Meine Mutter und mein SSV

      Meine Mutter und mein SSV

      Mir ist heute so richtig bewusst geworden, dass meine Mutter zum Großteil der Auslöser meines SSVs war und ich mein Leben dringend privat verändern muss, damit ich nicht komplett vor die Hunde gehe.
      Ich habe das immer verdrängt, aber wenn ich mir die Vergangenheit anschaue, stehen die Anlässe für mein SSV weitgehend damit in Verbindung

      Ich bin mit meiner Mutter alleine aufgewachsen. Mein Vater hat sich nicht für mich interessiert bzw. hat sie ihm auch keinen Anlass gegeben, mich zu treffen oder wollte sich nur dort verabreden, wo sie wusste, dass er dort ohnehin nicht hin kommt. Letztendlich kam ihm das aber auch ganz gelegen, sonst hätte er sich ja gekümmert.

      Meine Mutter war während meiner Kindheit sehr oft arbeiten und daher war ich oft bei Verwandten, als die noch lebten. Später ist meine Oma gestorben und die Mutterrolle brach für mich weg. Meine Mutter war dann ziemlich überfordert und es gab oft Streit. Zeitgleich kam ich in die Pubertät und sie musste ihrer Mutterrolle erstmals gerecht werden, was sie zuvor nicht brauchte, weil ich oft bei Verwandten war. Wir eckten ständig aneinander. Ich war wohl nicht wie sie gerne wollte und sie war mit ihrem Job und der Erziehung ständig überfordert. Mit 11 kann ich mich zurück erinnern, dass ich erstmals an mir Hand anlegte. Mir ist heute bewusst, dass es um einen Streit mit meiner Mutter ging. Sie verglich mich ständig mit Mitschülern oder Kindern, die sie kannte (ist selbst pädagogisch tätigt) und warf mir ständig vor, den Anforderungen des Lebens nicht gerecht zu werden und eine Versagerin zu sein. Ich wurde zeitgleich sehr stark gemobbt und als ich mich ihr gegenüber öffnete, hieß es ich wäre selbst Schuld an meiner Situation und ich müsste mich eben ändern. Ich erzählte ihr daraufhin nie wieder etwas.

      Sie arbeitete sehr viel, hatte aber immer wieder Zeiten, in denen sie (ich nenne es selbst psychisch labil) war. Ich bin damals schon in der ständigen Angst aufgewachsen, sie könnte sterben. Ihre Daueransage war immer: "Ich sterbe eh bald." Ich weiß noch, dass ich als ich in der 5. Klasse war stundenlang mit ihr bei irgendwelchen Ärzten saß , ihr aber immer wieder versichert wurde, dass sie gesund sei. Aus heutiger Sicht würde ich eher sagen, sie hatte ein Burn out oder war depressiv und hypochondrisch. So war ich als kleines Mädchen ständigen Ängsten ausgesetzt meine Mutter zu verlieren. Ich weiß noch, dass sie mal 6 Monate zu Hause war und sehr oft auf der Couch lag und sich einredete, sie würde eh bald sterben. Das hatte dann zur Folge, dass ich sehr hellhörig für meinen eigenen Körper wurde und Ängste entwickelte. Als sie die Phase überwunden hatte, ging sie wieder arbeiten und stürzte sich sehr in die Arbeit. Die Streitigkeiten blieben. Aus heutiger Sicht wären wir ein Fall für die Erziehungsberatung gewesen. Ich habe während meiner Arbeit nicht einmal ansatzweise so schlimme Fälle wie wir es damals waren.

      Als ich 12 wurde, hielt sie mir bei Auseinandersetzungen immer öfters vor, wie mein Vater zu sein, den sie sehr oft schlecht redete. Er war quasi der Schlechte und sie die Gute. Ich möchte jetzt hier auch nicht schlecht über meine Mutter her ziehen. Ich liebe sie sehr und sie hat mir auch viele gute Eigenschaften beigebracht, aber ich merke eben auch, dass oftmals ein dunkler Schatten auf mir liegt wenn ich an die Vergangenheit denke.

      Die Sache ist: Sie schaffte mit ihren heftigen Aussagen, dass ich mich dafür hasste meinen Vater als Vater zu haben. Hinzu kam, dass sich mein Vater später ab meinem 14. Lebensjahr auch sehr abwertend per Brief über mich äußerte und mir zu verstehen gab, dass er mich nicht wollte.

