Alles wieder auf Anfang!?

      Alles wieder auf Anfang!?

      Hallo zusammen,
      Ich weiß gar nicht so recht, wo und wie ich anfangen soll. Ich denke, ganz am Anfang wäre am Besten, um mein Leben und meinen Krankheitsverlauf nachvollziehen zu können.

      Alles begann eigentlich schon, seitdem ich denken kann. Ich bin in einem Zuhause groß geworden, indem mein Tagesablauf schon im Kindesalter von Gewalt und Alkohol geprägt war. Mein Vater war stark alkoholabhängig und meine Mutter ebenso, auch wenn sie immer behauptet hat, sie würde nur "mittrinken", damit er nicht so viel trinkt. Im Grundschulalter hatte mich das alles schon so mitgenommen, das ich mich nie getraut habe, jemanden mit nach Hause zu nehmen, da ich nie wusste, was mich dort als nächstes erwartet. Auf Grund dessen war ich meistens immer für mich und habe mich mit den Jahren immer mehr zurück gezogen. Meine Eltern selbst waren immer arbeiten und wollten meinem Bruder und mir immer alles ermöglichen. Wir waren nie "reich" aber uns hat es auch an nichts gefehlt. Nur leider waren sie nie wirklich für uns da...

      Nach dem ersten Halbjahr der 4. Klasse sind wir dann in den Nachbarort gezogen un wir mussten auf neue Schulen gehen. Damit begann für mich das erste Mal in meinem Leben so richtig der Horror. Da ich nicht wirklich viel Selbstbewusstsein hatte, fiel es mir schwer mich dort einzufinden. Dann kam noch erschwerlicher Weiße hinzu, das ich einige Mitschüler hatte, die mir das Leben dort erst recht schwer machen wollten. Also beschloss ich irgendwann für mich, das ich dort einfach nicht mehr hingehe! Was mit bestehender Schulpflicht natürlich nicht so einfach war. Doch ich tat es und ging einfach nicht mehr.
      Meine Eltern interessierte es nicht einmal, warum? Wichtig war es für sie nur, das ich die Schule wieder besuche, sonst kommt ja vielleicht noch die Polizei oder sie müssten irgendwann Strafe bezahlen. Aber ich stellte weiter auf stur. Irgendwann musste sich dann auch noch meine Tante (väterlicherseits) in das ganze Geschehen einmischen und hat es geschafft, das ich 2003 das erste Mal in eine Kinder- und Jugend Psychiatrie gekommen bin. Die Begründung dafür: Ein hochgradig aggressives und schwer erziehbares Kind. Meines Erachtens und zum Glück auch das der Therapeuten, ein völlig erfundener Grund, weswegen ich auch nach 4 Wochen entlassen wurden bin. Ich wechselte die Schule und hatte dort auch großes Glück, denn dort kam ich erstmal zurecht, fand Freunde und mit der Situation zu Hause fand ich mich einfach ab.

      2004 kam ich dann auf das Gymnasium. Auch dort lief erstmal alles so wie es sollte. Ich fand Bezug zur Klassengemeinschaft und hatte wirklich wieder Spaß an der Schule. Irgendwann, ich kann nicht mal mehr genau sagen, wann und wie alles anfing, wendete sich das Blatt. Ich fing an zu begreifen, das es nicht normal ist, mit ansehen zu müssen, wie meine Mutter von meinem Vater geschlagen wird. Auch meinen Bruder, der 5 Jahr älter ist, ging er mittlerweile an und ich konnte einfach nichts dagegen machen.
      Ich fing an, alles was bei mir zu Hause passierte, zu verstehen und zu begreifen. Es zerbrach mich und ich zog mich immer mehr zurück. Irgendwann in der 6. oder 7. Klasse fing ich an mich selbst zu verletzen. Ich war wütend auf meine Eltern, auf die Lehrer, auf falsche Freunde und vorllem auf mich selbst. Warum. Keine Ahnung! Jedes Mal wenn mir alles zu viel wurde, war das mein Ventil.

