Das große Thema Familie

      Das große Thema Familie

      Hey,

      mitten in der Nacht und meine Gedanken haben ein Thema gefunden... :P

      Ich frage mich, ob man mit hinreichend schlechter Erfahrung mit “Familie“ dazu wieder ein “normales“ Verhältnis bekommen kann.
      Ob das anderen gelungen ist..?
      Oder ob es gar nicht an mir und meinen Erfahrungen liegt, sondern ich einfach noch keine “(Ersatz)Familie“ gefunden hab, bei der ich eine reelle Chance habe mich zu öffnen.

      Ich muss etwas ausholen.
      Mit meinen Eltern war es schwierig, beide psychisch krank, beide haben ihre erlebten Traumata nie verarbeitet und weitergegeben, finanzielle Notlag, Gewalt auf die ein oder andere Art usw.
      Das heißt mir fehlen zentrale Erfahrungen. So kleine Dinge wie sich entschuldigen und Fehler einzugestehen, Reue zu zeigen, kannte ich als soziale Interaktion nicht. So große Sachen wie das Urvertrauen in Eltern hat auch gelitten. Seit ich 18, 19 bin leb ich selbstständig, ein “Mama schaut sich an wo du hingezogen bist“ gabs nie, auch wenn ich es gewünscht hätte.
      Unter das ganze Thema hab ich einen mehr oder minder robusten Strich gezogen.

      Die aktuelle Situation..
      ich hab eine Beziehung bei der das nächste Jubiläum schon zweistellig ist. Alles tutti frutti könnte besser nicht sein^^
      Kinderwunsch... entscheiden wir uns gemeinsam jedes Mal spontan um. Aber auch das harmonisch und “wenn es so wäre“ würden wir es zweifelsohne als Wunschkind betrachten.
      Ich weiß nicht, ob ich mit Kind das innere Gefühl einer Familie hätte, vermutlich, vielleicht, die Hormone richten es?
      Bisher ist mein Mann eben mein Mann. Mpsste ich mich festlegen auf einen anderen Begriff würde ich aber eher sagen er ist mein bester Freund als er ist meine Familie.

      Meine entferntere Familie ist schwierig. Zum einen sind sie natürlich auf ihre Kernfamilien konzentriert. Zum anderen haben sie recht andere Werte als ich und der Kontakt war nie soo eng. Also auch da kein Familiengefühl.

      Die Familie meines Manns... ich mag sie schon sehr. Mit manchen bin ich enger, manche kann ich nicht verstehen.. eigentlich klingt das doch nach einem echten, eben nicht nur einfachem, Familiengefüge^^
      Aber ich fühl mich immer etwas außen vor, etwas angeheiratet, etwas ungenügend.
      Bei Schwiegervati weiß ich auch konkret, dass er lieber eine schlankere Schwiegertochter hätte, dass er seine Ex lieber mochte. Ich bin zweifelsohne gekränkt. Rational denk ich mir “oberflächlich ja, aber Eltern haben nunmal ihre Wunschvorstellungen was ihre Kinder tun und haben und wollen sollen“.
      Die zweite Schwiegertochter entspricht dem mehr, ist irgendwie neu und spannend für alle und - gefühlt, das kann aber völlig verblendet von mir sein - everyones darling.
      Ok man könnte sagen Kränkung und Eifersucht gehört auch zu Familienemotionen. Aber nach fast einem Jahrzehnt fühlt sich jede Umarmung schräg an, ich fühl mich im Gespräch häufig verstockt.. die Nähe einer Familie stellt sich nicht ein.

      Ich komme auf diesen ganzen verwirrten Gedankenmüll, weil ich an eine soziale Arbeitsstelle denken musste. Als ich da weg gegangen bin, hab ich geheult wie ein Schlosshund vor versammelter Manschaft. Eine Verhaltensweise die für mich untypischer nicht sein konnte.
      Es war ein sehr enges Arbeiten und Leben, es war auch nie wie “Arbeiten“.
      Und irgendwie war da das einzige Mal in meinem Leben eine familiäre Nähe.
      Bitte keine Diskussion über professionelles Arbeiten xd ich war da nur Hilfskraft^^
      Ich vermisse das. Ein Netz von Leuten um mich mit denen diese Nähe besteht.
      Grade versuch ich mit einigen Menschen mehr Nähe zu schaffen, aber stoße da nicht immer auf das selbe Interesse. Nunja kommt vor, muss sich zum Teil auch erst noch auspendeln.

