Nähe und Distanz

      Nähe und Distanz

      Seit meiner Kindheit habe ich damit ein Problem, Menschen an mich heran zu lassen.
      Ich könnte meine Jugend in zwei Teile spalten, zum Einen den ersten Teil bis zu meinem 12ten Lebensjahr, bis dahin war ich sehr angepasst und introvertiert.
      Ich weiß das es mir zu der Zeit nicht gut ging und ich dadurch ein leichtes Opfer für Andere war und leider hatte ich auch kein Ventil, um den Stress abzubauen.
      Ich konnte auch mit niemanden reden, ich war überfordert. Ich hatte 2 gute Freunde und meine Mutter, mein Vater hat sich nicht wirklich um mich gekümmert und dieses mangelnde Interesse ist bis heute geblieben.
      Er ist dann zur der Zeit nach Australien ausgewandert, warum auch immer.

      Ich denke schon das sich meine Mutter Mühe gegeben hat, aber ihre Nähe war für mich ein hin und her. Mal tat sie mir sehr gut und im anderen Moment empfand ich durch sie viel Leid,
      sie gab mir auch auf der einen Seite das Gefühl ich sei jemand ganz Besonderes, jemand mit einem tollen Charakter was bis heute auch in mir ist, nur leider vermittelte sie mir auch genau das Gegenteil.
      Das löst in mir eine ziemliche Unsicherheit aus, was ich nun bin. So ähnlich geht es mir auch heute noch, mal fühle ich mich sehr gut mit mir und mag meinen Charakter, aber kurz darauf wieder nicht.
      Nun folgte der zweite Teil meiner Jugend, ich wurde das exakte Gegenteil von dem was ich vorher war, auf das was dann im Detail im Außen passiert ist, will ich jetzt nicht näher eingehen, das habe ich schon in anderen Beiträgen.

      Es war jedenfalls so das ich ab da an niemanden mehr emotional an mich heran gelassen habe, ich glaube das hängt auch mit meiner Mutter zusammen,
      da sie der einzige Bezugsmensch für mich war und ich die Bindung als etwas sehr Widersprüchliches, Anstrengendes und Schmerzhaftes empfunden habe.
      Später als ich dann ein neues Leben wählte, ohne Suchtmittelkonsum und andere schreckliche Dinge, wurde ich von mir selbst überrand.
      Plötzlich hatte ich nichts mehr um mich von mir selbst abzulenken, also nicht mehr in dem Maß wie vorher und ich spürte nun etwas.
      Mir wurde jetzt das Resultat meiner Vergangenheit ungefiltert präsentiert und es war sehr unangenehm.

      Ich fühlte mich sehr einsam, da ich mich mein ganzes Leben emotional isoliert hatte, auch wenn ständig Menschen um mich herum waren, ich zeigte mich nie mit meinem reellen ich, ohne meine Maske.
      All die Gedanken, die Gefühle, meine Geheimnisse habe ich stets für mich behalten, aber nun war ich motiviert einen anderen Weg zu gehen.
      Ich dachte mir jetzt werde ich Therapie machen und dann ist alles gut, ich bin dann glücklich, nein so war es leider nicht.
      Ich kämpfe bis heute mit meiner Beziehungsgestaltung, es gibt Phasen das sind mir einige Menschen sehr nahe und dann wenn ich nicht immer auf der Hut bin,
      falle ich in alte Verhaltensmuster zurück, ganz wie von selbst ohne darüber nachzudenken, weil es ja lange meine bekannte Lebensweise war.
      Ich fühle mich dann wie vor ein paar Jahren, als ich vor dem Nichts stand, so geht es mir im Moment auch.

      Kaum etwas in meinem Leben ist langfristig stabil, früher natürlich nicht und heute weil ich oft nicht gegen mein altes ich ankomme.
      Es ist leider nicht so das man durch die erste Therapie für immer geheilt ist, ich muss immer darauf achten was gerade passiert.
      Ein bekanntes Muster ist auch das wenn Menschen mir näher kommen, das ich damit oft schwer umgehen kann, auch diese Nähe Konstant spüren und halten zu können.
      Ich weiß gar nicht was zuerst da ist, die unterbewusste Verdrängung des Gefühls der Nähe und die Angst davor oder meine Gedanken, die ähnlich da gegen an arbeiten.
      Ich kann mich oft schwer einfach zurück lehnen und es genießen das ein Mensch mir nahe ist, ich bin immer bereit, in Alarmbereitschaft, denn es könnte ja sein das etwas passiert, vom Anderen aus, das alles kaputt macht.
      Ich bin eigentlich ein logisch handelnder Mensch, wenig impulsiv oder emotional gesteuert und weiß auch das die Wahrscheinlichkeit gering ist, das wenn ich und jemand Anderes ein gutes Verhältnis haben, das es denn einfach so ohne erkennbaren Grund kaputt geht.
      Ich rede ja nicht davon wenn es sich schon bemerkbar macht, das etwas nicht stimmt.

