"Ich muss mal kurz innerlich ausrasten.."

      "Ich muss mal kurz innerlich ausrasten.."

      Hallo ihr Lieben!

      Ich würde hier gerne eine Situation beschreiben, die mir so passiert ist und wüsste gerne, wie ihr mit sowas umgeht. Dazu muss ich vielleicht sagen, dass ich eigentlich recht stabil bin. Ich stehe im Leben, ich bekomme das Meiste gut auf die Reihe, nehme keine Medikamente mehr. Aber die Stimmungsschwankungen bestehen dennoch. Solange ich alleine bin ist das nicht sooo schlimm, denn inzwischen kann ich das meist akzeptieren und damit umgehen. Schwierig wird es allerdings, wenn ich dabei unter Menschen bin.

      Hier die Situation:
      Ich bin mit einem guten Bekannten bzw. Freund (ach ich weiß auch nicht wo man da die Grenze ziehen soll) unterwegs. Wir machen einen Ausflug. Am Morgen schon ging es mir nicht gut und ich merkte, dass ich sehr labil und etwas depressiv drauf war. Aber davon will ich mir nichts mehr versauen lassen und oft ist es auch so, dass wenn man dann was unternimmt, es gut tut, mir dann besser geht. Ich will nicht mehr wegen sowas absagen. Also hab ichs durchgezogen. Allerdings hat mir mein Kopf keine Ruhe gelassen. Ich hatte Angst (vielleicht auch wegen den mal wieder starken Bauchschmerzen, manche von euch wissen das vielleicht, ich hab ja starke Probleme mit meinem Darm) und war unsicher, irgendwie labil, schwach, empfindlich, depressiv.. Zwischendurch hab ich dann einfach gemerkt, dass ich mich kaum beherrschen kann, dass die Gefühle raus wollen, dass ich irgendwas tun MUSS, um damit zurecht zu kommen in dem Moment. Da war so ein Schwall von Angst, Traurigkeit, Wut, Unsicherheit, Verzweiflung... Ganz viel Emotion.
      Ich hab dann vorgeschlagen ne Pause zu machen, sich ins Gras zu setzen. Das haben wir dann auch getan und ich hab versucht innerlich zur Ruhe zu kommen. Leider ging das kaum und irgendwann war ich an dem Punkt, dass ich gemerkt habe, dass es so nicht geht und was passieren muss. Ich hab ihm dann gesagt, dass mein Kopf mich gerad sehr "nerv" und nicht in Ruhe lässt und ich mal kurz innerlich ausrasten muss. Er hat dazu nicht viel gesagt und ich hab mich dann ins Gras auf den Bauch gelegt und mein Gesicht in meinen Pulli gedrückt oder so. Und dann hab ich die Emotionen einfach raus gelassen. Ich hab geheult (lautlos, weil das muss er ja nicht merken), es hat mich geschüttelt, mein Körper hat gezuckt, sich verkrampft, entkrampft.. keine Ahnung, er hat verrückt gespielt, aber ich hab die Emotionen mehr oder weniger frei gelassen, so weit das eben möglichst leise und unauffällig geht. Danach ging es mir emotional viel besser und der Tag konnte weiter gehen. Er hat dazu auch nicht viel gesagt. Ich hab mir das Gesicht trocken gewischt und bin dann aufgestanden und der Tag ging weiter. Gegen Abend kam dann auch noch ein Stimmungsumschwung zum positiven. Ohne Grund, einfach so aus dem Nichts. Ich hab das dann einfach gerne angenommen.
      Ich finde dieser Umgang mit Stimmungsschwankungen ist auf jeden Fall besser als früher. Und ich denke ich hab das ganz gut gelöst, denn diese Gefühle mussten raus, sie haben mich erstickt.
      Was mein Bekannter/Freund nun davon denkt.. naja.. keine Ahnung. Aber er hat sich danach nicht anders als sonst verhalten. Ich denke also es hat ihn vielleicht verwundert, aber nicht geschockt und es war okay.

      Aber wie geht ihr damit um? Lasst ihr die Gefühle offen raus? Unterdrückt ihr sie? Habt ihr vielleicht eine gute Variante für euch gefunden?

      Ich finde es ist so besser als sich heimlich zu verletzen um runter zu kommen. :thumbsup: Ich will mich nicht heimlich kratzen oder meine Haut sonstwie verletzen, denn das kann auch auffallen und ist destruktiv. Am Ende würde ich mich darüber ärgern.
      Der nächste Schritt wäre vielleicht, Freunden zu sagen, dass ich voller Gefühle bin und mich trösten zu lassen. Mich umarmen lassen und dann weinen. Könnt ihr das? Ich fände das ganz toll, wenn Jemand von euch sowas kann!
      Bin sehr gespannt, was ihr dazu berichten könnt!

      Danke schonmal fürs Lesen!

