Langer Brief an Therapeutin- zu viel verlangt?!

      Langer Brief an Therapeutin- zu viel verlangt?!

      Guten Abend,

      ich habe hier immer wieder gelesen, dass es eine gute Möglichkeit ist, seinem Therapeuten etwas schriftlich zu geben, wenn man sich nicht traut ein Thema anzusprechen. Ich habe das Gefühl in der Therapie nicht weiterzukommen, weil ich einiges nicht ansprechen kann.
      Also habe ich mich gerade hingesetzt und habe einfach angefangen zu schreiben. Dabei heraus kam ein (am PC) verfasster Text über sieben Seiten, 4000 Wörter. All die Dinge sind mir wichtig und ich kann bzw will nichts rauskürzen.

      Nun frage ich mich, ob es zu viel verlangt ist, dass meine Therapeutin sich das durchließt. Ich würde wollen, dass sie es nicht in der Sitzung macht, weil ich mich zu sehr schämen würde. Das bedeutet aber auch, dass sie ihre freie Zeit damit verschwendet diesen Text zu lesen.
      Mache mir viele Gedanken, ob das zumutbar ist.

      Welche Erfahrungen habt ihr mit Briefen an Therapeuten? Wie haben eure Therapeuten auf Briefe, ggf. auch etwas längere, reagiert?

      Oder was denkt ihr allgemein, sieben Seiten, ist das nicht ein bisschen viel?
      Ich bin sehr verunsichert und freue mich über jede Antwort!

      Schönen Abend euch!
      Hey =)

      Also ich finde es super, dass du dir die Mühe gemacht hast all die Gedanken die dich belasten, du aber nicht aussprechen magst aufzuschreiben.
      Ich halte es keineswegs für unzumutbar für den Therapeuten diesen Brief dann auch zu lesen, immerhin ist es doch therapieförderlich, wenn du ehrlich mit deinem Therapeuten sein kannst, ob das nun im unmittelbaren Gespräch oder durch einen Brief geschieht. Es gehört zu den Aufgaben sich mit seinen Patienten zu beschäftigen und wenn er den Brief eben nicht in der Stunde liest wird es ja trotzdem seine Arbeitszeit sein. Sprich: Du zwingst ihn nicht seine Freizeit zu opfern wenn du ihm so einen Brief gibst. Es gehört ja zu deiner Therapie, wenn du verstehst was ich meine.
      7 Seiten sind nicht wenig, doch glaube ich, dass es bei persönlichen Dingen nur selten ein "zu viel" gibt wenn man versucht etwas angemessen zu beschreiben. Es bringt ja auch nichts wenn du es kürzt und dann das Gefühl haben musst etwas würde fehlen.
      Was ich damit sagen will, ich möchte dich nur ermutigen diesen Brief deinem Therapeuten zu geben, auch mit der Bitte ihn eben nicht in deinem Beisein zu lesen und beim nächsten Mal evtl. zu besprechen.

      Ich persönlich habe damals häufiger viel aufgeschrieben und es dann mitgebracht, schlicht weil ich es sonst nicht in meinem Kopf behalten konnte und manchmal hat meine Thera sogar darum gebeten es behalten zu dürfen. Therapiekritik hat u. U. sogar mehr Bestand, wenn sich auch der Therapeut damit in Ruhe auseinandersetzen kann.

      lg ForgetMe
      I fought all through the night
      Oh oh, but I made it alive!
      The sun is starting to rise
      Oh, oh these are beautiful times!

