Psychologie studieren trotz psychischer Probleme?

      Psychologie studieren trotz psychischer Probleme?

      Hallo Leute,

      die Frage, die sich mir momentan stellt seht ihr ja im Titel.
      Ich überlege Psychologie zu studieren (das wäre zum Wintersemester 2016), aber bin mir noch unsicher und hätte gerne etwas Feedback oder vielleicht sogar Erfahrungsberichte dazu um meine- eigentlich schon getroffene Entscheidung- zu überprüfen.

      Meine psychischen Probleme beeinträchtigen mich mittlerweile kaum noch, ich bin in den letzten Jahren zunehmend stabiler geworden, kleinere Rückfälle gibt es, aber nur selten. Um kurz die Hintergründe zu erläutern:
      Ich selbst habe seit meinem 13. Lebensjahr mehrere Therapeuten durch und auch Klinikaufenthalte hinter mir, alles mit mäßigem Erfolg, das meiste nicht zu Ende geführt.. Meine Diagnosen waren vielfältig- Depressionen, Angststörung (soziale Phobie), Magersucht, Bulimie und letztlich emotional instabile Persönlichkeitsstörung/ Borderline mit entsprechenden Symptomen.
      Vor 1 1/2 Jahren hatte ich das letzte Mal ambulant Therapie, in den letzten 3 Jahren habe ich soziale Ängste, Panikattacken, Essstörung und SVV weitestgehend hinter mir gelassen, hab mich aus der kranken Beziehung zu meinem Ex befreit, war längere Zeit allein im Ausland für ein Praktikum, bin aus meinem Elternhaus ausgezogen (beste Entscheidung!) in eine andere Stadt, dieses Jahr habe ich eine Ausbildung im Bereich Design abgeschlossen und ein sehr gutes Abitur gemacht. Man könnte sagen "Läuft bei mir".
      Eigentlich war der Plan nun zum Sommersemster Design zu studieren, allerdings habe ich beim konkreteren Auseinandersetzen mit diesem Studiengang festgestellt, dass mir ein Studium im Bereich Design zwar liegen würde, aber mich nicht ausreichend begeistert, der Gedanke daran sogar eher Aversion weckt.

      Psychologie hat mich schon immer sehr interessiert, auch unabhängig von meiner Problematik, mein Vater hat Psychologie studiert, ich habe ein ganzes Regal voller Bücher etc. Und da mein Abiturschnitt nun besser ausgefallen ist als erwartet, offenbart sich mir die Möglichkeit dieses faszinierende Fach zu studieren. (Schwerpunktmäßig würde ich wahrscheinlich in Richtung Klinische Psychologie gehen wollen)
      Ich frage mich aber ob ich stabil genug dafür bin.
      Meine Freunde trauen mir das Studium zu (und die wissen auch alles über meine Krankheitsgeschichte), meine Familie ebenfalls. Intelligent und ehrgeizig genug bin ich auch. Modulhandbuch hab ich gelesen, finde ich top. Und ich will das Studium auch nicht als "Selbsttherapie" oder so.

      Das wovor ich Angst habe ist, dass es mich aufwühlt. Nicht unbedingt in den oben aufgezählten Bereichen, die kann ich -denke ich- mit ausreichend Abstand und sachlich betrachten. Aber im Bereich Tr**m* und M*ssbr**ch könnte es anders aussehen. Das habe ich in der Therapie nie aufarbeiten können und sogar jetzt wo ich nur die Worte schreibe ohne weitere Informationen kriege ich Probleme.. Und wie sollte ich das im Studium hinbekommen? Wenn mich das triggert, Erinnerungen wachruft oder ich dissoziiere und (Körper)Flashbacks bekomme?

      Ich bin dankbar fürs Lesen und jede Meinung!
      LG
      Hej Littlekitty,

      ich selbst sage immer, nur Menschen mit "Erfahrung" können so richtig verstehen was es mit sich bringt.

      Meine Schwester studiert auch Psychologie- und das schon einige Jahre.

      Laut meines Wissens musst du so oder so selbst ne Art Therapie machen- so was wie nen Gesundheitszeugnis- also das du dafür geeignet bist.

      Ich selbst habe auch schon sehr viel im sozialen Bereich gearbeitet, von Erster- Hilfe- Kurse, über die Arbeit in der KITA sowie die freie Jugendarbeit- in der Zeit ging es mir sehr gut damit.

      Wichtig für dich ist nur, ob du das Trennen kannst. Deine Geschichte ist deine und wenn Patienten kommen, dann haben sie ihre Geschichte.

      Ich finde ob Psychologie oder Soziales, es kommt auf dich ab. Und soweit ich weiß, ist klinische ja auch eher der diagnostische Teil.