      Liebe Grüße

      Grottenolm <3
      hallo Grottenolm

      Also wen es mir mahl so richtig schlecht geht dann geh ich irgend wo hin wo ich ungestört bin und lass alle Gefühle raus schrei,weine und schlag auf etwas ein zum Beispiel meine Tasche oder eine zusammen geknäulte Jacke.
      Hauptsache ist das du dich danach besser fühlst. Was ich auch sehr gerne
      mache ist eine Stressball in die Tasche, wen man grad einfach nichts findet wo man seine Gefühle "abladen" kann, kann man dann den ball zerknautschen
      und drücken das hilft mir wirklich gut. Probier's mahl aus vielleicht hilft es dir ja auch.

      Liebe Grüße Floret
      Genau in dem Moment,
      als die Raupe dachte die Welt geht unter
      wurde sie zum Schmetterling

      Peter Banary
      Hallo Floret,

      danke für deine Antwort. Was sagst du denn dann deiner Begleitung, wenn du mal eben irgendwohin verschwindest? Wenn ich alleine bin, kann ich mich ja meist gut zurück ziehen. Das kommt nur etwas seltsam rüber, wenn man einfach mal verschwindet, obwohl man eben Gesellschaft hat. So war das ja auch in meiner Situation, da hätte ich ja schlecht einfach irgendwohin gehen können, ohne Begründung (mal davon abgesehen, dass da kein Ort war, an dem ich hätte schreien können..). Das war ja genau meine Frage, was tut ihr, wenn ihr euch nicht so einfach zurückziehen könnt? Oder geht ihr einfach weg? Was sagen eure Freunde dazu?

      Das mit dem Stressball habe ich schon oft probiert, bringt mir aber nichts. Ich kann durch das Drücken des Balls keine Gefühle rauslassen..

      Liebe Grüße

      Grottenolm
      ich sag immer das ich mahl kurz auf die Toilette musste wen die Person die bei mir ist nichts von dem ganzen weis.
      ist es aber ein Freund/din die bescheid was sag ich meisten einfach das ich kurz meine Ruhe brauch. Sie verstehen das dann auch und lassen mich kurz alleine. Am besten fühl ich mich immer wen ich mit meiner besten Freundin einfach meine Gefühle rausheulen(sie muss dann auch immer weinen wen ich wein)konnte, allerdings mach ich das nur bei ihr bei anderen schäm ich mich dann immer total.

      nochmal schöne Grüße ^^

      Floret
      Genau in dem Moment,
      als die Raupe dachte die Welt geht unter
      wurde sie zum Schmetterling

      Peter Banary

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Floret“ ()

      Hallo Grottenolm,

      ich finde es bewundernswert, dass du dazu in der Lage bist, deine Gefühle auf diese Art rauszulassen! So weit bin ich noch lange nicht. Gestern war wirklich ein Sch...tag und mir war so oft nach heulen, aber ich konnte (durfte) nicht, weil ich (trotz dem ich allein unterwegs war) Angst hatte, dass jemand es mitbekommt und mich dann komisch anschaut oder so. Leider habe ich seitdem ziemlichen Druck =/

      Sich in den Arm nehmen und trösten lassen wäre sicher die Königsdisziplin, täte aber wahrscheinlich auch unheimlich gut. Aber dafür muss man auch mit jemandem unterwegs sein, der einem Nahe genug steht, denn man möchte sich ja auch verstanden fühlen. Ansonsten versuche ich, die Situation einfach "auszuhalten" und mich daran zu klammern, dass ich ja bald zuhause bin und mich dann um meine Gefühle kümmern kann. Allerdings führt das leider wie gesagt dazu, dass ich ziemlichen Druck habe, ist also nicht wirklich eine Lösung...

      lg Nunki
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Ich habe festgestellt, dass es Spaziergang über den Friedhof sehr hilfreich ist. Wenn man dort weint, wird man nicht schräg angeschaut, deswegen lasse ich dort manchmal die Tränchen kommen.. Aber wenn man auch da in Gesellschaft ist, geht das natürlich auch nicht.. Zu sagen, dass man kurz auf die Toilette muss ist natürlich ne Möglichkeit, auch wenn man die Leute dann anlügen muss..

