Seine Helfer runterziehen

      Seine Helfer runterziehen

      Hallo ihr da draußen,


      ich habe ein kleines Problem - oder sagen wir mal so: Ich habe ein kleines Problem, an dem ein großes schlechtes Gewissen hängt und wüsste ganz gerne, wie das bei euch so ist.

      Es klingt banal und ich komme mir unbeholfen und dumm vor, meine Depressionen kicken gerade allerdings ziemlich gut rein, was eine Überreaktion womöglich begünstigt, deswegen vorab: Sorry. :/

      Also, es ist so: Ich komme nicht damit klar, dass ich offenbar Leuten auf die Stimmung schlage. Na gut, "Leuten" ist übertrieben, aber mein Berater scheint ab und an etwas anfällig zu sein.
      Eigentlich geschieht nichts Schlimmes, wir haben viel Spaß, reden über ihn, über mich, ich genieße die Stunden...und dann kommt er auf Themen, die schm*rzh*ft für mich sind. Um Missverständnissen vorzubeugen, diese Termine sind wirklich gut für mich und ich bin mehr als froh darum, aber ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn man mir anmerkt, dass es mir nicht so gut geht, denn erst heute äußerte er: "Oh je, ich muss aufpassen, dass mich das jetzt nicht runterzieht". Vor dieser direkten Ansage hatte ich immer Angst, ich hoffte, dies wäre nicht der Fall, mein mieses Gewissen lief natürlich auf Hochtouren. -,-

      Ich versuche ständig, mich bestmöglich zusammenzureißen und es gelingt Gott sei Dank auch meistens, nur ist das bei entsprechenden Themen eben ganz schlecht möglich. Ich kann noch lächeln, wenn er mir die Fragen, die zu den empfindlichen Themen führen, stellt, aber sobald ich antworten muss, legen sich unfassbare Mengen an Blei um Körper und Psyche, es ist schier unfassbar, wie schwer Mundwinkel werden können. Und was soll ich sagen - das merkt man natürlich, auch wenn ich nicht weine.
      Er meinte, er könnte das normalerweise von sich weg schieben, ein wenig fern halten, aber das würde wohl nicht immer klappen. Das sind immer ziemlich schwierige Momente, ich habe ein mieses Gewissen UND es geht mir natürlich aus der Situation heraus entsprechend schlecht.


      Ich war über Jahre ganz alleine mit meinen Problemen und jetzt ist einmal jemand da, der mir zuhört und hilft...da möchte ich ihm nicht übermäßig zur Last fallen. Es ist wirklich schwierig, Hilfe zu finden, dass ich zu ihm kam, geschah aus einer Notlage heraus und weil eine Psychologin Schuldgefühle hatte, es ist also nicht selbstverständlich.
      Sind das normale Äußerungen, die von Beratern/Therapeuten und Co. ab und an kommen? Bewerte ich sie ganz einfach über? Oder gelingt es anderen "Clienten" tatsächlich, sich besser unter Kontrolle zu halten?
      Zu allem Überfluss sind jetzt Ferien, was bedeutet, ich kann mir jetzt ganz herrlich viele Gedanken darüber machen. -,- Mein Gehirn ist manchmal wirklich ein Albtraum.


      Viele liebe Grüße und danke fürs Durchlesen - und nochmal sorry, ich weiß, es liest sich nicht sonderlich fließend, aber ich bekomme es augenblicklich nicht besser hin.
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
      In einem professionellen Rahmen ist seine Reaktion eigentlich weder üblich noch erwünscht. Ganz im Gegenteil sollten seine Emotionen nicht Deine diktieren. Es sollte stattdessen ein sicherer Raum existieren, in dem Du geschützt über Dich und Deine Probleme sprechen kannst, ob sie nun leicht oder schwierig sind. Mir fällt es schwer, das anders auszudrücken, aber wenn er für Dich innerhalb dieser Zeit Verantwortung übernimmt, oder Dich beraten sollte, ist sein Verhalten eigentlich komplett inakzeptabel.