      2008 wechselte ich dann auf die Realschule, weil ich mit diesem ganzen Druck überfordert war und vor allem mit meinem Befinden. Niemand interessierte sich dafür. Ich fühlte mich einfach mit allem allein gelassen. Im Dezember 2008 kam ich dann mit meinem jetzigen Freund zusammen. Er war der erste in meinem Leben, der von meiner Vergangenheit weiß, nicht nur weil er die letzten Jahre Ehe meiner Eltern miterlebt hat, sondern weil er zwangsläufig auch meine Narben zu Gesicht bekommt. Er ist nicht wirklich begeistert, wenn er sieht, das ich mich wieder verletze, aber er versucht auch nach fast 8 Jahren Beziehung mir den Rücken zu stärken.

      Meine Eltern sind mittlerweile geschieden, mein Vater immer noch alkoholabhängig, vermute ich zumindest. Der Kontakt zu meiner Mutter ist wesentlich besser. Mein Bruder hat ebenfalls seine eigene kleine Familie, nur ich komme mit meiner Gegenwart und vor allem mit meiner Zukunft nicht zurecht.
      Ich muss dazu sagen, das ich es in den letzten Jahren recht gut geschafft habe, das die Abstände des Selbstverletzens immer größer werden, nur zur Zeit laufe ich immer mehr Gefahr rückfällig zu werden.

      Mein Freund und ich haben vor kurzem erst über eine Therapie gesprochen nur ist das Thema für mich ein rotes Tuch, da die letzte Psychiaterin mich gefragt hat, was denn mein Problem sei, nachdem ich mich ihr offenbart habe. Sie könne in meinem Fall nichts machen und mittlerweile bin ich es so leid abgewiesen zu werden, das ich mir inzwischen selber die Frage stelle, ob ich wegen meiner Vergngenheit einfach überreagiere?! Im Moment bin ich total überfordert und weiß nicht was ich machen soll!

      Tut mir leid für den langen Text! Aber ich denke, so versteht man mich vielleicht besser...
      Hey du,

      bei mir ist es ähnlich gelagert (zwei psychisch kranke Eltern, Freunde heim bringen ging nicht, Mobbing etc). Es gab zwar Drohungen, die mir Todesangst um meine Mutter und mich gemacht haben, zerschlagene Möbel usw, aber keine Schläge.

      Bin auch in einer langjährigen Beziehung und komm auch insgesamt viel besser klar als früher.

      Aber so eine Vergangenheit ist immer Teil von einem, hat Einfluss auf alle Gedanken und Gefühle. Man kann sich da extrem weit feeistrampeln und gut und glücklich leben, aber es bleibt die erste Prägung. Solang bis einer eine Pille zum vergessen entwickelt und dann würd man vermutlich an Entwurzelung kranken ;)
      Ich will damit sagen (erstrecht mit SVV Druck) du hast jedes Recht auf eine Therapie, auf eine Aufarbeitung.
      Vielleicht war der letzte Arzt schlecht, vielleicht hatte er einen schlechten Tag, vielleicht konntest du dich an dem Tag nicht gut ausdrücken, vielleichte passte die Kommunikationschemie nicht.... what ever.. versuch es nochmal, wenn du offen für eine Thera bist.
      Hey,


      du reagierst definitiv nicht über und solltest nicht aufgeben. Du hast das Recht auf eine Therapie, hey, wenn ich es habe (ich habe bei weitem nicht das durchgemacht, was du da schilderst!), dann hast du es tausendmal mehr.
      Gib nicht auf, du findest sicher einen Thera, mit dem du gut zurecht kommst und der dir helfen kann.
      Die Suche ist mühsam, ich mache as ja grade selbst auch durch, aber lohnt sich!
      People have to learn that whatever the horse does is right. You're the one who got into his life. He didn't get into yours. It's amazing what a horse will go through to satisfy a human being.
      -Ray Hunt-

      <3


      Ich bin nur TeilzeitVerrückt