Es meiner Mama sagen

      Es meiner Mama sagen

      Hallo ihr,

      außer meinem Mann weiß niemand von meinen Problemen. Da sie sich erst gezeigt haben, nachdem ich schon nicht mehr zuhause gewohnt habe, haben also auch meine Eltern absolut nichts mitbekommen. Ich würde ihnen gerne sagen, wie es mir geht, bzw. dass ich eine Therapie mache. Vorallem meiner Mama (meine Eltern sind geschieden).
      Nicht nur, weil ich mehrere 100 km weit weg wohne, kommt ein persönliches Gespräch (kurzfristig) nicht in Frage. Ich kann über die Sachen schlecht reden, selbst mit meinem Mann nicht. Ein Brief also. Ich habe bereits einen verfasst, und seit Tagen schleiche ich drumrum. Ich habe ihn schon abgetippt und etwas angewandelt, so dass er mir gerade ganz gut gefällt. Sagt nicht zu viel, ist aber ein Anfang. Ich habe ihn sogar schon ins Textfeld bei WhatsApp eingetragen (und schon gefühlte hundert mal wieder gelöscht), aber ich traue mich nicht, ihn wegzuschicken.
      Ich bräuchte ein paar gute Erfahrungen, ein bisschen Mut und einen Tritt in den Hintern. Ich will, ich muss das angehen. Damit ich bestimmte Fragen stellen kann, und weil ich im Sommer meine Eltern besuchen fahre und viel mit meiner Mama unternehmen werde. Da habe ich schlichtweg keinen Bock auf lange Klamotten bei Sonnenschein. Eine Frage der Zeit also nur. Und macht es einen Unterschied, ob ich es heute oder in einem Monat mache? Ich habe immer Angst, egal ob jetzt oder in ein paar Wochen. Ich versuche, mir selbst Mut zuzusprechen, das klappt aber nur bedingt...

      lg Nunki
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      hallo nunki

      also erstmal ist der gedanke, es ihnen sagen zu wollen, schonmal super und ein großer schritt finde ich

      du könntest dir vielleicht überlegen, was passiert wenn deine mutter den brief liest
      was das schlimmste wäre was sie tut/denkt
      und was das beste wäre. das sie mit dir redet, für dich da ist usw...

      vielleicht könnte das dir helfen?

      hast du mit deiner/deinem therapeutin/therapuet darüber mal geredet?


      das waren jetzt meine gedanken dazu...nciht grade hilfreich tut mir leid
      würde nur denken, es wäre für dich ein gutes erlebnis, es geschafft zu haben dich zu öffnen


      liebe grüße
      isaria
      everything happens for a reason
      egal wie sinnlos-nichts ist umsonst
      Danke Isaria für deine Antwort. Mit meiner Therapeutin habe ich das Thema letztes Jahr sehr intensiv besprochen (wann, wie, wem ich was erzählen möchte), aber momentan sind andere Dinge in der Thera vorrangig. Sie ist aber dafür, meine Eltern einzuweihen, weil ich es für mich als sehr wichtig erachte.

      Das Beste wäre natürlich, wenn ich mit ihr drüber reden könnte (vielleicht auch erstmal nur schriftlich, aber hauptsache, irgendwie).

      Das Schlimmste wäre, dass sie es allen erzählt (in meinem Brief steht, die darf nur mit meinem Bruder und ihrem neuen Mann drüber reden), dass sie es nicht versteht, dass sie mir Vorwürfe macht, mir sagt, ich soll mich nicht so anstellen, oder mir nichts einbilden. Das macht mir eine riesen Angst...
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      hallo nunki

      ersteinmal gut das du mit deiner thera geredet hast.
      hast du auchmit deinem mann geredet was er davn hält? und das er eventuell erst mit deiner mutter reden könnte, wenn sie fragen hat oder so, das du keine vorwürfe bekommst? denn das hast du nicht verdient du versuchst ja nciht mit absicht das es dir schlecht geht, sondern du suchst dir hilfe, siehe therapie

