Gefühl als einzige gescheitert zu sein?

      Gefühl als einzige gescheitert zu sein?

      Vorgestern war ich mit meiner Mutter bei einem Fest, das gut von Leuten besucht ist. Da wir in einer Kleinstadt wohnen, bleibt nicht aus, dass man Leute sieht, die man kennt.
      Gerade meine Mutter kennen viele, da sie viel Kontakt zu jungen Menschen hat durch ihre Arbeit.

      Was soll ich sagen? Für mich wurde der Abend Horror. Zunächst trafen wir ihre Kollegen, wo dann die Dauerfrage war: Und was machst deine Tochter jetzt weiter? Ich hab ja Soziale Arbeit studiert und wurde von allen belächelt, da ich in meinem fortgeschrittenen Alter immer noch nur diesen einen Bachelorabschluss vorweisen kann und ihre Töchter bereits den Master in besser verdienenden Positionen haben. Da wurde ich dann auch prompt wieder von meiner Mutter mit Leuten verglichen, die ich gar nicht kenne.
      Dann kam die zweite Kollegin. Die lachte auch nur, als meine Mutter erzählte, wie es mit mir weiter geht. ||
      Ich fühlte mich wie der komplette Loser des Abends.

      Dann traf meine Mutter die ersten Jugendlichen, die erzählten wie viel sie bei ihrem Ausbildungsplatz verdienen und wie toll doch alles sei. 900 Euro und mehr. So viel werde ich vielleicht knapp verdienen, wenn ich als Sozialarbeiter direkt nach dem Studium einsteige. Alle erzählten wie toll es wäre.

      Ich hatte danach das Gefühl mit meinem witzhaften Bachelorabschluss total gescheitert zu sein und nichts im Leben erreicht zu haben, während andere bereits eine super Stelle haben und Familie gründen und sich finanziell über Wasser halten können.
      Das Tüpfelchen auf dem i war dann noch eine Jugendliche, die vorbei kam und stolz erzählte wie viel sie als Physiotherapeutin bekommt (das Mädel hat nicht einmal einen Schulabschluss- nicht das ich ihr das nicht gönnen würde, aber ich hatte das Gefühl gescheitert zu sein.

      Irgendwie hat das in mir eine Krise ausgelöst. Ich bin Mitte 20 und muss immer noch meine Mutter fragen, weil es während des Studiums vorne und hinten nicht reicht. Selbst mit dem Nebenjob nicht. Das ich mit meinem Abschluss nicht zufrieden bin hatte ich ja irgendwo geschrieben. Da hat man ewig studiert und bekommt dann so viel wie eine Verkäuferin. Nichts gegen Verkäuferinnen. Die sind toll. Aber ich denke ihr wisst was ich meine.
      Mein Abend war jedenfalls gelaufen. X/
      Hallo,

      ich kann dich gut verstehen, bei mir geht der "vergleich" sofort bei meinen älteren Brüdern los. ich bin mitte 20, in der 2ten Ausbildung (die erste war Verkäufer, und ich war extrem enttäuscht von dem Beruf.), dementsprechend muss ich extrem aufs geld schauen. Meine Brüder verdienen beide super Geld, der eine is Chefkoch, der andere arbeitet im Tiefbau. Und eben jener gibt immer schön damit an, was er doch geschafft hätte, und das er ja so viel verdient. Wenn ich meine ehemaligen Realschul "Kollegen" treffe, und die labern höre was sie so arbeiten und verdienen, komm ich mir auch bisschen vera.rscht vor. Aber gut, es gibt immer 2 seiten.

      Folgendes, was dir vllt hilft die sache nicht so negativ auf dich zu beziehen: Einige mögen zwar gut Geld verdienen, sind aber keineswegs "gescheit". Mein großer Bruder z.B. (der im Tiefbau) verdient zwar gut, hat dafür ein "leichtes" Alkoholproblem, seine "Beziehung" ist ebenfalls als "gescheitert" zu bezeichnen. (Gemeinsames Kind, getrennt lebent, er muss alles zahlen usw.)
      Andere aus meiner alten schule haben z.B. probleme mit Dr*gen usw. sie mögen im Beruf gut Geld verdienen, sind aber anderorts Gescheitert.

      Mein Therapeut z.B. sagt ganz Selbstbewusst von sich selbst, es ist egal wie alt man ist um irgendeinen Beruf anzufangen, hauptsache man hat ein Ziel (Er ist selber recht spät studiert, war davor - nicht lachen - klemptner gewesen).
      Es ist doch egal ob andere schon "eher" Berufstätig sind, solange du das findest was dir gut tut, und in dem Tempo welches dir gut tut, machst du alles richtig. Gesundheit geht, auch wenn es manchmal schwer vorstellbar ist, immer vor dem großen Geld.

      Grüße,

      Dakhras
      Bitte gib mich frei!
      Dieser Stein lastet zu schwer auf meinem Herzen,
      diese Bürde reißt mich wie ein Spaten Erde teilt , entzwei.
      (Samsas Traum - Das Lächeln eines Toten.)
      Danke für deinen schnellen Beitrag. Dass man später noch seinen Traumjob machen kann sehe ich auch etwas entspannter mittlerweile.
      Leider haut mich die derzeitige Situation sehr um und ein Ende ist nicht in Sicht, da ich eigentlich ganz gern weiter studieren würde.
      Klar geht Gesundheit vor. Aber wenn ich dann permanent sehe wie Gleichaltrige rum rennen oder was die sich leisten und ich hab ewig studiert komme ich mir richtig beschissen vor.
      Ich will mir auch mal etwas leisten und etwas kaufen auf das ich stolz bin. Momentan bin ich froh, wenn es für Lebensmittel reicht. <X
      Das ist es ja gerade, natürlich will man sich mal was gönnen, klar will man auch so rumlaufen wie "die anderen". Aber eins darf man eben nie vergessen....Geld macht nicht glücklich.

      Versuch dir vorzustellen, ob bei denen wirklich alles so super ist wie es scheint. Wo kommt das Geld her? Stimmt das so wie sies Erzählen? Sind die Gegenstände wirklich gekauft? usw.

      Auch wenn es schwer ist, man muss versuchen sowas abzublocken...versuch dir die anderen ins lächerliche zu ziehen (für dich natürlich). Stell dir z.B. vor das die fürs "Geld" arbeiten und du eben für dich, für das was dir spaß macht.

      Dieses ganze Materielle ist ein totaler Fluch für unsere Gesellschaft...so btw...

      Ich will übrigends damit nicht sagen, dass ich das hinbekomme. Wenn ichs hinbekommen würde, wenn alles gut wäre, dann wäre ich wohl nicht hier.

      Versuch vllt auch was gutes daran zu sehen: Du kannst mit Geld umgehen. Wer mit wenig Geld umgehen kann, und damit "über die Runden kommt"...kann später auch mit mehr Geld immer noch super wirtschaften, wo man sich auch super was gönnen kannst (Auch wenn dir deine Mutter aktuell noch was dazu geben muss). Früher oder Später kannst du dich bei deiner Mutter dafür revangieren, dann brauch sie mal Unterstützung. Auch wenn es eigentlich überhaupt nicht mein fall ist, aber so ein bisschen Karma ist immer dabei. iwann kommt alles zurück, was dir jetzt widerfährt, wird dir später nicht mehr wehtun. Okay, ich schweife ab.
      Bitte gib mich frei!
      Dieser Stein lastet zu schwer auf meinem Herzen,
      diese Bürde reißt mich wie ein Spaten Erde teilt , entzwei.
      (Samsas Traum - Das Lächeln eines Toten.)
      Ich weiß. Aber wenn man permanent am Exostenzminimum steht ist das auch nicht das Wahre.
      Ein wenig mehr könnte es schon sein.
      Selbst wenn es nur 200 Euro mehr wären.
      Wenn ich mir so ansehe, dass ich als Sozialarbeiter mit 1100 Euro netto einsteige, dafür studier habe und andere kriegen für ihre Lehre im 1. Lehrjahr schon 900. :thumbdown:
      Irgendwas läuft falsch in meinem Leben.

      Vielleicht hast du recht. Nur mir kommt die Zeit auch so endlos vor. Hab momentan das Gefühl ich werde trotz Bachelor nie auf eigenen Füßen stehen.
      Und eben auf Dauer diese Existenzängste machen auch eher Angst als das sie helfen.
      Ich würde auch nicht jemand sein wollen, der mit einem Gehalt von 5000 Euro nach Hause geht.
      Du verstehst?
      Ich versteh dich, mir würden aktuell 200 Euro mehr auch vollkommen aussreichen, dann würd ich alles besser schaffen. Aber naja, soll halt nicht so sein.