      Owl City - Beautiful Times (feat. Lindsey Stirling)
      Hey du,

      vielen Dank für die Antwort. Ich denke eigentlich auch, dass meine Therapeutin es positiv auffassen wird.A aber ich glaube, dass es mit einem mal lesen nicht getan ist. Da sind sehr viele Informationen drin, die sie dann erstmal einordnen muss. Ich denke, dass das ein ziemlicher Mehraufwand ist, als wenn sie eine normale Sitzung vor- bzw nachbereiten würde. Und das möchte ich ihr eben nicht antun.
      Deshalb meine Verunsicherung. Und ich befürchte, dass sie das als zu fordernd empfinden wird.
      Ach, ich bin wirklich unentschlossen, andererseits bleibt mir wahrscheinlich auch nichts anderes, als es zu riskieren...
      hmmm...
      Hallo,

      was hältst Du von dem Gedanken, ihr diese Entscheidung zu überlassen?
      Das Du etwas aufgeschrieben hast, was sehr lang ist und Du es ihr gern am Ende der Stunde geben möchtest, ich denke das ich verbal doch hinzukriegen.
      So überlässt Du ihr, wann sie es liest, wie oft sie es selber lesen möchte und sich Gedanken darüber zu machen.
      Außerdem entgeht man so dem beschämenden Moment, ihre direkte Reaktion mitzubekommen und dabei zu sein.
      Es ist eben auch ein Teilschritt der Therapie, das man Verantwortung abgibt, dass man das lernt und ich finde die Entscheidung darüber sollte sie treffen.
      Nicht Du. Mehraufwand, Abrechnung im Vergleich zu einer Sitzung usw - alles das solltest und darfst Du ihr nicht abnehmen.
      Sie kann das selber entscheiden, Du bietest das an und guckst wie die Reaktion ist und darauf lässt Du Dich dann ein. Eben weil sie auch erwachsen ist und für sich selber sprechen wird.

      Alles Liebe, M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Hey du,


      ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, man zerdenkt sich vieles, möchte sich selbst nicht "zumuten" und möglichst leicht machen - aaaaber, großes "aber", gerade Therapeuten können sehr gut auf sich selbst aufpassen und sich behaupten.
      Weißt du, ich bin auch so jemand, der gerne und ausführlich schriftlich kommuniziert, vor allem bei empfindlichen Themen, daher kann ich deine Bedenken absolut nachvollziehen, aber ich denke, es geht hier wirklich darum, die Zügel aus der Hand und damit dem Gegenüber die Chance zu geben, selbst die Wahl zu treffen, was ihm zu viel ist und was nicht.

      Vielleicht freut sie sich sogar darüber, du machst dir schließlich Gedanken, arbeitest mit und wartest nicht, dass sie selbst darauf kommt, du zeigst Einsatz, demonstrierst, dass dir die Therapie nicht egal ist und du weiterkommen möchtest. Letztendlich kommen solche Mitteilungen ja ihrer Arbeit zugute und dem gemeinsamen Ziel: Es soll dir besser gehen. Welcher Therapeut möchte schon gerne erfolglos durch die Gegend therapieren? Man wünscht sich eine Besserung und da müssen einfach beide an einem Strang ziehen.

      Was die Reaktionen anbelangt: Bei mir war es bislang so, dass sie sich bedankten, für das Vertrauen und den Aufwand, den man betrieben hatte; anschließend wurde eben das Ganze besprochen. Das wars, alles halb so wild.

      Ich wünsche dir ganz viel Mut, du packst das. :thumbup:
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
      hey und danke an euch beide für eure antworten.
      ihr habt wahrscheinlich recht, ich mach mir auch einfach zu viele gedanken. und kann schwer meine perspektive verlassen.
      werde also vorher fragen ob sie bereit wäre es zu lesen. hatte eh nicht vor ihr das stumm in die hand zu drücken.

      vielen dank noch mal...
      Hey,

      ich kann mir nicht vorstellen, dass Therapeuten sich nie auf Sitzungen vorbereiten, bzw. diese nie nachbereiten. Ich glaube die Therapie besteht für den Therapeuten nicht nur aus den Minuten der jeweiligen Sitzung, da wird sicher - würde ich vermuten - auch Arbeitszeit für reserviert sein. Aber vielleicht kann dazu ja noch jemand etwas sagen, der sich da besser auskennt. Nur vielleicht hilft es Dir trotzdem das auch anzunehmen, dass es in Ordnung ist Zeit in Ansprich zu nehmen.