      Letztlich komm ich auf die Anfangsfragen zurück.

      Und wie so vieles ist es vielleicht schwer zu beantworten. Vermutlich ist es auch irgendwo eine Entscheidungssache. Wenn ich ansprech, dass ich mich degradiert fühl und nach angehenden 10 Jahren vielleicht als Schwiegertochter mehr Wertigkeiten als eine nichtvorhandene Modellfigur hab, hab ich vielleicht einen Konflikt, vielleicht bin ich dann die übersensible, vielleicht entsteht aber auch eine Klärung oder zumindest Einordnung, die mir mehr Nähe verschafft.
      Andererseits Schwiegermutti mag mich vermutlich (halbwegs, sehr?). Dennoch ist es da nicht anders.
      Vielleicht ist der Zug einfach abgefahren. Vielleicht heißt Familie in das Kinderzimmer zu kommen, an den Eltern den selben Duft wie seit 30 Jahren unterbewusst wahrzunehmen, unterbewusst daran zu denken/zu empfinden wie Mama bei jedem Sturz angerannt kam. Vielleicht kann ich das nur weitergeben, aber selbst nicht haben.
      Oder nur haben indem ich es weitergeb (was zu dem einzigen Familiengefühl bisher passen würde).

      Bitte entschuldigt den wirren melancholischen Gedankenkreisel.
      Ich freu mich über jede Erfahrung, Einschätzung, Idee, Philosophie... Antwort^^
      Und ich glaube ich sollte jetzt schlafen gehen.
      Hallo swollen,

      ich glaube, dass mit Worten wie Liebe, Partnerschaft, Glück, Harmonie, Familie etaws beschrieben wird, was irgendwo die heile Welt der Menschheit darstellen soll. Meine "Familie" gehört eher zu den nicht mustergültigen, obwohl es zeitweise Phasen gab, da fühlte ich "Familie". Heute ist davon nichts mehr da, da beide Elternteile gestorben, Ersatzmutter auch verstorben, ältester Bruder verstorben und zu älterem Bruder nach einer längeren geprobten aufrecht zu erhaltenden Beziehung, keine Beziehung mehr. Er lebt mit seiner Familie in meiner Stadt. Soweit meine direkte praktische Erfahrung.

      Im Gegensatz dazu habe ich aber auch im Freundeskreis Paare mit Kindern und Eltern, Schwiegereltern, die ich unter der Rubrik "Familie" zusammenfassen würde. Hierbei ist das kein Gefühls-Einheitsbrei, manchmal auch gelebte Disharmonie, aber letztendlich wieder das Zusammentreffen unter einem Schirm (oder Dach). Dieses "wieder zusammenfinden" ist ein Aspekt, den ich funktionierender "Familie" zuordnen möchte.

      Jetzt noch ein bisschen "Elfentheorie und Elfentraum".

      Familie ist der Ort,
      - wo ich sein darf (in jeglichem interpretativen Sinn),
      - wo ich trotz Unterschiedlichkeiten immer willkommen bin,
      - ein Raum/Ort/Umfeld/Personen, in dem ich mich entfalten kann und geliebt werde,
      - wo ich Korrekturen erfahre und Grenzen aufgezeigt bekomme,
      - wo ich Werkzeuge für das Leben erhalte (ob als Kind oder als Erwachsener),
      - wo ich mich einbringen kann aber es auch akzeptiert wird, wenn ich es mal nicht kann,
      - die mich in Abstimmung mit mir unterstützt,
      - die mir nichts überstülpt,
      - die mich mit auffängt, wenn ich unten bin,
      - die sich mit mir freut, weenn ich obebn bin, wenn es mir gut geht.

      ich könnte diese Aufzählung noch etwas ausführen, bin mir aber nicht so sicher, ob dir das im Moment hilft. Abschließend erlaube mir aber, dir einen Satz zu schreiben. Ich empfinde ihn als schön, er drückt es für mich am besten aus (weiß nicht ob von mir oder gelesen):

      Familie ist da, wo ich zu Hause bin.