      aber sind es die positivensachen nicht dieses risiko wert?
      du könntest kurze sachen tragen, müsstest dich ncht verstecken
      du könntest du selbst sein
      und du könntest vertrauen aufbauen und noch jemanden haben, dem du sehr viel bedeutest und die für dich da ist zum reden und so

      ist deine mutter denn so?
      ich denke, sie wird nciht gegen deine bitte es jemandem sagen
      vielleicht wird sie es nciht von anfang an verstehen, wieso es dir nicht gut geht
      aber dafür sind gespräche da und wen du ihr vertraust, dann wird sie dich verstehen und bald ein großer halt für dich sein. das glaube ich danz fest

      liebe grüße
      isaria
      everything happens for a reason
      egal wie sinnlos-nichts ist umsonst
      Hallo Nunki,

      also wenn ich dich recht verstehe, dann hast du dich ja schon entschieden, deiner Mutter den Brief zu schicken. Du willst das tun, was dich abhält, ist die Angst, ja?
      Also: Es kann natürlich hilfreich sein, sich zu überlegen, wie sie reagieren könnte. Ich für mich persönlich finde aber eher, dass das in die Phase gehört, in der man überlegt, ob man es überhaupt sagen will und die Pros und Kontras abwägt. Das hast du schon getan, eigentlich ist deine Entscheidung ja schon gefallen. Ich könnte mir vorstellen, dass dich diese inneren Überlegeungen und Diskussionen jetzt eher hindern. Ich würde daher zu dem Motto "Augen zu und durch" raten. Es gibt gute Gründe, dass du - zusammen mit deiner Therapeutin - diese Entscheidung gefällt hast und so, wie du es beschreibst, hast du das nicht leichtfertig getan. Mir hilft es manchmal, mir bewusst zu machen, dass ich mit den Reaktionen - ob positiv oder negativ - nicht jetzt umgehen muss. Wie deine Mutter reagiert und wie du damit umgehst, das siehst du, wenn es soweit ist. Und dann handelst du entsprechend. Ich verstehe, dass man da vorher drüber nachgrübelt, aber letzten Endes ist alles "Dies und jenes könnte ja passieren..." nur Spekulation.
      Versteh mich nicht falsch: Ich kann deine Angst gut nachvollziehen. Aber du sagst selbst, dass du auch in einem Monat noch Angst haben wirst. Da wäre es doch befreiender, du bringst es jetzt hinter dich, anstatt dich noch einen Monat zu quälen. Und ist es nicht besser, du bringst das Thema jetzt auf den Tisch, damit deine Mutter bis zu deinem Besuch im Sommer die Möglichkeit hat, das etwas sacken zu lassen? Und auch für dich ist der Gedanke, dass es jetzt noch jemand weiß dann nicht mehr so frisch und ihr könnt beide vielleicht etwas entspannter damit umgehen.
      Daher mein Vorschlag: Mach dir einen festen Termin. Zum Beispiel: Morgen um 14h schicke ich den Brief ab. Schickst du das per Post? Dann kannst du ja deinen Mann zu einem Spaziergang mitnehmen und den Brief unterwegs einwerfen.
      Und wenn du das gemacht hast, kannst du dich mit etwas Schönem für deinen Mut belohnen. Vielleicht ein schönes Buch oder einen leckeren Tee...

      Also: Nur Mut. Du kannst das und du schaffst das. Ich empfehle wirklich: Tief durchatmen, Augen zu und durch. Dazu ein Spruch, der über meinem Schreibtisch hängt: Egal. Ich mach das jetzt.

      Alles Gute,
      Fylgja.
      Isaria, danke für deine Worte! Das macht mir Mut =)