      Grüße,
      klirr
      @Vorbereitung/Nachbereitung: Also, ich weiß, dass sie manchmal auch viel telefonieren, um sich Infos einzuholen oder bei bestimmten Themen im Internet recherchieren. (Ich habe hier eine meiner Rechnungen, da ist das vermerkt.)


      Wenn du magst, erzähl mal, wie es gelaufen ist, das würde mich wirklich interessieren.
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
      hey,

      vielen dank! dass vor- und nachbereitung ein großteil der arbeitszeit ausmacht habe ich mir auch schon gedacht. ich weiß zb dass meine therapeutin in letzter zeit ab und zu meine psychiaterin anruft um absprachen zu machen, wenn es bei mir kritisch ist.
      morgen wird es zb auch ein treffen mit meiner therapeutin, meiner psychiaterin UND der oberärztin geben! davor habe ich große angst ehrlich gesagt. meine therapeutin nimmt sich extra zeit um in die psychiatrische instituts ambulanz zu fahren für diesen termin, dafür sollte ich eigentlich dankbar sein. das ist schwer akzeptable für mich, dass man für mich so viel zeit und mühe aufwendet (dass sie das natürlich nicht unbezahlt tun ist mir klar, trotzdem schwer annehmbar). deshalb ist es für mich umso schwerer ihr morgen auch noch einen 7 seiten langen brief in die hand zu drücken nach diesem termin...mal schauen ob ich es hinkriege oder verschiebe...
      Hi someone,

      der Mensch ist ja froh wenn er erfolge erzielt und deine Therapeutin kann ja wenn du ihr den Brief gibst besser arbeiten und dadurch bestimmt auch einen besseren Job machen und da sie dir besser helfen kann verspürt sie dann einen gewissen Erfolg und ist glücklich. Außerdem ist es in meinen Augen ein Vertrauensbeweis wenn du ihr den Brief gibst.
      Ich habe gestern mit einem Freund gesprochen der auch Therapeut ist und er sagte Briefe sind super weil es da sehr offen zu gehen kann, der Therapeut muss anschließend nur vorsichtig sein wie er was aus dem Brief anspricht denn es gibt ja einen Grund warum es ein Brief ist und nicht im Gespräch berichtet wurde. Aber es ist wohl ganz normale Praxis bei den Therapeuten, die sind das gewohnt und können damit auch umgehen.

      Meine Therapeutin sagt immer wenn es mir nicht gut geht soll ich ihr eine Mail schicken und naja sie hat schon einige bekommen. ;) Manchmal schreibt sie ziemlich zeitnah zurück und hat sogar einmal angerufen da musste ich so weinen weil sie wegen mir so viel arbeit hat. Sie sagte mir das ich mir deswegen keine Sorgen machen brauche, denn sie ist Profi und hat deswegen nicht mehr Arbeit im Gegenteil sie kann mich so viel besser verstehen und sie bedankt sich auch immer für die gute mitarbeit.

      Vielleicht konnte ich dir mit dem Post etwas helfen.

      Lieben Gruß,
      Benu.
      Wenn du genug gelitten hast,
      wirst du dich an den Punkt bringen,
      der alles verändert.

      buddhistische Erkenntniss
      hey,

      zu der briefübergabe kam es gar nicht, weil ich nach dem netzwerkgespräch im november wieder stationär aufgenommen wurde, was ich bis aktuell auch noch bin (und daher nicht im internet war). am montag werde ich entlassen und dann schaue ich brieftechnisch mal weiter, weil mittlerweile wieder so viel passiert ist, dass ich eh wieder einen neuen schreiben muss.

      einen entpannten start ins neue jahr an alle!
    • Benutzer online 1

      1 Besucher