Noch ein letztes Mal...?

      Noch ein letztes Mal...?

      Hallo ihr lieben,

      vorab mal eine Triggerwarnung für alle Fälle.
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      Was ich jetzt schreibe, klingt wahrscheinlich ziemlich bekloppt. Da es mir aber schon seit Wochen im Kopf rumspukt, muss ich es einfach mal aufschreiben.

      Momentan geht es mir eigentlich ganz gut (kein Wunder, Wetter gut, ich werde wahrscheinlich in der Arbeit etwas befördert, privat läufts gut, mein "guter" Ego-State hat zur Zeit das Sagen) und ich fühle mich bereit zu sagen, dass ich mit dem Schne*den aufhören will und kann. Ich will wieder kurzärmelig rumlaufen können (vielleicht irgendwann sogar mal auf der Arbeit), wieder zum Sport gehen und mich nicht mehr durch den ganzen Psychokram runterziehen lassen. Ich will wieder ganz normal leben und mich auch so fühlen.

      Und trotz dem, dass es mir so gut geht zur Zeit, habe ich das Gefühl, einen Gedanken im Kopf. "Einmal noch, einmal noch richtig schne*den". Ich kann nicht sagen, warum. Ich habe keinen Druck im eigentlichen Sinne (und kann nichtmal sagen, was passiert, falls ich wieder welchen bekomme - mein "dunkler" Ego-State kann da sehr vehement und stark sein und ich kann nur hoffen, dass ich ihm auch klar machen kann, warum ich nicht mehr schne*den will). Es ist einfach der Gedanke, der mich nicht loslässt. Ein letztes Mal, um es abzuschließen. Als Abschied, ganz offiziell. Es ist nicht so, dass es der N*rben wegen "egal" wäre - da ich erst seit kurzem meinen Arm "benutze", würde eine mehr auf jeden Fall auffallen.

      Ich weiß einfach nicht, wie ich diesen Gedanken loswerden soll. Ich weiß selber, wie beknackt das alles klingt, aber es ist nunmal so in meinem Kopf drin.

      Gedanken dazu sind mir sehr willkommen.

      lg Nunki
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Hey

      ich kann dir wahrscheinlich nicht helfen aber ich wollte den Beitrag nicht unkommentiert stehen lassen.

      ich kenne solche Gedanken aber eher im Bezug auf die Essstörung (also die die Richtugn noch mal richtig abn*hmen, vom G*wicht her kurz vor dem T*d stehen dann werde ich gesund) ABER: das sind kranke Gedanken- und funktioniert nicht.

      vieleicht kannst du dir ein anders "abschlussritual" denken? wie z.b. deine Kl*ngen verbrennen oder ähnliches? Bist du in Therapie? falls ja sprich mal mit deiner thera darüber.
      Hallo Nunki,

      ich sehe das ähnlich wie Junimond.

      Was du beschreibst, sind vermutlich Gedanken, die durch dein Suchtverhalten ausgelöst werden. Was genau hättest du davon, dich noch ein letztes Mal "richtig" zu v*rl*tz*n? Kannst du das wirklich nicht näher überdenken? Wenn es ein Abschluss sein soll, dann versuche doch den anders zu gestalten. Vielleicht wirklich die Werkzeuge, mit denen du dich v*rl*tzt hast, verbrennen/vergraben/in einen Fluss werfen oder ähnliches. Einen Abschiedsbrief an deine Sucht schreiben (denn nichts anderes ist Selbstverletzendes Verhalten). Für dich selbst einen Abschied von diesem Verhalten gestalten, wenn du wirklich dazu bereit bist. Denn - und ich hier lehne ich mich hoffentlich nicht zu weit aus dem Fenster, ich möchte dich damit nicht persönlich treffen - wenn du wirklich bereit zum Aufhören wärst, würdest du es "einfach" tun. Dann bräuchtest du kein letztes Mal. Was würdest du über einen Alkoholiker denken, der noch ein letztes Glas Wein trinken will?

      Ich will deine positive Stimmung nicht kaputt machen oder schmälern. Aber ich glaube, so etwas wie "ein letztes Mal und danach nie wieder" bewusst zu gestalten, das kann nicht funktionieren.

      Liebe Grüße,


      Volpe
      He scales the mountain, because he's not afraid of it.
      - Django Unchained -
      Hallo Nunki,

      ich kenne diesen "Ein letztes mail" Gedanken auch.
      Allerdings bisher nur dann, wenn ich wirklich den Druck hatte, mich verletzten zu wollen.
      Bei mir kam dann nach dem "letzten mal" ein weiteres letztes mal. Also einfach nur ein "schönreden" des Selbstverletzens.

      Vielleicht ist es bei dir nicht so, aber viellleicht hilft dir dieser Ansatz auch etwas weiter.

