Zu viel auf einmal

      Hi Grottenolm,

      ich hab jetzt nur deinen letzten Beitrag gelesen, also entschuldige falls das schon Thema war und ich es einfach überlesen habe.
      Wieso ist denn dein Praktikum unbezahlt? Das ist doch nicht ihm Rahmen eines Studiums o.ä. und es dauert länger als drei Monate, da müsstest du eigentlich bezahlt werden. Vielleicht würde das ja etwas Druck raus nehmen? Ganz abgesehen davon dass man verpflichtet wäre dich zu bezahlen, könntest du ja vielleicht auch einen Lohn in irgendeiner Form mit deinem Arbeitgeber aushandeln? Sind so meine Gedanken, die ich kurz da lassen wollte.

      Alles Liebe,


      Volpe
      He scales the mountain, because he's not afraid of it.
      - Django Unchained -
      Hi La Volpe,

      das Praktikum mache ich im Rahmen der Weiterbildung. Die meisten Menschen machen diese übers Jobcenter und bekommen Arbeitslosengeld. Bei mir ist das anders. Aber deswegen ist das generell so festgelegt, dass man kein Geld bekommen darf, weil ja in der Regel alle ALG bekommen. Ich halt nicht, falle wie immer aus dem Raster. Aber das interessiert keinen. Die andere Seite der Medaille ist, dass man kaum praktika bekommt, wenn man dafür bezahlt werden will. Die bekommen dann die Studenten, weil diese kein Geld bekommen müssen. Traurig aber wahr. Ausnutzen ist in.
      Nein, das Praktikum dauert 2 Monate, von daher ist da auch alles rechtens.
      Ich habe EVENTUELL die Möglichkeit dort im Anschluss ein Volontariat zu bekommen. Da jetzt rumzudiskutieren wegen Geld wäre vielleicht hinderlich. Man ist nunmal Bittsteller.. Leider..

      Ich habe darüber lang und breit nachgedacht. Ich habe Andeutungen beim Praktikumsgeber gemacht. Aber so sehr drängeln wäre eventuell nachteilig und würde mich einer Chance berauben.

      Der Druck besteht, weil ich schon lange diese Vollzeitweiterbildung mache und kaum einen Ausgleich habe. Keinen Tag frei, immer gleich lang, auch Freitags. Neues wissen, neue Menschen, viele Belastungen. Darum geht es mir, Das ist hart. Ich kann dadurch keine Therapie mehr machen und das ist sehr schlecht. Nur ich kann schlecht erzählen, dass ich psychisch krank bin, wenn ich dort einen Job will...

      Ein blödes Dilemma halt.

      Liebe Grüße
      Grottenolm
      Ich bin gerade geschockt, dass das Praktikum immer noch läuft.
      Du weißt ja, dass ich auch pendele und wenn ich jetzt daran denke, dass du das vielleicht noch länger machen musst, tut mir das leid. Ist vielleicht doof ausgedrückt.
      Ich weiß nicht wie ich es anders schreiben soll.

      Man sollte das Pendeln nicht unterschätzen.

      Bewirbst du dich nebenbei weiter? Für mich klingt das ziemlich nach Ausnutze.

      Ich hatte ein ähnliches Dilemma bis vor kurzem. Habe neben meinem anderen Nebenjob auf Honorarbasis gearbeitet und sollte immer mehr arbeiten, habe aber ewig das Geld nicht bekommen.
      Werde sicher kündigen.

      Wäre ein Zweitstudium was für dich? Hast du noch Eltern, die dich notfalls unterstützen können? Falls du dazu schon mal was geschrieben hast, entschuldige ich mich gleich vorab. Habe momentan viel um die Ohren.
      Hallo du Liebe,

      puuuh...das klingt echt anstrengend. Und ich muss Lina da recht geben:

      Lina478 schrieb:

      Bewirbst du dich nebenbei weiter? Für mich klingt das ziemlich nach Ausnutze.