      Fylgja, du hast so recht. Die Entscheidung ist schon lange gefallen - aber trotzdem hadere ich immer wieder damit, ob es die richtige ist. Aber das kann ich sowieso erst wissen, wenn ich mich getraut habe. Also: jetzt. Augen zu und durch, wird schon schiefgehn. (Ich schicks per WhatsApp, weil mir ein Brief zu lange dauert bzw. meine Mama nächste Woche ein paar Tage wegfährt - wär doof, wenn er erst ankommt, wenn sie schon weg ist, dann bin ich noch länger im Ungewissen.)
      Egal, ich mach das jetzt --> gefällt mir.
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Meine Mama war natürlich ziemlich erschrocken, mein Bruder (ich hatte ihr "erlaubt", mit ihm und ihrem Mann drüber zu reden, weil ich ihr das nicht allein zumuten wollte) ebenfalls. Sie hat mich dann einige Sachen per Mail gefragt (das Übliche, wenn man so will). Mal gucken, ob sie vielleicht auch morgen nochmal schreibt, weil sie seit Mittwoch im Urlaub ist und morgen wiederkommt.
      ich weiß noch nicht so genau, was ich davon halten soll, dass sie es jetzt weiß. Drüber schreiben ist immernoch was anderes, als dann im Sommer vor ihr zu stehen. Beim Schreiben fühlt es sich für mich oft nicht so real an, da kann ich mich sehr (zu?) gut von distanzieren, aber so direkt...naja, mal gucken.
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Ich freue mich zu lesen, dass es eine Reaktion gab, die keinesfalls in völligem Unverständnis geendet ist.
      Bitte denk auch ein wenig an die andere Seite. Du erwartest ganz viel sicherlich von Deiner Mama, vor allem das sie Dich versteht und respektiert.

      Ich als selber Mama würde erst mal weinen, wenn ich sehen würde (oder wissen würde) mein Kind verletzt sich selber. Weil es eben alles ist, was man liebt, weil es das wertvollste ist, weil man es im Bauch hatte und groß gezogen hat.

      Nur aus Sicht einer liebenden Mama wollte ich einfach schreiben, dass ich es beachtlich finde, dass so reagiert. Ich glaube ich wäre leider nicht so.

      Hab Mut weiterhin, es ist nur für uns Mütter auch nicht so einfach..
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Hey

      ich freue mich auch, dass es so gut gelaufen ist. Ich wollte (wie du ja auch schon geschrieben hast) nochmal sagen dass es ein unterschied ist ob man weis sein Kind v*rletzt sich selbst oder ob man es sieht (n*rben)
      meine Mutter wusste bevor sie wieder meine arme gesehen hat, dass ich mich damals schon seit 5 jahren v*rletzte trotzdem hat sie damals fast einen schock bekommen als sie mich im bikini gesehen hat.
      @Memento: Ich versuche, mich auch in ihre Lage zu versetzen. Sie hat absolut nicht damit gerechnet, ich meine, ich bin 31, stehe eigentlich mit beiden Beinen im Leben und habe auch in der Pubertät nie "Probleme" gemacht. Da haut sie sowas natürlich ziemlich um. Daher versuche ich auch, meine Erwartungen und meine Ungeduld etwas zu zügeln, weil ich nicht zu viel und zu früh Dinge erwarten möchte, die sie vielleicht (noch) garnicht leisten kann.

      @Juni: Ja, ich denke, dass das nochmal ein harter Schritt werden wird im Sommer...
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Ich möchte dir auch unbedingt noch sagen, dass ich es richtig klasse finde, dass du den Mut hattest und dass ich die Reaktion deiner Mutter - soweit ich es herauslese - angemessen finde und sie mit etwas Zeit sicher noch besser damit umgehen kann.

      Liebe Grüße,
      Fylgja.
      Hm, nach den zwei kurzen Mails von vor fast 2 Wochen hab ich nix mehr gehört, mal von (wirklich lieben, darum geht's nicht) Urlaubsgrüßen abgesehen. Ich mein, eigentlich möchte ich ja nicht anders behandelt werden, aber ... Irgendwie vielleicht auch doch? Zumindest mal ein bisschen mehr Nachfrage oder Zuspruch oder so...
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      @Nunki

