Suchtverhalten

      Suchtverhalten

      Hallo an alle,

      ich würde mir gerne mal als Angehörige Feedback holen.

      “Angehörig“ war ich bei meinen Eltern, die aber nie Hilfe oder auch nur Feedback in ihren Krankheiten wollten. Daher hab ich im “Helfen wollen“ viel (frustrierende) Erfahrung, im “Helfen“ berufliche insgesamt positive, aber keine privat Erfahrung.

      Ich hab die Chance gehabt und genutzt wieder eine enge Freundin vor Ort zu haben. Habe viele Kontakte, aber niemanden so nah an mich rangelassen, weil in mir viele Dinge vorgehen, die man nicht mit jedem teilt.
      Nun ist rückblickend betrachtet die logische Konsequenz daraus, dass es eine Person ist, in der auch so einiges abstruses vor sich geht.
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      Spoiler Thema Sexualität
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      Bei ihr ist es ein Suchtverhalten im sexuellen Bereich. Eigentlich denke ich, dass es da einfach unterschiedliche Bedürfnisse gibt und spreche als letzte von “Sucht“.
      Nur sie agiert in dem Bereich wirklich sehr orientierungslos widersprüchlich und irgendwie ungesund.
      Täglich macht sie ihr Dilemma bezüglich Beziehung und Job ein bisschen komplizierter.
      Sie will eine monogame Beziehung aufrecht erhalten, aber sehnt sich genauso nach einem sehr extrem polygamen Leben. Auch Gewalt, Retraumatisierung etc spielt da mit rein.

      Sie ist extrem traumatisiert. Hatte vor Jahren eine mäüig erfolgreiche Therapie wegen des Traumas und auch explizit dem Suchtverhalten.

      Sie hat mich nach ihrer Meinung gefragt, von anfang an und mir auch ehrliche Worte verziehen bzw die einfach ohne Konflikt stehen lassen.
      Sie gibt mir recht, handelt aber nicht danach.

      Mein Rat war, dass sie sich entscheiden muss. Dass es Hunderte mögliche Entscheidungen gibt (ich denke nucht, dass ich einschätzen kann welche davon richtiger wäre), nur dass sie eine treffen sollte, statt sich blind immer mehr zu verstricken.

      Dennoch erzählt sie mir jeden Tag von neuen oriebtierungslosen spontanen Aktionen, die alles schwieriger machen.

      Ich möchte sie aus persönlichen Gründen nicht Richtung Therapie drängen. Sehe das durchaus als potentiell sinnvolle Option, da sie ihr Leben insgesamt gut managed, aber nicht als einzige zwangsläufige Option.

      Habt ihr irgendein Feedback für mich?

      Ich behaupte Mal meine Distanz und mein Selbstschutt sind ok. Einiges was sie fühlt macht mich nachdenklich, weil mir einiges extrem ähnlich ist. Aber ich bemühe mich da um Reflexion und würde ggf. Grenzen setzen.
      Immer schwer einzuschätzen wie gut man die Distanz in Zukunft halten kann, aber ich hab eine Auge drauf.
      Das nur am Rande, weil ich selbst im Angehörigenforum, da immer stark drauf poche^^
      Hallo Swollen,

      nicht als Angehöriger, sondern als ebenso Betroffener antworte ich Dir. Ich weiß nicht, ob Dir die Antwort helfen wird bzw. Du etwas damit anfangen kannst...
      Ich habe auch mit sexuellen Süchten zu kämpfen...und das schon ziemlich lange...für mich ist es schwierig, mich in dem Bereich nach außen hin zu öffnen...(ich habe noch andere seelische Problematiken, da ist es leichter...obschon alles miteinander zusammenhängt). Das Ganze ist für mich sehr schambehaftet...ich z. B. onaniere fast täglich...es hat Suchtcharakter...devote Fantasien beherrsche mich dann...anschließend fühle ich mich elend...und doch kann ich es nicht lassen...
      Während meines letzten Auffenthaltes in einer psychiatrischen Klinik habe ich bei einer Dipl.Psychologien meine Gedanken und Fantasien etwas näher beschrieben...
      Nach dieser Sitzung war ich ziemlich erschöpft...sie fand meine Neigungen (die meine sexuellen Fantasien beherrschen) nicht so schlimm, nannte mir sogar ein Buch in dem das beschrieben ist.
      Auch bei meiner Therapeutin reiße ich das Thema manchmal an...aber weiter geht es nicht, weil die innere Scham keine weitere Äußerung zulässt.
      Ob eine allgemeine Psychotherapie da hilft, glaube ich nicht...habe bereits einige hinter mir...
      Es müsste schon eine Gruppe sein, in der alle mit sexuellen Süchten zu kämpfen haben...damit es überhaupt mal gelingt, sich mit dieser Thematik zu "outen"...vielleicht gibt es ja irgendwo eine solche Gruppe...danach suche ich selber...
      Meine Arbeit (Struktur des Tages) hilft mir, die Sucht etwas einzudämmen...schwieriger ist es an Wochenenden, an denen es mehr freie Zeit gibt...
      Aber man darf nicht aufgeben...eine meiner Kraftquellen ist mein christlicher Glaube...man muss sehr viel Geduld mit sich selber haben...
      Noch kurz zum Thema "Grenzen": Die Erfahrung: DAS BIN ICH. DAS SIND DIE ANDEREN und :NOTFALLS KANN ICH MEINE GRENZEN AUCH VERTEIDIGEN hatte ich in meiner Kindheit/Jugend nicht. Grenzen wurden mißachten, der Wille gebrochen, die Eigen-Identität aufgegeben...all diese Erfahrungen flossen natürlich auch in die Sexualität mit ein...
      Daher kann es für jemanden mit einem gesunden Empfinden für Grenzen (ob Identität und/oder Sexualität) durchaus schwierig sein, sich in einen anderen hineinzuversetzten, der genau damit zu kämpfen hat bzw. bei dem dies nicht so ist...
      Soviel dazu von mir...hoffe, es ist nichts anstößiges in diesem Statement...vielleicht aber etwas hilfreiches dabei.
      "Keiner weiß soviel wie wir alle zusammen." (Inschrift auf einer dänischen Rathaustür)
      Hallo,

      vielen Dank für deine Antwort und den Mut, der dazu gehört.
      Ich finde das absolut nicht anstößig.
      Ich kann generell sexuelle starke Aktivität, devote Neigungen und auch polygame Gedanken gut verstehen. Ich denke deswegen öffnet sie sich mir, weil auch ich da fernab der
      Norm gelebt habe und teilweise Lebe.
      Die Sucht, im Sinne von erstmal Häufigkeit und sexuelle Handlungen nicht gut aufschieben können, ist ein Thema für sich selbst.
      Was mich eher sorgt ist, dass auch Lebensbereiche mit Sexualität verwoben werden, wo es so nicht hingehört (Job) und dass sie monogam leben will, aber es nicht kann. Was dann zu Lüge und Drama führt.

      Im Moment warte ich erstmal ab (viel anderes kann ich eh nicht tun). Sie hat jetzt eine feste Entscheidung für Monogamie getroffen. Eine Entscheidung überhaupt begrüße ich ja sehr.
      Ich frage mich halt wo all ihre anderen Persönlichkeitsanteile hinsollen ohne Therapie, Konfrontation..
      Aaaber.. wer weiß.. vielleicht ist es alles nicht so “wild“ (im Sinne von süchtig), vielleicht war das eine verfärbte Momentaufnahme.
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