      Wie ich dich kenne, hast du dir das nicht unüberlegt ausgesucht, aber hast du alle denkbaren Möglichkeiten ausgeschöpft? Ich weiß gerade nicht (mehr, sorry), in welche Bereiche du gehen möchtest, aber bei deinem Abschluss und deinem Studium und deiner Tätigkeit neben dem Studium würde sich ja kulturelle Arbeit anbieten? Ich habe in letzter Zeit für mich selbst viel durchgesehen was Volontariate angeht. Klar, an die gut bezahlten kommt man nicht so einfach ran, da braucht man Praktikas etc. Aber es gibt auch Chancen, ein Volontariat ohne geringste Praxiserfahrung bekommen, hab ich bei meiner Schwester so erlebt, wenn du magst können wir per PN mal weiter drüber diskutieren. Gerade im kulturellen Bereich gibt es Angebote im Bereich der Projektgestaltung, der Öffentlichkeits-/Pressearbeit, im pädagogischen Bereich oder als Lektorin etc. Ich liege vielleicht falsch, aber du hast ja manchmal auch ziemlich Selbstzweifel. Hast du denn dir überhaupt schon selber gesagt, dass du viel kannst und dich selbstbewusst auch auf was anderes Bewerben kannst? Ich weiß, du hast jetzt sicher wenig Energie für weitere Bewerbungen. Aber du hast ja sicher nicht nur eine geschrieben bisher, den Lebenslauf musst du nur etwas auffrischen und das Anschreiben kannst du ja häppchenweise machen. Ich weiß, wie schwer das als Absolvent ist, ein Praktikum zu bekommen - ein bezahltes sowieso. Aber vorausgesetzt du wärst nicht an deinen Wohnort gebunden (bist du das? Therapie hast du ja unterbrochen, soziale Kontakte ruhen ja wegen deinem ganzen Stress gerade auch eher, wenn ich dich richtig verstanden habe), denke ich, dass du gut was finden kannst. Solange du es dir nur auch zutraust. Klar, das wäre anfangs auch erstmal eine superkrasse Belastung. Aber so, wie es jetzt ist, ist es ja das auch und ob sich das bei der Firma (oder was auch immer) ändert, ist die andere Frage, du hast ja geschrieben:

      Grottenolm schrieb:

      Ich habe EVENTUELL die Möglichkeit dort im Anschluss ein Volontariat zu bekommen.
      Vielleicht ist es unter anderem (neben der fehlenden Bezahlung, der langen Arbeitszeit, dem Pendeln, den vielen neuen Leuten, neues Arbeitsfeld und viel einlernen müssen etc.) auch deshalb so schwer, weil es vielleicht nicht der Bereich ist, der für dich gemacht ist und dir eine anders gewichtete Tätigkeit oder in einem anderen Bereich leichter fallen würde? Ist aber nur so ein Schuss ins Blaue, diese Idee.

      Aber ich fürchte, das weißt du alles bereits. Ich wollte es nur nochmal ins Gedächtnis rufen. Wenn du magst, können wir per PN mal über Volontariate quatschen, ich beschäftige mich wie gesagt auch gerade damit und vielleicht haben wir gegenseitig Tipps oder Ideen für coole Arbeitsfelder.

      Kopf hoch, du wirst das Schritt für Schritt machen und den richtigen Weg für dich finden. Und auch wieder mehr Kraft, davon bin ich überzeugt. Bis dahin schicke ich dir gedanklich Hoffnung und empfehle das ironische Always look on the bright side von Monty Python. Bringt mich immerhin ab und an so viel zum Lachen, dass ich wieder etwas durchatmen kann :biggrin:

      Alles Liebe,
      Fylgja
      Hi Grottenolm,

      das klingt extrem hart, aber so blöd und so viel das gerade auch ist: es ist eine Möglichkeit und das ist verdammt viel wert. Ich weiß nicht, ob da jetzt im Moment einfach meine gesamte Desillusionierung rausspricht, aber nach mittlerweile neun Monaten ohne so ein Angebot und mittlerweile über fünfzig Bewerbungen auf Volontariatsstellen und Ausschreibungen in unterschiedlichsten Bereichen mit dem Ergebnis von zwei (!!) Einladungen zum Vorstellungsgespräch (ohne positives Ergebnis), möchte ich dir sagen, dass ich es toll finde, dass du das Praktikum durchziehst.

