Stillstand eines alten Hasen

      Stillstand eines alten Hasen

      Hallo,
      lange hab ich überlebt ob und wie ich ein Thema eröffnen soll. Ich bin kein aktives Mitglied mehr, aber schaue ab und an hier rein und schreibe auch mal Antworten. Wie der Titel es ankündigt geht es um Stillstand.

      - Ich habe aufgrund meiner Angssttörung (einer massiven Höhenangst) meine Ausbildung im März 2012 abgebrochen
      - ein Jahr später Harz IV beantragt
      - Anfang 2013 eine VT gemacht die ich nach drei Monaten aufgrund meiner Angststörung abbrechen musste (es war die einizige Praxis die mich genommen hat, lag, aber im 2. OG). Diagnose: Chronische Depressionen, Spezifische Phobien und eine emotional-instabile Persönlichkeitsakzentierung
      - Die Aufnahme an einem Berufskolleg und die Möglichkeit einer virutuellen Ausbildung wurden aufgrund meiner Blindheit und der geringen Vermittlungschancen abgelehnt
      - Von Jan 2014 bis Okt 2014 eine Maßnahme zur Aktivierung und Integration von Menschen mit Behinderungen auf den ersten Arbeitsmarkt teilgenommen bzw. eher bei gesessen, weil ich aufgrund mangelender Hilfsmittel nicht teilnehmen konnte
      - März 2015 wurde ohne Vorankündigung das Verfahren zur Feststellung der Erwerbstätigkeit durch das JobCenter eröffnet. Das JobCenter hat die Rentenversicherung beauftragt meine Erwerbstätigkeit zu prüfen, obwohl es Unterlagen darüber gibt das ich min. 6h arbeiten kann. Dieses Verfahren läuft nach wie vor
      - bin seit Mai 2011 im betreuten Wohnen, habe ein gutes Verhältnis zu meiner Betreuerin die es in vielen Situation schafft mich aus dem Tief zu ziehen (auch wenn es nicht lange anhält)

      Das war eine kurze Zusammenfassung. Mein Problem ist, es gibt absolut keine Optionen mehr. Das Gesundheitsamt hat mir vorgeschlagen mir eine Werkstatt für psychisch kranke anzu sehen (davon halte ich, aber aus verschiedenen Gründe nichts). Ich schreibe nach wie vor Bewerbungen, aber bis lange ohne Erfolg. Sämtliche Beratungsstellen inkl. der psychiatrischen Institutsambulanz sind für mich aufgrund der massiven Höhenangst nicht erreichbar. Natürlich wäre es ein langfristiges Ziel diese zu bewältigen, doch dies möchte ich erst einmal hinten anstellen.

      Ich brauche Werkzeug und einen Weg um mit miener Mutter zumgehen zu können. Die Zurückweisungen, die Ablehnungen, die fehlende Untersützung, die vergangene und anhaltende emotioanle Vernachlässigung zerfrisst mich. Ich kann bis heute nicht nach voll ziehen warum all das passiert. Ich bin auf dem Papier 26, doch fühle mich lange nicht Erwachsen. Als ich damals hier anfing und in Kontakt mit Borderliner und Trauma stieß dachte ich immer "Gott sei Dank, hab ich "nur" Panikattacken und Depressionen". Doch je mehr die Sache mit meiner Mutter aufbricht, je mehr ich google um so mehr zeigt sich das da vielleicht doch Traumata sind und dann denke ich "Nein, so etwas kann nicht sein". Wenn mein Vater mich schon verstoßen hat dann wenigstens die Mutter, aber das Verhätlnis ist aus den oben genannten Dingen schwierig.

      Es wirkt vielleicht etwas konfus, aber das bin ich. Natürlich hab ich über eine erneute Therapie nach gedacht, doch zum einen fehlt mir der A... in der Hose mich darum zu kümmern und zum Anderen weiß ich nicht ob ich die nötige Statbilität habe bzw. ich habe Angst vor einem weiteren Absturz und ich weiß weder welche Fachrichtung noch wegen was.
      von deinen Eltern längst verstoßen
      von deinen Freunden stehts Betrogen
      jetzt stehst du da und fühlst dich so allein

      (New Law - Tränen)
      Hey du,

      es tut mir leid, dass das mit den ämtern so bescheiden läuft.
      Für mich ist Bürokratie generell der blanke Horror.