      Bei meiner Mutter fielen in Auseinandersetzungen Sachen wie "Du hättest nicht geboren werden sollen. Du warst ein Fehler. Hätte ich gewusst, was später aus dir wird. Du bist doch alleine nicht lebensfähig. Ohne mich kommst du nie zurecht. Du bist genau wie dein Vater. Genausolche schlechten Eigenschaften wie er. Die gleichen Gesten. Du Dreckskind...und noch viel viel schlimmere Sachen, die ich hier besser nicht ins Forum schreibe."

      Meine Reaktion war nach jedem ihrer Anfälle, dass ich die Wut an mir selbst ausließ. Das weiß sie nicht. Ich habe es ihr nicht gesagt. Einmal sah sie als ich 14 war meine Wund** und rastete komplett aus.
      Damals stempelte sie mich als "Psycho" ab und deshalb habe ich es vermieden, sie jemals wieder bei einer sensiblen Thematik anzusprechen.

      Die Sache ist: Ich bekomme es einfach nicht auf die Reihe, mich aus der für mich giftigen Beziehung zu lösen. Das ist wie bei Frauen, deren Vater Alkoholiker waren und die sich später wieder Alkoholiker suchen oder wie bei Menschen, die mit Menschen zusammen leben, die gewaltsam sind, von denen sie sich aber nicht lösen können.

      Ich bin jetzt wieder sehr eng mit ihr zusammen und ich bin weit über 20. Dauernd werden mir Sachen unterstellt oder sie regt sich lauthals über Nichtigkeiten auf.

      Beispiel: Ich hatte in dem anderen Thread geschrieben, dass sie von ihrer Ärztin mit einem harten Verdacht konfrontiert wurde. Als sie das zu Hause erzähle, dass sie nicht weiß ob es nur eine Zyste oder mehr wäre, musste ich heulen und das erste was sie mir im nachhinein unterstellt: "Du hast doch nur geheult, weil du sauer warst, dass ich mit dir nicht nach xyz fahre."
      Wir wollten weg fahren. Das war aber nie der Grund. :huh: Auf solche Gedankengänge wäre ich gar nicht gekommen. Als ob das dann noch wichtig wäre. Ständig irgendwelche paranoiden Unterstellungen.

      Ich habe einfach keine Kraft mehr und ziehe mich mittlerweile schon zurück wo es nur geht.
      Dieses Wochenende gerade war der Horror für mich, nachdem sie am Ende der Woche von der Ärztin gesagt bekam, man müsste das beobachten und sie hätte vielleicht nicht nur eine Zyste. Ich kann einfach nicht mehr. Ich bin am Boden. Meine Arme sehen übel aus.

      Dann ist sie ohnehin Hypochonder und jetzt sowas.
      Sie hatte vor 3 Jahren eine Fraktur am Bein und konnte nicht laufen. In der Zeit war [...SVV] meine beste Freundin und das jeden Tag. Ich habe mich damals zu Zeiten des Mobbings nicht einmal so oft ver***. Wenn ich mir das vorstelle, sie würde jetzt wieder für länger auf Pflege angewiesen sein. Sie hat mich trotz Beinbruch damals den ganzen Tag herum drangsaliert "Da liegt ein Krümel und dort. Und da hast du nicht richtig geputzt und hast du mir dieses oder jenes nicht mitgebracht? Schäm dich, das liegt wieder nicht ordentlich auf dem Tisch."

      Ich frage mich: Warum tue ich mir das an? Ich bin nicht mehr 12 1/2 und schaffe es einfach nicht mich aus meiner Rolle des dummen, unmündigen Kindes zu lösen. ;(

      Ich habe mittlerweile wirklich das Gefühl ich bin ein Versager und kann nichts und hätte nie geboren werden sollen. Wie ihr Sklave.
      Ich würde gut und gern sagen, dass ein 3/4 meiner SSV Attacken mit Auseinandersetzungen mit meiner Mutter zusammen hängen.

      [edit: satzteil entfernt und durch allgemenere bezeichnung ersetzt. bitte an die regeln halten. / solaine]

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „solaine“ ()

