Freund psychotisch, wie damit umgehen???

      Freund psychotisch, wie damit umgehen???

      Hallo,

      im moment macht mein Freund eine sehr verstörende Phase durch. Es begann vor ungefähr zwei Wochen als er erfahren hat, dass ein Familienmitglied im KH liegt, er war ziemlich traurig und sagte, dass er sich Sorgen machte... Dann fing er irgendwie an...wegzudriften, war ständig in Gedanken und wirkte sehr traurig. Dann erzählte er mir immer wieder, dass er sich Gedanken über das Universum, Aminosäuren und ähnliches mache, es machte ihn traurig, dass er nicht alles verstehen konnte. Dann hatte er wieder ein komisches Körpergefühl, fühlte sich anders als die Anderen und war deswegen sauer auf sich...

      Seit ein paar Tagen wird das immer schlimmer: Er starrt vor sich hin, lacht oder weint ohne Grund, verhält sich völlig mechanisch, auch in seinen Berührungen mir gegenüber. Wenn ich ihn frage, was los ist, lacht er total künstlich und sagt es ist alles bestens und er liebt mich...nach dem letzten Satz kann ich schon fast die Uhr stellen. Das Wochenende über ist er dauend durch meine wohnung gewandert, starrte durch die Gegend oder hat mit seinen Händen irgendwas geknetet, was nicht da war...schwer zu beschreiben. Ich hab ihn ein paar Male gesagt, er soll sich bitte hinlegen und schlafen er sagte aber "die" lassen ihn nicht... Dazwischen ist er wieder abwesend oder überdreht...Gestern, las ich dachte er hätte nen klaren moment habe ich verushct mit ihm zu reden, ihm zu sagen, was das mit mir macht...Erst tat es ihm leid, er versuche es zu kontrollieren und anwesend zu bleiben. als ich dann meinte er soll es bitte versuchen kam nur: "was meinst du" Ich erinnerte ihn wieder an unser Gespräch und er meinte, dass doch alles okay ist und er liebt mich. Daraus bestand die letzten Tage seine ganze Kommunikation. Ihm geht es gut, er liebt mich, es nervt ihn, dass er nicht alles versteht und worum gings eigentlich gerade.

      Ich habe versucht ihm zu sagen, dass ich das Gefühl habe er ist nicht er selbst und ich mache mir Sorgen und habe etwas Angst, nur komme ich nicht durch. Sonntag abend sagte er mir, ihm ist das alles zu viel, er muss seinen eigenen Weg gehn. Ich fragte ob er schluss machen will und er sagte nur, "Wollen nicht"

      Heute habe ich ihn heimgeschickt, ich bräuchte etwas Zeit für mich und müsse einiges erledigen, er war traurig sagte, dass er bei mir bleiben wolle, aber so kann ich ihn nicht ertragen!!

      Jetzt grübel ich: Was ist los mit ihm? Kann ich ihm helfen? Hört das wieder auf?? Er ist nicht der Mann mit dem ich eine Beziehung eingegangen bin, streitet das aber vehement ab...

      Was soll ich machen??

      Entschuldigt, wenn das alles etwas unzusammenhängend ist, aber ich bin total verwirrt und die letzten Tage mit ihm waren sehr belastend...
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      Sopor Aeternus
      Hab ich vielleicht einen Fehler gemacht, dass ich ihn heim geschickt habe? Nimmt er mir das vielleicht übel? Bin ich dadurch am Ende wie "Die Anderen"???
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      Sopor Aeternus
      hallo du,

      aus der sicht von jemandem, der psychosen-unerfahren ist:
      ich denke mal die essenzielle frage ist, ob er das schon öfter hatte, deswegen in behandlung ist und medikamente bekommt? oder ist dir/euch das völlig neu? ist das der fall, wäre es sehr wichtig, dass er schnellst möglich in behandlung kommt finde ich. hast du ihm das mal vorgeschlagen in einem klarerem moment?
      falls er schon in behandlung ist könntest du ihn vielleicht dazu kriegen mit ihm zu seinem psychiater/neurologen zu gehen oder falls er nicht dazu zu überzeugen ist, könntest du bei dem psychiater anrufen, die lage schildern und dir tipps geben lassen. ich denke mal ein fachmensch weiß am bestern wie man intervenieren kann und ab wann es ggf notwendig ist ihm stationär zu helfen.

      wie gesagt, ich bin absoluter total-laie auf dem gebiet der psychosen.
      das jedenfalls wären meine generellen ideen (die für alle psychiatrischen erkrankungen gelten).

