Grundlos wütend

      Grundlos wütend

      Hallo meine Lieben,
      lange hab ich mich nicht mehr gemeldet, was definitiv auch gut so war. Mir geht es gut. Ich habe viel erlebt, was eigentlich durchweg positiv war und ist. Ich bin glücklich. Meistens.

      Ich bin vor kurzem mit meinem (neuen) Freund zusammen gezogen. Wir sind noch nicht all zu lange zusammen (jetzt ca 8 Monate) und der Umzug war für viele überraschend. Im Allgemeinen habe ich sehr viel Gegenwind bezüglich dieser Beziehung zu spüren bekommen. Was an verschiedenen Punkten liegt. Ich hab mich damals von meinem Exfreund getrennt, weil ich gemerkt habe, dass ich mit dieser Art zu leben (viele Partys, viel Alkohol, untreue von seiner Seite aus, 10 Jahre Altersunterschied den ich zu spüren bekommen habe) nicht glücklich werde. Damit möchte ich nicht sagen, dass ich totunglücklich war, nein, ich sah mich nur nicht bis an mein Lebensende in dieser Position. Nach der Beziehung hab ich mich sehr ausprobiert. Hab wieder viel gefreiert. Hatte viele "Bekannte", ich hab mich ausgelebt. Hab neue Seiten an mir entdeckt und hab versucht mich selbst ein bisschen zu finden. Und dann kam mein Schatz. In vielen Charakterzügen das Gegenteil von meinem Ex. Fast schon ein bisschen spießig. Eben sehr viel bodenständiger. Braver. Vernünftiger. Sensibler.
      Für viele meiner Freunde ein absolutes Drama. Ein Mensch, der Tag und Nacht arbeitet, sehr intelligent ist und auch noch klare Vorstellungen von seinem Leben hat. Wie soll das zur Madame Chaos passen?
      Reflektiert betrachtet ist es natürlich ein Warnsignal, dass ich jetzt mit jemand zusammen bin, der das Gegenteil von dem Mensch ist, mit dem ich 8 Jahre zusammen war. Doch trotzdem ist es weitaus gesünder für mich.

      Naja soviel zur Vorgeschichte. Ich bin trotz des Gegenwindes mit ihm in die nächst größere Stadt gezogen. Nicht, weil er es von mir verlangt hat, sondern weil es immer mein Traum und Wunsch war. Und das ist der Punkt, den meine "ach so tollen" Freunde nicht sehen wollen. Er ist der Schlüssel zu meinen Träumen die ich in den letzten Jahren entwickelt habe. Mit ihm kann ich mir das alles vorstellen. Er ist ein wirklicher Partner und ich kann mir nicht mehr vorstellen ohne ihn zu sein. (Auch wenn ich ihm irgendwann den grusligen Wunsch erfüllen muss in einer Kirche zu heiraten.^^)
      Aller Anfang war schwer. Meine Freunde haben sich von mir abgewendet, ich hatte extreme Probleme damit. Auch ein neuer Job und dann der Umzug war einfach nur Stress. So viele Abschlüsse, so viel Altes und Neues. Ich wollte sowas nie. Das alles hab ich damals schon mal für meinen Ex getan und genau in dieser Situation wollte ich nicht nochmal sein. Doch was tun, wenn es einfach nicht anders geht? Durchziehen und später realisieren.
      Und jetzt, da realisiere ich es. Sehe mich hier in diesem Szeneviertel und bin von der Kleinstadt in die Hipsterhochburg gezogen. Fühlt sich manchmal wie ausgesetzt an.
      Mein Problem ist, dass ich im Moment einfach immer wieder in alte Muster rein falle.
      Ich bin wütend. Sehr wütend. Grundlos einfach auf 180. Und da muss er drunter leiden. Sehr sogar. Ich mach lauter Unsinn und sehe es schon als Angriff wenn er Hausarbeit erledigt, die ich eigenlich erledigen sollte. Das geht dann so weit, dass ich so ausraste, dass ich ihn aus unserer Wohnung schmeiße. Völlig histerisch. Komplett überzogen und naja, ich weiß einfach nicht mehr wie lange das noch gut gehen soll. Ich kann ihn nicht so behandeln. Alles was er tut, das tut er nicht aus einem bösen Grund sondern weil er mich liebt. Und ich kann diese Liebe so oft einfach nicht wertschätzen. Im Moment ist es so, dass wir uns jeden Tag streiten, immer wegen Kleinigkeiten und immer weil ich mich durch irgendwas provoziert fühle. Klar, liegt es auch manchmal an ihm, doch diese Hausarbeitgeschichte ist eine ganz alltägliche Geschichte. Ich raste aus, schrei ihn an und komm einfach nicht mehr runter. Naja, zumindest nicht so schnell.
      Hat jemand Vorschläge was ich dagegen tun kann?
      Denkt ihr, dass sich das jetzt so langsam finden wird?
      Hab ich womöglich alles überstürzt?
      Kennt das jemand?

      Liebe Grüße euch
      mona
      Zwingt sie zum Tanzen..
      Hi,

      bei mir war es relativ ähnlich.
      Mehrere Beziehungen mit denen ich nicht glücklich war. Bei den vorherigen Beziehungen war entweder ich diejenige, die Verbindlichkeiten und Nähe wollte und der andere wollte freier als ich bleiben, oder es passte einfach bei Hobbies, Werten usw grundsätzlich nicht.
      Dann hab ich durch Zufall meinen Mann kennengelernt mit dem ich jetzt seit vielen Jahren zusammen bin. Er war viiiiel bodenständiger als ich und seine Vorgänger, viel ruhiger, pragmatischer, unkomplizierter use.
      Also alles tuttifrutti, sind nach 6 Monaten zusammengezogen, für mich war es auch ein Ortswechsel.
      Mit ihm lief es gut. Aber er hat für unser Leben mehr gearbeitet, sprich wir haben weniger unternommen. Ich hingegen fand ein halbes Jahr keinen Job, hatte dann einen sehr miesen Job in Teilzeit, saß ansonsten in der Wohnung, hatte kein Geld für alle Hobbies die Geld gekostet hätten.
      Ich wurde immer unzufriedener auch wenn es mit ihm an sich weiter gut lief.
      Leider haben wir es zwischenzeitlich nicht gepackt und hatten Kurzfristig das Riesendrama, Zoff, alles Hinterfragen, räumliche Trennung usw.
      Ich sage “wir“ weil zwar viel aus meiner Lebenssituation und meinem Umgang damit resultierte, aber es lag auch viel an nicht genug reden, sich nicht genug öffnen, den anderen nicht genug wahrnehmen.
      Daher bin ich, Jahre später, auch nicht gänzlich unzufrieden damit, dass es schief ging. Zum einen ist es ganz interessant den anderen auch im übelsten Zoff kennenzulernen, unter psychischer Volllast sozusagen (sonst tut man das vielleicht erst wenn man Kinder hat^^), zum anderen haben wir da manche Themen, Erinnerungen, Wünsche überhaupt das erste Mal besprochen und auch kleine Veränderungen in der Kommunikation bis heute bewirkt.

      Ich wünsche dir dennoch, dass du/ihr da mit weniger Drama rauskommt. Vielleicht liegt es bei euch, so wie es in deiner Beschreibung klingt, fast nur an dir. Aber vielleicht ja auch nicht?
      Spontan: Was könnte er tun, damit es dir besser geht?
      Vielleicht mehr anerkennen wo du grade stehst?