Au Pair

      Hallo ihr Lieben,

      ich war schon lange nicht mehr hier, weil es für mich einfach keinen Grund mehr gab :).
      Ich habe im März mein erstes Staatsexamen gemacht und wollte jetzt mal wieder was anderes machen als zu lernen oder sonst irgendwas für die Uni zu tun. Daher habe ich mich auf einen Monat als Au Pair in England beworben und auch eine Gastfamilie gefunden. Zuerst hab ich gar nicht darüber nachgedacht, dass ich ja Narben auf den Armen habe und dass das nicht so gut ankommen könnte. Seit mir das aufgefallen ist, zermartere ich mir allerdings den Kopf, was ich tun soll. Die letzten Narben sind von einem Rückfall vor 1,5 Jahren (man sieht auch noch, dass die neuer sind), der Rest ist deutlich älter. Ich bin in den letzten Wochen ziemlich braun geworden und habe ein bisschen das Gefühl, dass man sie jetzt doch deutlicher sieht. Allerdings überrascht es mich auch immer wieder, dass langjährige Bekannte die Narben erst jetzt/vor kurzem gesehen haben. Vermutlich sind sie also nicht so auffällig wie ich selbst denke.
      Meiner Gastfamilie das zu verheimlichen fände ich eine dumme Idee, immerhin ist es Sommer und wir werden bestimmt auch mal schwimmen gehen. Ich überlege nur, wann ich es am besten anspreche. Eigentlich hatte ich mir überlegt, es erst in England anzusprechen oder vielleicht auch erst dann wenn ich mich ein bisschen eingelebt habe. Schließlich ist das Thema für mich eigentlich abgehakt. In Deutschland, ist das alles kein Problem. Während meines FSJs im Krankenhaus blieb mir eigentlich nichts anderes übrig, als die kurzärmligen Kasacks zu tragen und wenn ich hier etwas mit Kindern mache, dann verstecke ich meine Arme auch nicht (außer ich weiß, dass sie selbst psychisch nicht stabil sind und sich vielleicht schon mal verletzt haben). Nachdem ich jetzt allerdings ein bisschen gegooglet habe und viele Nicht-Betroffene der Meinung sind, es sei ein großer Vertrauensbruch wenn man es der Gastfamilie nicht vor der Reise mitteilt, bin ich etwas unsicher.
      Die Kinder sind 7 und 9 Jahre alt und ich denke ich werde ihnen erzählen, dass ich einen Unfall hatte. Wobei ich das auch mit der Gastmutter besprechen würde.
      Ich habe auch keinerlei Bedenken, was meine Stabilität angeht.

      Vielleicht gibt es ja hier jemand der selbst schon als Au Pair gearbeitet hat und erzählen mag, wie es bei ihm/ihr war. Und mich interessiert natürlich auch, was die anderen meinen und was ihr tun würdet.

      LG
      Wintermädchen
      Heroes are made when you make a choice
      (Superchick - Hero)
      Hi

      Also ich wäre dafür das du es der Gastfamilie vorher schon sagst. Finde das gegen über ihnen nur fair und ihr könnt auch beredet was und wie ihr es denn Kindern sagen wollt. Du weist ja nicht wie die Eltern drauf reagieren, wenn du glück hast sehr offen und resekt voll. Wenn du aber pech hast sagen Sie sorry aber das mit uns wird nichts, das können bzw. wollen wir unseren Kindern nicht zeigen. Du weist doch du kannst denn Menschen immer nur vor denn Kopf schaue, aber weist nie was in ihnen vorgeht.

      Ich an ihrer stelle würde es gerne wissen bevor du kommst und an ihrer reaktion wirst du ja sehen wie es weiter geht dann.

      Gruss

      Neisna
      Lebt eurer leben so wie ihr es für richtig haltet und lasst euch nix ein reden. Denkt immer dran ihr habt nur ein Leben, macht das Beste draus.
      Hi Wintermädchen,
      ich habe zwar nie als Au-Pair gearbeitet, aber bin oft auf Ferienfreizeiten von diversen Organisationen mitgefahren (als Betreuerin) und habe lange auch als Wochenend/Kurzzeitbetreuerin gearbeitet (was Au-pair schon recht nahe kommt- mit dem Unterschied, dass ich kürzer blieb und die Eltern meist nicht/kaum da waren). Bei einigen kamen die Narben vorher zur Sprache, bei anderen erst im Verlauf der Anwesenheit und manchmal gar nicht. Schlechte Erfahrungen mit Eltern habe ich eigentlich nur einmal gemacht (von Kindern einer Ferienfreizeit).