      Es tut mir Leid, wie es Dir damit geht. Du solltest über Deine Themen in Deinem Tempo sprechen. Dein professionelles Gegenüber sollte eigentlich in Distanz versuchen, Dich auf diesem Weg zu begleiten.
      © Dieser Beitrag ist urheberrechtlich geschützt. Eine Kopie wird strafrechtlich verfolgt.

      Auf jeden! Dufte!
      Hey,


      vielen Dank für deine nächtliche Antwort. :) Okay...darüber muss ich nachdenken, denn ich hatte die Problematik ehrlich gesagt sehr viel mehr bei mir gesehen.
      Es ist nicht so, dass ich diese Konstellation nicht schätzen würde, er geht weiter, als er normalerweise müsste, er fährt mich sogar gelegentlich nach Hause, wenn es mir nicht wirklich gut geht, das wird wahrscheinlich nicht allzu selbstverständlich sein [...]. Das Ganze gestaltet sich etwas zwiespältig, ich bin einerseits wirklich sehr froh und happy, dass er da ist, andererseits habe ich natürlich das Problem, dass es für ihn schwierig wird, wenn ich Dinge sage wie: "Naja, irgendwie ist gerade alles so sinnlos",...und manchmal, da ist das einfach so, vor allem, wenn man mich direkt auf meine Probleme anspricht, dann triggert man einfach ein bisschen was an und hat den Salat.
      Es ist ein bisschen wie bei meinen Freunden, ich muss natürlich aufpassen, dass ich nicht zu schwer und damit zur Last werde.
      Vielleicht sind momentan die Aufgaben auch noch nicht klar verteilt und ich habe keinen Vergleich, wie ein professioneller Helfer sich tatsächlich verhält.
      Wenn es nur darum ginge, dass wir miteinander über Gott und die Welt philosophieren würden, dann wäre das eine prima Sache, die mir sehr helfen würde, als Kumpel wäre er wirklich top, aber ich bin ein wenig verwirrt, denn es ist natürlich nicht so toll, wenn man für einige Stunden fertig mit der Welt ist.



      Nochmals danke für deine Gedanken. :)

      [Edit: Satzteil entfernt/Avicienna]
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Avicienna“ ()

      Hallo,

      das klingt ehrlich gesagt alles nicht gut und ich befürchte auch, das wird kein gutes Ende nehmen, egal für wen.

      Ich hab mal ein ganz banale Fragen. Ist er ein zugelassener Therapeut? Welche Therapieform machst Du? Habt ihr Euch auf Ziele geeinigt und sowas wie einen Therapievertrag beschlossen?

      In einer Therapie gibt es sicherlich sehr intime Momente in Sachen Vertrauen, auch in Sachen Übertragung, so dass Gefühle zueinander auch mal in eine Richtung rutschen können, die nicht mehr eindeutig sind, aber das sollte das fachliche Gegenüber immer im Griff haben.

      Für mich liest sich das, was Du schreibst, grenzwertig raus. Ich finde es auch überaus unnormal, dass er Dich nach Hause fährt. Meiner Meinung nach ist das nicht professionell.
      Auch sind die Gedanken: hält mein Gegenüber mich aus - in einer Konstellation Patient - Psychologe anfangs ein Thema, aber das gilt es offen zu kommunizieren.
      Die Therapie ist ein Raum für Dich, wo Du Deine Probleme mit fachlicher Unterstützung in den Griff kriegen sollst. Du sollst Dir nicht Gedanken um ihn machen. Oder wenn, dann offen drüber sprechen und er damit fachmännisch umgehen.

      Ich hab etwas Bauchschmerzen wenn ich das hier alles lese. Für mich verschieben sich hier einige Grenzen ganz deutlich, die es leider einzuhalten gilt, wenn er ein guter Therapeut wäre/ist.

