Borderline-Diagnose bekommen - vielleicht falsche Diagnose?

      Borderline-Diagnose bekommen - vielleicht falsche Diagnose?

      Guten Tag,

      wie man schon in dem Titel lesen kann, geht es um meine Borderline-Diagnose. Ja ich habe eine bekommen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese Diagnose nicht auf mich zu trifft. Diese Diagnose wurde mir zwei mal ausgestellt. Einmal im Sommer 2015 in einer Klinik für Borderline und einmal im Oktober bei einer Psychotherapeutin.

      Ich verletzte mich nicht mehr selbst. Ich habe auch keine wechselnde Partnerschaften. Jedoch habe ich immer mal wieder den Drang es zu tun, also SSV, aber jedoch raffe ich mich nicht dazu auf, es zu tun. Es ist eher ein Zwangsgedanke. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich meine aktuelle Partnerschaft nicht gefährden möchte. Ein anderes Symptom wäre ja auch die Emotionalität, die bei mir sehr stark ausgeprägt ist.

      Bei jedem kleinsten Streit fange ich an zu weinen, oder ich rechne mit jeder weiteren Sekunde damit, dass meine Partnerin mich verlässt. Außerdem habe ich Probleme damit Freundschaften aufrecht zu erhalten. Ich lasse Freundschaften schleifen und wundere mich dann, warum diese mir dann die Freundschaft kündigen oder ich ecke mit meinem Verhalten bei Freunden meiner Freundin oder bei meinen eigenen, an und zerstöre sozusagen indirekt ihre Freundschaften (meiner Meinung nach).

      Eben habe ich aus Jux einen Borderline-Selbsttest gemacht und dort kam raus, dass ich höchstwahrscheinlich eine Borderline-Störung habe. Das bestätigt ja nochmal die zwei vorherigen Diagnosen.

      Kann es sein, dass Borderline sich auch anders zeigen kann? Zum Beispiel: man ist destruktiv, da man zum Beispiel sich Dinge vornimmt und diese nur mit Ach und Krach schafft, bzw. diese abbricht weil man es dann doch nicht mehr hin bekommt -> Ausbildung/Schule?

      Ich möchte mich hier mit anderen Betroffenen unterhalten, um diese Erkrankung zu verstehen, auch wenn ich diese noch nicht ganz angenommen habe. Wenn Ihr wollt könnt ihr mir eine PN schicken, und wir reden dann dort über das Thema.

      Danke, alles Liebe

      TheDirtyClown
      Hallo,

      also zuerst einmal: Diagnosen sind nur Diagnosen. Es ist der Versuch der Ärzte, dich in eine "Kategorie" zu packen. Bei pssychischen Erkrankungen ist es ja nicht so, dass man eindeutig (wie zb auf nem Röntgenbild) etwas feststellen kann. Natürlich gibt es auch hier Messmethoden und Richtlinien (ICD10, DSM5) nach denen eine Diagnose gestellt wird. Aber das bedeutet ja nicht, dass jeder seine Symptome genauso empfindet, wie ein ebenso Betroffener. Hinzu kommt die Komorbidität, also, dass quasi eine psychische Erkrankung selten allein kommt. Manche Symptome überschneiden sich auch. Jeder Mensch ist eben individuell.

      Ich habe mehrfach die Diagnose "Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Typ: Borderline" bekommen. Und allein am Wort lässt sich ja erkennen: Zugrunde liegt eine emotionale Instabilität. Woher die kommt, das muss nicht bei jedem Betroffenen gleich sein. Auch die Ausprägung nicht. Und auch, wie sich diese Instabilität auf den Betroffenen auswirkt. Ich habe keine dauernd wechselnden Partnerschaften. Ich konsumiere keine Drogen und auch einiges, was man den "Bordies" so nachsagt, trifft bei mir nicht zu. Das bedeutet aber nicht, dass bei mir eine Fehldiagnose vorliegt. Jeder ist eben anders.

      So könnte es auch bei dir sein. Könnte! Ich bin vorsichtig mit Diagnosen und erst recht mit Selbsttests aus dem Internet. Wieso ist es dir wichtig zu wissen, ob diese Diagnose stimmt? Wird danach die Therapiemethode gewählt? Darauf kommt es meiner Meinung nach nämlich an. Ziel ist es doch, gesund zu werden. Oder zumindest die Lebensqualität zu verbessern. Und dabei kann eine Therapie oder ein Klinikaufenthalt helfen. Oder Selbsthilfegruppen, eingeschränkt auch Selbsthilfe-Bücher. Das kommt eben ganz auf den Mensch und seine Situation an.