      Ich hoffe meine Worten waren hilfreich. Ich wünsche dir alles gute und das du für dich die richtige Entscheidung treffen kannst- ohne schlechtes Gewissen. :0)

      LG Lexi
      huhu littlekitty,

      ich finde es sehr gut, dass Du Dir darüber so reflektierte Gedanken machst und die Sache nicht überstürzt oder aus den falschen Gründen angehst, schließlich ist ein Psychologiestudium keine Selbsttherapie.
      Wenn Du für Dich aber die Entscheidung aus den richtigen Gründen triffst - die ich hier rauszulesen vermag - dann sollte Dich davon nichts abhalten. Das Wichtigste ist, so scheint es mir, dass Du Dir dann sicher bist, dass das Wohl des Patienten im Vordergrund stehen muss und dass Du so stabil - auch bei schwierigen Themen - sein musst, dass Du nicht falsch reagierst, eben wegen dieser Erfahrungen. Wenn Du Dir sicher sein kannst, dass dadurch keine negativen Auswirkungen für Deine Patienten resultieren, sollte Dich davon nichts abhalten :) Empathie ist auf dem Gebiet eines der wichtigsten zwischenmenschlichen Fähigkeiten und wie Lexi schon gesagt hat - wer kann das besser als jemand, der das kennt? ;)

      Viel Glück bei der Entscheidung!
      Hallo

      Nachdem du deine Entscheidung ja schon getroffen hast, bin ich mir nicht sicher ob es Sinn macht überhaupt zu schreiben...

      Erstmal: Ich finde es auch gut, dass du dir so reflektierte Gedanken machst und auch positives Feedback von deinem Umfeld bekommen hast.

      Aber ich bin mir nicht sicher, ob es nicht evtl. besser wäre die Bereiche Tr**m* und M*ssbr**ch vor dem Studium noch aufzuarbeiten. Das ist natürlich deine Entscheidung, aber ich glaube wenn da Sachen sind die noch nicht bearbeitet wurde, könnte es sehr schwer werden sich da abzugrenzen. Alternativ könntest du dir evtl. auch schon vor dem Studium eine Thera oder Beratungsstelle suchen die in der Nähe von deinem Studienort ist und bei der du dich wohl fühlst und sollte es wirklich passieren, dass dich die Themen so aufwühlen, hättest du sofort jemanden an den du dich wenden könntest und der dir helfen könnte das mit Abstand zu betrachten.

      LG Nellie
      Hallo littlekitty,

      ich hatte zwar Psychologie leider nur im Nebenfach aber da bekommt man schon recht gute Einblicke in das Hauptstudium. Gerade was sensible Themen angeht wird innerhalb des Studiums alles sehr sachlich behandelt. Daher denke ich, dass auch du mit diesen schwierigen Themen auf diese Art ganz gut umgehen kannst. Es kommt durch diese sachliche Herangehensweise nicht so nah an einen heran..
      Weiß natürlich nicht, ob diese Information sinnvoll für dich ist. Aber ich würde es an deiner Stelle wagen!
      Auch als Student bekommt man schnell eine Art "wissenschaftliche Sichtweise" der Dinge und dann betrachtet man auch diese Themen mit viel mehr Abstand.

      LG
      Grottenolm
      Hallo zusammen,

      ich möchte einfach noch einen weiteren Gedanken in den Raum werfen: Psychologie studieren heißt ja nicht zwingend auch: Therapeut werden. (Ich gehe mal von dem System in Deutschland aus, ich weiß ja nicht, ob du evtl. in einem anderen Land lebst/studieren willst). Ich kenne es von Kommilitonen und meinen Therapeuten so: Man macht einen Bachelor in Psychologie, dann einen Master. Darauf kann dann - wenn man denn Therapeut werden will - eine mehrjährige Ausbildung in der gewünschten Therapieform, während der man selbst eine Therapie machen muss.
      Ich kenne Leute, die einen Bachelor in Psychologie gemacht haben und danach einen ganz anderen Master, weil sie für sich andere Schwerpunkte und Interessensbereiche gefunden haben. Psychologen werden ja nicht nur als Therapeuten gebraucht. Außerdem ist ein Masterplatz in Psychologie - zumindest nach den Medienberichten der letzten Monate - so leicht auch gar nicht zu bekommen. Eventuell muss man sich also ohnehin damit anfreunden, gar nicht Therapeut werden zu können. Und dann kann man ja während des Studiums auch noch Praktika machen (muss evtl. je nach HochschuleI) um herauszufinden, ob der Beruf des Therapeuten überhaupt passt.

      Und dann möchte ich noch meine persönliche Erfahrung zum Thema Empathie schildern: Ich persönlich finde nicht, dass einen die Leute am Besten verstehen, die das selbe/ähnliches durchgemacht haben. Das mag im Bekanntenkreis gelten. Von einem Therapeuten erwarte ich aber ein professionelles Verhalten, egal ob er das Krankheitsbild aus eigener Erfahrung kennt oder nicht. Genauso, wie ich das von jedem Arzt erwarte. Ich habe auch nie etws darüber erfahren, ob meine Therapeuten nun selber alle psychisch krank waren, kann es mir aber nicht vorstellen (wäre allein statistisch schon sehr unwahrscheinlich...). Sobald mir ein Therapeut aber auch nur die geringste Andeutung von "Ich kenne das..." im Bezug zu einer psychischen Erkrankung machen würde, würde ich Reisaus nehmen. Das mal so, als anderen Gedankengang oder als eine weitere Sicht der Dinge.

      Das kam mir so in den Sinn und die Aspekte wollte ich noch einwerfen.
      Viele Grüße
      Fylgja
      Hallo,

      zudem was du mit Triggern schreibst: Man muss Wege finden damit umzugehen, und das am betsen möglichst gesund. Denn diese Trigger werden sich dir ja nicht nur im Studium zeigen, sondern auch in der Praxis, gleich ob als Therapeut oder nicht. Es sind nunmal Elemente diedazugehören und man muss sich soweit stabil daamit auseinadersetzen können um damit sachlich und souverän umgehen zu können.

      Das so aus meiner Rumpelkiste.
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