Selbstdiagnosen?

      Selbstdiagnosen?

      Hi

      Ich habe in letzter Zeit immer mehr das Gefühl das mich für ganze Welt da draußen irgendwie erdrückt...

      Und deshalb habe ich mal so ein bisschen im Internet und in Büchern nachgeguckt, woran das denn liegen könnte...

      Und die (9?) Merkmale, von denen man mindestens 5 (??) erfüllen muss, um die Diagnose "Borderline" zu bekommen, treffen bei mir ausnahmslos alle zu. Ich habe mich aber noch nie getraut zu einem Therapeuten oder so zu gehen, da hat also noch nie wer "einen Blick drauf geworfen".

      Natürlich ist das keine richtige oder echte Diagnose, aber meint ihr das ist alles völlig unrealistisch oder habe ich das jetzt etwa wirklich? :-o
      Quelque temps je pense qu' il y a trop souvent des nuages devant le soleil...
      Hallo,
      Von Internettests und Selbstdiagnosen sollte man ganz allgemein die Finger lassen. Was glaubst du, weswegen Ärzte und Psychologen bzw. Therapeuten eine jahre lange Ausbildung machen müssen, bevor sie diagnostizieren dürfen?
      Wenn du Probleme hast, unter denen du leidest, solltest du die angehen - und da ist es zunächst mal völlig egal, welchen Namen die eventuell haben.
      Speziell zur Diagnostik und zu besagten Selbsttests von Borderline solltest du mal im entsprechenden Unterforum nachschauen. Bei den oben angepinnten Themen findest du dazu mehr.
      Huhu ;)

      ich hab diese Tests auch schon alle durch und Bekannte haben mir in meiner Jugend auch gern Borderline diagnostiziert.

      Ich glaube du bist noch recht jung oder?
      In der Jugend dreht man selbst und die Welt sich so schnell, da passt man ganz schnell in das Schema von Onlinetests.
      Wenn du einen für bipolare Störung oder hypersensible Personen findest, passt der bestimmt auch.

      Die Selbstdiagnose und Internetdiagnose ist da, selbst wenn man ein reflektierter Mensch ist, nicht sehr aussagekräftig.
      Häufig spielt ja auch der Wunsch mit rein endlich zu wissen was man hat und warum man sich hier und da anders als andere fühlt und verhält.

      Selbst wenn dir ein Therapeut Borderline diagnostiziert - und dann?
      Dann wird er genauso mit dir schauen - individuell und nicht nach Therapie Schema Borderline - was dir im Alltag hilft, was die Ursachen sind usw.
      Borderline ist kein Todesurteil, keine Entschuldigung für sich selbst und keine Erklärung.
      Viele Menschen erhalten die Diagnose und nach ein Paar Jahren Arbeit an sich (mit Hilfe der Therapie) trifft die Diagnose nicht mehr zu.
      Dann magst du immernoch hier und da impulsiv oder unsicher sein, aber dann ist das eher als Eigenschaft als als krankhaftes Verhalten einzuordnen.

      Ich hoffe es fühlen sich keine Borderliner angegriffen. Ich hab aus meinen Erfahrungen durchpauschalisiert.
      Ich weiß es gibt borderlinespezifische Therapien etc, aber ich denke das trifft den Punkt hier nicht.
      Hallo,

      Um deine Frage zu beantworten: Ja, solche Test sind völlig unrealistisch. Weil man kann sihc einfach beim besten Willen nicht so distanziert reflektieren, als das man sachlich über sich eine Disgnose treffen könnte. Dafür braucht es, wieSoRaya schrieb, Fachmenschen. Und der Weg dahin kann auch zum Beispiel über den Hausarzt oder über Beratungsstellen erfolgen.

      Ich selbst bin kein sonderlicher Freund von Diagnosen, denn, das habe ich mühsam lernen müssen, ich bin mehr als meine Diagnose. Das heißt, nur weil du eine Diagnose X hast, bist du nicht Diagnose X.
      Du veränderst dich ja nicht schwuppdiwupp wenn du eine Diagnose hast, viel wichtiger ist, das du an den Ursachen arbeitest, andere Techniken für bestimmte Situationen lernst und und und. Und das geht nur mit fachlicher Hilfe. Selbsthilfe, wie hier in einem Forum, kann da unterstützend wirkend, aber niemals die Fachlichkeit einer Therapie ersetzten.