      grüße
      Hallo
      nein du hast keinen Fehler gemacht, denn auch du hast Angst und willst dich instinktiv schützen das ist dein Recht.
      Hier im Forum kann keiner eine Diagnose stellen, ich kann dir sagen, was ich tun würde an deiner Stelle:
      so wie du es beschreibst birgt es die Gefahr, dass du lange auf `klare Momente`warten kannst. sollte er tatsächlich eine Psychose haben, werden diese vermutlich nicht ohne Behandlung kommen,
      Du hast die Möglichkeit den Sozialpsychiatrischen Dienst einzuschalten, die kommen auch nach Hause, oder generell den Notdienst Psychiatrie, die machen sich dann ein Bild vor Ort. Gibt es in jeder Stadt. wenn dein Freund einwilligt könnt ihr auch gemeinsam in die Klinik fahren oder zu einem niedergelassenen Psychiater.
      So wie du das beschreibst gehört das in Fachhände. erstens schütze ich selber, und das hast du instintiv gut gemacht. zweitens schalte Fachleute ein, die dann beurteilen können, was dein Freund braucht (und in einer akuten Psychose ist das auch gegen den Willen deines Freundes möglich).
      Ich wünsche dir viel Kraft!
      Ich sträube mich ehrlich gesagt sehr, gegen seinen willen irgendwelche Schritte einzuleiten. Ich habe das Thema "professionelle hilfe" schon mal vorsichtig angeschnitten und er meinte dazu, dass er sich das auch schon überlegt hat, aber es selber in den Griff bekommen will und im Gegensatz zu früheren Erlebnissen, könnte er es inzwischen schon besser kontrollieren. er reflektiert zwischendurch auch sehr klar und sagt, dass ihm das angst macht, was gerade mit ihm passiert. Ich kann es schwer einschätzen, in wie weit stimmt, was er sagt, aber er meinte er hätte in früheren Therapien auch sowas wie Skills gelernt und versucht sie anzuwenden, aber dadurch, dass er nicht schläft und für mich da sein will kann er sich nicht auf sich konzentrieren...auch deswegen wollte ich, dass er heim geht, damit er sich mal auf sich konzentrieren kann....
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      Sopor Aeternus
      sehr verständlich, dass du nichts gegen seinen willen unternehmen möchtest. es scheint für dich schwer einschätzbar zu sein wie "stark" die psychose ausgeprägt ist. gibt es die möglichkeit, dass du seine eltern mit hinzuziehst (falls es dort einen guten kontakt gibt) oder andere angehörige/gute freunde die seine krankheit kennen?
      allein schon um dir selbst in dieser situation unterstützung zu holen kannst du den tipp von grafzahl vielleicht beherzigen und beim sozialpsychiatrischen dienst anrufen. es ist ja nicht gleich der erste schritt, dass man gegen seinen willen handelt sondern dass man schaut was man vielleicht niedrigschwelliger tun kann. ich kann mir vorstellen, dass du sehr belastet bist wegen der sache und es ist bestimmt schwer damit zu hadern, vor allem allein.
      dein freund sagt ja auch, er hätte angst vor der psychose und er hätte überlegt sich hilfe zu holen. so komplett gegen seinen willen wäre es sicher nicht wenn du hilfe einschaltest...
      das abwägen ist sicher schwer. wichtig ist, dass du nicht allein bleibst mit der angst und last und dich schützt, wie grafzahl schon meinte...
      wäre das für dich denkbar mit dem SPD mal zu telefonieren? denn der ist nicht nur für betroffene da sondern auch um angehörige zu beraten.
      someone, die Idee mit der Angehörigen Beratung finde ich gar nicht so schlecht.
      Ich weiß leider nicht, ob seine Freunde oder Eltern, seine Eltern kenne ich noch nicht, wir sind erst seit drei Monaten zusammen und das "Eltern-Vorstell-Zeug" kommt noch, da sind wir beide nicht so begeistert von um ehrlich zu sein.

      Laut ihm ist es nur ne Phase und nicht so ausgeprägt wie die letzte die drei Jahre her ist... Ach, ich weiß, daran sollte ich mich nicht aufhängen.

      Vllt, sollte ich bei meiner Therapeutin einen Termin machen um zumindest Schutzmechanismen auszuarbeiten...Ich möchte vor allem verstehn, was gerade in ihm vorgeht, ich finde im Internet nichts dazu und er sagt, er kann gerade wos akut ist nicht richtig erklären, was los ist.
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      Sopor Aeternus
      *mich auch mal noch einmisch*

      Ohje, das hört sich echt kompliziert an... Das tut mir leid für euch!

      Necromance schrieb:

      Vllt, sollte ich bei meiner Therapeutin einen Termin machen um zumindest Schutzmechanismen auszuarbeiten...Ich möchte vor allem verstehn, was gerade in ihm vorgeht, ich finde im Internet nichts dazu und er sagt, er kann gerade wos akut ist nicht richtig erklären, was los ist.


      Wenn du bei deiner Therapeutin bist, dann könntest du sie auch fragen, ob sie dir einen Rat weiß, was du unternehmen könntest, um ihm aber auch dir zu helfen. Vielleicht kann sie dir sogar grob und allgemein erklären, was sich evtl. in deinem Freund gerade abspielt(?)
      Sometimes the people around you
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      (Joubert Botha)
      das ist doch ne gute idee mit dem termin bei deiner therapeutin! und gleichzeitig kannst du dich an den sozialpsychiatrischen dienst wenden..das internet bietet eh nur oberflächliche information und die quellen haben nicht immer beste qualität. da kriegst du dann infos aus erster hand..

      auch wenn es wichtig ist dich zu schützen, so ist es sicher auch sinnvoll deinem freund zu zeigen, dass du da bist um ihm zu helfen und er nicht allein ist damit.. (weiß nicht ob man das extra schreiben muss, ist ja klar eigentlich :) )
      ​auch wenn es wichtig ist dich zu schützen, so ist es sicher auch sinnvoll deinem freund zu zeigen, dass du da bist um ihm zu helfen und er nicht allein ist damit.. (weiß nicht ob man das extra schreiben muss, ist ja klar eigentlich )


      eigentlich ist das schon klar. Ich hab ihm gesagt, dass ich da sein will, aber dass es schwer ist, wenn er so tut, als wäre alles in Ordnung und ich spüre, dass es ihm schlecht geht.

      Im Moment ist er daheim und macht, was auch immer. Ich hab ihm heute schon ein paar Sms geschrieben, dass ich an ihn denke und hoffe, dass er sich endlich ausruhen kann. Ich will, dass er spürt, dass ich ihn nicht im Stich lassen will, obwohl ich grad nicht damit umgehn kann, wenn er so grübelnd neben mir sitzt.

      Er hatte in der letzten Zeit viel Stress und ich hoffe, dass er, wenn er mal allein ist zur ruhe kommt und sich nicht den Kopf zerbrechen muss, wie es mir damit geht.
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      Sopor Aeternus