Hey,
am Wochenende war ich auf einer Hochzeit, es war alles schön und entspannt. Nur mein Kopf nicht.
Mich beschäftigt das Thema schon seit ich denken kann: Ein normales Leben haben. Und jetzt wird es drängender, weil ich nächstes Jahr 30 werde und merke, dass ich damit ein Problem habe. Nicht mit dem Älterwerden, sondern mit dem Vergleich was meine Pläne waren und was Realität ist.
Bei der Hochzeit habe ich mir so gewünscht, normal zu sein. Ich meine, man sieht es mir nicht an, ich habe gelacht und getanzt wie alle anderen, und ich weiß ja auch nicht wie es im Kopf der anderen aussieht. Aber ich hab mir so gewünscht, normal zu sein, einfach mal wieder einen guten Tag zu haben. Im Mai war ich im Urlaub und hatte 3 Tage hintereinander, an denen ich sagen konnte "Heute ging es mir gut". Seitdem nicht mehr.
Heute in der Therapie sprachen wie über das geplante Studium nächstes Jahr und am Ende saß ich da und habe geweint, weil ich das unter Anderem auch möchte, um mir zu zeigen, dass ich normal bin. Ich möchte studieren und Spaß haben und keine Therapie mehr machen und keine Symptome mehr haben. Einfach normal sein. Zur Zeit habe ich das Gefühl, dass ich nur noch aus Symptomen bestehe, durch die inhaltliche Arbeit in der Therapie wird das wohl auch nicht unbedingt besser werden, meine Therapeutin hat heute das erste Mal den Ausdruck "Viele-Sein" (ich hab ne dissoziative Störung, die sich immer mehr rauskristallisiert) benutzt und es sieht derzeit nicht danach aus als würde da viel "weggehen", sondern immer mehr zum Vorschein kommen und das macht mir Angst und da kommt so viel Selbsthass hoch. Ich könnte mir die ganze Zeit selbst welche reinh**en, weil ich mich so dafür hasse, dass ich krank bin.
Am Morgen der Hochzeit hatte ich fast eine Panikattacke, zwischendurch war es einfach so anstrengend auf den Fotos mitzulachen und ich hasse mich so dafür. Es gibt keinen Tag, an dem mal Ruhe ist. Ich habe für die Therapie zwei Wochen lang ein Symptomtagebuch geschrieben wodurch mir klargeworden ist wie viel das alles einfach ist.
Ich glaube, dass es gut ist, normal sein zu wollen. Auf der einen Seite. Es motiviert mich, meine Ziele zu erreichen und nicht aufzugeben. Auf der anderen Seite macht es mich so schrecklich traurig, dass ich es aber nicht schaffe. Ja, ich weiß: Was ist schon normal? Meine Vorstellung von meinem Leben war immer: Mann, Haus, zwei Kinder, Hund und dann fahre ich meine Kinder zu ihrem Sportverein, koche usw. Klingt bescheuert und oberflächlich, aber ich hab mir keine Gedanken um Job oder so gemacht, das wollte ich. Achja, und große Brüste. (kleiner Lacher für zwischendurch) Und heute saß ich dann schluchzend da und meinte nur "Ich mag mein Leben nicht" und irgendwie hat mich das selbst überrascht.
Ich komm nicht auf den Punkt. Ich weiß einfach nicht wie das gehen soll, so ein Leben mit zig Symptomen. Es gibt zig andere Menschen, die kriegen das auch hin, ich krieg es ja auch hin, aber ich möchte es nicht. Ich möchte so ein Leben nicht und auf der anderen Seite schaffe ich es nicht, gesund zu werden. Das muss doch irgendwann mal aufhören, dass jeder Tag so scheiße ist und immer nur auf die kleinen Momente achten und die sollen dann alles ausgleichen. Wahrscheinlich müsste ich akzeptieren, dass ich krank bin und sehen, dass ich trotzdem ein halbwegs normales Leben haben kann mit Studium und so. Aber ich will das nicht akzeptieren irgendwie, ich weigere mich. Zwischendurch ging das, aber jetzt wieder nicht und ich hasse mich einfach so. Ich merke, ich hasse mich so dafür, Therapie zu machen und zu brauchen und dieses und jenes Symptom zu haben und gleichzeitig will ich nur, dass dieser Hass weg ist, denn wenn ich mich nicht mehr hassen würde, wäre ich normal. Und so ist das mit allen Symptomen: Wenn das nicht wäre, dann wäre ich endlich normal, dann könnte ich endlich normal leben. Dann könnte ich heiraten, Kinder kriegen usw. Aber so werde ich nie Kinder kriegen, weil ich weiß wie es ist mit einer psychisch kranken Mutter aufzuwachsen und das möchte ich keinem Kind zumuten. Und so wie es jetzt ist, ja... was ist dann eigentlich?
Ich möchte mich nicht mehr hassen, ich möchte mich nicht mehr schuldig fühlen, ich möchte funktionieren, ich möchte meine Vergangenheit aushalten, ich möchte meinen Körper aushalten usw.usf. und all das ist aber da bzw. klappt nicht und ich weiß einfach nicht (mehr) was ich tun kann, um das besser zu machen. Wird das besser, wenn man inhaltlich arbeitet? Das wollen wir ja machen in der Therapie, ich bin bisher nur immer zu instabil geworden, also muss ich es irgendwie schaffen, nicht mehr so instabil zu werden, wenn wir an solche Themen gehen. Aber wird es wirklich besser, wenn man inhaltlich daran arbeitet? Bisher kam dann immer nur mehr Zeug hoch, das geht ja alles nicht weg, auch die Anteile nicht. Ich weiß nicht wie das gehen soll.
Ich weiß nicht, ob irgendwas klargeworden ist, mir ist gerade gar nichts mehr klar, ich lass das mal so stehen.
Grüße,
disarming
am Wochenende war ich auf einer Hochzeit, es war alles schön und entspannt. Nur mein Kopf nicht.
Mich beschäftigt das Thema schon seit ich denken kann: Ein normales Leben haben. Und jetzt wird es drängender, weil ich nächstes Jahr 30 werde und merke, dass ich damit ein Problem habe. Nicht mit dem Älterwerden, sondern mit dem Vergleich was meine Pläne waren und was Realität ist.
Bei der Hochzeit habe ich mir so gewünscht, normal zu sein. Ich meine, man sieht es mir nicht an, ich habe gelacht und getanzt wie alle anderen, und ich weiß ja auch nicht wie es im Kopf der anderen aussieht. Aber ich hab mir so gewünscht, normal zu sein, einfach mal wieder einen guten Tag zu haben. Im Mai war ich im Urlaub und hatte 3 Tage hintereinander, an denen ich sagen konnte "Heute ging es mir gut". Seitdem nicht mehr.
Heute in der Therapie sprachen wie über das geplante Studium nächstes Jahr und am Ende saß ich da und habe geweint, weil ich das unter Anderem auch möchte, um mir zu zeigen, dass ich normal bin. Ich möchte studieren und Spaß haben und keine Therapie mehr machen und keine Symptome mehr haben. Einfach normal sein. Zur Zeit habe ich das Gefühl, dass ich nur noch aus Symptomen bestehe, durch die inhaltliche Arbeit in der Therapie wird das wohl auch nicht unbedingt besser werden, meine Therapeutin hat heute das erste Mal den Ausdruck "Viele-Sein" (ich hab ne dissoziative Störung, die sich immer mehr rauskristallisiert) benutzt und es sieht derzeit nicht danach aus als würde da viel "weggehen", sondern immer mehr zum Vorschein kommen und das macht mir Angst und da kommt so viel Selbsthass hoch. Ich könnte mir die ganze Zeit selbst welche reinh**en, weil ich mich so dafür hasse, dass ich krank bin.
Am Morgen der Hochzeit hatte ich fast eine Panikattacke, zwischendurch war es einfach so anstrengend auf den Fotos mitzulachen und ich hasse mich so dafür. Es gibt keinen Tag, an dem mal Ruhe ist. Ich habe für die Therapie zwei Wochen lang ein Symptomtagebuch geschrieben wodurch mir klargeworden ist wie viel das alles einfach ist.
Ich glaube, dass es gut ist, normal sein zu wollen. Auf der einen Seite. Es motiviert mich, meine Ziele zu erreichen und nicht aufzugeben. Auf der anderen Seite macht es mich so schrecklich traurig, dass ich es aber nicht schaffe. Ja, ich weiß: Was ist schon normal? Meine Vorstellung von meinem Leben war immer: Mann, Haus, zwei Kinder, Hund und dann fahre ich meine Kinder zu ihrem Sportverein, koche usw. Klingt bescheuert und oberflächlich, aber ich hab mir keine Gedanken um Job oder so gemacht, das wollte ich. Achja, und große Brüste. (kleiner Lacher für zwischendurch) Und heute saß ich dann schluchzend da und meinte nur "Ich mag mein Leben nicht" und irgendwie hat mich das selbst überrascht.
Ich komm nicht auf den Punkt. Ich weiß einfach nicht wie das gehen soll, so ein Leben mit zig Symptomen. Es gibt zig andere Menschen, die kriegen das auch hin, ich krieg es ja auch hin, aber ich möchte es nicht. Ich möchte so ein Leben nicht und auf der anderen Seite schaffe ich es nicht, gesund zu werden. Das muss doch irgendwann mal aufhören, dass jeder Tag so scheiße ist und immer nur auf die kleinen Momente achten und die sollen dann alles ausgleichen. Wahrscheinlich müsste ich akzeptieren, dass ich krank bin und sehen, dass ich trotzdem ein halbwegs normales Leben haben kann mit Studium und so. Aber ich will das nicht akzeptieren irgendwie, ich weigere mich. Zwischendurch ging das, aber jetzt wieder nicht und ich hasse mich einfach so. Ich merke, ich hasse mich so dafür, Therapie zu machen und zu brauchen und dieses und jenes Symptom zu haben und gleichzeitig will ich nur, dass dieser Hass weg ist, denn wenn ich mich nicht mehr hassen würde, wäre ich normal. Und so ist das mit allen Symptomen: Wenn das nicht wäre, dann wäre ich endlich normal, dann könnte ich endlich normal leben. Dann könnte ich heiraten, Kinder kriegen usw. Aber so werde ich nie Kinder kriegen, weil ich weiß wie es ist mit einer psychisch kranken Mutter aufzuwachsen und das möchte ich keinem Kind zumuten. Und so wie es jetzt ist, ja... was ist dann eigentlich?
Ich möchte mich nicht mehr hassen, ich möchte mich nicht mehr schuldig fühlen, ich möchte funktionieren, ich möchte meine Vergangenheit aushalten, ich möchte meinen Körper aushalten usw.usf. und all das ist aber da bzw. klappt nicht und ich weiß einfach nicht (mehr) was ich tun kann, um das besser zu machen. Wird das besser, wenn man inhaltlich arbeitet? Das wollen wir ja machen in der Therapie, ich bin bisher nur immer zu instabil geworden, also muss ich es irgendwie schaffen, nicht mehr so instabil zu werden, wenn wir an solche Themen gehen. Aber wird es wirklich besser, wenn man inhaltlich daran arbeitet? Bisher kam dann immer nur mehr Zeug hoch, das geht ja alles nicht weg, auch die Anteile nicht. Ich weiß nicht wie das gehen soll.
Ich weiß nicht, ob irgendwas klargeworden ist, mir ist gerade gar nichts mehr klar, ich lass das mal so stehen.
Grüße,
disarming
For this is rock n roll, I’ve got a rock n roll soul
And we are freedom fighters. For now...
(The Tunics)
ToWriteLoveOnHerArms
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(The Tunics)
ToWriteLoveOnHerArms
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