      Das problem ist: 900€ im ersten Lehrjahr schaffen wohl nur sowas wie polizei oder die "gefahren" Berufe wie Tiefbau/Hochbau usw...weil da der "Gefahrenzuschlag" ja alleine dabei ist. Das problem an sowas ist dann eben: Man muss es machen um das zu verdienen, und nicht jeder ist dazu geeignet.

      Ich arbeite in der Gastro, wie allgemein bekannt ist die vergütung da echt bescheiden. Klar gibst mittlerweile mindestlohn (okay mir als azubi isses aktuell eh schnuppe, ich bekomm ca 2,20 pro stunde) aber selbst mit 8,50 bisste noch/gerade so bei den 1000€.
      Aber ich mach den Beruf nicht wegen des Geldes, sonder weil er mir spaß macht. Ob ich nach der Ausbildung erstmal arbeite und "geld scheffel" oder ich dann die FOS fürs Abi dranhänge, um dann zu studieren, weiß ich noch nicht. ich will trotzdem früher oder später was eigenes aufmachen. Das ist mein plan und wann ich dann umsetze steht nicht fest.

      Setzt dir ein Ziel. arbeite daran.

      mit 1100€ einzusteigen trotz studium ist aber "nicht schlecht", weil es gibt anderen studiengänge, die mit n bachelor, weit aus weniger verdienen. Natürlich kommt es ganz auf das Bundesland an, wo du arbeiten willst...in meiner Stadt z.B. wären 1100€ verdammt viel, weil die Mieten hier einfach niedrig sind, bzw allgemein die Lebenserhaltungskosten.

      Ich lebe jetzt seit ich 16 bin an diesem "Existenzminimum". Auch wenn es schwer ist...man steht das durch...es gibt immer welche die stehen noch schlechter da...
      Bitte gib mich frei!
      Dieser Stein lastet zu schwer auf meinem Herzen,
      diese Bürde reißt mich wie ein Spaten Erde teilt , entzwei.
      (Samsas Traum - Das Lächeln eines Toten.)
      Hallo Lina,

      aktuell vergleichst du dich ja selbst, daran kannst du arbeiten. Dass die anderen dich vergleichen - sollen sie doch. Wenn sie sich mit dir oder jemand anderem vergleichen müssen, um selbst "besser" dazustehen, sagt das eine Menge über diese Personen aus. Nämlich, dass sie nicht selbstbewusst genug sind, mit sich selbst nicht zufrieden, oder sonstwelche Probleme haben. Lass dich davon nicht runterziehen! Stell dich stattdessen selbstbewusst hin und sag, dass du so zur Zeit ganz gut leben kannst! Du hast ausreichend zuessen, zu musst keinen Durst leiden und hast ein Dach über dem Kopf - das ist ne ganze Menge!

      Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Und das klingt vielleicht, als würde ich deine Situation relativieren wollen - das möchte ich nicht. Aber dein Bild nach Außen kannst du bestimmen, und wenn du dort sagst, hey, ich komme zurecht! dann bewirkt das eine ganze Menge. Auch in dir drin.
      Ansonsten drück ich dir die Daumen, dass du deinen Weg findest, und du dich irgendwann "freigeschwommen" hast. Respekt dafür, dass du zur Zeit mit so wenig klar kommst!

      lg Nunki
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Hallo Lina

      ich kann dich gut verstehen. Ich hinke mit meinem Studium auch wesentlich hinterher und schäme mich oft dafür, dass ich noch nicht auf eigenen Beinen stehe. Trotzdem finde ich es nicht gut, seinen Selbstwert aus der Abwertung anderer Menschen zu ziehen. Das liegt zum einen an meiner grundsätzlichen Haltung, zum anderen daran, dass es so, wie auch Dakhras das beschreibt, einfach nicht ist. Es gibt nämlich auch Menschen, die viel verdienen, gesund sind, eine tolle Familie haben, die sich an vielen Talenten und Hobbys etc. erfreuen und ohne überdurchschnittliche Probleme durch das Leben gehen. Und ich denke, dass man das auf lange Sicht aushalten lernen muss. Der eigene Wert kann doch nicht daher kommen, dass man andere schlecht redet. Das eigene Selbstbewusstsein kann doch nicht vom Hervorheben negativer Eigenschaften anderer oder dem Unglück anderer bestehen. Ich will euch beiden, Lina und Dakhras, keinen Vorwurf machen. Ich habe das auch oft gemacht und kann das daher gut verstehen. Man kann natürlich auch argumentieren, dass es ja keinem weh tut, wenn man es den anderen nicht sagt. Aber ich denke, auf lange Frist beeinflusst es massiv das eigene Menschenbild und fördert Unzufriedenheit und Neid. Ich plädiere daher dafür, sich einerseits auf seine eigenen Fähigkeiten und Talente zu konzentrieren. Und sich andrerseits zu fragen, ob das Leben wirklich so unfair ist. Wie gesagt, ich kann das gut nachvollziehen. Ich musste weil ich krank bin hintereinander zwei Schuljahre wiederholen und meinen ersten Studiengang abbrechen. Das war schlimm für mich. Aber gerade deswegen denke ich, dass es berechtigt ist, diesen Rat zu geben, weil ich die Situation kenne: Besinne dich darauf, was du alles hast, anstatt auf das, was schief läuft. Das hießt nicht, dass du deine Probleme ausblenden sollst. Natürlich sollst du die ernstnehmen und dich darum kümmern und arbeiten. Aber es hilft enorm, immer wieder mal davon Abstand zu nehmen, und zu sehen, wie gut es einem doch trotz allem geht. Mal so als Beispiel, was ich mir oft sage: Ich bin enorm privilegiert, in einem Land aufwachsen zu dürfen, indem es schon so lange keinen Krieg mehr gab. Ich bin dankbar, weil ich - zumal als Frau - studieren kann, das ist keineswegs selbstverständlich etc.

      Und dann darf man nicht vergessen: Es gibt ja sicher auch Leute, die sich mit dir vergleichen und dabei negativ wegkommen. Ich hab irgendwann mal bei irgendwem gejammert, dass mit psychischen Probleme studieren manchmal echt hart ist. Die Person hat mir zwar Recht gegeben und Verständnis gezeigt, mir aber auch klar gemacht: Immerhin kannst du studieren - trotz allem. Es gibt Leute in deiner Situation, die das nicht können und niemals können werden. Das versuche ich mir zu verdeutlichen, wenn es mal wieder total schwierig ist.

      Und dann noch was: Wird man wirklich so oft mit anderen verglichen - oder vergleicht man nicht eher selber? Natürlich gibt es Menschen, die einem ihren Erfolg aus böser Absicht unter die Nase reiben oder einem Vorwürfe machen. Aber ich behaupte mal, dass mindestens die Hälfte des Drucks hausgemacht ist. Du bist du und der andere ist der andere. Die Person, die jetzt viel mehr verdient als du, hat nicht deine Lebensgeschichte und du nicht ihre. Versuch dir das klar zu machen und deine eigene Vergleicherei zu bremsen. Ich weiß, dass das schwer ist, ich tappe auch noch oft in die Falle. Aber je weniger ich mich vergleiche, desto besser geht es mir (und nebenbei habe ich dann mehr Energie, mich um meinen Weg zu kümmern und bin wesentlich erfolgreicher, als wenn ich immer vergleiche).
      Zum Geld kann ich nur sagen: Ein Studium ist keine Garantie für ein hohes Einkommen. Und ein Studium im sozialen Bereich sowieso nicht. Das weiß man aber bzw. darüber hat man sich ja in aller Regel vor dem Studium informiert. Und das wird ja nicht der Grund für dein Studium gewesen sein. Du bist auch nicht die einzige, der es so geht. Gerade bei mir in den Geisteswissenschaften gibt es viele Leute, die über 15 Jahre in Studium und Promotion und Assistenzstellen stecken, die furchtbar viel arbeiten und richtig gut sind und Preise bekommen und dann am Ende von der Uni fliegen, weil im Schnitt auf 20 Anwärter nur ein Lehrstuhl kommt. Nur mal so als Beispiel.
      Davon abgesehen kann man sich ja generell darüber streiten, ob der Verdienst gerecht ist bzw. welcher mit welcher Ausbildung angemessen ist. Aber das gehört nicht hier her.

      Also: Kopf hoch und den Blick mehr auf das Positive anstatt das Negative.

      Viele Grüße,
      Fylgja.
      Also ich denke bei mir kommt das deshalb, dass meine Familie sehr stark Vergleiche zieht.
      Ich hatte erst kürzlich die Unterhaltung mit meiner Mutter.
      "Menschen vergleichen sich nun einmal. Machen Mütter sogar mit Babys. Klar zieht man Vergleiche und wenn ich dann sehe das die Kinder meiner Kollegen viel weiter sind frage ich mich warum du nicht."
      Zitat meiner Mutter
      Ich denke schon das es bei mir und vielleicht auch bei Dakhras stark durchs Umfeld geprägt ist.
      Die Frage ist jetzt: Inwieweit kann man dem entgehen, wenn man noch von den Eltern abhängt, außer sein Ding für sich selbst zu machen.

      Meine Mutter bringt sogar regelmäßig, dass ich ihr die Weihnachtsgeschenke ja eh von ihrem Geld kaufe da sie es ja an mich überweist und es letzendlich ihr Geld ihr Unterhalt ist.

      Ich denke an sich wäre ich auch mit 1200 Euro glücklich. Wenn mir der Job Spaß machen würde. Nur das ist ja auch noch so ein Problem, in dem ich in einem anderen Thread geschrieben hatte.

      Dass ich in mein Studium etwas blind gelaufen ist hatten wir in einem anderen Thread ja schon erörtert.

      Lina478 schrieb:


      Wenn ich mir so ansehe, dass ich als Sozialarbeiter mit 1100 Euro netto einsteige, dafür studier habe und andere kriegen für ihre Lehre im 1. Lehrjahr schon 900. :thumbdown:
      Irgendwas läuft falsch in meinem Leben.


      nur ganz kurz hierzu. ich bin mir sicher, dass die 900 im ersten lehrjahr in normalen berufen (also sowas wie bürokauffrau oä) brutto sind. weiß ich, weil unsere azubis - die bürokaufleute werden - nur den gesetzlich vorgesehenen lohn im ersten lehrjahr kriegen und der liegt irgendwo um die 600 brutto natürlich. und natürlich gibt es auch ausbildungsgänge, wo man im ersten lehrjahr gar nichts, 200 oder 300 jeweils brutto natürlich "verdient".

      1.100 netto sind je nach lebensumständen um die 1700-1900 brutto. ich überlege gerade krampfhaft wer in meinem umfeld als einstiegsgehalt nach dem studium (!) mehr bekommen hat, fällt mir jetzt außer einem bwl-mensch niemand ein. ich (36, hochschulabschluss) hab bis vor 3 jahren auch immer weniger als 2000 brutto verdient. sozial- und geisteswissenschaften sind "brotlos", es sei denn, man geht an eine fh oder uni und schaffts bis zur professur. hat man mir so immer gesagt ;) ich leb ganz gut von meiner brotlosen kunst :D denke aber, dass über gehalt generell zu wenig und zu ungenau (zb brutto mit netto vergleichen) geredet wird, das schürt dann immer die angst, alle anderen hätten so viel mehr. mit meinen freunden reden wir da recht offen, daher hab ich nicht mehr die angst, so ganz allein dazustehen mit meinem relativ "niedrigen" (ich denk grad an die flüchtlinge mit vier euro am tag) gehalt.

      das nur mal kurz zu der lohnfrage.
      lg
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Gehalt ist ja immer noch so ein Tabu Thema, weil dann alle Angst haben sie fliegen raus.

      Ich denke Gehalt und Spaß am Job und weniges Gehalt und keinen Spaß sind auch noch 2 paar Schuhe.
      Ich habe gemerkt, dass es nicht meins ist und will noch etwas dran hängen.
      Was leider bedeutet, dass ich mindestens noch 3 Jahre von meiner Mutter abhänge und von niedrig bezahlten Nebenjobs.
      Ich bin im Zwiespalt. Einerseits würde ich irgendwann gern die Früchte meiner Arbeit ernten, andererseits denke ich mir, wenn ich mit diesem Job auf Dauer lebe tue ich mir keinen Gefallen.

      Also mein Bekannter verdient 900 netto im 1. Lehrjahr und hat jetzt nicht so den tollen Job.
      was ist das denn für ein ausbildungsberuf?

      ja, frage ist auch immer was man für das gehalt leisten und aushalten muss. mein bruder verdient deutlich mehr als ich, aber er hat auch bwl studiert obwohl es ihn genauso wenig interessiert hat wie mich. er wollte aber halt klar was, womit man dicke verdient und jura/medizin ging nicht weil er fachabi hat. ich hatte nie lust mich durch einen dieser studiengänge zu quälen, sondern wollte lieber was, was mir spaß macht.

      und er hat jetzt ne 70stunden woche, arbeitet sicher 3/4 des jahres nicht in der stadt, in der er lebt und hat quasi ne fernbeziehung, obwohl er mit seiner freundin zusammen wohnt. aber unter der woche wohnt er ja meist im hotel, hunderte kilometer von daheim weg. hobbies oder so, außer mal nachts um elf ne stunde in den fitnessraum im hotel sind da nicht mehr drin.

      das wär jetzt für mich auch nichts. und er sucht nach vier jahren in dem job dringend was normales, im zweifel auch zu weniger gehalt, weil seine gesundheit am limit ist.
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Aufn Bau hat man eben den Gefahrenzuschlag, man kann immer mal verletzt werden von Maschinen/Baumitteln/Gerüsten,,,
      Bitte gib mich frei!
      Dieser Stein lastet zu schwer auf meinem Herzen,
      diese Bürde reißt mich wie ein Spaten Erde teilt , entzwei.
      (Samsas Traum - Das Lächeln eines Toten.)
      Einzelhandelkaufmann/frau so ca 500 brutto im ersten lehrjahr, also so 350 raus je nach region und abzügen...Aber egal, wir schweifen ja vom thema ab.

      Wenn man so durch die einträge ließt. fällt halt auf, entweder wieder eine maske aufziehn, oder ganz realistisch an die sache rangehen...
      Bitte gib mich frei!
      Dieser Stein lastet zu schwer auf meinem Herzen,
      diese Bürde reißt mich wie ein Spaten Erde teilt , entzwei.
      (Samsas Traum - Das Lächeln eines Toten.)
      na, um zum thema zurückzufinden, ich rate dir, das zu tun worauf du wirklich lust hast, egal wie gut das zu dem gerade gängigen bild von "erfolg" passt.
      wenn man sich mit anderen vergleicht, findet sich immer etwas, wo man mies abschneidet. und eltern üben da ganz gern auch mal druck aus, meistens aber weil sie dem kind ein reiches, sorgenfreies leben wünschen. manchmal auch, weil sie selbst mit sich unzufrieden sind.

      am ende muss jeder sein leben so gestalten, wie es für ihn passt. blöd genug für dich, wenm du dafür noch ein paar jahre mit wenig geld auskommen musst - aber besser das als dein leben lang das gefühl, dass du nicht das gemacht hast was du eigentlich wolltest. und ganz ehrlich, wenn sich andere über ihren erfolg in einem lebensbereich freuen ist das ja ok. wenn sie es dir aber unter die nase reiben, egal ob ihren eigenen oder den erfolg von andren (im sinne von "schau dir an was die erreicht haben und du nicht"), dann haben diese leute woanders ein defizit.

      lg
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Hallo Lina,

      Lina478 schrieb:

      Ich denke schon das es bei mir und vielleicht auch bei Dakhras stark durchs Umfeld geprägt ist.
      Die Frage ist jetzt: Inwieweit kann man dem entgehen, wenn man noch von den Eltern abhängt, außer sein Ding für sich selbst zu machen.
      Ich habe auch nicht geschrieben, dass es ausschließlich von dir abhängt. Sondern dass man die Vergleiche auch selber anstellt. Und egal, was der Ursprung ist: Du bist diejenige, die etwas tun muss, um dem zu entkommen. Und wie gesagt sind meine Vorschläge: Keine Abwertung anderer, sondern sich auf die eigenen Stärken besinnen, sich bewusst machen, was gut läuft und wie gut man es in vielen Dingen hat, d.h. sich klar machen, dass das Leben nicht immer so unfair ist, wie es sich anfühlt. Wenn du innerlich von dir überzeugt bist und deinen Wert kennst, dann treffen dich auch Angriffe von außen weniger stark.
      Mit deiner Mutter würde ich an deiner Stelle reden. Ihr klar sagen, dass dich das verl*tzt (Ich-Botschaften!) und ihr sagen, dass sie sich entscheiden soll: Entweder sie unterstützt dein Studium und steht dann zu dieser Entscheidung, d.h. macht dir keine Vorwürfe. Oder sie unterstützt dein Studium nicht.
      Und darüber zu diskutieren und generell mal wirklich auf vielleicht auch unangenehme oder anstrengende Anmerkungen einzugehen finde ich wesentlich zielführender, als hier aufzuzählen, wer wie viel Brutto- oder Nettogehalt bekommt. Man muss nicht alles gut finden, was man an Antworten bekommt. Aber sich damit auseinandersetzen sollte man schon.

      Viele Grüße,
      Fylgja