      LG M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Hey, auch dir vielen lieben Dank für deine Antwort. :)


      Er hat eine Berater-Ausbildung, die er bei der hier zuständigen Oberpsychologie-Rätin ablegte. Das Ganze dauerte an die 3 Jahre und er ist wirklich fit, aber er ist kein Therapeut und das ist ihm auch bewusst, er begleitet mich, wenn man so möchte.
      Wir hatten anfangs Ziele, ja, solche Dinge werden durchaus besprochen und festgelegt, aber es wurde dann alles etwas lockerer - was an und für sich kein Problem darstellt, ich fürchte, das Problem ist wirklich, dass sich Freundschaft daruntergemischt hat - auch von meiner Seite aus, denn ich möchte ihn ja schonen.

      Naja, es stimmt schon irgendwie, da sind Grenzen verschwommen. Es wäre alles super, wenn er mich wirklich nur begleiten würde, einfach da wäre...oder wirklich ausschließlich Kumpel werden würde. Nur streift er immer wieder "w*nd* St*ll*n" und was daraus wird, ist irgendwie nicht ganz so gesund für mich. Ohne dieses Problem, wäre das super, diese Stunden sind wirklich gut für mich, so etwas hatte ich mir seit Ewigkeiten gewünscht, ich fühle mich sehr viel besser - sofern er die Finger von den heiklen Stellen lässt, denn das macht mich wirklich fertig.
      Vielleicht müsste man abklären, dass man diese Dinge tatsächlich einem Therapeuten überlässt, der mich dann auch mit Abstand betrachten kann. Nur tue ich mich gerade sehr, sehr schwer bei der Therapeutensuche. :/
      Das Ganze ist wirklich sehr schwierig und verwirrend, auf jeden Fall, aber gleichzeitig ist auch viel Schönes darunter...was das Ganze noch viel schwieriger macht.
      Vielleicht ist es ganz gut, dass jetzt erst einmal drei Wochen Ferien sind, solange kann ich nachdenken, was ich tun werde. Wobei das Beste wohl wäre: Richtiger Therapeut und er übernimmt eben ausschließlich die Begleitung. Das wäre wohl perfekt, denke ich. Denn momentan ist er irgendwie beides und das ist ein wenig heikel.


      Viele liebe Grüße und nochmal dankeschön.
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
      Ich kann mich da nur anschließen und schreibe trotz dem um dir noch deutlicher zu zeigen, das es nicht dein Problem ist !
      Genau das ist doch sein Beruf, er ist da für da dich hoch zu ziehen und wenn er sich von dir runter ziehen lässt, kann er dich doch nicht hoch ziehen !
      Dich mit der Aussage runter zu ziehen ist dann der Gipfel der Unfähigkeit !

      Wenn er das Ernst meint, hat er seinen Beruf verfehlt oder muss auf Jeden Fall noch viel Lernen, was jedoch sein Problem ist und nicht deines !

      Für dich ist jetzt erst mal nur wichtig das du dir darüber klar wirst, das es nicht deine Schuld seien kann, da er sich den Beruf ausgesucht hat !
      Da gibt es kein zu viel, du bist der Patient, wenn du da von aus gehst, das es für den Arzt zu viel werden könnte, woher sollst du den wissen was du dem Arzt sagen kannst.
      Darum muss der Arzt das ertragen können, wenn er das nicht kann, hat er sich den Falschen Beruf ausgesucht, weil er nicht in der Lage da zu ist.

