3 sehr lange Jahre...

      3 sehr lange Jahre...

      Hallo,

      ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich hier im richtigen Bereich schreibe, ist sehr lange her, dass ich das letzte Mal wirklich etwas von mir geschrieben und nicht nur hin und wieder Beiträge gelesen habe...
      Wahrscheinlich wird mein Beitrag ziemlich lang, vielleicht etwas konfus und abschweifend, tut mir leid... Deswegen bedanke ich mich schon mal im Voraus bei denjenigen, die sich das wirklich durchlesen.
      Wo soll ich denn eigentlich anfangen?
      Seit einigen Monaten habe ich wieder sehr mit mir zu kämpfen und so sehr ich mich auch bemühe, da gibt es noch immer diese Tage an denen alles so sinnlos erscheint, ich daran denke meine Sachen zu packen und irgendwo hin zu fahren... Hauptsache weit genug weg von allem. Ein Neuanfang.
      Das sind wohl die "gesündesten" Gedanken.
      Seit bald 3 Jahren füge ich mir keine Verletzungen mehr zu, mein letzter Rausch ist über ein Jahr her und selbst mit dem Rauchen habe ich aufgehört.
      Ich habe mein Leben auf den Kopf gestellt, habe etwas an mir verändert, Verantwortung übernommen und darauf bin ich wirklich mehr als stolz, aber es gibt noch immer so vieles, das an mir nagt, das es mir so wahnsinnig schwer macht endlich nach vorne zu sehen und wieder mit dem Leben anzufangen statt einfach nur zu funktionieren.
      Keine Ahnung woran es liegt.
      Zuerst dachte ich, dass ich mit meiner Studienwahl komplett daneben gegriffen habe und mich das in ein Loch gestürzt hat. Ich habe mich damit abgefunden mir dieses Jahr deswegen keinen Stress zu machen, Vorlesungen nur zu besuchen, wenn es mich interessiert und ich mich dazu aufraffen kann, mich um die notwendigen Prüfungen zu kümmern und das funktioniert soweit auch ganz gut.
      Besser wurde dadurch aber natürlich gar nichts, im Gegenteil. So sinnlos und unfähig etwas auf die Reihe zu bekommen, habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
      Wieder das Gefühl flüchten zu müssen oder mich unter meiner Bettdecke zu vergraben.
      Dann war es Anfang Jänner und ich stützte noch tiefer in dieses Loch.
      3 Jahre zuvor wurden mir angedroht jegliche Unterstützung (Therapie usw.) zu verlieren und von zu Hause ausziehen zu müssen, da ich für alle nur mehr eine Belastung wäre.
      Wöchentliche Gespräche mit 5 Personen, denen ich unterschiedlich vertraute, - und Vertrauen für mich immer ein schwieriges Thema war - Vertrauensbrüche und keine Möglichkeit mit meiner damaligen Therapeutin einmal unter 4 Augen reden zu können, haben mich damals zu einem Menschen gemacht, der mir heute völlig fremd erscheint.
      Diese Gespräche dauerten fast ein halbes Jahr an und danach gab es noch zwei Einzelgespräche mit meiner Therapeutin (nach meiner "Besserung") in einem Abstand von mehreren Monaten, bis mir verkündet wurde, dass sie noch ein paar Monate da wäre, mich aber nach Ablauf einer Frist nicht mehr betreuen könnte.
      Eine Woche danach wurde ich angerufen, dass es doch ab diesem Tag nicht mehr möglich wäre. Selbst meine Psychiaterin und meine Betreuung waren innerhalb von wenigen Monaten danach nicht mehr zu meiner Unterstützung da.
      Ich war auf mich allein gestellt.
      Verletzt hatte ich mich unter dem Druck dieser wöchentlichen Gespräche schon lange nicht mehr und das ist auch heute irgendwo noch ein Grund es nicht zu tun - aus Angst ich könnte jemanden verlieren.