      Liebe Grüße
      farin
      hallo nunki,

      ich kenne dieses gefühl. vielleicht hilft es dir ja, deine "werkzeuge" , die du vermutlch immer irgendwo an einem bestmmten ort hattest, wirklixh in einer zeremonie wegzuwerfen und an den gleiche ort etwas anderes zu packen. zum beispiel eine symbolische kleine belohnung, und vor allem eine zettel mit einer notiz an dich selbst.

      ich glaube, dass dieser "ein letztes mal" gedanke relativ normal ist, wenn man gerade eine grundsatzentscheidung zu treffen versucht. man hat ja dann immer so ein bisschen das gefühl, ok, wenn ich diese tür jetzt zumache, dann ist sie zu, dann hab ich mich für was anderes entschieden. fakt ist aber ja auch: man entscheidet selbst, welche tür man wann öffnet, und das svv ist immer noch da. falls du wolltest (und es wird leider vermutlich situationen geben, in denen es dir nochmal weniger gut geht und wo du willst) könntest du dïch jederzeit verletzen. du musst das nicht jetzt "ein letztes mal" tun.

      mein therapeut hat mich gegen ende der therapie mal gefragt, warum ich es mir immer noch so leicht mache und mich eher v*rl*tze als die gefühle mal auszuhalten und zu schauen was dann passiert. ich sagte ihm damals, dass ich halt immer die angst hätte, dass sich dann mehr aufstaut und etwas schlimmeres passiert als ein "kleiner schn*tt". er meinte, die frage ist jetzt eigentlich nur noch, ob ich mich entscheiden will, das auszuhalten, oder nicht. ich hab mich dann entschieden, es auszuhalten. das hat von mal zu mal besser geklappt.

      die hintertür hast du sowieso, denn du entscheidest ja jedes mal selbst. also, nutze den moment, triff deine entscheidung. du brauchst kein letztes mal, denn du weißt gut genug, dass du die entscheidung triffst und sie auch schon oft genug für das svv getroffen hast.

      lg
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Hallo zusammen,

      lieben Dank euch allen für eure Antworten!

      Junimond schrieb:

      Bist du in Therapie? falls ja sprich mal mit deiner thera darüber.


      Ja, das bin ich. Zur Zeit aber in einer etwas unfreiwilligen kleinen Pause, weils terminlich einfach nicht gepasst hat - der letzte Termin war am 12.05. und der nächste ist erst am 23.06.
      Ich versuche, diese Pause so gut wie möglich für mich zu nutzen, um mir über manches klar zu werden, aber ein Gespräch hierüber wäre wirklich nicht schlecht...

      La Volpe schrieb:

      Was genau hättest du davon, dich noch ein letztes Mal "richtig" zu v*rl*tz*n? Kannst du das wirklich nicht näher überdenken?


      Doch, ich habe tatsächlich einige Gedanken dazu im Kopf. Aber die sind mir schrecklich peinlich - ich habe mich nie so doll verletzt, dass ich zum Arzt damit gemusst hätte, musste nie genäht werden. Ich weiß, ich sollte froh darüber sein, und gerade bei diesem heißen schönen Sommerwetter HASSE ich es, mit langen Klamotten (zumindest in der Arbeit und daheim draußen, weil meine nichtsahnenden Schwiegereltern nebenan wohnen) rumzulaufen und würde ne Menge dafür geben, wenn ich keine N*rben am Arm hätte. Aber ein Teil von mir will verarztet, versorgt werden (ich hab das bisher immer selbst gemacht) und hören, dass das jetzt ganz schön tief war. Das klingt so bescheuert, aufmerksamkeitsgeil und armselig. Aber das ist mein Gedanke dazu. Das könnte ich nie laut sagen, ich trau mich auch nicht, das meiner Thera zu erzählen. Eben weil es total arm klingt.

      La Volpe schrieb:

      Denn - und ich hier lehne ich mich hoffentlich nicht zu weit aus dem Fenster, ich möchte dich damit nicht persönlich treffen - wenn du wirklich bereit zum Aufhören wärst, würdest du es "einfach" tun. Dann bräuchtest du kein letztes Mal. Was würdest du über einen Alkoholiker denken, der noch ein letztes Glas Wein trinken will?


      Da lehnst du dich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, das ist ganz im Gegenteil ein sehr interessanter Denkansatz. Du hast recht, wenn ich wirklich wollen würde, würde ich sagen, JETZT ist schluss. Und nicht, nach dem nächsten Mal ist schluss, denn dann gehen die Gedanken bestimmt wieder von vorne los.

      farin schrieb:

      Bei mir kam dann nach dem "letzten mal" ein weiteres letztes mal. Also einfach nur ein "schönreden" des Selbstverletzens.


      Mhm, das geht in La Volpes Richtung, da muss ich dir Recht geben. Aber ich belüge mich da wohl sehr erfolgreich selbst...

      solaine schrieb:

      die hintertür hast du sowieso, denn du entscheidest ja jedes mal selbst. also, nutze den moment, triff deine entscheidung. du brauchst kein letztes mal, denn du weißt gut genug, dass du die entscheidung triffst und sie auch schon oft genug für das svv getroffen hast.


      Man (ich) versucht sich ja immer einzureden, dass man in den Momenten, wo man es tut, einfach nicht anders kann. Wäre es nicht ein absolutes Armutszeugnis, sich selbst einzugestehen, dass man nur selbst dafür die Verantwortung trägt? Ich habe gestern einen Youtube-Clip genau zu dem Thema gesehen - es liegt nur an einem selbst, man selbst entscheidet sich. Dafür oder dagegen. Aber wenn ich mich jetzt dagegen entscheide, hatten die bisherigen "dafürs" dann überhaupt eine Berechtigung, oder wollte ich nur irgendwie anders sein und Aufmerksamkeit? An der Stelle dreh ich mich in meinem Kopf im Kreis.

      lg Nunki

      Edit:

      Achso, nun hätte ich fast eure Vorschläge zum "Verabschiedungs"ritual vergessen. Theoretisch klingt das wirklich gut, so sollte man es wohl machen. Aber wie vielleicht oben schon deutlich wird, will ich vielleicht doch nicht? Ich muss nachdenken...
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Hallo Nunki,
      Danke für deinen Post!!! Das Thema beschäftigt mich auch ganz enorm momentan. Ich denke genau das Gleiche. Ständig!
      Und das, was du als so peinlich empfindest (also den Gedanken, dass du mal versorgt werden möchtest und hören willst,d ass es jetzt schon tief war und so)... Ich denk mir immer wieder genau das! Bei mir ist es immer sehr zwiespältig. Einerseits denke ich, dass es ja niemand sehen darf, andererseits wünsche ich mir immer, dass es jemand sieht und mir irgendwie tröstet oder so. Genau erklären kann ich es nicht, ich versteh mich da selbst nicht.
      Was hilft kann ich dir leider auch nicht sagen, aber ich wollte dir danken,d ass du das geschrieben hast und dass ich mal mit lese.
      :)
      LG heartbeat'12
      Hallo heartbeat´12,

      ich bin froh, dass ich mit solchen Gedanken nicht alleine bin! Bei mir ists auch so, niemand weiß davon, bis auf mein Mann und seit wenigen Wochen meine Mama, aber ansonsten bin ich eigentlich immer darauf bedacht, es zu verstecken.

      lg Nunki
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Nunki schrieb:


      Man (ich) versucht sich ja immer einzureden, dass man in den Momenten, wo man es tut, einfach nicht anders kann. Wäre es nicht ein absolutes Armutszeugnis, sich selbst einzugestehen, dass man nur selbst dafür die Verantwortung trägt? Ich habe gestern einen Youtube-Clip genau zu dem Thema gesehen - es liegt nur an einem selbst, man selbst entscheidet sich. Dafür oder dagegen. Aber wenn ich mich jetzt dagegen entscheide, hatten die bisherigen "dafürs" dann überhaupt eine Berechtigung, oder wollte ich nur irgendwie anders sein und Aufmerksamkeit? An der Stelle dreh ich mich in meinem Kopf im Kreis.


      ja, jede/r redet sich ein, dass er/sie nicht anders kann. nicht nur bei svv, sondern auch sonst im leben gerne und oft. und allermeistens ist es im prinzip unsinn, denn es gibt nur ganz wenige dinge im leben, die _wirklich_ "alternativlos" sind (auch dieses wort wird ja inflationär gebraucht, auch zb in der politik.)

      ich denke, der schlüssel ist auch hier radikale akzeptanz. du brauchst nicht, schon gar nicht im nachhinein rechtfertigungen suchen für etwas was du getan hast. oder für eine entscheidung, die du getroffen hast. und weder du noch andere müssen sie bewerten. dann ist es einfacher, sich zuzugestehen, dass man es tatsächlich so entschieden hat, dass es in der eigenen hand lag. es ist nicht böse, nicht gut, nicht dumm oder schlau gewesen, es war einfach so, aus welchen gründen auch immer, aucb die sind weder gut noch schlecht, aber die entscheidung lag bei dir. und sie liegt immer bei dir.

      das gibt dir auch eine ganz andere macht über dein leben: du entscheidest selbst. so oder so. jede entscheidung hat ihre berechtigung und ihre zeit. aber du kannst anders handeln. es liegt bei dir.
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      //william boyd//


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