      Was die Wochenend/Kurzzeitbetreuerin angeht, habe ich es, sofern das möglich war, immer vorher angesprochen und gesagt, dass ich vor einigen Jahren eine Borderlinestörung hatte und aus dieser Zeit Narben vom schneiden an den Armen und Beinen. Einige haben nachgefragt, einige wirkten unsicher, was meine eigene Belastbarkeit anging, aber wirklich negativ hat niemand reagiert.
      Außerdem kam natürlich oft die Frage auf, was ich den Kindern sage. Ich bin nicht für dieses 'das war ein Unfall' 'oh da habe ich mich mal verbrannt' etc. - aber das muss jeder für sich entscheiden - und nach dem Umfeld in dem er sich aufhält. Wenn die Kinder nachfragen würden, habe ich meistens gesagt, dass ich ihnen erklären würde, 'dass ich eine schwere Zeit hatte und das ich damals dachte, dass es mir hilft, aber dass es das eigentlich nur schlimmer gemacht hat.' - und so angepasst an Kind und Situation habe ich es dann auch so durchgezogen. Anfangs habe ich auch noch angeboten, denn Kindern was anderes zu erzählen - wollten die meisten aber gar nicht.

      Nun, bei dir liegt der Fall in soweit anders, dass du nicht persönlich bei den Eltern vorbeischaust um dich vorzustellen. Ich würde ihnen auf jeden Fall sagen, dass du mal SvV gezeigt hast und du davon Narben zurückbehalten hast. Ich weiß nicht wie tolerant England mit dem Thema umgeht - wie gesagt in Deutschland war es nie ein großes Problem - also überleg dir am besten, wie du das Thema vorsichtig anschneiden kannst und was die Narben angeht...

      Wenn ich nicht grade jemandem die Unterarme ins Gesicht halte, fällt es seltsamerweise auch bei mir niemandem auf dabei sind die echt mistig abgeheilt. UND ich habe auch an anderen Stellen welche - die aber nie jemand mit SvV verbindet.
      Ich denke als Betroffener ist man da einfach aufmerksamer - man achtet erstaunlicherweise auf die Unterarme der Leute - nun ja, zumindest ich ||

      Meiner Meinung nach, ist es kein Vertrauensbruch, grade wenn es schon so lange her ist - es geht ja nicht um einen akuten Fall von SvV. Aber bedenke dass diese Familie dir ihre Kinder anvertraut. Überlege einfach, wie es bei dir wäre, wenn du die Mutter wärst - würdest du es wissen wollen und was würdest du noch wissen wollen?

      Wie gesagt, falls ihr also mal Skypte oder EMails austauscht etc. erwähnst du es vielleicht mal vorsichtig.

      Hoffe der Text hilft.

      Alles Liebe
      Tinka
      Es ist weder T*d noch Dunkelheit die wir fürchten es ist das Unbekannte das wir angesichts von T*d und Dunkelheit fürchten
      nach Rowling (HP 6)

      Leb, das du stündlich St*rb*n kannst, in Pflicht und Freude, Stark und Ehrlich,
      Nicht dich das Werk, das du begannst mach für die Menschheit unentbehrlich. (E. Mühsam)
      Hallo Wintermädchen,

      hast du dich schon entschieden? Gibt es schon etwas Neues?

      Ich glaube so vor Ort erst ansprechen würde mir schwer fallen.
      Das stelle ich mir so steif vor "Ich muss mit euch reden. Schaut her, was sagt ihr dazu, soll ich das verstecken?". Kommt natürlich ganz auf die Chemie an.

      Da ich keine Kinder habe, kann ich mich vielleicht in ängstliche Eltern nicht rein versetzen.
      Aus dieser Perspektive würde ich sagen, wenn es 1,5 Jahre her ist, geht es eigentlich keinen was an. Beeinflusst ja nicht "deine Arbeit".

      Von daher würde ich es entweder vorher ansprechen oder gar nicht.

      Wenn du mal die Perspektive der Eltern ausser acht lässt: Mit welcher Lösung fühlst du dich am wohlsten?
      Nicht dass das dann die richtige ist, aber nur damit du das mit in die Überlegung einbeziehen kannst.
      Hallo,

      danke für eure Antworten. Ich war leider unimäßig ziemlich eingebunden. Nachdem ich nochmal mit Freunden und Familie geredet habe, werde ich das erst in England ansprechen. Und dann auch nicht als Problem sondern, dass ich denke, dass die Gastmutter es wissen sollte.

      @ Swollen, eigentlich sehe ich es genauso wie du, es geht niemanden etwas an. Allerdings ist glaub ich da einfach das Problem, dass psychische Erkrankungen doch noch nicht so akzeptiert sind.

      Am liebsten würde ich es eigentlich gar nicht ansprechen. In meinem FSJ und auch sonst sage ich nur etwas dazu wenn jemand fragt, was da passiert ist. Wenn ich nicht in der Familie als Familienmitglied wäre, würde ich es auch nicht ansprechen. Weil einen normalen Arbeitgeber geht das nichts an.
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