      Stell dir mal vor der Chirurg sagt dir, das er dich nur Operieren kann, wenn du darauf achtest nicht zu viel Bl*t zu verlieren, da er sonst umfällt XD
      Wahn(sinn) = Wahnhaft auf der Suche nach Sinn

      Bin ich schon t*t oder Lebe ich nur nicht ?
      für uns klingt das auch nich so professionell so einen "ich muß aufpassen dass das mich nich rutner zieht satz da zu lesen

      seh das wie die anderen sein beruf is es zu helfen
      und er müßte /sollte mit sowas auch umgehen können
      und wenn ihm der beruf nich liegt weil er das nich kann is es ja wirklich nich irgendwie so das du dir die schuld geben müßtest

      hm... vllt. solltest du das mal klar thematisieren (gespräch, brief)
      damit er das feedback hat hier läuft was nich so wie es sollte
      gäbe ja lösungsmöglichkeiten von ein anderer übernimmt die beratertätigkeit damit er voll und ganz kumpel seien kann und sicher andere begehbare wege
      Hey GenialerIdiot - dankeschön für dein Aufzeigen. :)


      Ja, das ist durchaus richtig, so hatte ich das ehrlich gesagt noch gar nicht betrachtet, dankeschön. Er wollte Berater werden und diese Dinge gehören dazu...aber womöglich vergisst er manchmal, dass er der Berater ist. Und ich vergesse es ebenfalls, wahrscheinlich ganz einfach, weil ich ihn tatsächlich nicht mehr als Berater sehe.
      Anfangs war das noch so, ich sah ihn völlig neutral, eine ewig lange Zeit. Zugegebenermaßen, ich war sogar etwas genervt, ich hatte mich zurückgezogen, ich fühlte mich schrecklich und er wollte mir ums Verrecken helfen. Und er half mir nicht nur, ich erfuhr immer mehr über ihn, sah sehr viel von ihm und es wurde immer unmöglicher, diese Neutralität beizubehalten. Dann ist das Ganze auch von meiner Seite aus gekippt. Ich hatte es wirklich nicht darauf angelegt; naja, wahrscheinlich plant man so etwas nur selten. Ich glaube, ich wäre sogar sauer, wenn er plötzlich absolut professionell werden würde, denn ich wurde ja irgendwo ein Stück weit "angefüttert". Es wäre wirklich kritisch, wenn ihm jetzt plötzlich einfallen würde: "O-oh, ich bin Profi, ich gehe auf Abstand" - dafür ist es zu spät, das wäre katastrophal.
      Ich glaube wirklich, für Professionalität ist es zu spät.


      :D Das mit dem Chirurgen ist gut, ein tolles Beispiel. *g* Doch, du hast schon recht.

      Edit: Name hinzugefügt, weil sonst keiner weiß, wer angesprochen war.
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „SinRatziel“ ()

      Hey Saga, dankeschön für eure Rückmeldung. :)


      Ich glaube schon, dass ihm dieser Beruf sehr liegt. Nur wahrscheinlich nicht unbedingt im Zusammenhang mit mir, zumindest nicht auf die gedachte Art.
      Aber es ist wirklich gut zu wissen - und da gilt mein Dank auch nochmals den anderen - dass ich mir eigentlich keine großen Sorgen machen müsste und mein schlechtes Gewissen eher grundlos ist. Ich stand wirklich an der Bushaltestelle und fühlte mich furchtbar, ich wusste kaum mehr, wie ich den Heimweg schaffen sollte. Das war einfach schiefgegangen, wir waren im Gespräch und er war wahrscheinlich total entspannt und dann rutschte diese Äußerung raus, das war keine Absicht, nur eben auch nicht besonders günstig.

      Ja, ich denke, die Aufgabenbereiche müssen wirklich klar definiert werden und ich werde das auch ansprechen müssen, einfach feedback geben, wie ihr bereits angemerkt habt.
      Mein Bruder meinte gerade Ähnliches, er sagte, dass er mir wohl einfach helfen möchte, nicht genau weiß, wie er das anstellen soll und sich wohl auch nicht so ganz klar darüber ist, was da eigentlich läuft.

      Nochmal danke. :)
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
      Ich finde es heikel, nicht 100 Prozent qualifiziertes Personal bei so heiklen Themen an sich heran zu lassen.
      Professionelle dürfen meines Erachtens nie zugeben, dass sie überfordert sind.

