Gaur

      Mein Innerstes schreit auf vor Schmerz
      Der wie ein Stich mir wieder fährt ins Herz
      Und in tausend roten Perlen explodiert
      Von denen eine jede von dem Horror zeugt
      Der mein Ich seit langem nun schon beugt
      Es zu zerbrechen sucht
      Und es ständig laut dabei verflucht
      Gequält es biegt und windet sich
      Leidet Höllenqualen fürchterlich
      Will sich aber nicht ergeben
      doch weiß ein Ziel gleichwohl nicht anzustreben
      sollte dieses Ich nun weitre Qualen meiden,
      es geschehen lassend aufzuhören weiter noch zu leiden?
      oder soll bewundert werden dieser Kampfesmut
      in ungezielter Überlebenswut?
      Er einsam auf der Brücke steht
      Der Kapitän, dem so heftig Sturm um seine Nase weht
      Morgens früh er dort schon wacht
      Bis tief hinein in späte Nacht
      Den Horizont hat er im Blick
      In der Ferne liegt sein Glück
      Sorgsam achtend auf den Wellenschlag
      Hat verbracht er so schon manchen Tag
      Hastig heißt es Nahrung fassen
      Nichts will er verpassen
      Auf großer Fahrt er fährt
      Die Reise nun schon Jahre währt
      Ihn stört nicht ihre Dauer
      Nimmermüde liegt er auf der Lauer
      Sein Prinzip ist die Beharrlichkeit
      Die im Leben brachte ihn soweit
      Geschnitzt ist er aus hartem Holz
      Der Gedanke füllt ihn an mit Stolz
      Sein Schiff ist riesengroß
      Doch irgendetwas stört – was ist es bloß?
      Auf den Uferfelsen rostzerfressen liegt der Kahn
      Den der Alte fährt in seinem Wahn
      Achtung, Trigger
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      Der Seelenschm*rz hat wieder mal gesiegt
      Erfolgreich habe meinen Körper ich bekriegt
      Minute um Minute konnte ich es noch verschieben
      Wähnte schließlich ich den Druck vertrieben
      Und vorüber dieses Mal den Kelch gegangen
      Doch war in alten Mechanismen wie immer zu sehr noch gefangen
      Mit Entsetzen zu sah ich der Glut,
      die in meiner gegen mich gelenkten Wut
      aufs Neue Haut zerstörte
      was mich schamvoll tief verstörte
      Pervers und ungeheuer abartig
      So erscheint mir dieser Kick
      Erschreckend und so unbegreiflich
      Was da in mein Handeln einst sich schlich
      Doch was viel schlimmer ist
      Und des Normalen letzten Rest noch frisst,
      Ist, dass diese Untat schafft,
      was verwehrt bleibt meiner ganzen Geisteskraft:
      wenn auch für Minuten nur
      ist sie allein die Kur
      die mir Druck und Seelenschm*rz verringern kann
      die mir Selbstbestimmung, die zuvor mir aus den Fingern rann,
      für den Moment zurückverleiht
      obwohl – oder gerade weil – vor Schm*rzen laut mein Körper schreit
      dieser Schm*rz ist selbstgemacht
      und wird machtbewußt von mir verlacht
      Hier beweis ich Einfluss und Kontrolle
      Die ansonsten längst verloren sind in meiner Krankenrolle
      Aufgrund dessen packt mich nun auf mich selbst ein großer Hass
      Werd ich feuerrot und leichenblass
      Wohin bin ich nur gekommen
      Denke ich vernichtet ganz benommen,
      dass ich aus mir eine solche „Lösung“ wähle,
      mich Mal auf Mal mit Schm*rzen spurenlegend quäle
      mich mache zum Gespött der eigenen Gedanken,
      die mir niemals werden das verzeihen?
      Vor Selbsthass und vor Wut auf mich könnt lebenslang ich nur noch schreien!!
      Sonne, Mond und Sterne
      Schweift mein Geist in weite Ferne
      Lösend sich vom Alltagskleid
      Das kaum verhüllt das jahrelange Leid
      Erlösung sucht er dort
      Im Nirgendwo den einen Ort
      Den anzustreben es sich lohnt
      An dem die Seele wird verschont
      Von all der bösen Pein
      Die bestimmt im hier ihr Sein
      Schweifend suchend jahrelang
      Immer größer wird der Drang
      Den einen Ort zu finden
      Rapide meine Kräfte schwinden
      Doch verborgen bleibt der eine Ort
      Unerbittlich weiter geht der Seelenmord
      Mein Geist, blick der Wahrheit ins Gesicht
      Es gibt kein Shangri-La, der Traum zerbricht
      Jede Hoffnung, die der Traum noch bot
      Ist toter noch als tot
      So wird das Leben weitergehen
      Bleibt das Leid bestehen
      Wie tausend Tage schon zuvor
      In denen irgendwann auch der letzte Rest von Glück erfror
      Das Grauen in dir drin - es hält sich gut versteckt
      Doch längst es hat dein Blut geleckt
      Den letzten Angriff es bereitet vor
      Was bist du ahnungslos, du armer Tor
      Es wird vernichten dich
      Brutal und fürchterlich
      Quälen wird es dich vorab
      Halten marternd dich auf Trab
      Doch fliehen kannst du nicht
      Unerträglich sein Gewicht
      Du wirst zu Boden gehen
      Und nichts dabei verstehen