      Lg
      Hallo du,

      also zuerst will ich mal sagen, dass ich es bewundernswert finde, wie du mit der Sach umgehst. Merkst du, wie weit du schon bist? Selbst in der Situation, die du eingangs beschreibst, bist du noch so reflektiert, dass du merkst, was du brauchst. Und dann handelst du so, dass du weder dir noch anderen Schaden zufügst. Das ist echt große Klasse. Natürlich verstehe ich, dass du das noch besser handhaben willst. Aber du solltest auch anerkennen, wie weit du schon gekommen bist.
      Ich zum Beispiel haue dann oft ab. Das ist dann oft so, dass ich den Leuten sage, dass es mir nicht gut geht und ich bin dann ziemlich schnell weg. Dann gehe ich heim und heule da in Ruhe/raste da aus. Das finde ich aber nicht gut, weil es zu einer Vermeidungshaltung führt und ich so auf Dauer nicht lerne, mit den Gefühlen klarzukommen. Daher hilft mir auch der Gang zur Toilette: Hände/Gesicht eiskalt waschen, sich aufs Atmen konzentrieren, in den Spiegel lächeln (in der Hoffnung, dass sich das Lächeln auf meine Stimmung überträgt). Da finde ich dann auch eine Notlüge ok. Außerdem ist es ja keine richtige Lüge, wenn du sagst, dass du auf die Toilette musst. Du musst halt auf die Toilette, um kurz Ruhe zu haben und nicht um aufs Klo zu gehen. :wink:
      Bei mir nahestehnden Leuten versuche ich dann aber schon manchmal, was zu sagen. Man muss ja nicht genau sagen, was los ist. Also es reicht manchmal schon ein "mir gehts nicht so gut/ich bin genervt/wütend..." Leute, die mich gut kennen, wissen, dass ich manchmal Probleme mit Emotionen hab - das setzt natürlich voraus, dass man es ihnen in guten Phasen auch mal erklärt. Mir nimmt manchmal allein das schon den Druck, dass ich es jemandem sage, dass es mir schlecht geht.
      Wiederum kann es aber auch sein, dass es besser ist, es für mich zu behalten um das Thema nicht noch größer zu machen und sich stattdessen abzulenken. Je nach dem, mit wem man wozu unterwegs ist, kann man ja spontan vorschlagen, irgendwas zu machen. Manchmal hilft mir Bewegung, um die Energie loszuwerden, dann schlage ich z.B. vor, irgendwo hin zu gehen. Zu einer Eisdiele oder einer Buchhandlung oder was weiß ich... Manchmal klappt das Ablenke auch besser, wenn ich mir selber sage: Wenn du nachher alleine bist, kannst du dich ins Bett legen und drei Stunden lang heulen. Ich verspreche mir also, dass die Gefühle raus drüfen, nur eben nicht jetzt. Und oft ist es dann später gar nicht mehr nötig, weil die Zeit mit den Freunden dann doch gut getan hat.
      Mehr fällt mir da auch nicht ein. Wie gesagt, ich fliehe oft noch aus diesen Situationen, will das aber auch ändern.

      Ach und noch was: Es ist echt Klasse, dass du dich in depressiven Phasen nicht verkriechst, sondern raus gehst. Ich weiß, wie wichtig das ist und auch, wie viel Kraft das kostet.

      Liebe Grüße,
      Fylgja.
      Liebe Fylgja,

      danke für deine Antwort. Du hast Recht, ich sollte öfter mal anerkennen, was ich schon geschafft habe. Ich hetze immer schon zum nächsten Ziel, gehe das nächste Problem an, sodass ich den vorherigen Erfolg gar nicht so sehr auskoste..
      Danke auf jeden Fall für deine Erfahrungen. Ich finde das immer spannend zu hören, wie andere Menschen mit solchen Problemen umgehen.
      Wenn ich so darüber nachdenke merke ich, dass ich ungern sage, dass es mir schlecht geht, denn das sind die Leute doch inzwischen schon von mir gewöhnt (aufs körperliche bezogen jedenfalls). Die Leute sind genervt, weil sie das Gefühl haben, dass es mir immer schlecht geht. Ich hab auch fast jeden Tag Schmerzen, das stimmt. Aber hören will das Niemand mehr. Und da ist es egal, ob es mir körperlich oder psychisch schlecht geht. Irgendwann ists zu viel. Mein Ex zum Beispiel. Der meinte daran wäre die Beziehung gescheitert. Weil ich dauernd krank gewesen wäre und er mir nicht hätte helfen können. Und weil ich mich nicht genug bemüht habe, dass es mir besser geht.. Naja dazu sage ich mal besser nichts.. Menschen wollen das nicht hören. Die meisten jedenfalls nicht. Daher muss man echt gut überlegen, wem man was sagt und wem man was verschweigt.

      Das mit dem sich bewegen oder den Gefühlsausbruch verschieben und sich mit Aktivitäten ablenken ist gar nicht so schlecht ;) Werde das im Auge behalten!

      Danke für dein Lob. Ich gebe mir Mühe! Wobei mir dieses Mühe geben schon fast zum Verhängnis wird, da ich da sehr viel Energie reinstecke, ehrgeizig bin, zu sehr fokussiert darauf alles richtig zu machen.. Das sorgt für viel Anspannung im Körper und zwar wirklich körperliche Anspannung.. Und genau diese sorgt womöglich für meine Schmerzen. Ich versuche mit mehr Gelassenheit an Dinge heran zu gehen :) Leicht gesagt, schwer umgesetzt ^^

      Liebe Grüße

      Grottenolm