      Ich stelle mir gerade vor, zu mir kommt als Sozialarbeiterin ein Klient und vertraut mir das an und ich sage dem: Ich bin aber überfordert. Ihr Fall nimmt mich jetzt doch sehr mit.
      Was muss denn mein Klient da denken?

      Du musst letztendlich ja entscheiden wem du was erzählst, aber ich hätte überdacht ob ich da wieder hingehe.
      Hi,


      und danke für deine Antwort. :)

      Es wird gewisserweise wahrscheinlich schon irgendwie heikel sein...also, es war bereits heikel, das ist schon richtig. Ich sehe ihn eigentlich wirklich eher als Freund und Halt, er ist wichtig für mich, meine Freunde sind alle weit weg und er ist einfach da und das genieße ich sehr. Wenn er jetzt tatsächlich nur ein Berater für mich wäre, läge die Sache ein wenig anders, aber das ist er nicht.


      Im Prinzip bräuchte ich natürlich einen Therapeuten, aber die Umstände halten mich ab. Komplizierte Busverbindungen, die Therapeutensuche an sich, dieser mords Berg, der sich vor mir auftürmt.
      Vor ein paar Wochen hatte ich die Idee, mir meine Ängste weghypnotisieren zu lassen. Ob es hilft...? Naja, es scheint mir bei meinem eigentlichen Problem sinnvoller zu sein als Verhaltenstherapie und wenn es nichts für mich ist, vermitteln sie mich weiter und ich muss doch zu einem Verhaltenstherapeuten. Aber sogar die Tatsache, dass es sein könnte, dass sie mich nicht nehmen und dann eben weitervermitteln, nimmt mir bereits die Last. Es hilft mir einfach, wenn ich weiß, dass man mich bei der Hand nimmt, denn wenn ich das alleine machen muss, dann fällt mir das momentan unsäglich schwer. :(


      Nochmals danke und viele Grüße
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
      Hmm also vorneweg: Ich finde das auch sehr unprofessionell. Schon alleine (und insbesondere in der Kombination) die freundschaftliche Ebene irritiert mich. Vielleicht habe ich nicht genug Therapieerfahrung und Freundschaft ist ein Stück normal, aber ich würde das glaube ich gar nicht wollen.

      Ich finde auch, dass das ganze unbedingt thematisiert werden sollte. Vielleicht kann man die Therapiesituation dann retten oder ihr seit einfach nur wirklich Freunde. Ich kann nicht einschätzen ob eines von beidem sinnvoll wäre. Aber der Dialog an sich kann nicht schaden.

      Ganz unabhängig von eurer Therapiesituation und ohne meine obrige Meinung eingrenzen zu wollen:
      Ein klein wenig kann ich ihn auch verstehen. Auch Therapeuten sind Menschen. Und plappern vielleicht einmal schneller als der Kopf denkt oder reagieren intuitiv/instinktiv/unüberlegt.
      Ich erinner mich an eine berufliche Situation (als ich noch im sozialen Bereich war) in der ich die Geschichte eines Klienten hörte und ich einfach nur heulen wollte. Wir waren da nur die Betreuer unter uns und ich hab es mir verkniffen, aber naja. Gab auch noch eine andere private Situation in der ich von einer Lebensgeschichte erfahren hab. Ich war grade am essen, hätte am liebsten mitten im Restaurant... es wieder von mir gegeben.
      Trotzdem sollte das für dich nicht in ein schlechtes Gefühl münden. Vielleicht gibt es sogar Situationen in denen man professionell zusammen weinen kann oder in der die am wenigsten schlechte mögliche Reaktion des Psychologen ist zu sagen "Das geht jetzt zu weit für diese Sitzung, das sparen wir uns auf".
      Vielleicht gibt es auch übergeordnete Beratungsstellen, die einschätzen können ob die Therapiesituation (unrettbar) gekippt ist. Ob wir das hier können?


