Übergeben "ohne Grund"

      Übergeben "ohne Grund"

      Hallo,

      bevor ich zu meinem aktuellen Problem komme, mal kurz etwas zu meiner Vorgeschichte: vor vielen Jahren ging es bei mir mit der Magersucht los, zwischenzeitlich ging es mir mehr als gut, bevor ich vor einem Jahr in die Bulimie gerutscht bin. Nach einem erneuten Klinikaufenthalt hatte ich diese weitestgehend im Griff. Ich habe kaum noch das Verlangen nach Essanfällen, doch der Drang, mich zu übergeben, nimmt nicht ab.

      Ist es mir minimal übel oder habe ich mal etwas "zu viel" (objektiv gesehen ist es natürlich nicht zu viel) gegessen, möchte ich sofort erbrechen. Auch Situationen, in denen ich mich unter Druck gesetzt, gestresst oder verärgert fühle, kann ich nur durch den Gang zur Toilette entspannen.
      In 90% der Fälle geht es mir also nicht darum, Essen loszuwerden, sondern allein um den Akt des Übergebens. Ich habe danach auch kein schlechtes Gewissen o.ä., wie es sonst der Fall war. Die Hemmschwelle ist einfach total niedrig geworden, bzw. kaum noch vorhanden.

      Nun meine Frage: Kennt jemand von euch diese Problematik? Ich bin etwas überfordert mit der Situation und weiß nicht, wie ich mir helfen kann.

      Bin für jeden Kommentar dankbar.
      Hallo Marla_Singer

      ich habe keine Essstörung möchte aber trotzdem antworten...
      hast du es vielleicht mahl mit einem Ersatz für das erbrechen versucht, wen ich deinen Beitrag so lese hört sich das für mich an als wer das erbrechen für dich eine Art "Reinigung" (tut mir leid wen ich falsch liege) also würde ich spontan sagen dass du dir zum Beispiel die Hände waschen könntest wen du schon auf dem weg zu Toilette bist .
      oder du gehst wen die Möglichkeit besteht duschen oder baden
      was mir jetzt noch eingefallen wäre ist du könntest dich einfach mit Bodyspray, Parfüm oder ähnlichem einsprühen als Zeichen der "Reinigung"

      vielleicht konnte ich dir ein bisschen helfen, wenn nicht tut es mir leid

      ich wünsche dir viel kraft und Durchhaltevermögen das du das durchstehst
      liebe Grüße Floret ^^
      Genau in dem Moment,
      als die Raupe dachte die Welt geht unter
      wurde sie zum Schmetterling

      Peter Banary
      Hallo du,

      dein Posting ist jetzt schon zwei Wochen her, aber vielleicht ist das Thema für dich ja noch aktuell.
      Ich kenne das, wenn auch mit anderer Vorgeschichte, hab es aber mittlerweile - oder zumindest zur Zeit - im Griff. Ich hab neulich mal durch alte Klinikberichte geblättert und dabei ist mir genau in diesem Zusammenhang etwas aufgefallen, was meine damalige Therapeutin geschrieben hat: Nämlich, dass ich ihr gesagt habe, ich würde auch bei normalen Nahrungsmengen ebr*chen bzw. manchmal sogar nur essen, um ebr*chen zu können. Und zwar aus dem Gedanken heraus: "Es k*tzt mich alles an." Das heißt, dass das Ebr*chen für mich ein Druckabbau war/ist. Wie das Schn*den oder das Trinken oder wie eben alle anderen destruktiven Verhaltensweisen. Du beschreibst ja, dass es in Situationen ist, in denen du dich gestresst etc. fühlst. Deswegen wäre mein Ratschlag, dir Alternativen zu suchen. Das ist für mich wie beim Schn*den. "Einfach" nur aufzuhören mit dem SVV funktioniert oft nicht lange, weil der Druck ja immer noch da ist. Deswegen braucht es m.E. - neben der Arbeit an der Ursache - Alternativen, wie man mit Druck umgehen kann. Hast du da mal in die Skills geguckt? Dem einen hilft Ablenkung, dem anderen Entspannung, dem nächsten auspowern. Vielleicht kannst du deinen Gefühlen einfach eine andere Möglichkeit geben, heraus zu dürfen. Sie zum Beispiel aufmalen oder aufschreiben, aus dir herausschreien oder in Bewegung umwandeln (Sport, etwas zerreisen, etwas aus Ton herstellen und ggf. wieder zerstören etc. pp.).

      Aber abgesehen davon, dass du den Drang nach Erbr*chen hast, wenn du negative Gefühle empfindest, schreibst du ja, dass du bei Nahrungsmengen, die du subjektiv als zu viel empfindest, den Drang hast, erbr*chen zu müssen. Ich denke, dass das einfach ein sehr deutliches Zeichen ist, dass die essgestörten Gedanken und Gefühle noch einen großen Raum einnehmen. Da fände ich es gut, wenn du dich auf die Dinge konzentrierst, die dir bei dem Schritt aus der MS bzw. Bulimie geholfen haben. Du hast doch während der Klinikaufenthalte bestimmt Strategien erlernt, um gegen essgestörte Gedanken und Verhaltensweisen vorzugehen. Gibt es da etwas, was dir geholfen hat, Mahlzeiten, die objektiv gut waren, für dich subjektiv aber zu viel, auszuhalten, zu akzeptieren oder anzuerkennen? Ich finde da - wie so oft - Achtsamkeit sehr gut (auch wenn ich natürlich in einer völlig anderen Situation bin als du und die Essproblematik bei mir vermutlich nie so gravierend war). Vielleicht fällt dir ja wieder ein, was dir so geholfen hat oder vielleicht hast du ja noch Notizen aus den Therapien?

      Alles Gute dir,
      Fylgja