      Ich weiß, der erste Schritt ist immer der allerschwerste und es kann einem echt ein blödes Gefühl machen, aber: bevor du dich mit solchen Test beschäftigst, wo am Ende nur noch mehr offene Fragen sind als vorher , die dich weiter verunsichern, trau dich mit deinem Hauarzt darüber zu sprechen oder geh zu einer Beratungsstelle, zum Beispiel dem Sozialpsychatrischen Dienst deiner Stadt odder zu Beratungsstellen von Diakonie oder Caritas, dort bekommst du geschulte und auf Wunsch auch anonyme Hilfe.

      Alles Gute, Pinsel
      Danke für eure Antworten :)

      Ja, ich denke mal ich werde dann eher etwas Abstand nehmen von diesen ganzen Tests und so... ob ich mit einem arzt darüber sprechen würde weiß ich nicht...ich glaube das traue ich mich nicht :D ...vielleicht irgendwann mal.... :-0

      Mal sehen... ich will auch eigentlich lieber keine Therapie... müsste erstmal meine Probleme in den Griff kriegen und da hilft eine therapie ja glaube ich nicht so konkret weiter... weiß nicht

      Naja, vielen Dank :)
      Quelque temps je pense qu' il y a trop souvent des nuages devant le soleil...
      Echt?? Auch so mit so "konkreten beispiel-Problemen" sag ich mal?

      Sowas wie "ich bin manchmal so traurig - denk an was schönes; ich verletze mich selbst - ach lass das doch lieber" kann ich auch nicht gebrauchen... aber wenn es da wirklich Tipps geben würde für Sachen die in meinem Leben nicht so gut sind dann wäre das schon toll ;)

      Aber auch wenn man sich selbst keine diagnose stellen kann (irgendwie leuchtet mir das jetzt auch ein :D ) ... kann man sich denn vielleicht irgendwie selbst therapieren oder so?

      Ich weiß jetzt nicht so genau wie das heißt, aber es gibt da doch irgendwie solche Tricks die einem helfen sollen mit dem ritzen aufzuhören... das mit den gummibändern und murmeln und brausebonbons und chilischoten und mit dem schmetterling... kennt ihr die? Also mir haben da jetzt nicht so richtig viele von geholfen... aber vielleicht gibt es ja noch anderes mit dem man aich da irgendwie behelfen kann und auf eine therapie verzichten kann? :)
      Quelque temps je pense qu' il y a trop souvent des nuages devant le soleil...
      Ja auch so ganz alltägliche Dinge können in einer Therapie besprochen werden.
      Das was du genannt hast, Sachen wie “tagsüber gehts mir gut, abends grübel ich“, “in der Schule/Job/Uni hat mich jemand mit einem blöden Spruch verletzt“, “ich komm morgens kaum raus“, “ich find mich zu dick“ “ich hab Angst vorm Arzt“. Vielleicht wird ein Thema hinten angestellt, aber generell geht es um dich, das was dir (auch einfach heute, gestern im Alltag) hilft, im Kopf rum schwirrt usw.
      Kommt bestimmt immer etwas auf den Thera an und die Therapieform, meine Thera fing die Stunde meist damit an zu fragen wie es mir geht, wie die letzten Tage waren, was mich in welcher Form auch immer bewegt, beschäftigt hat..

      Das was du an Tricks meinst, sind Skills.
      Die sind hier in einem der Unterforen angepinnt. Es gibt bestimmt hunderte.

      Damit kann man sich aber nicht therapieren. Das sind kleine Tipps um dem Druck _nachdem_ man merkt er fängt an, etwas entgegenzusetzen/sich abzulenken/sich mit einem harmloseren körperlichem Reiz zu begnügen.

      Dadurch verhinderst du aber nicht, dass du überhaupt erst unter Druck kommst, dadurch hast du keine neutrale und gelernte Person zum Reden usw.
      Ist nur eine Akuthilfe. Dennoch für viele Leute als solches hilfreich.
      Du meinst die sogenannten Skills. Skills helfen SYPTOME zu lindern. Aber die URSACHE kann man nicht allein klären, das geht nur mit fachlicher Hilfe. Und wie ich schon schrieb gibt es ja auch Beratungsstellen ;)

      Mit einem guten Arzt, der dich an einen Therapeuten überweist, wirst du auch herausfinden können welche Therapieform für dich geeignet ist, denn da gibts Unterschiede. Bitte wende an dich an deinen Hausarzt zum Abklären!
      Hm..
      Dann verlinke ich hier erstmal die Skills. Ansonsten könnten jenachdem auch Verhalten bei Panikattacken, Achtsamkeitsübungen und Stabilisierungstechniken interessant sein. Aber dass müsste du für dich entscheiden ob davon vllt etwas hilft. Ansonsten einfach mal durch die Foren klicken und bei den angepinnten Threads gucken ob dich sonst was anspringt.