      Ich versuch immer krampfhaft in allem das Gute zu sehen :D
      Vielleicht kannst du diese Situation für dich nutzen. Häufig denkt man ja "ich kann andere damit nicht belasten" "Das verstehen sie nicht" "das ist zuviel" "das wollen sie nicht"
      Deine Therapeut, ob gut oder nicht, hat es ja geschafft eine Grenze zu ziehen. Wenn man manches anderes Leuten erzählt wird es sie auch schonmal belasten oder traurig machen. Aber du siehst erwachsene Menschen haben im Regelfall die Fähigkeit diese Grenze zu ziehen, sie fallen nicht tot um oder werden depressiv, verachten dich, wollen dich nie wieder sehen - oder was auch immer man sich manchmal ausmalt. Selbst wenn es suboptimal läuft, gibt es Möglichkeiten damit umzugehen.


      Wie gesagt, ich würde mich allen anschließen und die Therapiesituation ansprechen und am besten (mehr oder minder) radikal ändern.


      Wieso kommst du eigentlich auf Verhaltenstherapie? Wurde dir das empfohlen?
      Mit dem Reden scheinst du doch an sich gut zu recht zu kommen. Wieso dann nicht normale tiefenpsychologische Gesprächstherapie? (Vllt stell ich mir unter Verhaltenstherapie auch etwas Falsches vor)
      Hallo und vielen Dank für deine ausführliche Antwort. :)


      Vielleicht kurz vorweg: Er ist kein Therapeut, er ist Berater, hat allerdings eine entsprechende Ausbildung hinter sich, also, er ist dennoch Profi, aber eventuell ist der professionelle Anspruch bei Beratern nochmal ein bisschen anders als bei "durchtrainierten" Therapeuten.

      Wobei ich momentan auch sagen muss, dass es sich ganz gut entwickelt hat, wir reden jetzt eher über belanglose Dinge, essen Schokolade, trinken Kaffee und die schwerwiegenden Themen sind...ja...gewisserweise ausgeklammert, um die werden sich die Therapeuten kümmern. Er möchte mir Routine und Halt bieten, was ich sehr schön finde, denn gerade das hat mir sehr lange gefehlt.


      Ja, genau, das, was du über deine beruflichen Erfahrungen schreibst, habe ich bereits häufiger gehört. Es sind definitiv auch nur Menschen und ich würde es mir niemals anmaßen, emotionale Reaktionen zu verurteilen - ich meine, was weiß ich über den Druck und die Verantwortung, die hinter einem solchen Job stehen? Da sollte ich wirklich nicht urteilen.
      Ich denke, es war nur deswegen so schwierig, weil ich mir zu Threadbeginn einfach nicht sicher war, wie ich die Situation werten sollte und diese Schwebe zwischen Kumpel und Helfer so verwirrend war. Man versteht sich mit jemandem ganz prima, weiß, dass Freundschaften auf Nehmen UND Geben basieren - auf Wohlfühlen, aber eigentlich ist er der Helfer, dem man alles (oder zumindest vieles) einigermaßen schonungslos sagen sollte. Hm...blöde Sache und ein recht komplexer Spagat.


      Das ist richtig, ein sehr schöner Gedanke, das könnte wirklich die Lehre des Ganzen sein: Ich erlebe, dass sich auch suboptimale Zustände artikulieren lassen - und dass es okay ist. ^^


      Verhaltenstherapie deswegen, weil es mir gängig erschien. Ich dachte immer, dass die Tiefenpsychologische Gesprächstherapie eher schwer zu ergattern sei, sonst wäre mir die durchaus angenehmer.
      Danke, aber Reden...joah, geht so, ich bin im Schreiben sehr offen, schriftlich kann ich über alles "reden", aber direkten "Auge in Auge"-Kontakt ist manchmal nicht ganz so entspannt. *g*



      Nochmals danke für deine Antwort! :)
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben