Die Gedanken machen es nur schlimmer

      Die Gedanken machen es nur schlimmer

      Hallo ihr Lieben,

      ich dachte immer, dass mein Problem mit dem Essen nicht so schlimm ist. Ich kam immer irgendwie klar, mein Gewicht war vielleicht ein wenig zu weit unten, aber nicht so sehr, dass es Ärzten großartig auffällt. Ich dachte nie, dass ich eine spezielle Therapie dafür brauche. Aber das Problem wird inzwischen immer größer..
      Ich habe eine Emetophobie. Das bedeutet Angst mich übergeben zu müssen. Inzwischen arbeite ich mit EMDR daran, denn das ganze basiert auf traumatischen Erlebnissen. Ich denke das ist ein guter Weg. Im Moment machen mir aber meine Gedanken zu schaffen.. Ich gerate da immer tiefer rein.
      Durch meine ungeklärten Probleme mit dem Bauch (die Ärzte schieben es inzwischen auf Stress, habe immer wieder Schmerzen, Durchfall usw.) bin ich noch empfindlicher geworden. Ich habe Angst etwas zu essen, dass wieder Beschwerden hervorruft. Vor allem habe ich Angst, dass mir übel werden könnte, denn das triggert natürlich meine Phobie.
      Konkret sieht es im Moment so aus:

      Ich esse morgens recht viel, denn morgens habe ich meist viel Hunger und weniger Angst zu viel zu essen (und mich deswegen übergeben zu müssen). Ich versuche sehr regelmäßig zu festen Zeiten zu essen. Lange vorher überlege ich auch genau, was ich essen werde, möglichst natürlich etwas, das leicht verdaulich ist. Inzwischen drehen sich die Gedanken sehr, sehr viel ums essen. Noch dazu achte ich sehr darauf, wie sich mein Bauch anfühlt und ob mir übel ist.. Ein Teufelskreis. Je mehr Angst ich habe, dass Übelkeit kommen könnte, desto mehr verkampfe ich und je mehr ich verkrampfe, desto größer die Chance, dass dadurch Beschwerden entstehen (der Osteopath meinte ich hab wahnsinnig viel Spannung im Körper, die auch auf den Bauch drückt und eventuell deswegen oft für Probleme sorgt, ich soll also mehr entspannen, dehnen, Sport machen, Anspannung-Entspannung etc).

      So, nun zu meiner Frage: Wie gehe ich mit diesen dauernden Gedanken um? Ich versuche immer wieder zu meditieren, die Gedanken auf etwas Positives zu richten. Aber immer wieder kreisen sie ums Essen. Ich versuche mir dadurch SIcherheit zu verschaffen, es zu "kontrollieren", aber je mehr Gedanken, desto mehr mache ich mich verrückt, dadurch, dass ich mich überhaupt damit befasse! Ich würde sehr gerne einfach normal damit umgehen. Essen was und wann ich eben gerade will. Ohne alles planen. Klar, die Emetophobie geht nicht von heut auf morgen weg, daran arbeite ich ja therapeutisch. Aber ich muss es ja mit den Gedanken nicht noch schlimmer machen..

      Oder ist das vielleicht gar nicht so falsch alles zu planen? Soll ich vielleicht sogar aufschreiben, wann ich was und wieviel gegessen habe, damit ich irgendwann ein Gefühl dafür bekomme, wie viel okay ist (damit ich mal irgendwie ein Gefühl dafür bekomme, was unproblematisch ist, also das mir nicht schlecht wird). Vielleicht habe ich ja auch doch eine Unverträglichkeit, die würde sich dann natürlich auch herausfinden lassen, wenn ich alles ganz genau aufschreibe..
      Ach, es ist alles so chaotisch..

      Was meint ihr dazu? Wie geht ihr damit um? Was macht ihr gegen diese dauernden Gedanken ans Essen, diese dauernde Beschäftigung mit der Angst oder generell mit dem Thema Essen?

      Ich will doch nur, dass es endlich normal wird.. Will mir nicht dauernd Gedanken darüber machen oder gar Menschen absagen, weil sie Essen gehen wollen oder weil es in meinen Zeitplan mit dem Essen nicht rein passt. Es macht mich total unflexibel :(

      Würde mich sehr freuen über etwas Feedback.. Schonmal danke fürs lesen meines etwas wirren Beitrags..

      Liebe Grüße

      Grottenolm
      Hallo Grottenolm
      als ich deinen Beitrag gelesen habe hat mich das sehr an eine ähnliche Situation erinnert. Ich muss dazu sagen, ich habe keine ES oder Probleme mit Essen allgemein, möchte dir dennoch antworten.
      Vor kurzem waren bei uns Osterferien (2 Wochen lang). In dieser Zeit hab ich versucht mich so gut es geht zu erholen und zu entspannen. Hat mich irgenderwas gestresst bin ich sofort aus dieser Situation raus und hab das meiner Familie gesagt. Das war nicht so einfach, ich war am Anfang der Ferien noch total kaputt. Durch diese Entspannung die sich mit der Zeit eingependelt hat habe ich mich nicht v*rl*tzt. 2 Wochen. Dann kam wieder Schule. Wir hatten über die Ferien nicht viele Hausaufgaben und das blieb auch so. Sämtliche Hausaufgaben hab ich noch in der Schule gemacht um die entspannte Luft die von den Ferien da war nicht zu zerstören. Im Endeffekt hat das Ganze 2 Monate angehalten - ohne Stress, ohne V*rl*tz*en.
      Vor den Ferien drehte sich bei mir auch nur um alles um Svv und Depressionen. Indem ich das Thema "beseitig" habe hatte ich kein neues "Futter" für meine Gedanken. Und davon gingen die wirklich weg!
      Ich bin mir nicht sicher wie man das jetzt auf deine Situation übertragen kann. Ich bin auch kein Arzt um Sachen zu sagen wie z. B. dass du immer Buch führen solltest. Das kann ich nicht einschätzen. Aber an deiner Stelle würde ich versuchen öfter uns immer öfter mit Freunden zu essen. Gerade weil es überhaupt nicht in deinen Plan passt. Ich würde auch kein Buch führen. Vielleicht entspannt sich die Situation dadurch etwas. Vielleicht merkst du, dass du dich nicht Übergeben musst wenn du nicht nach Plan ist. Ich stell mir das so vor dass mit Hilfe von Thera sich das irgemdwann wieder einpendelt. Ich denke durch einen Plan würdest du in die entgegengesetzte Richtung arbeiten wie wo du eigentlich hin willst.
      So weit meine Gedanken dazu. Ich möchte nochmal betonen dass ich keinesweges einschätzen kann ob du auf Grund deiner Beschwerden mit deinem Bauch Buch führen solltest oder nicht und was du essen solltest und was nicht! Aber vielleicht kannst dus ja mal ausprobieren (insofern das mit Emethophobie machbar ist).. abbrechen geht immer. ;)

      LG Feva
      Liebe Feva,

      danke für deine Antwort!
      Wenn ich dich richtig verstehe, konntest du also den Stress von dir fern halten und dadurch auch die negativen Gedanken? Das klingt irgendwie gut, allerdings weiß ich auch nicht recht, wie ich das auf meine Situation übertragen kann. Immerhin bedeutet Essen mit Freunden ja schon Stress und Beschäftigung mit dem Thema..

      Ich weiß einfach nicht, wie ich die dauernden Gedanken loswerden soll. So sehr ich auch versuche mit auf positive Dinge zu konzentrieren.. Es klappt einfach nicht.. :(

      Im Moment habe ich mich erstmal entschieden kein Buch zu führen und einfach zu versuchen, immer wieder in mich rein zu fühlen, was sich gut anfühlt und so. Aber die Gedanken kreiseln weiter ums Essen und machen es unmöglich damit gesund umzugehen :(

      LG

      Grottenolm
      Hallo du,

      ich finde es gut, dass du kein Buch führst. Damit würdest du m.E. dem Thema noch viel mehr Raum geben. Vielleicht hast du auch noch Dinge, die diese Gedanken unterstützen. Nährwerttabelle, Waage oder so. Das würde ich wegschmeißen oder wegpacken.
      Hast du es mal mit Achtsamkeitsübungen versucht? Bei mir war es so, dass ich sie zwar erst eine Weile trainieren musste, dass es dann aber geholfen hat. Und zwar habe ich irgendwann automatisch häufiger meine Gedanken überprüft und ggf. gestoppt. Hat mir beim SVV viel geholfen. Meine Therapeutin meinte, ich solle da keine innerlichen Diskussionen mit mir anfangen. Also habe ich versucht zu lernen, früh zu merken wenn solche Gedanken aufkommen. Dann habe ich mir bewusst gesagt, dass ich diese Gedanken wahrnehme und anerkenne, dass sie da sind. Bei Achtsamkeit geht es nicht um Wertung! Sobald man anfängt zu denken "Scheiße, jetzt sind diese Gedanken wieder da, so ein Mist, ich hab mich nie unter Kontrolle, ich bin ja viel zu schwach, zu doof..." hat man schon wieder Druck aufgebaut und noch mehr negative Gedanken. Wenn du dann die Gedanken wahrgenommen und ihre Existenz akzeptiert hast, lässt du sie ziehen. Das ist vielleicht der schwerste Teil. Am Anfang reicht es auch, erstmal nicht zu werten. Um sie ziehen zu lassen, kann eine bildliche Vorstellung helfen. Zum Beispiel eine dunkle Wolke, die dann vorbeizieht und wieder den klaren Himmel zeigt. Oder einen Wasserpegel in einer Säule, der langsam sinkt. Oder einen Regler, den du langsam runterdrehst, bist er auf 0 steht.
      Am Anfang hat das echt Übung gebraucht. Ich habe das mit weniger starken Gedanken und Gefühlen geübt. Das gute war, dass ich in der Therapie die Übung voll doof fand. Und dann musste ich als Übung eben üben, anzuerkennen, dass das doof ist, aber nicht zu werten und das Gefühl des sich ärgerns zu regulieren.

      Ich wünsch dir alles Gute. Gib nicht auf. Du machst schon so viel und nicht jeder packt bei deinen Problemen auch noch ein solches Studium! =)

      Liebe Grüße,
      Fylgja.
      Liebe Fylgja,

      vielen Dank für deinen Beitrag!
      Da es mir nicht darum geht Kalorien zu zählen oder so hab ich weder Waage noch Nährwerttabellen ;) Es ist eher so, dass ich die Menge nicht einschätzen kann, denn ich hab Angst, dass der Magen so voll ist, dass ich mich übergeben muss. Was da im Magen ist und wieviele Kalorien es hat ist im Grunde nicht so wichtig (wobei ich natürlich schon gesund leben will). Ich will endlich einschätzen können, wieviel denn zu viel ist und wieviel ich essen kann ohne Angst haben zu müssen, ich müsste mich übergeben..
      Ich versuche es immer wieder mit Achtsamkeitsübungen und ich meditiere auch. In diesen konzentrierten Momenten kann ich mit den quälenden Gedanken glaube ich auch besser umgehen. Aber sie blitzen im Alltag dauernd auf und da habe ich dann keine Energie mich darum zu kümmern und so verliere ich mich dann darin. Vielleicht ist es Übungssache, mit der Zeit auch im Alltag die Gedanken nicht so sehr zu beachten und mich da nicht so reinzuverbeißen..
      Danke für deine Anregung achtsam damit umzugehen und zwar nicht so gezielt für einen abgesteckten Moment, wie ich das bisher mit Achtsamkeitsübungen mache, sondern auch im Alltag.
      Vielleicht kannst du noch ein konkretes Beispiel bringen, wie du mit einem quälenden Gedanken umgehst..?

      Ich werde es mal ausprobieren. Du meinst also wenn ich zb beim Training denke: "was esse ich später denn zu Mittag, was kann ich gut portionieren, dass es nicht zu viel ist?" dann registriere ich den Gedanken und versuche ihn nicht zu bewerten und mich daran fest zu beißen sondern lasse ihn kommen und gehen??? Irgendwie so?

      Danke auf jeden Fall für den Tipp und auch die guten Wünsche und motivierenden Worte! Ich gebe mir Mühe und manchmal klappt fast alles ganz gut. Nur eben diese Emetophobie macht mich wahnsinnig, weil ich damit nicht voran komme und es mich jeden Tag stark einschränkt.

      Auch dir alles Gute!

      Liebe Grüße

      Julia