      Zum sich selbst therapieren: In gewisserweise widerspricht sich das selbst. Es ist zwar sicher möglich auch Übungen und anderes aus der Therapie für sich selbst anzuwenden, aber zur Therapie gehört eben irgendwo das therapeutisches Verhältnis.
      Was man sich aber als frage stellen kann, ist ob man eine Therapie benötigt. Und die entscheidung dabei, ist eben eine die nur du für dich treffen kannst. Und da finde ich es genauso unangemessen wenn leute einen zur Therapie drängen wollen wie wenn sie sie einem ausreden wollen. (Wovon es leider immer Menschen gibt, weshalb es wichtig ist, im Auge zu behalten, dass wichtige Entscheidungen zu treffen, eines der wenigen Privilegien ist, das einem ganz allein gehören)
      Ich meine, eine Therapie schadet sicher keinem Menschen. Aber sie ist eben nicht das einzige was helfen kann. Manchen Menschen helfen auch Religionen oder bei manchen Dingen hilft auch Sport oder sogar etwas so abstraktes wie nur die Zeit, wenn absehbar ist, dass das Problem verschwinden wird. oder eben ganz viele andere Dinge, denn es ist auch schwer dir zu sagen was dir noch so helfen könnte.

      Eine Wichtige Frage in dem Zusammenhang wäre also, Wer bin ich/wie ist mein Leben und wer will ich sein/wie soll mein Leben sein. Wenn man die zwei Punkte hat und die können auch durchaus abstrakter sein, wäre die nächste gute Frage, was soll sich dafür ändern. Und wenn es da dinge gibt, wo du nicht weist wie du sie ändern kannst, oder nichtmal was, dann ist eine Therapie vielleicht eine Idee.
      Weil ob nun Tiefenpsychologisch du herausfinden willst wieso xy ist wie es ist, oder verhaltenspsychologisch was du tun kannst außer st, "bleibt es immer so, dass du der Chef im Ring bei deiner Therapie bist" (um einmal meinen früheren Psychiater beim Wort zu nehmen)
      Therapie ist leider nicht die pinke Wunderfee die einmal mit dem Zauberstab wedelt und dann ist alles toll so wie man es immer bei den anderen sieht, aber sie kann durchaus helfen. Wenn man die Hilfe will und sich darauf einlässt. Und auch da bist eben wieder nur du in der Verantwortung zu entscheiden.

      Liebe Grüße
      Neph

      Tante Edith: Und hm, was mir noch einfällt, weil dein Letzter Beitrag hier in dem Thread war, nachdem ich schon am Tippen hier war, auch eine Frage die du dir selbst stellen könntest, ist wieso will ich keine Therapie? Denn wenn es dabei um Ängste geht, damit einher gehen oder eben dieses Bild eines Sigmund Freud, der in nem Ledersessel neben einem sitzt, während man auf einer dieser Therapiecouches liegt, und einem dann erzählt alle eigenen Probleme kommen nur weil man latent homosexuell ist oder wegen dem Schw*nzneid (eben was der Gedanke Therapie manchmal dank mieserabler, klischeebehafteter Darstellung in Filmen und Serien leider mit sich bringt) wäre es vllt ein Gedanke solche sorgen hier in Threads anzusprechen oder vllt mit anderen Usern im Forum, die solche erstassoziationen dann vllt mit ihren Erfahrungen widerlegen können. Oder eben auch andere Dinge.
      Gesundheit ist nicht die Abwesenheit von Krankheit, sondern mit dem Körper, so wie er ist, Lebensfreude zu haben.

      Dr. med. Eckart von Hirschhausen

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Neph“ ()

      Vielen Dank für die Antwort :)

      Und das mit der Therapie... ich weiß ja selbst nicht mal so richtig warum, keine Ahnung, aber irgendwie habe ich so viel Angst davor mit jemandem darüber zu reden... über mich zu reden halt. Ich hab bisher nicht so gute erfahrungen damit gemacht mich anderen anzuvertrauen ;(

      Und diese Skills... ich glaube ich werde mal einige davon ausprobieren, vielleicht helfen die ja. Obwohl ich auch nicht weiß ob das so gut ist, wenn ich es sozusagen immer "unterdrücke" mir weh zu tun... ich würde es gerade die ganze zeit am liebsten wieder machen, aber jetzt habe ich es schon eine weile lang geschafft das zu lassen :) ich hab nur Angst dass der Wunsch danach irgendwann zu stark wird oder so und ich es doch wieder tue.. weil ich eigentlich weiß dass ich dann noch viel schlimmeres tun würde als bisher :(

      ...wenn ich das jetzt mal so fragen darf... wäre es nicht eigentlich besser und vor allem auch irgendwie ungefährlicher wenn ich das svv kontinuierlich, aber nicht so stark machen würde, als wenn ich es nicht mehr mache und dann wenn ich es nicht mehr ohne aushalte plötzlich viel schlimmer und stärker als vorher? :-O
      Quelque temps je pense qu' il y a trop souvent des nuages devant le soleil...
      Nichts zu danken.

      Hm.. Bei der Angst wäre es sicher hilfreich zu überlegen, was das für nicht so gute Erfahrungen waren und auf der anderen Seite zu betrachten, was es bedeutet mit einem Therapeuten zu reden. Der Therapeut unterliegt der Schweigepflicht, wird also innerhalb derer Regeln, das was du ihm anvertraust, vertraulich behandeln. (Wenn man den Satz liest, anvertrautes vertraulich behandeln, macht es irgendwie traurig dass das nicht allgemein der Fall ist und bedauerlicherweise nur bei bestimmten Berufs- und Personengruppen erwartbar...)
      Darüberhinaus sind Therapeuten geschult im Umgang mit Patienten. Reaktionen wie

      lonelycookie schrieb:

      "ich bin manchmal so traurig - denk an was schönes; ich verletze mich selbst - ach lass das doch lieber"

      werden also nicht kommen. Zwar vielleicht die Frage "Warum kannst du dabei denn nicht an was schönes denken?" Aber die zielt dann ja auf etwas ganz anderes ab und ist ja eher der Anfang eines riesigen Gesprächspaket.

      Zu den Skills und dem Denken "lieber oft wenig statt selten viel". Naja, am Ende musst du allein entscheiden was du für die richtige Wahl hälst. Denn ein objektives Richtig gibt es nicht. Die Frage ist so ein wenig wie, v*rl*tz* ich mich in Stresssituationen oder fange ich an in solchen zu rauchen? Ich meine es gibt sicher einen haufen Menschen die der Meinung sind sie wüssten was richtiger ist. Aber eigentlich ist das Unsinn.
      Interessanter fände ich aber eine andere Frage, was wäre, wenn du in den Skills oder Übungen oder im Zuge der Therapie Wege finden würdest, durch die das, was bei dir den Impuls dich selbst zu v*rl*tz*n auslöst, ein anderes Ventil erhält?
      Weil bei den Skills geht es eigentlich ja um genau das Thema. Ventil finden für den Impuls. Da aber die Ursachen des Impuls sehr verschieden sind, gibt es auch sehr verschiedene Skills. Dazu noch persönliche Präferenzen und wie man an die Skills zum Teil herangeht und man hat den Grund dass man so eine lange Liste hat. Und es kann sogar sein dass man selbst einem Skill begegnet, der bei einem funktioniert und noch garnicht auf der Liste drauf steht. Aber das Durchprobieren lohnt sich eigentlich. Weil auch nur ein Ventil ja die Mühe eigentlich schon lohnt, oder?

      Aber irgendwo hast du recht. Einfach nur den Impuls zu unterdrücken bringt selten etwas. Und sich selbst in "kontrollierte" Vorfälle zu stürzen, statt den kontrollverlust zu riskieren ist sicher besser. Aber selbst bei den kontrollierten läuft man gefahr, dass sie irgendwann immer schlimmer werden, man sich steigert und gleichzeitig abstumpft. Und so am Ende der Kontrollierte Vorfall dem unkontrollierten vom Anfang entspricht.
      Aber darauf die Gegenfrage, was wäre es dir wert, wenn du dich garnichtmehr v*rl*tz*n müsstest? Wenn du ganz andere Wege mit dir umzugehen kennenlernen würdest? Wäre nicht allein die Aussicht darauf es wert es zu versuchen? Weil Stop sagen kannst du, wenn du doch nicht willst ja immernoch. Und das Stop hat auch (und ganz besonders) ein Therapeut zu aktzeptieren.
      Gesundheit ist nicht die Abwesenheit von Krankheit, sondern mit dem Körper, so wie er ist, Lebensfreude zu haben.

      Dr. med. Eckart von Hirschhausen

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