      Und jetzt wieder logisch betrachtet:
      Was ist schlimmer, die ganze Zeit Angst zu haben und irgendwann darin bestätigt zu werden oder es zu genießen und dann eventuell negativ überrascht zu werden?
      Ich denke das Erste, weil es mir auch schon passiert ist, aber meist war die Angst völlig unbegründet, aber dieser Mechanismus sitzt so tief, das er trotzt meiner ganzen psychologischen Arbeit immer noch aktiv ist.
      Ich glaube in den Phasen in den ich mich von allen isoliere ist auch ein Resultat daraus, das das alles für mich oft sehr anstrengend ist.
      Aber wenn ich jetzt jemanden treffe wo ich merke den Menschen mag ich, dann würde ich nicht aufgeben, ich würde kämpfen und daran arbeiten.

      Am besten kann ich mit dem Problem umgehen, wenn es gerade aktuell ist, dann ist es greifbar und ich kann was machen, ich habe immer die Wahl und es gibt Möglichkeiten, wie bei fast allen psychischen Problemen, es zu therapieren.
      Ich will Menschen in meiner Nähe, das ist ein wichtiger Aspekt, ich bin motiviert etwas zu tun und es war auch nicht immer nur anstrengend und dramatisch,
      ich hatte auch mal enge Bindungen die eine lange Zeit konstant schön waren und es muss auch nicht immer nur an mir liegen.
      Eines ist für mich aber das Allerwichtigste, ich muss mit dem Menschen reden und ehrlich sein, nur dann haben wir eine Chance und es gibt Sicherheit wie auch Nähe, meine Geheimnisse sind oft das was mich von Anderen trennt.

      Meine Fragen an euch:
      - Kann sich jemand damit identifizieren, ganz oder teilweise?
      - Denkt jemand wenn er das hier liest, das er in der Hinsicht einen Schritt weiter ist als ich und wenn ja, wie wurde es erreicht?

      Alle Sonstigen Kommentare die nicht Bezug auf meine Fragen nehmen, sind auch sehr erwünscht.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Sunshen“ ()

      Hey Sunshen

      Also wenn ich alles richtig verstanden habe, dann geht und ging es mir ziemlich ähnlich wie dir
      Leider kann ich dir in der Hinsicht keinen Tipp geben weil ich selber nicht weiß wie ich etwas daran andern kann
      Bei mir ist es so das die Nähe von meinen Eltern immer sehr widersprüchlich war aber selbst die war selten da
      Die Distanz war präsenter
      Die Personen die mir in der Kindheit wichtig waren haben sich dann innerhalb von einigen Wochen komplett von mir abgewandt wodurch dann wahrscheinlich mein Sozialverhalten komplett geändert hat
      Ich habe keinen an mich ran gelassen wollte aber gleichzeitig unbedingt das sich Leute um mich kümmern mich mögen und fur mich da sind weil es sonst niemand war
      Aber da wurde ich dann auch wieder enttäuscht
      Ich habe mir immer falsche Leute gesucht von denen ich wollte das sie mich unbedingt mögen
      Und mittlerweile ist es so das ich mir wenn ich neue Leute kennen lerne direkt sage ach das wird eh nichts du wirst eh nur enttäuscht weshalb ich direkt auf Abstand bleibe
      Trotzdem sehne ich mich aber nach Nähe und habe dann immer wieder Personen von denen ich im inneren mehr erwarte als sie erfüllen können und trotzdem lasse ich sie aber nicht an mich ran...
      Naja ich hoffe ich habe deinen Beitrag auch wirklich richtig verstanden ist ja schon echt spät

      LG Rose
      Es ist egal ob du gestern verletzt warst
      Wenn einer gut ist dann wirst du besser
      Und wenn du hinfällst gibst du nicht auf
      Sondern stehst wieder auf und lachst
      Und ich weiß das die Berge zu steil sind
      Trau nicht jedem von dem du ein Seil nimmst
      Sei nicht naiv und geh deinen Weg
      Auch wenn keiner dich versteht

      ~ Lumaraa ~