      Hallo Lina,

      was du hier beschreibst kenn ich auch, zwar noch wieder anders, aber naja... Ich hab zwar ne jüngere Schwester und auch noch zwei jüngere Brüder. Bin also nicht allein mit meiner Mum aufgewachsen, doch auch ich kenne diese massiven Gefühle und auch Ängste. Ich geb dir, nun mal das wieder was mein Therapeut mir sagte, und ich glaub er lag da schon ziemlich richtig mit. Eltern sollten ihr eigenes Kind schützen und für es dasein! Es gehört zu den Urinstikten und Bedürfnissen das wir jemanden brauchen der für uns da ist, der uns Geborgenheit, liebe und Vertrauen entgegen bringt, damit wir überhaupt in der Lage sind mit anderen richtig in einen 'gesunden' Kontakt zu gehen, wenn dies nicht gegeben ist oder aber auch einem genommen wird, löst das logischerweise Ängste und Befürchtungen in uns aus. Das deine Mutter für dich überlebenswichtig ist, ist total verständlich, nur wenn du drunter leidest, musst du versuchen etwas zu verändern - und das ist (wie wir ja bekanntlich wissen) nicht so einfach. Es sollte Schritt für Schritt passieren. Du solltest eine Psychologin, Ärztin deines vertrauens, Beratungsstelle etc. aufsuchen und das was du hier schriebst auch Ihnen mitteilen um es eben loszuwerden und nach Hundlungmöglichkeiten zu schauen. Ich weiß ja nicht wie deine Mutter dazu stehen würde, aber vielleicht könnt ihr eine Familientherapie machen, oder sie sucht sich vieleicht erst mal selbst jemanden mit dem sie reden kann (Therapeut etc.). Dich mit deinem Vater zu vergleichen, nennt man Projektion - nicht ungewöhnlich!

      Du könntest dich mit innerer-Kind-Arbeit mal beschäftigen, dadurch kann man lernen seine inneren Wunden und sein inneres Kind zu heilen. Es braucht natürlich Zeit aber es verstärkt das Selbstvertrauen und man findet zu sich selbst. Du solltest versuchen, deiner Mutter klar zumachen, das dich ihre Aussagen verletzen und gleichzeitig musst du versuchen, es nicht so nah an dich heranzulassen. Du solltest versuchen, dich mehr für dich selbst einzusetzen. Lass nicht alles mit dir machen, klar sie ist deine Mutter, doch das ist kein Grund dich bis aufs Mark fertig zumachen. Ähm ja... das deine Mum ausrastet wenn du dich sv ist natürlich nicht toll, doch auch das kenn ich sehr gut, hab es selber auch schon mit meiner Mutter gehabt. Grade Eltern verstehen es glaube ich am wenigsten wenn sich das eigene Kind verletzt - selbst wenn man es versucht zu erklären, es klappt nicht (zumindest bei mir). Ich glaube machmal Eltern verstehen es einfach nicht, vielleicht weil sie die Gefühle, Gedanken und impulse dahinter einfach nicht verstehen. Vielleicht fragen Sie sich dadurch ja auch ob sie selbst versagt haben und etwas falsch machten in der Erziehung ihres Kindes, was ja auch möglich wäre. Meiner Mutter von meinem SVV erzählen, tu ich auch nicht mehr, wir hatten uns deswegen auch schon richtig verkracht gehabt.
      when I say, i love youwhen I cryI is crying for you ...

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      by me
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      Hallo Lina,

      jetzt kommt ein heftiger Satz „Ich sterbe eh bald“. Das ist emotionale und psychische Erpressung eines Kindes in schlimmster Form.

      Ein Kind möchte nicht, dass die Mutter oder der Vater stirbt. Dieser Satz und seine dauernde Wiederholung erzeugen eine unbeschreibliche Angst und ein Gefühl der Ohnmacht in einem Kind. Letztendlich flüchtet sich das Kind in eine Schuldzuweisung sich selbst gegenüber für Dinge, die in keiner Weise in seiner Möglichkeit und in seiner Kompetenz stehen, nur in dem kläglichen Versuch, etwas außer seiner Macht Stehende zu vermeiden. Aber letztendlich hätte und hat das Kind keine Chance.

      Für mich spiegelt sich in der Benutzung dieses Satzes die Hoffnungslosigkeit über die eigene Situation deiner Mutter, das eigene Leben wieder. Nur du wirst ihr – deiner Mutter - diese Sicht auf ihr Leben nur bedingt noch verändern können – vielleicht aber auch gar nicht.

      Du warst das Kind, das eine fürsorgende Mutter und einen fürsorgenden Vater brauchte. Und heute bist du nicht die Therapeutin deiner Eltern oder deiner Mutter.

      Heute bist du für dich verantwortlich und dass es dir nach all den Jahren gelingt, dass deine Seele heilt, dass die Wunden der Vergangenheit Vergangenheit werden. Mein Gefühl sagt mir, dass du im Begriff bist dich auf diesen Weg zu machen, sicherlich kein einfacher, kein kurzer Weg. Aber ich glaube, dass jeder Schritt, egal wie kurz oder schwer er dir auch vorkommen mag, ein guter Schritt zu dir selbst ist.

      Ich wünsche dir von ganzem Herzen,
      - dass nach einem ersten Schritt noch viele weitere Schritte folgen mögen,
      - dass mit jedem Schritt den du tust, die Leichtigkeit für dich zunimmt und das Gefühl der Befreiung
      - dass du, wenn du dann eines Tages zurückblickst, dich freuen kannst über deinen Weg

      - und dass du lachen kannst, lachen.


      Mit liebem Gruß
      Elfenspiegel
      Huhu du

      ich wurde als Kleinkind und auch später für die heftigen Streitigkeiten meiner Eltern verantwortlich gemacht.
      Schlimmer noch fand ich wenn meine Mutter meinen Geburtstag gestrichen hat, weil ich irgendwas vermeintlich oder tatsächlich falsch gemacht hab oder den wiederholten Satz ich käme ins Heim.
      Man nehme zwei psychisch kranke Menschen, vergesse die Verhütung, heirate dann weil schwanger und spiele das Drama 30 Jahre weiter...
      Das gute ist.. mir war schon mit 14 klar Verhütung schludern wirds nie geben.
      Ich glaube man kann Schritt für Schritt viel von dem verändern das man durch solche Eltern “gelernt“ hat. Das härteste zu lernen ist das wichtigste was einem genommen wurde: Das Urvertrauen in Menschen bzw. v.a. geliebte Menschen.

      Ich muss von mir leider sagen, dass ich den Kontakt mit meinen Eltern nicht packe und aus Selbstschutz auch nicht packen will.
      Zuletzt drohte mein Vater sich etwas anzutun und meine Mutter beschimpfte meinen Mann (eben diesen Menschen mit dem ich wachse und wieder Urvertrauen fassen konnte. er sei zu langweilig, zu durchschnittlich, würde zu wenig verdienen. wie egal das alles ist, wenn man einander gut statt schlecht tut).
      Vielleicht verfalle ich in Rollen mit ihnen, aber ich hab das Gefühl die Rolle wird mir übergestülpt egal was ich tue.
      Ich kann daher nur raten: wenn alles scheitert, würde ich überdenken wie groß der Rahmen des Kontakts sein soll. Ich plädier nicht für keinen Kontakt, ich wünschte das wäre aus meiner Sicht nicht meine einzige Option, aber vielleicht reicht für eine Lebensphase der Kaffee alle 14 Tage.

      Selbst wenn man 100x durch Eltern manipuliert, in eine Rolle gezwungen oder enttäuscht wurde... Ich glaube die Sehnsucht in einem lässt einen gern immer wieder in das selbe laufen. Zumindest bei mir ist das so.

      Das beste was ich dir also mitgeben kann: Fühl dich nicht schuldig dafür, dass du aus der Rolle nicht rauskommst (ich bezweifel, dass du im dauerhaft engen Kontakt eine Chance dazu hast).
      Hallo swollen,
      ich möchte dir für deine Sicht der Dinge danken und wie du es formuliert hast, denn sie treffen sicherlich nicht nur hier auf das aktuelle Thema zu, sondern begegnen mir hier in einigen threads auf die eine oder andere Weise wieder.

      Selbst wenn man 100x durch Eltern manipuliert, in eine Rolle gezwungen oder enttäuscht wurde... Ich glaube die Sehnsucht in einem lässt einen gern immer wieder in das selbe laufen. Zumindest bei mir ist das so.

      Das beste was ich dir also mitgeben kann: Fühl dich nicht schuldig dafür, dass du aus der Rolle nicht rauskommst (ich bezweifel, dass du im dauerhaft engen Kontakt eine Chance dazu hast).

      Ich wünsche dir alles Liebe in deiner Partnerschaft.

      Hallo Lina,
      ich hoffe und wünsche mir für dich, dass die kleine Distanz dir ein bisschen Ruhe und die Möglichkeit zum Luftholen schafft. Ich glaube, dass das Thema Kind - Elternbeziehung vielleicht mit eines der schwierigsten ist, und nicht eben mal so einfach umgekehrt werden kann.
      Jedoch bitte ich dich, alles Erdenkliche für deinen Schutz zu tun, denn das tut sonst kein anderer für dich. An dieser Stelle solltest du Egoistin sein.
      Vielleicht ergibt sich irgendwann in einem späteren Moment die Möglichkeit, diese Beziehung und ihre Auswirkungen auf dich für dich aufzuarbeiten, so dass du mit damit besser für die Zukunft klar kommst. Es geht um dich und deine Zukunft.

      mit liebem Gruß an dich und Swollen
      die Elfe