      Und es ist eine Chance, die viele nicht haben. Das ist - bei all der Scheiße gerade - ziemlich toll (zumindest aus meiner Situation von außen gesprochen betrachtet, damit möchte ich nicht deine schwierige Situation verharmlosen).

      Das Problem liegt glaube ich darin, dass du keine Therapie machen kannst, weil es zeitlich gerade einfach nicht passt. Gibt es da vielleicht noch Ausweichmöglichkeiten? Wahrscheinlich bist du das eh alles schon durchgegangen, aber meine ehemalige Therapeutin hat eine Zeitlang mit mir auch Samstags Termine gemacht, weil es nicht anders ging mit der Uni.

      Dein Dilemma ist mega kacke und mir fällt da auch nichts ein, wie man die Situation erleichtern könnte, außer zu versuchen Ausgleiche zu schaffen - das sagt sich so leicht, ich weiß. Ich häng im Moment in einem 450 Euro Job, kriege auch kein Geld vom Amt, schreibe Bewerbungen für Volos und versuche mich nebenher auf Promotionsprojekte zu bewerben. Funktioniert fantastisch...

      Aber es ist eine Phase gerade und die Weiterbildung ist auch eine absehbare Zeit. Absehbarer als Arbeitslosigkeit. Das ist das einzig Positive, was mir einfällt. Das ist nicht viel, vielleicht hilft Monty Python besser als mein ganzes Geschreibsel zusammen.

      Ich drück die Daumen - weiterhin. Ich war am Wochenende auf einer Fortbildung. Da waren nur arbeitslose Geisteswissenschaftler, teilweise mit Promotion, teilweise mit Arbeitserfahrung, teilweise mit abgeschlossenen Volontariaten. Alle waren mehrere Monate/Jahre arbeitslos. Und so blöd das klingt, neben dem Thema generell, war das eine ziemlich positive Veranstaltung. Weil der Austausch geholfen hat. Weil es nicht immer individuelles Scheitern ist, sondern weil die Arbeitsmarktlage so ist, wie sie ist. Und weil die meisten dann solche Bedingungen, wie du sie hast, eben akzeptieren. Weil es keine Alternativen gibt und sich immer jemand finden wird, der genau so qualifiziert ist und sich liebend gerne ausbeuten lassen wird für eine Chance. Deswegen kann ich verstehen, dass du da die Füße still hältst.

      Ich kann dir gar nichts hilfreiches schreiben. Außer vielleicht einen kleinen Einblick von dem Seminar am Wochenende geben: du bist nicht alleine mit dieser Situation. Das ist wenig, aber besser als nichts.


      Alles Liebe und starke Nerven,
      atemzug
      Today you are you, that is truer than true.
      There is no one alive, who is youer than you.
      Dr. Seuss
      Mal über die eigentliche Thematik hinaus und nicht direkt auf Grottenolm beziehend finde ich es immer wieder bestürzend, dass es immer heißt Akademiker wären doch nie arbeitslos und wenn man dann denkt, man hat einen Uni Abschluss endlich in der Tasche und freut sich und glaubt man hat was erreicht im Leben, muss man ewig suchen oder darf sich direkt nach dem Studium Hartz 4 melden. Ich kenne Leute, die haben sich am Tag der Exma beim Arbeitsamt gemeldet und denen war die Lust am Feiern erheblich vergangen. Das zum off topic.

      Ich habe selbst eine Freundin, die Geschichte studiert hat und seit 2 Jahren keinen Job bekommt und auf 450 Euro Basis beim Bäcker arbeitet und aufstockt. Sorry, aber ich finde ehrlich, dass kann es auch nicht sein.
      Entweder die Unis beschließen, dass sie Studiengänge abschaffen, in denen man ewig suchen muss oder sie limitieren, indem man nur so viele Studenten zulässt wie auch Arbeit da ist.

      Mich würde noch folgendes interessieren:
      Wärst du bereit dich deutschlandweit zu bewerben? Oder bist du ortsgebunden?