      Die Frage sollte also lauten: Was schränkt deine Lebensqualität ein und wie kann sie wieder verbessert werden? Durch welche Therapiemethoden oder sonstiges?

      Natürlich ist das nur meine Meinung. Ob die Diagnose bei dir stimmt, kann ich dir nicht sagen und ich denke es macht wenig Sinn zu spekulieren.

      Bitte verstehe mich nicht falsch, ich kann nachvollziehen, dass es beruhigend ist zu wissen, was man nun hat. Das "Kind" (die Krankheit) bekommt einen Namen und dann kann man sich gezielt informieren etc. Aber auch diese allgemeinen Infos über Krankheiten können nicht klären, was nun für dich genau passt.

      Ich habe mich inzwischen schon oft mit Betroffenen ausgetauscht, nicht nur hier im Forum. Es gibt tatsächlich einige Dinge, wo ich feststellen musste, dass man sehr ähnlich handelt oder denkt. Aber genauso gibt es auch Unterschiede.
      Ich weiß nicht, ob dir das jetzt weiter hilft, aber das sind meine Gedanken dazu.

      Diese Borderline-Diagnosen werden schnell mal gestellt (die Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht). Vor allem wenn man sich mal selbst verletzt hat. Es gibt aber noch ein breites Feld von Erkrankungen, bei denen ähnliche Symptome auftauchen. Und oft ist eine Erkrankung ja wiegesagt auch nur ein Teil des Ganzen (ich habe so einige Diagnosen bekommen und kann nicht mehr an einer Hand aufzählen, was ich alles habe oder angeblich mal hatte).

      Liebe Grüße
      Grottenolm
      Hallo,
      Ich kann und möchte hier nichts dazu sagen, ob die Diagnose jetzt auf dich passt (und bitte auch meine Nachfolger, sich dazu nicht zu äußern, da Diagnosen grundsätzlich nur von speziell ausgebildeten Fachmenschen und nicht übers Internet gestellt werden können), will hier aber trotzdem ein paar Punkte loswerden:
      Ich kann gut verstehen, dass du bezüglich der Diagnose Klarheit möchtest, auch wenn es viel wichtiger ist, dass du an deinen ganz individuellen Themen arbeiten kannst.
      Wie lange warst du denn bei dieser Therapeutin und ist sie auf Borderline spezialisiert? Nach welcher Zeitspanne hat sie dir die Diagnose mitgeteilt? Gerade bei der Diagnosestellung von Persönlichkeitsstörungen sollte sich zeit gelassen werden. Wenn du also einmal bei ihr warst und gleich die Diagnose bekommen hast, währe ich an deiner Stelle kkritisch.

      Diese Online-Tests sind jedenfalls nicht wirklich aussagekräftig - nicht umsonst sind Fragebögen nur ein diagnostisches Mittel von vielen, die zur Diagnosestellung von psychischen Störungen herangezogen werden.
      Wieso ist es dir wichtig zu wissen, ob diese Diagnose stimmt?​


      Mir ist es irgendwo wichtig zu wissen, dass eine Diagnose egal welcher Art, mein Verhalten erklärt. Ich habe den Eindruck von mir selber, dass ich mich anders als andere Menschen in bestimmten Situationen verhalte bzw. anders empfinde. Aber gleichzeitig kann ich dir auch nicht sagen warum es mir so wichtig ist, dass mein Verhalten dadurch erklärt wird.

      Was schränkt deine Lebensqualität ein und wie kann sie wieder verbessert werden?


      Meine Lebensqualität wird im Ganzen eingeschränkt. Ich finde nur schwer eine Anstellung in meinem gelernten Beruf, immer wieder Absagen und Vertröstungen. Weitere Probleme habe ich mit meinem Selbstvertrauen und mit meinem Selbstbild. Ich sehe nur alles schlecht, nie die guten Dinge, die ich vielleicht schon erreicht habe.

      Meine Stimmung schwankt sehr stark ... ich kann manchmal die Realität von etwas nicht realem unterscheiden, sei es vielleicht in einem Therapiegespräch, dort würde ich (ich weiß dass dieses Verhalten falsch ist, dennoch mache ich es immer öfter) Diagnosepunkte sozusagen abharken. Ich habe mich letztes Jahr zum Beispiel sehr über Borderline erkundigt und kann eigentlich gar nicht mehr unterscheiden ob dieses und jenes wirklich auf mich zutrifft. Es verschwimmt einfach alles. Manchmal zweifel ich auch an der Diagnose.