      Was deine Mutter angeht.. hilft da vllt ein bisschen gerechtfertigt e resignation, weniger erwartungen an sie?
      ich hab für mich entschieden, dass mich der kontakt mehr schädigt als mir hilft. kontaktabbruch ist denk ich immer o häufig mit einem gefühl von verlust verbunden. aber vllt kannst du dich auch ohne kontaktabbruch emotional mehr abschotten?

      was die therapie angeht. falls du an sich willst.. es gibt ja auch therapien die auf stabilisierung aussind oder zumindest stabilisierung im blickfeld behalten. hast du eine kompetente hausärztin, die dich beraten könnte?

      das fällt mir erstmal dazu ein.. bei Bürokratie bin ich leider selbst ziemlich ahnungslos.
      Hey du,

      leider kann ich da gar nichts dazu sagen, was die Bürokratie angeht, ich kenne mich da einfach nicht gut aus. Mir ist es aber wichtig, dir zu schreiben, weil mich dein Thread irgendwie berührt hat.
      Ich weiß nicht, ob der Rat gut ist, aber wie wäre es, wenn du dir Prioritäten überlegst? Du hast unheimlich viele Baustellen (JobCenter/Arbeit, Beziehung zur Mutter, evtl. Trauma, Ängste, Blindheit...) Auch wenn das hart klingt: Ich glaube nicht, dass du das alles gleichzeitig angehen kannst. Vielleicht kannst du mal zusammen mit deiner Betreuerin gucken, was dich am meisten belastet oder im Alltag einschränkt und dann gemeinsam überlegen, was man tun könnte und mit welcher Hilfe. Ich verstehe, dass du Angst vor einer neuen Therapie hast, ich habe selber gerade wieder angefangen und furchtbar Angst. Aber eine Therapie muss ja nicht bedeuten, die schlimmsten Dinge hervorzuholen. Eine Therapie darf doch auch sein: Erstmal alles abladen dürfen. Und ein guter Therapeut wird dich ja ohnehin nicht überfordern, sondern dich zuerst und auch zwischendurch immer wieder stabilisieren beziehungsweise dir helfen, wie du dich selbst stabilisieren kannst. Auch da kannst du vielleicht die Hilfe deiner Betreuerin in Anspruch nehmen. Vielleicht kann sie dir helfen, Termine auszumachen? Und sei es nur, dass sie regelmäßig nachfragt, ob du dich schon darum gekümmert hast. Wohnst du in Deutschland? Dann kommen meines Wissens nach sowieso nicht allzu viele Therapieformen in Frage. Vielleicht kannst du ja mal bei deiner Krankenkasse anrufen und dich beraten lassen?

      Ja, leider kann ich dir nicht viele kluge Tipps geben. Ich möchte dich trotzdem einfach aufmuntern. Mach weiter, auch wenn es schwer ist. Rückschritte sind ok und auch nur ganz kleine Schritte zu machen ist ok. Es ist schlimm, wenn man krank ist und so leidet und vor so vielen Problemen steht. Und das darf auch weh tun. Aber du bist dem nicht ausgeliefert. Es gibt Hilfe und ich glaube auch, dass du es schaffst, dich dazu zu motivieren, dir diese zu suchen. Ich habe erst selbst wieder erfahren, wie anstrengend eine Therapeutensuche sein kann. Aber auch, wie froh man dann ist, wenn man die passende Person hat. Deswegen ist es wichtig, dranzubleiben. Sich immer wieder klarzumachen, dass auch solche unangenehmen Dinge notwendig sind, damit es dir besser gehen kann.
      Ich hoffe, ich habe nichts unpassendes geschrieben.

      Liebe Grüße und ganz viel Kraft
      Fylgja