      Du musst nicht auf die Fragen antworten. Ist nur so eine Idee.
      Wärst du bereit ins Ausland zu gehen?
      Könntest du dir vorstellen, noch ein Zweitstudium anzufangen?
      Hast du einen guten Draht zu deiner Familie, sodass diese dich eventuell auffangen kann?
      Hallo ihr Lieben,
      bitte verzeiht, dass ich so lange nichts von mir hab hören lassen. Wie ihr ja wisst, habe ich kaum zeit für mich und da ich arbeitsbedingt den ganzen Tag vorm Pc sitze, mache ich den dann zu Hause kaum noch an.. Und auf der Arbeit kann ich mich ja schlecht einloggen ;)

      Ich hoffe es ist nicht schlimm, dass ich nicht auf jeden Kommentar im Einzelnen antworte. Ich habe es alles gelesen, danke für eure Anregungen und Gedanken. Falls ihr dringend eine Antwort auf etwas wollt, könnt ihr mit natürlich eine Nachricht schicken!

      Eigentlich wollte ich nur ein kleines Update geben und dann diesen Beitrag hiermit erstmal stilllegen. Ich denke es bringt nichts weiter zu schreiben, dass mir das alles zu viel ist ;)

      Ich ziehe das Praktikum weiterhin durch. Es geht noch ein paar Wochen. Ich habe viel Verantwortung, bin sehr beschäftigt und mir wird einiges zugetraut. Viel Anleitung bekomme ich nicht, da es gerade eine stressige Phase im Betrieb ist. Natürlich ist es nach wie vor deprimierend, nichts dafür zu bekommen. Immerhin durfte ich inzwischen 2 mal Vormittags später kommen um Erledigungen zu tätigen (zur Psychiaterin zu gehen etc, aber das muss ja keiner dort wissen). Zu meinem Zustand: Ich bin dauermüde und wahnsinnig erschöpft. Ich fühle mich überfordert. Meine Stimmungen schwanken sehr stark (okay, das ist bei mir nicht verwunderlich aber im Moment besonders extrem spürbar und natürlich sehr belastend und anstrengend, da ich ja Leistung bringen muss und weder ausrasten, noch heulen, noch ewig rumliegen kann). 40 Stunden Woche halt. Plus die ewig lange Pendelei.

      Aber ich habe mich nun einmal für diesen Weg entschieden (denn ich sehe gerade kaum Alternativen, und eine, die mich weiter bringt, ist für mich nur diese eine..). Nun das "Positive": Ich werde dort anschließend ein Volontariat machen können. Was mich natürlich qualifiziert für andere Jobs danach.. Ein Volo ist immer heiß begehrt. Die geringe Bezahlung muss man da leider in Kauf nehmen. Davon leben kann ich kaum aber dieses eine Jahr muss ich durchziehen, werde ich durchziehen!

      Ja, es ist deprimierend, dass man sich so durchkämpfen muss. Ich frage mich schon, wieso ich eigentlich studiert habe.. Die ganze Plackerei wird nicht so richtig gewürdigt. Der Arbeitsmarkt ist im Moment echt.. naja.. fangen wir damit besser nicht an! Man muss sich immer wieder beweisen, alles geben und alles andere hintenan stellen. Schwäche zeigen- unerwünscht!

      Es ist wiegesagt nicht einfach, aber ich versuche es weiter. Es ist nicht immer alles schlecht. Ich freue mich über Lob, vielleicht wachse ich sogar an den Aufgaben. Das kann ich irgendwie nicht so recht beurteilen. Aber immerhin wird mir schon einiges zugetraut. Es geht mir mal ganz gut damit, mal falle ich total und will alles aufgeben. Ich spüre meine psychischen Probleme wieder sehr stark und versuche mich davon zu befreien. Aber gerade jetzt merke ich, dass dieser ganze "Psychokram" mich doch sehr bremst und wie sehr ich wirklich noch "krank" bin.

      Nunja.. das sollte wohl als Lebenszeichen reichen.

      Wiegesagt, gerne auf Nachfrage per PN mehr.

      Herzlichen Dank an euch und eure lieben und aufmunternden Worte. Ich wünsche euch alles Gute auf eurem Weg!

      Grottenolm