass ich mir sage, dass ich eben mit Problemen zu kämpfen habe, mit denen nicht alle anderen zu kämpfen haben. Dass ich also nicht faul und dumm bin, sondern krank und dadurch behindert werde.

      In den Gesprächen selber versuche ich, das ganze mit einem lockeren Ton zu sagen. Meiner Erfahrung nach fühlen sich die anderen viel weniger verpflichtet, Mitleid zu zeigen, wenn man selber zeigt, dass man mit der Situation klarkommt. Das mag manchmal gelogen sein. Aber zum einen kann man diese Einstellung auch verinnerlichen und zum anderen muss man einfach auch nicht jedem zeigen, wie sehr man unter etwas leidet, wenn man das nicht will. Und ich denke, die Menschen um einen herum merken auch, wenn man auf etwas nicht näher eingehen will. Wenn ich sage, dass ich eine Weile krank war und deswegen dieses und jenes nicht konnte, dann fragt entweder keiner oder die Leute fragen, ob sie fragen dürfen, was ich hatte. Und darauf antworte ich dann je nach Laune oder auch nicht. Wobei ich die Erfahrung gemacht habe, dass es durchaus auch als mutig anerkannt wird, wenn man offen darüber spricht (sofern es nicht in einem selbstbemitleidenden Ton passiert). Ich hänge dann am Schluss meist irgendwas dran, das zeigt, dass es bei mir weitergeht. Also: ich plane dieses, bewerbe mich für jenes, gucke ob Job xy etwas für mich ist... Dann wirkt das nicht so hoffnungslos und die Leute können oft besser damit umgehen.

      Man kann ja auch das Thema dann wieder umleiten, indem man den Ball zurückspielt. Fragt, was der andere so tut oder wenn er das schon gesagt hat, wie ihm der Job gefällt, was genau er da so macht etc. Die meisten Leute reden ja ganz gern über sich.
      Mach dich nicht verrückt. Ich weiß, leichter gesagt als getan. Aber du hast nichts verbrochen und dich auch für nichts zu entschuldigen. Klar kannst du nicht verhindern, dass manche Leute evtl. Vorurteile haben und dann schlecht über dich denken werden. Aber zum einen steht es dir ja auch frei, schlecht über solche Menschen zu denken, zum anderen ist es bei oberflächlichen Bekannten ja auch nicht so wichtig, man muss den Kontakt dann ja nicht vertiefen. Und außerdem glaube ich, dass die Leute mittlerweile viel sensibler sind und viel weniger Mist denken, als wir glauben.

      Ich wünsche dir einen schönen Abend und hoffe, dass du ihn trotzdem genießen kannst.

      Fylgja.
      danke, fylgja, für deine gedanken.

      es stimmt, alles basiert auf selbstakzeptanz. sobald man zu sich und seinen "fehlern" steht, rückt die bedeutung der fremdbewertung in den hintergrund. leider bin ich (noch) nicht in der lage mein wissen auch zu fühlen.

      der tipp, einen lockeren tonfall zu verwenden, um die schwere des themas etwas rauszunehmen ist gut. ich werde das sicherlich probieren. leider habe ich da eine gestörte selbstwahrnehmung. normalerweise versuche ich einiges durch scherze und lachen zu überspielen und habe dann das gefühl, das desto (scheinbar) lockerer ich bin, ich umso verkrampfter wirke. nach dem motto: wenn jemand über negative sachen scherze macht, hat der jenige da die größten komplexe. ich fühle mich dann wie ein offenes buch. und ich frage mich ob neutralität oder ein lässiges nebenbei erwähnen vielleicht die beste methode ist. in der regel verlaufen sich gespräche über mich meist am ende in schweigen und es resultiert ein abbruch des gesprächs. das ist einerseits von mir erwünscht (angstauslösende situation möglichst schnell beenden), andererseits bestätigt es mir, dass ich langweilig usw bin und mein selbstwertproblem wird dadurch weiter gestärkt. wie man sieht, ein generelles problem, welches ich habe.

      ich versuche mir klarzumachen, dass ich, wie du sagst, nichts verbrochen habe und mich für nichts rechtfertigen muss. mal schauen wie es wird. jetzt wird erst mal geburtstagskuchen gebacken :)
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