      Die ersten Monate habe ich damit verbracht mich fast täglich zu betrinken. So saß ich oft genug in der Schule und es gab auch Tage an denen ich am Schulweg noch ein bis zwei Bier hinuntergekippt habe, um mich innerlich zu betäuben.
      Nach Außen hin war ich noch immer diejenige, die alles im Griff hatte, Spaß am Leben, alles unter Kontrolle so wie man es immer von mir kannte.
      Irgendwann habe ich angefangen mich auch sexuell "auszuleben". Mehr als einmal in der Schule.
      Über ein Jahr ging es so bis ich eine junge Frau getroffen habe, die mir, ihr ganz unbewusst eine andere Seite zeigte.
      Ich trank weniger - bis auf ein paar Rückschläge -, hörte mit dem Rauchen auf und mir wurde bewusst, dass sie selbst dann an meiner Seite bleibt, als ich sie einmal betrogen hatte, weil ich dachte ihr zeigen zu müssen, dass sie mehr als mich verdient hatte. Ein Fehler, den ich heute zutiefst bereue und mir wünschen würde ihn irgendwie rückgängig machen zu können, selbst nachdem sie mir das schon längst verziehen hat und es keine Rolle mehr für sie spielt.
      Auf den Tag genau ein Jahr her, dass mir angedroht wurde jegliche Unterstützung und jeden Menschen in meinem Leben zu verlieren, wurde mir der Boden erneut unter den Füßen weggerissen.
      Nach kaum zwei Stunden Schlaf werde ich wach, diese junge Frau neben mir zittert und vorerst glaube ich, dass sie schlecht träumt und versuche sie zu beruhigen.
      Bis mir bewusst wurde, dass sie krampft, aus dem Bett fällt und sich verletzt wenn ich sie nicht irgendwie davon abhalte, sie bereits blau anläuft, weil sie durch den Krampf keine Luft mehr bekommt, dauerte es nicht lange und ich war hellwach.
      Wahrscheinlich der erste und bisher einzige epileptische Anfall seitdem.
      Ich dachte, dass ich sie verliere...
      Meine Eltern interessierte es nicht, weder wie es ihr ging, noch wie es mir ging. Zu dem Zeitpunkt war ich die größte Enttäuschung, da ich eine völlig "abnormale" Beziehung zu einer Frau führte und die Enttäuschung größer und stärker war als alles andere.
      Wieder musste ich damit alleine zurechtkommen, denn ich wollte für sie da sein, ihr die Angst nehmen, stark sein.
      Das war für mich der Punkt an dem ich gemerkt habe, dass ich endlich Verantwortung übernehmen muss. Nicht nur für mich selbst, sondern auch für die Menschen, die mir wichtig sind.
      Für mich sind das - obwohl jetzt 1-2 Jahre Abstand zwischen den beiden sind - noch immer Ereignisse, die viel zu oft in meinem Kopf auftauchen, mich noch tiefer in dieses Loch ziehen.
      Ersteres ist etwas das mich in meinem Denken, meinem Handeln und in meiner Persönlichkeit sehr stark einschränkt. Es wirkt sich auf meine Beziehung aus, auf Freundschaften (die ich eigentlich schon nicht mehr habe), auf den Wunsch endlich nach Vorne zu schauen und meinen Weg zu gehen.
      Für mich war es damals ein Grund mein restliches Leben nur mehr zu funktionieren, weil es für mich keinen Sinn mehr gab, weil ich nicht mehr anders wollte, weil mir meine eigene Zukunft völlig egal war und ich sowieso niemanden mehr hinter meine Mauern schauen lassen wollte.
      Wenn ich im Laufe dieser 3 Jahre so vieles verändern konnte, warum kann ich das nicht ändern? Warum kann ich nicht endlich diesen Schritt nach Vorne machen und wieder leben, wenn ich doch schon so nahe dran bin? Wenn ich in den 17 Monaten Beziehung mit einer wirklich wundervollen Frau schon wieder gelebt habe?

      Ich hoffe, dass ihr aus diesem Wirrwarr etwas herauslesen könnt.
      Tut mir leid, dass es doch ziemlich lang wurde.
      Danke an alle, die sich das durchlesen. Wirklich, danke.

      Alles Liebe,
      Eli
      Hallo Eli,

      leider hat bisher noch niemand etwas zu deinem Thread geschrieben, aber ich will ihn auch nicht unbeantwortet stehen lassen.

      blub schrieb:

      Wenn ich im Laufe dieser 3 Jahre so vieles verändern konnte, warum kann ich das nicht ändern? Warum kann ich nicht endlich diesen Schritt nach Vorne machen und wieder leben, wenn ich doch schon so nahe dran bin?
      Das ist für mich zentral. Ich versteh deine Gefühle, ich verstehe, dass du nach vorne schauen willst, alles negative hinter dir lassen, einfach leben willst. Ich frage mich dabei aber, ob du das nicht schon tust und es vielleicht nicht bemerkst?
      Nach dem, was du so schreibst, hast du in den letzten Jahren sehr viel durchgemacht und vor allem hast du sehr viel an dir gearbeitet und ganz viel geändert. Und das verdient wirklich Respekt. Wenn ich dich richtig verstehe, dann willst du jetzt endlich die Früchte deiner Arbeit ernten, willst einfach frei von dem Mist sein. Und sosehr ich das auch nachvollziehen kann: Es klappt meist leider nicht. Ich glaube, wenn man viel durchgemacht hat, dann prägt das einen und wirkt sich auf den Alltag aus. Und vielleicht wird ein Teil von dieser Schwere immer da sein, mal mehr, mal weniger. Die Frage ist daher, wie man ihn integrieren kann, damit man trotzdem ein glückliches und erfülltes Leben hat. Meine vielleicht etwas provokante Frage, ob du nicht vielleicht schon lebst ohne es zu bemerken war so gemeint: Oft sehen wir nur das Schlimme, das Negative. Ich will das auch nicht kleinreden, es ist da und tut weh und kann einem ganz viel kaputt machen. Aber meistens ist eben nicht nur das Schlechte da, sondern auch das Schöne. Vielleicht würde es dir helfen, mal alles, wa bei dir gerade schön und lebenswert ist einfach mal aufzuschreiben? Jeden Tag, vielleicht vor dem schlafen gehen, kurz überlegen, was an dem Tag gut war - und wenn es nur eine klitzekleine Kleinigkeit war - und das dann aufschreiben. Mir hilft das, denn dann sehe ich, dass das Leben eben nicht an mir vorbeizieht, sondern dass sie auch da sind, die schönen Dinge. Dass ich sie aber auch wahrnehmen muss.

      Und dann habe ich bei deinen Fragen das Gefühl, als würdest du deine Probleme als persönliche Schwäche betrachten, als einen Mangel. Und das ist garantiert nicht so. Ich nehme an, dass du Depressionen hast, da du das in diesem Unterforum gepostet hast. Depressionen sind eine Krankheit, nichts, was man durch Willensstärke einfach beseitigen kann. Vielleicht wäre jetzt der Zeitpunkt, Hilfe mit an Bord zu holen? Auch wenn das bei deiner letzten Therapie vor 3 Jahren echt blöd gelaufen ist: Mittlerweile bist du erwachsen und kannst aus freien Stücken zu einem Therapeuten gehen - oder eben auch nicht. Du kannst entscheiden, mit welchem Therapeuten du gut auskommst, mit wem du dir eine Therapie vorstellen könntest. Wäre das eine Idee? Da du studierst: An fast allen Hochschulen gibt es mittlerweile auch eine psychologische Beratungsstelle. Vielleicht magst du da mal hingehen? Vielleicht könntest du mit dem Psychologen dort gemeinsam überlegen, wie man dir jetzt helfen könnte - auch was z.B. dein Studium angeht, mit dem du unzufrieden bist, wenn ich dich recht verstanden habe?
      Und dann gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, sich durch Medikamente unterstützen zu lassen. Hast du mal mit einem Arzt darüber gesprochen? Ich rate da, zu einem Psychiater zu gehen, Hausärzte verschreiben zwar auch oft Psychopharmaka, aber der Facharzt kennt sich dann doch oft besser aus und hat mehr Erfahrungswerte.

      Tja, das mal soweit von mir, ich fürchte, es ist auch ein bisschen wirr geworden, aber vielleicht kannst du ja dennoch etwas damit anfangen.

      Liebe Grüße,
      Fylgja.