      Zum Beispiel:

      Meine Partnerin zum Beispiel leitet unter Dissoziation und Depressionen. Da ich weiß was Dissoziationen sind, habe ich mir ab und an eingeredet, dass ich dissozative Symptome habe. Nun habe ich das Problem, dass ich es einfach nicht auseinander halten kann.
      Aber ab und an habe ich wirklich diese Symptome ... ich weiß auch nicht so recht wie ich das beschreiben soll. Ich habe das Gefühl das ich mir bei anderen Menschen abgucke, wie und was ich zu sagen habe bzw. wie ich mich verhalten zu habe. Vielleicht könnt Ihr das ja ein wenig nachvollziehen.

      Ein weiteres Problem wäre, dass ich Drogen und Alkohol nicht abgeneigt bin und es eher vorziehe so etwas zu konsumieren, als mir die Arme aufzuschneiden. Ich weiß dass es nicht richtig ist. Früher hatte ich auch eine Art Spielsucht, also Computerspiele.

      Dazu kommt, dass ich sehr stark sexualisiere, und Ablehnung nehme ich sehr gekränkt entgegen.

      Außerdem habe ich neben der Borderline-Diagnose noch eine sozial Phobie und eine anhaltende affektive Störung ... das legt mich im Alltag lahm und ich schaffe es einfach nicht, mich aufzuraffen und irgendwas zu tun. Ich gehe tagelang nicht raus.

      ​Wie lange warst du denn bei dieser Therapeutin und ist sie auf Borderline spezialisiert?


      Ich habe die Therapie ein halbes Jahr gemacht bei ihr. Nein war sie nicht, die Diagnose ist erst rausgekommen, als ich dort in Behandlung war. Ich wollt unabhängig von der Klinik in der ich bei einer Früherkennung war sehen, was andere Therapeuten außerhalb mir diagnostizieren.

      Den Online-Test habe ich nur aus Jux gemacht, wie oben beschrieben. Ich halte davon genauso wenig.
      Hallo und sorry für meine späte Antwort.

      Dein Verhalten erklärt sich nicht unbedingt durch eine Diagnose, sondern aus vielen Faktoren. Dafür kann es auch physische Gründe geben. Vor allem aber wird es deine Lebensgeschichte sein, die viel erklären kann. Wir sind ja alle Individuen und es gibt immer Menschen, die etwas anders ticken. Selbst Borderliner untereinander können extrem unterschiedlich sein..

      Zu deiner eingeschränkten Lebensqualität würde ich sagen, dass du genau die Punkte angehen solltest, die eben Probleme machen. Übrigens habe ich zum Teil dieselben Probleme. Auch ich suche nach einem Job, kann schwer mit Absagen umgehen und verzweifle daran (das haben übrigens viele Menschen, auch nicht-Borderliner).
      Du scheinst ja schon eine Therapie zu machen (jedenfalls schreibst du von einem Therapiegespräch) und das ist doch gut, oder? Solange du mit dem/der Thereupeten/in zurecht kommst und Fortschritte machst, bist du doch auf einem guten Weg. Wie dann genau die Diagnose aussieht und ob sie zutrifft.. naja darüber kann man streiten wie wichtig das ist.
      Was deine Tendenz zu Drogen und Alkohol angeht, dazu kann ich leider gar nichts sagen, weil ich damit nichts zu tun habe. Aber vielleicht könntest du in der Richtung auch zu einer Beratungsstelle gehen? Oder das bei der Therapie ansprechen und daran arbeiten? Ich schätze mal dass du das ja sowieso tust, denn die anderen psychischen Störungen scheinen ja behandelt zu werden, ist das richtig? (Sozialphobie und affektive Störung)?

      Ich weiß nicht recht, was ich nun antworten soll, denn ich verstehe deine Frage scheinbar nicht recht. Falls du keine Therapie mehr machst, dieses halbe Jahr quasi die einzige Therapie war und du seitdem ohne lebst, würde es sicherlich sinn machen, wieder eine zu beantragen, da du ja sehr eingeschränkt bist durch die psychischen Probleme.
      Aber vielleicht habe ich deine Frage auch falsch verstanden.

      Alles Liebe
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