      Irgendwie kommt mir beim Schreiben dieser Zeilen für dich die Idee, ich könnt ja mal versuchen, ein Gedicht oder eine Geschichte zu dem Thema zu schreiben. Wenn, dann darfst du zuerst lesen, versprochen ;) .

      die Elfe
      Hallo Elfenspiegel,

      vielen Dank für deine Antwort.
      Ich bin noch etwas melancholisch. Mein Mann war heute bei seiner Familie, mir war das heute zuviel. Habe dafür etwas Zeit mit einer Freundin verbracht. Insgesamt kreiseln die Gedanken aber deutlich weniger.
      Mein Ex und Ansprechpartner, wenn mein Kopf Müll produziert, sagte gestern nachdem ich erzählte was ich denke/fühle “damit muss man leben“. Punkt aus, kein weiterer Kommentar. Mittlerweile hilft mir sowas ganz gut. So ist es halt.

      Deine Aufzählung hilft mir. Denn zumindest unter dem Gesichtspunkt hab ich eine Familie in meiner Beziehung, selbst wenn ich es als Familie so vielleicht nicht fühlen kann.

      Ich bin gespannt auf dein Werk :)
      Hallo swollen,
      manchmal kann ich ja auch hartnäckig sein ;) .

      Was verbindest du denn mit dem Begriff "Familie"? Wenn du in dich hineinhörst oder versuchst hineinzuschauen: Wann würde es sich für dich nach "Familie" ansehen, anhören, anfühlen? Darin verstecken sich schon die Antworten für deine Gedanken. Klar kann man alles als "so ist das eben" abhaken. Manchmal kann es helfen, manchmal bleibt da ne kleine Lücke.

      Wenn du den Begriff "Familie" mit Gefühlen belegen solltest: was für Gefühle würdest du zuordnen?

      Verzeih mir, wenn ich nur Fragen oder so stelle, aber ich glaube, dass dich genau diese Fragen weiter führen könnten.

      die Elfe

      Und versprochen ist versprochen. Mal sehn. Dann will ich auch 'ne ehrliche Meinung zurück.
      Huhu,

      danke für deine Antwort. Auch Hartnäckigkeit ist willkommen^^

      Was ich mit Familie verbinde... hmm
      Ein Kreis von Leuten bei denen ich bedingungslos geliebt werde.
      Bei denen ich eine lebenslange Rolle habe (also z.b. Tochter, statt Schwiegertochter, die ja nunmal austauschbar ist).
      Ein Ort und Menschen, die mich seit der Kindheit begleiten, eine lebenslange Konstante, statt ein Lebensabschnitt.
      Die Geborgenheit bei einer Umarmung all das genannte zu spüren und den selben Duft zu riechen wie vor 30 Jahren, die selbe Stimme zu hören wie schon als Kind.
      Zu wissen, dass wenn das Leben zusammenbricht, man nicht als erstes Wohnung und Job braucht, sondern zur Not in das alte Kinderzimmer, auch wenn es jetzt ein Bügelzimmer ist, zurückkann.

      Wenn ich so in mich spür, ist am dominantesten die Sehnsucht irgendwo ernsthaft dazu zu gehören ohne austauschbar zu sein.
      Vermutlich ist das grade ein Thema über das Thema Familie hinaus.
      Meine 17jährige Freundschaft aus Schultagen bröckelt grade. Wir sehen uns schon seit 10 Jahren kaum, weil es räumlich eine große Distanz ist. Das ist vollkommen ok. Nur in letzter Zeit laufen meine Kontakt- und Gesprächsgesuche ins Leere, es ist ziemlich einseitug grade.
      Eine neue Bekanntschaft ist halt noch neu, zudem hat sie viel zu tun und lebt in einer extrem einengenden Beziehung uuuund plant auch schon wieder wegzuziehen.
      Und Schwiegereltern.. das ist halt alles nett.. aber gäbs eine neue Schwiegertochter dann wär ich von heut auf morgen auch egal. Vielleicht würde es sie freuen, wenn die neue besser ins Weltbild passt.

      Ich glaube da beißen sich grad Kindheitserfahrungen von verlassen und verstoßen und verletzt werden..
      Aber selbst ohne alles auf Kindheit zu beziehen... ist es nicht menschlich irgendwo eine Zugehörigkeit zu suchen?

      Ich wusste nicht wohin du mich lenken wolltest.. Aber doch es wird klarer..
      Nur was mach ich mit der Feststellung?
      Ich würde jetzt mal blöd behaupten, dass ich die Gegebenheiten nicht ändern kann.
      Ich kann aktiver leben und mich mehr öffnen, mehr sozial interagieren, aber worum es mir geht, ist vermutlich eine Bindung, die nicht nur for fun ist, sondern beiden viel bedeutet.
      Die findet sich schwer und nicht ständig und das Aufbauen dessen kann sich dank Umzug der Person etc auch ganz schnell erledigen.
      Dreh ich mich einfach nur um geliebt werden wollen?
      Vermutlich?
      Hallo swollen,

      als ein roter Faden klingt sicher das "kindliche" Geliebtwerden durch. Aber was ich noch viel wichtiger eben im Sinne dieses Kindes finde, ist der Wunsch nach Geborgenheit. Geborgenheit ist Schutzraum für ein Kind, aber auch für die Seele dieses Kindes. Gilt aus meiner Sicht auch für Erwachsene.

      Für mich ist mit dem Begriff "Geborgenheit" auch verbunden, dass sie da ist, ohne Einschränkung, sie muss nicht verdient werden. Sie ist ein Geschenk. Eine Mutter, ein Vater, eine Familie schenkt einem Kind diese Geborgenheit. Aus diesem Schutzraum heraus kann das Kind die ersten Schritte ins Leben machen, mit dem festen Wissen, dass es - wenn erforderlich - Schutz finden würde, Schutz in der Geborgenheit der Familie, des Zuhauses.

      Was aber leider auch ist: Familie, so wie du sie in deinen Zeilen geschrieben hast, läßt sich zwar wünschen aber nicht erzwingen. Es erfordert große Bereitschaft von beiden Seiten, sich auf einander einzulassen. Dies sind jetzt Sätze, die ein Aufnehmen als Erwachsene in eine Familie beschreiben. Schön kannst du diesen Effekt bei Gastfamilien sehen, die als positiv beschrieben werden. Es ist nicht heile Welt oder Gefühlsduselei, die ich meine, es ist das offene und uneingeschränkte Aufeinander-Zugehen.

      Du kannst nur deinen Beitrag leisten und letztendlich dann warten, was zurück kommt. Da ich nicht weiss, wie lange du schon in deiner neuen "Familie" ein- und ausgehst, vielleicht spielt ja auch der Faktor Zeit eine Rolle.

      Übrigens sehe ich eine "Schwiegertochter" nicht als Austauschware. Wenn eine Beziehung zu Ende geht, gehen oft auch begleitende Beziehungen zu Ende. Selten, dass solche Beziehungen parallel fortlaufen, aber auch das gibt es. Bei Menschen ist eben vieles möglich, leider auch Frustrierendes.

      Ich kann aktiver leben und mich mehr öffnen, mehr sozial interagieren, aber worum es mir geht, ist vermutlich eine Bindung, die nicht nur for fun ist, sondern beiden viel bedeutet.

      So etwas braucht auch Zeit und die Chance für den anderen, dich so kennen zu lernen, wie du es dir vorstellst.

      Vielleicht noch mal ein Satz als Anstoß zu weiteren Gedanken, dann will ich es für mich gut sein lassen ;) .

      Wenn du das Visier deiner Ritterrüstung zu behältst, kann keiner dein Gesicht sehen.


      Es ist eine Möglichkeit, keine Garantie.

      die Elfe
      Hey,

      danke nochmal für deine Gedanken :)

      Ja Geborgenheit trifft es gut.

      Was die Austauschware angeht.. stimmt.. es gibt sogar eine Exschwiegermutti (ohne Heirat^^) für die ich noch etwas ähnliches fühle. Auch wenn wir in 10 Jahren nur einmal telefoniert haben. Trotzdem hab ich den glauben, dass ich morgen mit ihr einen Kaffee trinken könnte und gut, vermutlich besser als damals, mit ihr reden könnte. Hey ja, da findet sich auch irgendwie ein tiefes Gefühl.
      Die aktuelle Schwiegerfamilie kenn ich schon viele Jahre. Mein Mann und ich hatten einmal eine schwere Phase, da hab ich sie fast ein Jahr nicht gesehen. Von daher bin ich mir recht sicher, dass da der Kontakt zu mir nur über ihn funktioniert.

      Ich denke Zeit, Geduld, Offen sein und auch einfach dankbar für das viele was ich schon habe, sind alles gute Ansätze.

      Eine Sache die mir durch den Kopf geht ist die Angst vorm Vererben von “Verlassen werden“.
      Ich hab mal wieder Google nach meinem Leben befragt ;) und fand dort, dass der Kontaktabbruch zu den Eltern häufig sich üver mehrere Generationen wiederfindet. Ich selbst bin da schon die dritte Generation. In der Familie meines Manns gab es das auch in einer Generation.
      Aber hey.. ich glaube ich leb nicht die Beziehung meiner Eltern nach, was ich für mich als große Errungenschaft betrachte, da ist es doch wahrscheinlicher, dass ich es schaffe dass meine evtl irgendwann vorhandenen Kinder mich nicht irgendwann verurteilen.
      Das ist auch irgendwie sehr müßig darüber nachzudenken.

      So ich verdaue jetzt erstmal, lasse das Thema erstmal etwas ruhen, damit ich mir da kein riesen Problem einrede.
      Ich reflektier auch mit meinen Mann ein bisschen herum. Er ist.. ein pragmatischer Kindskopf, so sachen wie umarmen, kuscheln, über Gefühle reden.. das kann er, vergisst er aber schonmal^^ vielleicht kann er mich ein bisschen unterstützen.

      Vielen lieben Dank für deine Anstöße und Gedanken!!
      hej swollen,

      es gibt doch den begriff der wahlverwandtschaft.

      ich hab nie verstanden, warum ausgerechnet die leute, die zufällig im eigenen leben präsent sind (eltern, verwandte, noch mehr natürlich die verwandten des partners, der ja der einzige ist, den man mehr selbst gewählt hat) die "familie" sein sollen bzw warum das gefühl da ein anderes sein soll als gegenüber den leuten, die man sich aussucht, weil sie gut passen und man parallel schwingt.

      ich gehe familiären verpflichtungen nicht nach, wenn ich keine lust habe, weil ich nicht weiß, warum ich meine zeit mit leuten verbringen soll, wo es nicht so gut passt. klar, ein höfliches essen hier und dort ist immer drin, das geht ja auch mit kollegen/vorgesetzten/wasauchimmer.

      aber ansonsten wähle ich mir meine freundschaften lieber selbst. und da gibt es durchaus welche, wo ich mich wie eine kleine schwester oder eine große schwester fühle, ohne es faktisch zu sein. oder wo ich impulse habe wie "in der krise dorthin verkriechen", die man klassischerweise eher den eltern zuordnet.

      was das gefallen-wollen bei der verwandtschaft des partners angeht, mein bruder hat gerade geheiratet (wir sind sehr eng). und mal ganz ehrlich, was auch immer ich vielleicht schwierig an seiner frau finden mag: ich sehe, dass er glücklich mit ihr ist. das ist für mich das wichtigste, das einzige was im moment zählt. das kann sich ändern, und ich werde immer auf seiner seite sein, wenn es irgendwann seiten geben muss, aber im moment liebe ich sie allein dafür, dass sie meinen bruder zu einem völlig verliebten, kopflosen schatz macht :)
      ihre familie ist auch nicht ganz einfach, aber ich muss die ja auch nicht heiraten, und er auch nicht - man nimmt die guten seiten mit und mit den nervigen versucht man wenig zu tun zu haben.
      aber grundsätzlich verstehe ich ehrlich gesagt gar nicht, was schwiegereltern oder auch geschwister des partners mitzureden haben, wenn zwei menschen glücklich zusammen sind. als eltern fände ich das so toll, dass ich nur mit der freude daran das ein oder andere familienessen bestreiten kann. (man muss ja sonst keine gemeinsamkeiten haben. sagt ja niemand, dass man mit den schwiegereltern in urlaub fahren muss.)

      was wollte ich damit sagen? familie - so wie wir den begriff hier verstehen- ist ein kulturell geprägter begriff. niemand kann dir verbieten, den für dich anders zu definieren und familiäre gefühle bei anderen menschen abzudecken, mit denen du nicht blutsverwandt bist.
      vielleicht hilft es dir einfach mal zu schauen, wer für dich funktionen einnimmt, die klassischerweise einer familie zugeschrieben werden. und vielleicht merkst du dann auch, dass du längst familie hast und gar nicht einem bild davon nachhängen musst, das so gar nicht unbedingt funktionieren mus.

      alles liebe!
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „solaine“ ()

      Hallo solaine,

      vielen Dank für deine wie immer klugen Worte.
      Tut mir Leid, dass ich so spät antworte.
      Passenderweise tuen grade alle Menschen vollkommen absurde Dinge. Meine schwesterliche Wahlverwandte seit 20 Jahren meint sich auseinandergelebt zu haben, weil unsere Lebenswelten so unterschiedlich seien, eine Freundin hat auch sehr überraschend eine riesige Lebensentscheidung getroffen und auf der Arbeit sind auch einige völlig.... absurd.
      Es gibt so einen Esoteriker aus Youtube der predigt immer, dass einem immer das im Leben wiederfährt was man anzieht, häufig Dinge, bei denen man noch Lernen muss. Was will mir das Leben hier wohl sagen? lol
      Hab das letzte WE wegen der Wahlverwandten durchgeheult.
      Muss aber sagen alles hat seine guten Seiten. Mein Mann und die Freundin haben mich getröstet und dass ich überhaupt weinen kann, ist gar nicht so verkehrt (kannich sonst nicht wirklich).
      Die Freundin sagte heute sie habe das auch schon mit langjährigen Freundschaften durch. Das hat mich sehr beruhigt. Für mich war diese Freundschaft so familiär und gewachsen, dass es ein totaler Fixpunkt war. Hätte nie mit einem Bruch gerechnet. Das trifft dann schon sehr. Aber scheinbar kann auch das vorkommen.

      Dennoch hast du recht. Auch wenn grade eine existentielle Wahlverwandtschaft bricht, bildet sich auch täglich mehr eine andere.

      Was die Schwiegereltern angeht.. das dumme ist, ich mag sie, wir waren auch zusammen sogar im Urlaub und meist ist alles schön und wahrlich familiär. Grade deswegen nagt es etwas, dass ich aufgrund von irgendwelchen aoberflächlichkeiten ihnen doch nicht so ganz passe. Ich denke schon dass sie froh sind wenn er froh ist.
      Aber sie wären eben etwas froher, wenn er froh wär und ich häuslicher und dünner ;P


      Ich bin etwas geplättet grade. Meine zwischenmenschlichen Beziehungen waren generell und v.a. die letzten vier Jahre ziemlich konstant. Mein Mann, meine Schwesterfreundin und ein Ex (beide in der Ferne) für den Gedankenaustausch den man nicht mit jedem hat, auf unterschiedliche Arten mein Rückhalt, und eben die loseren Freundschaften.
      Mit viel Überwindung bau ich nu eine Freundschaft, eben auch “ohne Visier“ wie Elfenspiegel sagen würde vor Ort auf und dachte ich schaffe damit einen Gewinn, statt nur einen Verlust auszugleichen (bah wie wirtschaftlich).
      Ich hab meinen Mann schon gefragt, ob er nicht nach Hawai ziehen will, mir offenbahren will dass er verheiratet ist, oder auch noch irgendetwas tun will was vollkommen unvorhersehbar ist.
      Ich arbeite an meinem Vertrauen, daran mich zu offenbaren und Neues aufzubauen, und dann bricht ein Fixpunkt ein. Ein Fixpunkt den es schon vor dem ersten Liebeskummer gab, vor SVV, vor Pubertät grrrrrrr
      Sorry ich schweife ab. Es hat mich sehr getroffen.
      Aber ich befürchte so ist das Leben. Sicherheiten und Fixpunkte gibt es nunmal nicht. Keine Garantien. Rational betrachtet nichts Neues.
      Ein Grund mehr die aktuellen Fixpunkte und neuen Kontakte zu schätzen und zu pflegen.
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