      Wow, echt Respekt das du den Mut gehabt hast, deine Mutter einzuweihen. Da zieh ich echt den Hut.
      Vielleicht benötigt deine Mutter jetzt einfach ein bissel Zeit zu verdauen was du ihr anvertraut hast, um anschließend die richtigen Worte für dich zu finden.
      "Ich sehe die orange-rötlichen Herbstblätter im Sonnenlicht fallen, sie fallen und fallen...genau wie ich!" (FallingAutumnLeaf)
      Wir haben inzwischen das ein oder andere geredet (in Form von Emails, weil ich über sowas nicht telefonieren kann/mag). Letzte Woche habe ich meine Mama zum ersten Mal gesehen und wirklich gesprochen, seit sie davon weiß. Einmal hat sie, glaube ich ziemlich sicher, auch Teile meines Arms gesehen. Weil es zu warm war und weil ich es ihr ja gesagt hatte, da ich kein Bock auf Versteckspiel hatte (es aber trotzdem gemacht habe, beim Shoppen, beim Zoobesuch...).
      Wir haben Null darüber geredet. Es ergab sich nicht. ?. Ich weiß nicht, was ich erwarte. Ich will behandelt werden wie immer. Und doch fehlt mir was.
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Hallo Nunki,

      schön, nochmal von dir zu hören zu dem Thema. Es scheint ja weder sehr gut noch sehr schlecht zu sein. Hast du deiner Mama mal gesagt, dass du behandelt werden möchtest wie immer? Möglicherweise versucht sie nämlich, genau das zu tun. Vielleicht ist sie auch einfach nur unsicher, wie sich dich darauf anstellen soll. Mal überspitzt formuliert: Sie kann ja schlecht sagen "Oh, das sind also die N*rb*n, von denen du erzählt hast." Mir würde es auch schwer fallen, etwas zu sagen - und ich bin ja Betroffene.
      In vergleichbaren Situationen geht es mir oft wie dir. Ich will einerseits normal behandelt werden, andrerseits auch, dass das SVV (o.Ä.) doch irgendwie Thema wird. Meinst du, du kannst noch eine Weile für dich drüber nachdenken, was du dir wünschst? Ich mache das manchmal in Forum von Tagträumen, in denen alle Personen außer mir nicht real sind und in denen die Situation auch vollkommen surreal ist. Ich merke oft hinterher, dass ich die Personen so habe handeln lassen, wie ich es mir in einer konkreten realen Situation wünsche. Dann weiß ich wenigstens für mich, was ich möchte. Das dann zu äußern und auch wirklich zu bekommen ist nochmal ein anderes Thema. Aber ich finde das wichtig herauszufinden, was einem fehlt, denn die anderen Menschen um dich herum wissen ja nicht, was du brauchst.
      Naja, viel Sinnvolleres fällt mir dazu leider auch nicht ein. Aber ich möchte trotzdem nochmal sagen, dass ich deinen Schritt bewundere und mutig finde.

      Liebe Grüße,
      Fylgja
      Hallo Fylgja,

      Fylgja schrieb:

      Es scheint ja weder sehr gut noch sehr schlecht zu sein. Hast du deiner Mama mal gesagt, dass du behandelt werden möchtest wie immer? Möglicherweise versucht sie nämlich, genau das zu tun. Vielleicht ist sie auch einfach nur unsicher, wie sich dich darauf anstellen soll. Mal überspitzt formuliert: Sie kann ja schlecht sagen "Oh, das sind also die N*rb*n, von denen du erzählt hast." Mir würde es auch schwer fallen, etwas zu sagen - und ich bin ja Betroffene.


      Du hast schon recht, es war jetzt weder besonders schlecht, noch besonders gut. Es war nichtssagend. Oder alles-sagend, weil wir eine ähnliche Situation vor Jahren mal hatten. Gesagt habe ich das nicht explizit, dass ich genauso behandelt werden will. Ich weiß eben nicht genau, was ich erwarte. Natürlich hätte sie in der Situaton selber mich nicht auf meine Narben ansprechen sollen. Wäre für beide Seiten...sonderbar gewesen. Aber irgendwas. Dass sie Mama ist, sich sorgt, nachfragt, rauskitzelt. Vielleicht hat sie Angst vor den Fragen, die ich stellen könnte. Stellen werde, stellen muss. Irgendwann.

      Das mit den Tagträumen ist eine interessante Idee, das werde ich mal ausprobieren. Mal gucken, ob ich dabei was herausfinden kann, was ich dann auch formulieren kann.

      Sonntagabende sind blöd, auch im Urlaub. Ich denke zu viel, zu verwirrend...
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani