Zwischen Klinik, Schule und Depression

      Zwischen Klinik, Schule und Depression

      evtl. TRIGGERWARNUNG!


      Hallo zusammen,

      ich weiß nicht wo ich anfangen soll und ob das Thema wirklich hier hin gehört.
      Ich war 10 Wochen in einer Klinik wegen einer Überdosis Medikamente. Vorher war ich schon 1 Jahr ambulant in Therapie wegen einer Essstörung.
      In der Klinik ging es mir (zumindest die letzten Wochen) wirklich besser. Hätte ich zu Beginn nicht erwartet und ich konnte sogar mit Genuss essen, dieses Gefühl kannte ich schon gar nicht mehr!
      Doch jetzt 4 Wochen später: alles zurück zum Anfang und noch mehr... Ich muss nun in der Schule alle Arbeiten nachholen und das Abitur alleine nachschreiben, aber mir fehlt schon wieder der Antrieb dafür. Das Fastnacht Wochenende habe ich zuhause verbracht, selbst feiern zu gehen macht mir keinen Spaß mehr. Dazu muss gesagt werden, dass ich mir nie eine Party entgehen lassen...normalerweise. Ich gehe im Unterricht raus um auf dem Klo heimlich heulen zu gehen, meine Arme und Bauch gleichen einem Schlachtfeld, das jeden Tag einen neuen Kampf gegen mich selbst aushalten muss. Ich wache weinend auf und schlafe mit Tränen ein, wenn ich überhaupt schlafe...Medis schaffen es nicht mich schlafen zu lassen. Ich vermisse die Klinik! Ich konnte schlafen, essen, erkennen warum man das Leben sogar schön finden kann! Und im Moment kämpfe ich damit jeden Tag irgendwie rumzubekommen! Ich schaffe mit allerletzter Kraft und Koffeintabletten die Schule zu überstehen, Sozialkontakte leiden mehr denn je und die Schn*tte werden jeden Tag mehr und tiefer. Wie soll das weitergehen? Wie soll ich ohne Spaß am Leben weiterkämpfen? Ich schaffe es nicht und doch muss ich Tag für Tag funktionieren und wenn nicht, dann muss es zumindest nach außen so wirken... Zurück in die Klinik? Meine Eltern würden es nicht verstehen, ich wäre glaube ich echt unten durch.... Zeit sich in den Schlaf zu heulen...wenn jemand einen guten Rat hat, dann immer her damit!

      Schonmal Danke fürs durchlesen!!!!!

      Little Muffin
      Sky is the limit!
      ...doch wer weiß wo der Himmel beginnt?
      Hey du,

      das klingt ja wirklich alles andere als gut :( Einen wirklich guten Rat kann ich dir spontan nicht geben, aber ich möchte es wenigstens versuchen.

      Kannst du für dich ausmachen, was der Grund für das Weinen ist? Was genau macht dich so traurig, wütend oder verzweifelt?
      Ein bisschen klingt es, als sei das Abitur im Moment etwas, dass dich (verständlicherweise, wenn du alles auf einmal nachholen musst) ziemlich überfordert. Bist du jetzt im letzten Jahr? Auch wenn es sicher kein schönes Gefühl ist, aber 10 Wochen nach holen zu müssen plus psychisch angeschlagen zu sein, wären ein nachvollziehbarer Grund ein bisschen auszusetzen und ein Jahr später Abi zu machen. Ich weiß nicht, ob das für dich in Frage kommt, wenn du jetzt "nur noch" ein paar Monate bis zum Abschluss hast und vielleciht schon was für danach geplant hast, kann cih auch sehr gut verstehen, wenn du es jetzt einfach nur durchziehen willst. Gibt es einen vernünftigen Vertrauenslehrer an deiner Schule oder einen, mit dem du gut klar kommst? Dann könntest du deine Situation erklären und vielleicht einen Rat bekommen, wie du am besten mit den vielen Klausuren umgehen kannst. Oder auch, wie es- solltest du ein Jahr warten- möglich wäre, deine Leistungen bisher anzuerkennen.

      Als ich im Sommer erstes Staatsexamen hatte, ging es mir die Monate vorher auch ziemlich mies und die Essstörung hatte mich in der Zeit quasi voll im Griff und ich ich habe mich dauerhaft überfordert gefühlt. Ich wollte es aber unbedingt durchziehen, da ich nicht im nächsten Jahr wieder ganz von vorne mit dem Lernen anfangen wollte. Mir hat es geholfen, für einen Moment zu akzeptieren, dass es so ist, und jeden Gedanken darüber zu unterdrücken.
      Kennst du diese Imaginationsübung, bei der man sich ganz bildlich vorstellt, belastende Gedanken oder Emotionen in eine Truhe zu stecken, abzuschließen, die Truhe in einen Raum zu stellen, abzuschließen (evtl noch mehr Sicherungen einbauen) und einen Wächter davor zu stellen. Dazu habe ich mir gesagt, noch 8 Wochen/6 Wochen/...etc. dann kann ich mich damit beschäftigen, dann kann ich mich ganz in Ruhe mit all den Dingen auseinandersetzen, aber bis dahin ist Ruhe.
      Die ES habe ich in der Zeit weitesgehend ausgelebt, weil ich neben dem Lernen keine Kraft mehr hatte, dagegen anzukämpfen, aber das habe ich (jedenfalls sage ich mir das^^) bewusst so entschieden. Das war alles andere als eine schöne Zeit und im Nachhinein habe ich da furchtbare Erinnerungen dran, aber damals habe ich das nicht so gemerkt, weil ich jeden Tag zombihaft ohne Nachdenken einzeln rumgekriegt habe.

      Das ist selbstverständlich keine Lösung auf Dauer!!! Nur, um ein paar wichtige Monate zu überbrücken, bis zum Abitur.
      Dein svv klingt allerdings schon ziemlich gefährlich und ich weiß natürlich nicht, wie es mit deiner ES aussieht (meine war keinesfalls lebensbedrohlich). Da musst du vorsichtig sein, auch wenn du bis zum Abi nicht aktiv dagegen ankämpfen kannst, setze dir ganz bewusst Grenzen ("Schneiden okay, aber NICHT gefährlich tief etc." "Hungern/Kotzen/was-auch-immer okay, aber eine Mindestmenge wird aufgenommen").

      Langfristig musst du natürlich anders klar kommen, aber dann hättest du einen Stressfaktor weniger.
      Bist du noch in Therapie? Ist es möglich, noch ein paar ambulante Gespräche in der Klinik zu bekommen (meistens geht das)?
      Da solltest du auf jeden Fall ansprechen, dass du die Dinge aus der Klinik zu Hause (noch) nicht umsetzen kannst, um eine Lösung dafür zu finden.


      Ich hoffe, es ist was brauchbares für dich dabei und wünsche dir ganz, ganz viel Kraft!

      Granul
      It is possible to commit no error and still lose. That is not a weakness... that is life. (Jean-Luc Picard)
      Hallo Muffin,

      ich persönlich hab die Erfahrung gemacht, dass es nach so einem Klinikaufenthalt enorm wichtig ist, dass man in einer ambulanten Therapie aufgefangen wird. Die erste Zeit nach der Klinik ist in gewisser Weise oft schwerer, als der eigentliche Klinikaufenthalt. Dort wird ja auch viel im Inneren aufgewühlt und das sind oft Dinge, die man unmöglich alle in der verbleibenden Klinikzeit aufarbeiten kann.
      Nach meinem 2. Klinikaufenthalt war das ziemlich extrem und ich fand nicht so schnell einen Theraplatz. Hat 2 Monate gedauert und in der Zeit bin ich wieder mächtig abgestürzt.
      Die Umstellung vom Klinikalltag in den Alltag "da draußen" ist an sich schon sehr hart!
      Und dann steht man oft noch mit aufgewühltem, belastendem Zeug ganz alleine da.

      Versteh mich nicht falsch, ich halte das schon für sehr sinnvoll. Aber ich finde es eben echt total wichtig, dass man danach möglichst nahtlos ambulant weiter machen kann.

      Machst Du denn zurzeit ambulante Thera?


      LG,

      Chrissie
      "I need a new Direction
      Cause I have lost my Way"

      - "End of all Days" / 30 Seconds to Mars -

      Skills - Gründe gegen SVV - W*ndversorgung - Panikattacken - Stabilisierungstechniken - Schlafstörungen - Wehren durch Anzeige - Umfragen - Regeln
      Hey Chrissie,

      danke für deine Antwort! Habe alle 2 Wochen Psychotherapeutische Gruppe. Es macht mir auch echt Spaß, aber ob es wirklich die beste Lösung war weiß ich nicht.

      Ich fühle mich komplett überfordert aus den 10 Wochen "heile Welt" mitten in die Abivorbereitungen geschmissen zu werden. Ich hätte mehr Zeit gebraucht, aber weiß auch nicht mit wem ich darüber reden soll...

      Liebe Grüße
      Kleiner überfordert er Muffin :D
      Sky is the limit!
      ...doch wer weiß wo der Himmel beginnt?
      In solchen Fällen gibt es die Möglichkeit der Wiedereingliederung. Da fängt man z.B. ganz langsam an zu arbeiten, mit ein paar Std. wöchentlich für den Anfang und das wird dann nach und nach gesteigert. Und man kann einen Betreuer bekommen und noch irgendwas, weiß es nicht soo genau, hab das noch nie gemacht.
      Leider gibt es aber Situationen, z.B. ausbildungsbedingte Umstände, wo das sehr problematisch wird.
      Da muss man sich dann echt überlegen, traut man sich das zu, will man es versuchen, was wenn es dann nicht klappt, wäre es vielleicht besser, gleich zu sagen, ich setze eine gewisse Zeit (so wie es halt in die Ausbildungssituation passt) aus und kümmere mich erstmal anständig um meine Gesundheit und Stabilität. Das ist manchmal besser, als sich da instabil und völlig überfordert durchzuwurschteln. Wenn das dann überhaupt klappt.

      Ich kann aber natürlich absolut nicht beurteilen, wie das in Deinem Fall aussieht, das war ganz allgemein gesprochen.

      Was aber vielleicht gut wäre, wäre ein engmaschigere Therapie und vor allem Einzelsitzungen. Gruppe ist ja schön und gut und ist in vielen Fällen die bessere Wahl, manchmal auch vorübergehend. Das ist bestimmt auch grad nicht verkehrt für Dich.
      Aber wenn Du grad so schlecht klar kommst, würde ich an Deiner Stelle mal mit jemanden, der Dich und die ganze Situation gut kennt und dem Du vertraust darüber reden, wie es momentan bei Dir läuft und dass Du mehr Hilfe brauchst.
      "I need a new Direction
      Cause I have lost my Way"

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