Therapeut wechseln und so

      Therapeut wechseln und so

      Hallo,
      war schon länger nicht mehr hier. Es hat sich einiges geändert. Ich habe vor ca. einem halben Jahr endlich meinen Mut zusammen genommen und bin zum Arzt gegangen, um mit einer Therapie zu beginnen. Für, die die mich noch nicht kennen: Ich bin Soldatin ... und da ist das alles nicht ganz so easy. Ich musste damals erst zu einem Arzt, der hat mich dann an die psychologische Beratungsstelle für Soldaten verwiesen. Dort hatte ich zwei Gespräche und dann wurde ich wieder zum Arzt geschickt, weil ich wohl tatsächlich eine Therapie bräuchte. Nunja. Ich habe mir dann selbst nach Empfehlung der Beratungsstelle eine Therapeutin ausgesucht und war bisher ca. 10 Mal dort. Nun ist es so, dass man nach fünf "Probesitzungen" erst die Überweisung für eine Langzeittherapie bekommt, weil in diesen fünf Probesitzungen festgestellt wird, ob man mit dem Therapeuten klarkommt oder nicht.
      Wie gesagt, bin ich über die Probesitzungen hinaus und habe im Nachhinein festgestellt, dass das nicht funktioniert.
      Ich habe das Gefühl, dass die Therapeutin mich nicht versteht und sogar verurteilt. Ich habe ein Alkoholproblem und habe ihr das geschildert und sie hat nur sowas gesagt, wie, dass ich da ja selbst Schuld sei, wenn ich einen über den Durst trinke (nicht wortwörtlich, aber so kam es bei mir an) ... ich habe ihr von meinem offensichtlichen Binge Eating Problem erzählt. Ich sollte daraufhin aufschreiben, was ich eine Woche lang zu mir genommen habe. Danach meinte sie "ok, dann versuchen Sie jetzt einfach nur drei Mahlzeiten am Tag zu essen, wenn Sie mental wieder fit sind, dann werden Sie sich auch wieder normal ernähren".... ich habe schon sehr lange Depressionen und ver****e mich selbst ... sie hat mir dafür eine Anleitung für progressive Muskelentspannung gegeben?!?!
      Ich war jetzt schon seit ca. 4 Monaten nicht mehr da. Vor kurzem ist etwas sehr schlimmes in meinem Leben passiert. Und ich bin zur Zeit wirklich sehr sehr labil. Ich habe es zwar geschafft mich nicht selbst zu ver*****n aber ich halte das grade nicht aus.. ICH WILL MICH JA ÄNDERN! ICH WILL DOCH HILFE!!!! Aber so geht das nicht. Nicht mit dieser Frau. Sie scheint mich ja nicht mal ernst zu nehmen...
      Ich habe aber Angst jetzt zu einem Arzt zu gehen und nach einer neuen Überweisung zu fragen... die werden fragen, wieso ich nicht in den fünf Probestunden gewechselt bin ... und dann muss ich zu einem neuen Therapeuten und schon wieder alles von Neuem erzählen. :(
      Ich weiß, dass ich so wirke, als wollte ich mir nicht helfen lassen.... vielleicht suche ich hier auch nur nach genug ermutigenden Worten, um doch zum Arzt zu gehen... ich weiß es nicht.
      Aber damals habt ihr mir auch so geholfen ... bitte schreibt einfach irgendwas ... was soll ich tun?
      Sie sagen, du seist anders? Du bist einzigartig!
      Hallo Chihiro,

      hast du deine Therapeutin jemals darauf angesprochen, dass du dich nicht ernst genommen fühlst?
      Wenn zwei Menschen miteinander kommunizieren, passieren leicht mal Missverständnisse, besonders, wenn es um so intime, heikle Themen geht.
      Ich würde dir raten, dass du nochmal zu ihr gehst und ansprichst, wie manche ihrer Bemerkungen bei dir angekommen sind und dass du dich deswegen nicht ernst genommen gefühlt hast. Wenn du hinterher noch immer das Gefühl hast, dass sie dich nicht ernst nimmt, kannst du ja immer noch weiteüberlegen, aber wenn sie eine gute Therapeutin ist, wird sie versuchen, dir zu erklären, was sie dir damals eigentlich sagen wollte. Wenn du danach trotzdem das Gefühl hast, dass es mit ihr nicht klappt, kannst sie dir vielleicht sagen, wie du weiterverfahren musst, um einen neuen Therapieplatz zu bekommen, und was du bei der Überweisung sagen kannst. Wenn sie eine gute Therapeutin ist, wird sie es nicht persönlich nehmen, dass du die Therapie bei ihr nicht fortsetzen willst (mir hat sogar mal eine Therapeutin von sich aus gesagt, dass sie es gut finden würde, wenn ich mir jemand anderen suchen würde, weil sie das Gefühl hat, dass ich mit ihr nicht zurechtkomme- was auch der Fall war).

      Und dann habe ich noch eine Frage, die auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen provokativ klingen mag: Bist du dir sicher, dass du bereit bist für eine Therapie?
      Mich erinnert das, was du oben geschrieben hast, sehr an das, was ich am Anfang meiner "Therapiekarriere" gedacht habe. Bei so ziemlich allem, was mir diverse Fachmenschen geraten haben, habe ich mir gedacht: "Und? Was soll mir das bringen? Glauben die ernsthaft, dass so ein Sch.. wie [progressive Muskelentspannung, Skills, etc] irgendetwas nützt?"
      Heute kann ich sagen, dass ich damals einfach noch nicht bereit war für Veränderung. Und selbst wenn man dann dafür bereit ist, ist es eine Überwindung, sich auf solche Dinge einzulassen und es zumindest zu versuchen. Auch wenn man sich am Anfang blöd dabei vorkommt (das war bei mir bei diesen Entspannungsübungen immer der Fall, oder auch als ich mit der DBT angefangen habe, die Achtsamkeitsübungen), sollte man dem zumindest eine Chance geben. Es sind neue Dinge, die man lernen muss, und genauso wie man alltägliche Dinge wie laufen, lesen oder anziehen erst lernen musste (man kann sich nur nicht mehr daran erinnern), brauchen auch solche Veränderungen Zeit.

      Ich hoffe es war irgendetwas hilfreiches für dich dabei
      Liebe Grüße
      wild_angel
      If everything seems to be going against you,
      remember that the aeroplane takes off against the wind,
      not with it...
      (Henry Ford)

      ~~~~~~~~
      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....
      Vielleicht bin ich ja wirklich noch nicht bereit ... ich dachte, wenn ich schon den Schritt mache und mir Hilfe suche kommt der Rest von alleine, aber da gehört viel mehr zu.
      Ich werde wohl versuchen kommende Woche mal einen Termin bei ihr zu bekommen.
      Mein großes Problem ist halt auch, dass ich mich wegen meiner Soziophobie echt schlecht ausdrücken kann gegenüber fremden Menschen. Ich habe bei meiner Therapeutin zum Beispiel immer unglaubliche Schweiss-Ausbrüche und, wenn ich jetzt daran denke, dass ich sie mit meinen Problemen mit ihr konfrontieren muss, wird mir schlecht und ich möchte mich davor drücken.
      Ich weiß, dass das die falsche Herangehensweise ist.
      Ich schreib euch, wenn ich die Woche was geschafft habe...

      Danke schonmal, wild_angel :)
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      Hallo,

      Chihiro schrieb:

      Vielleicht bin ich ja wirklich noch nicht bereit ... ich dachte, wenn ich schon den Schritt mache und mir Hilfe suche kommt der Rest von alleine, aber da gehört viel mehr zu.


      Ich hoffe, das ist nicht so rübergekommen, als würde ich dir das Gefühl geben wollen, dass du noch nicht bereit dafür bist, oder dich hier für irgendetwas rechtfertigen müsstest. Hilfe suchen ist definitiv ein wichtiger Schritt, und nur weil man noch nicht bereit ist, etwas zu verändern, heißt das ja nicht, dass eine Therapie keinen Sinn hat. Ich war lange Zeit in Therapie, auch wenn der Zeitpunkt für die Veränderung noch nicht da war, aber ich habe trotzdem in dem Sinne davon profitiert, dass die schädlichen Verhaltensweisen nicht (bzw. nur sehr langsam) schlimmer geworden sind. Als ich die Therapie dann angebrochen habe, ist es ziemlich rasant bergab gegangen. Dafür habe ich mich, als ich dann wirklich aktiv etwas ändern wollte, leichter getan, weil mir viele Sachen schon bewusst waren, auch wenn der Wille, sie zu verändern, erst später gekommen ist.
      Ich hatte den Eindruck, in deinem Beitrag "zwischen den Zeilen" herauszulesen (korrigiere mich ruhig, wenn ich falsch liege), dass du dir selbst irgendwie Druck machst, dass es jetzt sofort und ganz schnell besser werden "muss". Aber das muss es nicht. Es ist schon ein Fortschritt, wenn man sich bewusst macht, wo die Problemfelder sind, und vielleicht auch, was der Veränderung im Augenblick noch im Weg steht. Therapie bedeutet nicht zwangsläufig, dass man von heute auf morgen sein ganzes Leben auf den Kopf stellen muss und dass das dann auch auf Anhieb funktionieren soll.
      Zusammengefasst: Meine erste Antwort auf deinen Thread soll keinenfalls so rüberkommen, als würde ich dir eine Therapie ausreden wollen, nur weil du noch nicht bereit für Veränderungen bist.

      Chihiro schrieb:

      Ich werde wohl versuchen kommende Woche mal einen Termin bei ihr zu bekommen.
      Mein großes Problem ist halt auch, dass ich mich wegen meiner Soziophobie echt schlecht ausdrücken kann gegenüber fremden Menschen.


      Finde ich eine gute Entscheidung und ich schicke dir ein Kraftpaket rüber, damit du das auch durchziehst.
      Du könntest dir ja (in Stichworten) aufschreiben, was du sagen möchtest. Ich schreibe mir mittlerweile vor jeder Therapiestunde einen Zettel mit den Themen, die ich ansprechen möchte, weil ich sonst viele Dinge (besonders unangenehme) vergesse.

      LG wild_angel
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      (Henry Ford)

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      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....
      Danke, wild_angel!

      Ich glaube, du hast recht, und ich mache mir zur Zeit wirklich unglaublich viel Druck. Aber der Druck kommt fast wie von selbst, weil ich jeden Tag aufs neue das Gefühl habe alle Menschen, die ich liebe zu enttäuschen.
      Meine Eltern stehen mir zwar bei, aber sie können Nächte lang nicht schlafen, weil sie sich den Kopf darüber zerbrechen, was ich für Dummheiten anstelle :(
      Jeden, der mir was bedeutet, habe ich vor den Kopf gestoßen ... und genau dafür hasse mich so sehr und will mich möglichst heute in dieser Minute noch ändern.
      Das ist eine ungeheure Last.

      Aber ich habe mich dieses Jahr schon ein bisschen geändert. Es ging sehr sehr weit bergab, aber es ging auch ein Stückchen bergauf. Und dieses Stückchen bergauf lasse ich mir nicht mehr nehmen.
      Also mache ich weiter.

      Dein Kraftpaket ist angekommen. Ich habe grade vor einer Minute meine Therapeutin angerufen ... leider nur AB, aber ich hoffe trotzdem, dass ich einen Termin für diese Woche bekomme.
      Danke.

      LG Chi
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