Keine innere Ruhe

      Keine innere Ruhe

      Hallo zusammen

      Nach mehreren Jahren offline-Zeit melde ich mich hier auch wieder.

      Seit meinem 12 Lebensjahr leide ich an (mal mehr, mal weniger) Depressionen und Angstzuständen. Ich hatte nie viele Freunde, Hobbys, Interessen oder gar eine intakte Familie. Nach einem Klinikaufenthalt vor bald 10 Jahren habe ich mit dem SVV abgeschlossen und mein Leben in die Hand genommen. Ich bin Zuhause ausgezogen, habe eine höhere Schule erfolgreich abgeschlossen und "P" kennengelernt. Nach zwei Jahren wieder-Verlorensein und Arbeitslosigkeit habe ich meine aktuelle Ausbildungsstelle gefunden, die ich über alles liebe. Ich habe unglaublich tolle Arbeitskollegen und auch privat einige Kollegen/innen gefunden.

      Die Beziehung mit P war seit 1.5 Jahren nicht mehr das, was ich gebraucht habe. Er hat sich sehr verändert, negativ, und ich habe nie verstanden, was los ist. Im Januar habe ich herausgefunden, dass er in diesem Zeitraum permanent Gras konsumiert hat während ich auf Arbeit war und eigentlich den lieben langen Tag damit beschäftigt war, das vor mir zu vertuschen. Plötzlich ergab sein ganzes Verhalten, die Stimmungsschwankungen, die Arbeitslosigkeit und das furchtbare Desinteresse an Allem und Jedem komplett Sinn. Den Vertrauensbruch konnte ich nicht tolerieren, sodass ich ausgezogen bin und mich nach fast vier Jahren von ihm getrennt habe.

      Ich war danach permanent beschäftigt die neue Bude einzuräumen, zu gestalten und zu "personalisieren". Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl jemand zu sein, eine Persönlichkeit zu haben. Mir war, als könnte ich plötzlich definieren, wer ich bin. Heftig! Ich unternehme mehr mit Kollegen, bin mehr Draussen, koche, schreibe und mache (zu meinem eigenen Erstaunen) gerne den Haushalt selbst.

      Irgendwann wurde mir aber bewusst, dass dieser Aktionismus nicht gesund ist. Ich bin wirklich dauernd unterwegs, gehe ins Kino, kaufe ein, belege verschiedenste Kurse und habe mich dabei erwischt, wie ich wortwörtlich nach der Aufmerksamkeit von Männern bettel... Um sie dann doch nicht zu wollen. Es gibt zur Zeit einen Mann, der mich ziemlich toll findet, aber daraus würde nichts werden. Auch das Rauchen habe ich wieder angefangen, nachdem ich vor drei Jahren damit aufgehört hatte. Es gibt öfters mal einen Schluck Schnaps oder ein Gläschen Wein. In der Schule habe ich kaum mehr Konzentration. Bisher war ich immer Klassenbeste. Auch sehr vergesslich und unorganisiert bin ich geworden.

      Auf der einen Seite bin ich glücklich, kann wieder Gefühle empfinden. Glück und Freude, aber auch Schmerz und Trauer. Ich kann mich selbst wieder wahrnehmen und spüre wieder, was ich möchte und was nicht. Auf der anderen Seite bin ich tief traurig und kann nicht einmal genau sagen warum. Im einen Moment himmelhoch jauchzend, im nächsten total betrübt. Da ist irgendwie nie ein Sinn... Weder zum Aufstehen, noch wie jetzt gerade, um ins Bett zu gehen.

      Da ist ein Gefühl, dass etwas fehlt. Oder jemand? Jemand zum gerne haben, eine Person, für die ich auf dem obersten Rang stehe. Doch ich weiss, dass ich erst einmal mit mir selbst klar kommen muss, bevor das mit Mr. Right klappen könnte. Selbst wenn er jetzt gerade vor mir stehen würde, wäre das ganze zum Scheitern verurteilt und das macht mich wahnsinnig.

      Immer und immer wieder gebe ich mir einen Ruck und tu Dinge, vor denen ich Angst habe um diese Angst zu bezwingen. Versuche mich selbst zu finden, zur Ruhe zu kommen. Aber diese innere Ruhe ist einfach nicht da. Einmal hinsetzen und ein Buch lesen? Never! Zuhause sein ohne Musik? Auch nie. Da fehlt irgend etwas ganz tief in mir und ich weiss einfach nicht was das ist und wie ich endlich "normal" sein kann.

      Sagt mir, kennt das hier jemand? Was fällt euch dazu ein?
      Taub vor Stille.
      Huhu,

      4 Jahre sind ja schon lang. Für mich klingt das zum Teil - und damit will ich in keinsterweise deine Gefühle runterstufen - wie Liebeskummer bzw. die Phasen nach einer Beziehung.
      Sich (wieder) selbst entdecken, ein neues Selbstbild erschaffen, Aktionismus, Marktwertcheck, aber darunter das Gefühl das etwas fehlt und weh tut und nicht richtig ist.

      Das ist absolut kein “hey du hast nur Liebeskummer“. Ich hab eine Freundschaft verloren und dazu viel herumgegoogelt (half natürlich nicht wirklich).. da gabs Interviews mit Psychologen, die Verlust von langjährigen Freundschaften und Beziehungen mit als die “schlimmsten“ Ereignisse einstuften, quasi auf einer Höhe mit finanziellem Ruin, Verlust durch Tod usw.
      Was irgendein Psychologe sagt ist letztlich egal, was ich damit sagen will: Vielleicht ist es grad so und soll so sein. Schadensbegrenzung hinsichtlich Schule etc ist sicher gut, aber dieses diffuse Gefühl braucht vielleicht grade seinen Raum.

      Du sagstest ein Buch lesen, never - was passiert denn wenn du dich zu so ruhigen Sachen überredest und nicht dem Drang nachgibst etwas aktives zu tun?
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