Freundschaft führen

      Freundschaft führen

      Liebe alle,

      seid herzlich gegrüßt. Ich bin wit_and_wisdom, 33 Jahre alt und lebe in der schönen Gegend zwischen dem Rhein und dem Main - wenn ich nicht gerade beruflich durch die Lande tingele. Was mich herführt sind meine Vergangenheit und gleichzeitig eine sich gerade anbahnende und mir wichtige Freundschaft. Ich würde mir Austausch wünschen, und gerne auch euren Rat.

      Meine Vergangenheit ist, dass ich aus einer langjährigen Beziehung mit einer sehr lieben Person komme, die Borderline hat. Die Beziehung hat mich und mein Verhalten sehr geprägt - und in vielen Momenten auch sehr viel Kraft und Emotionen gekostet, weil ich in vielen Situationen die Verantwortung für unser beider Wohlbefinden übernahm und dabei oftmals meine eigenen Bedürfnisse hinten an stellte. Ich durchdachte alle Situationen hundertmal und versuchte, das Umfeld so zu gestalten, dass es emotional für sie passte. Und im Zweifel entschuldigte ich mich, wenn es mir nicht gelang, dass sie sich wohl fühlte. Lange Zeit nahm ich diese "Schuld" gerne auf mich und gab mir so gut es ging Mühe, damit es für sie passte. Doch irgendwann fehlte mir die Kraft dafür und mir selbst ging es mit jedem Mal schlechter dabei. Mit der Zeit wurde ich unsicher im Umgang mit anderen Menschen, wurde distanzierter und es fiel mir schwer, mich anderen zu nähern. Nach fünfzehn Jahren Beziehung trennten sich unsere Wege.
      Kurze Zeit nach der Trennung lernte ich bei einem meiner Workshops jemanden kennen. Wir redeten an dem Tag noch lange nach Workshopende und blieben im Anschluss per Mail in Kontakt, schrieben über unsere Arbeit und unsere Leben ohne dabei groß in die Tiefe zu gehen. Wir flirteten auch ein wenig. Monate später, im Januar 2017, trafen wir uns zum ersten Mal privat in ihrer Heimat. Das Treffen lief okay. Wir hatten gute Gespräche zu wechselnden Themen, mal oberflächlich, mal recht weit ins Private gehend. Sie erzählte mir, dass sie sich gerade scheiden lässt - das schon ganz zu Beginn des Treffens.
      Am Tag ihrer Scheidung fragte ich wie es ihr ginge. Sie schrieb, dass es sie natürlich emotional mitnehme, dass sie darüber aber eher mit ihren Freundinnen spricht. Sie erwähnte kurz ihren Freund - vor allem aber berichtete sie, dass ihr Anwalt unangenehmerweise versucht habe, mit ihr zu flirten. Ich sah das als Signal an mich und entschuldigte mich für meine bisherigen Flirtversuche. Daraufhin betonte sie, dass sie mich mag - freundschaftlich - und dass sie hoffe, dass ich nicht zu den Typen gehöre, die nun auf Abstand gehen würden. Ich meinte "Auf Abstand gehen? Nö - warum sollte ich? Ich kenn dich ja noch kaum und würd gern mehr von dir erfahren.". Freunde also. Was für mich zu dem Zeitpunkt okay war. In der Folge versandete der Kontakt etwas und wir schrieben nur sporadisch recht oberflächliche Mails.
      Einige Wochen später schlug sie unerwartet ein Treffen in meiner Gegend vor. Kaffee trinken. Weil ich etwas skeptisch war, machte ich den Gegenvorschlag: Bouldern. Sie willigte ein. Es hatte herrliches Wetter an dem Tag. Ich holte sie am Bahnhof ab - und wir entschieden uns wegen des schönen Wetters erst einmal für "Frankfurts besten Kaffee". Danach fuhren wir zur Boulderhalle. Auf dem Weg dahin erzählte sie mir, dass sie Frankfurt und vor allem die Skyline sehr mag. Wir hatten viel Spaß beim bouldern. Sie versprühte Witz, Charme, wir alberten herum. Irgendwann wurden wir hungrig - sie fragte, ob es in der Halle was gäbe, entschied sich dann aber zu meiner Überraschung doch nur für einen Schokoriegel. Es entstand die Idee, gemeinsam essen zu gehen. Also machten wir uns auf den Weg. Unterwegs fragte ich sie, ob ich ihr was zeigen dürfte. Wir fuhren zu einem höchsten Punkte Frankfurts und schauten uns die Skyline und die untergehende Sonne an. Am Ende lag meine Hand auf ihrem Rücken. Kurz stand im Raum, zu mir zu fahren anstatt ins Restaurant, dafür "ist es mir noch zu früh, mit zu dir zu kommen". Für mich war das okay. Der ganze Tag fühlte sich richtig gut an, also warum zu weit gehen. Wir suchten uns einen Platz im Restaurant, teilten unser Essen und ließen den Abend ausklingen. Sie nahm die letzte Direktverbindung nach Hause - und ich traf mich noch mit Freunden, mit denen ich mich eigentlich schon weitaus früher verabredet hatte. Ich fühlte mich gut, ich sprang über viele meiner Schatten, meine Ideen schienen ihr zu gefallen und auch sie hatte viele tolle Ideen eingebracht. Es lief alles so smooth, so ungeplant. Es war ein wunderschöner Tag, an dem ich Gefühle für sie entwickelt habe.

      Jedoch war es leider nur für mich ein wunderschöner Tag. Ein paar Tage nach unserem Treffen war ich beruflich in ihrer Stadt. Wir hatten schon beim Treffen vorher ausgemacht, dass wir uns sehen wollen. Vor Ort schrieb ich ihr. Auf die Frage nach dem wann und wo antwortete sie mit einer neuerlichen Klarstellung unseres Freundschaftsstatuses: Freunde, nicht mehr. Dazu offenbarte sie mir, dass sie an dem Treffen alles nur für mich getan hat. Um mir zu gefallen. Um mich nicht zu verlieren. Weil sie Angst davor hat, Menschen zu verlieren. Sie sagt, sie könne keine Grenzen setzen und habe deshalb nichts gesagt als sie sich von mir bedrängt fühlte. Sie sei wegen dieser und anderer Ängste in Therapie und dass sie als Kind einen schweren Verlust erlitten habe. Und dass sie mich weiterhin als Freund mag.

      Ich mag sie auch. Vielleicht nach wie vor sogar etwas mehr als nur freundschaftlich, aber ich weiß gerade nicht, wie ich mit ihr umgehen kann. Ich hab an diesem Tag ihre Grenzen überschritten und das tut mir sehr sehr Leid. Für mich brach eine Illusion zusammen und ich fühlte mich zurückversetzt in meine letzte Beziehung. Wenn wir uns wiedersehen würden, befürchte ich jedoch, dass ich unbeabsichtigt wieder ihre Grenzen überschreiten könnte. Damit käme ich nicht zurecht, wieder die Verantwortung für zwei zu tragen. Ich habe in der Folge versucht mit ihr darüber zu reden, aber das ging schief. Meine Vergangenheit interessiere sie nicht und ihr Problem sei nun mal nicht mein Problem. Sie könne nun mal keine Grenzen setzen, schrieb sie - und es tut ihr leid, dass es mir jetzt schlecht ginge, aber es brauche mir ja nicht schlecht gehen. Sie meinte, den "Eiertanz" der sich daraus ergibt müsste ich wohl mitmachen. Ich entschuldigte mich. Es folgten einige Tage Funkstille - bis gestern. Sie schrieb als ob nichts gewesen wäre, wenn auch sehr oberflächlich.

      Sie ist mir wichtig. Deshalb würde ich gerne einen Weg finden, eine Freundschaft mir ihr zu führen. Eine Freundschaft, die für uns beide okay ist. Deshalb würde ich mich sehr über Rat freuen.

      Danke,
      wit_and_wisdom
      Hey du

      keine Ahnung ob ich dir helgen kann. Einmal wegen den Grenzen setzen. Das ist wirklich das Problem deiner Freundin wenn sie nicht kann. Und sie ist ja auch in Therapie deswegen. Vielleicht kann sie irgendwann mal Grenzen setzen, aber erstmal darf es nicht dein Problem sein.

      Wegen euer Beziehung. Ich habe einen sehr guten (platonischen) Freund und Freundin. Der platonische Freund war in meine Freundin verliebt aber sie nicht in ihn. Das Ende vom Lied war das der platonische Freund mir mehrmals Abends in der Woche geschrieben hat das er total unglücklich ist und wie ich die Chancen sehe das sich meine Freundin doch noch in ihn verliebt usw. Dabei habe ich auch einige Sachen erfahren, die man als platonische Freundin vieleicht gar nicht unbedingt wissen möchte.
      Was ich sagen will du euere Freundschaft auf "nur Freundschaftbasis" erhältest kann es sein, dass es dir sehr schlecht geht (meinen platonsichen Freund ging es damal echt mies) Klar machmal entwickelt sich aus nur "Freundschaft" doch Liebe aber es kann auch sein, das es so bleibt und deine Entscheidung ob du damit leben kannst oder nicht.
      Lieben Dank für Deine Einschätzung, Junimond. Ich hoffe sehr, dass sie irgendwann einmal Grenzen setzen kann und einen guten Weg findet, gut mit sich und ihren Ängsten umzugehen. Sie ist ein lieber Mensch und ich wünsch ihr alle Kraft dafür.

      Ich mach mir gerade wenig Gedanken was Beziehung angeht und kann gefühlt recht gut damit leben, dass nicht mehr draus wird. Mich trifft dabei mehr, dass dieser gemeinsame Tag nicht "echt" war - denn ich hatte schon lange keinen so schönen und unbeschwerten Tag gehabt. Vor allem aber belastet mich, dass ich an dem Tag ihre Grenzen überschritten hab und wie schnell ich danach in alte Verhaltensmuster zurückfiel. Am Ende bleibt die Frage: passiert das wieder? Ich fürchte fast ja. Schlimmstenfalls bin ich wieder derjenige, dem es danach schlecht geht - denn "unsere" Probleme "ergänzen" sich: sie setzt keine Grenzen - ich fühle mich schlecht bei Grenzüberschreitung.

      Kontaktabbruch wäre recht einfach umzusetzen (verschiedene Städte, keine Berührungspunkte im Alltag,...) und sicher rational das einfachste für mich. Für mich fühlt es sich trotzdem irgendwie falsch an, dass ich nicht dazu in der Lage bin, mit ihrem Problem umzugehen und einen Weg für eine Freundschaft zu finden. Das macht mich traurig.
      Hallo wit_and_wisdom,

      wenn aus einem harmlosen netten Date Schuldgefühle erwachsen (meine Interpretation!) ist das schon so eine Sache. Deine Art, über dich und euer Date zu schreiben, lassen mich in dir einen einfühlsamen und aufmerksamen Menschen sehen. Deine Vorgeschichte spielt da sicherlich eine Rolle. Dass auch deine Verabredung eine Vorgeschichte "Ängste und keine Grenzen aufzeigen können und u.a. deswegen in Therapie ist" hatte, kannst du entweder nur wissen, aber nicht erahnen, wenn sie keine Andeutungen gemacht hat.

      Aber sie hat dir ja klar ihre Sicht der Dinge geschildert und die sind bei dir angekommen. Schade, dass euer Date bei ihr nur "ertragen" wurde. Aus meiner Sicht hat sie für sich selbst auch einen netten Abend hinterher kaputt gemacht. Aber manchmal ist das so.

      Was mir aber auffällt, ist deine Reaktion und das auf dich Beziehen. Hier scheint mir auch "Abgrenzungsfähigkeit" zu fehlen - verzeih bitte, wenn ich das so direkt formuliere. Du bist hier im Forum und hast deine Frage gestellt. Mit erscheint es aber eher wichtig, dir sehr klar darüber zu werden, wie du dich abgrenzen willst und wie du mit "Ablehnungen" umgehen willst? Denn warum hast du ein schlechtes Gefühl nach eurem Date? Ihre Geschichte konntest du nicht wissen und aus meiner Sicht hast du nichts Verwerfliches gesagt oder getan. Du bist doch nur ein Mensch und hast auch ihre Grenzen in Folge respektiert. Für mich wirfst du zu schnell zwei Dinge in einen Topf, deine Sensibilität und deine Geschichte her oder hin.

      Aber aufgrund eurer beschriebenen Geschichte klingt mir eine "Pause" doch eher empfehlenswert. Von dir aus könnten schnell wieder mehr Gefühle ins Spiel kommen - schlechte Gefühle in dir wären vorprogrammiert.

      Vielleicht solltest du mal versuchen dir klarzumachen, was genau die Gründe sind, die für dich für eine Freundschaft(!) mit ihr sprechen.

      Dein vorletzter Satz stimmt mich etwas traurig, denn Freundschaft kann man sich ersehnen und wünschen, aber sie ist nicht "planbar". Sie ist ein Geschenk das man bekommt. Man kann dafür etwas tun, aber das ist es dann auch. Und wenn man etwas getan hat, vielleicht sogar sehr viel getan hat, kann es dennoch eine Einbahnstrasse sein. Viele Künstler erzählen so in ihren Werken davon, sowohl in der Musik, in der bildenden Kunst als auch in der Literatur.

      Es bleibt deine Entscheidung, ob du auf diesem Grat langwandern willst. Ich wünsch dir gute Gedanken.

      lg Elfenspiegel
      Hallo Elfenspiegel,

      hab herzlichen Dank für Deine Worte. Sie geben mir gerade viel zu denken. Zwei Aspekte darin ganz besonders:

      Offen gesagt fällt es mir gerade recht schwer, Gründe für mich für eine Freundschaft mit ihr zu benennen. Vielleicht: Sie ist ein lieber Mensch. Also, zumindest möchte ich das glauben. Bei unseren Treffen war sie sehr fürsorglich, warmherzig und rücksichtsvoll. Liebenswert. Sie tat mir gut. In manchen Mails oder den letzten Nachrichten schien es ihr dagegen eher wichtig, dass wir schreiben und weniger was wir schreiben - bis hin zu dem Punkt wie es mir geht. Sie sei ein fröhlicher Mensch, schrieb sie zuletzt einmal. Das hätte ich ja beim Treffen in Frankfurt gesehen. Doch eigentlich weiß ich gar nicht mehr, was ich beim letzten Treffen gesehen hab. Ich fürchte, ich kenn sie im Grunde gar nicht - und in traurigen Momenten frage ich mich, was von alledem was ich über sie weiß tatsächlich sie selbst ist.
      Was eine Freundschaft trägt oder tragen könnte, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Und so wenig ich es gerade für mich weiß, so wenig habe ich eine Idee, was ihr an dieser Freundschaft liegen könnte. Vielleicht zu wissen, dass ich nicht "weg" bin? Vielleicht Aufmerksamkeit - in welcher Form auch immer? Sie bat mich nie um Hilfe (für ihre Arbeit oder privat). Sie bat mich nur um eine Freundschaft. Ich weiß aber nicht mal, was Freundschaft für sie heißt - und ich kann nicht mit ihr darüber reden. Ich glaube, dass sie ein lieber Mensch ist. Deshalb möchte ich es wenigstens versucht haben, einen Weg zu finden. Vielleicht ist das für mich der einzige Grund, der übrig bleibt.

      Ja, ich beziehe vieles auf mich. Ich durchdenke viele meiner Handlungen, mache mir Gedanken über deren Konsequenzen. In meinem Beruf hilft mir das sehr weiter. Im Privaten versuche ich, es vielen Menschen recht zu machen. Ich freue mich, wenn es mir gelingt, anderen eine Freude zu machen und sie sich wohl fühlen. Ich bin traurig, wenn ich andere verletze. Mir fällt es schwer, jemandem böse zu sein. Ich fühle mich (mit-)verantwortlich für die Menschen in meiner Umgebung. Besonders für Menschen, die ich mag. Teilweise geht dieses Verantwortungsgefühl über ein gesundes Maß hinaus, dessen bin ich mir bewusst.
      Zum Beispiel mit Bezug zu dem Treffen. Ich frage mich, hätte ich es nicht sehen müssen, dass sie sich nicht wohl fühlt? Hätte ich es nicht erkennen müssen? Hätte ich es nicht durchschauen müssen? Und hätte ich einfach nichts von alledem getan - hätte mich wie sonst immer zurückhaltend verhalten - wäre es vielleicht gut gewesen? Ich hätte es in der Hand gehabt... Rational bin ich mir darüber im Klaren, dass es keine Anzeichen gab, dass die Antwort auf jede dieser Fragen "nein" lautet und die Idee, Situationen kontrollieren zu können eine Phantasie ist. Dennoch fühle ich mich im Nachhinein schlecht - insbesondere, weil ich den Moment gegenteilig empfand.
      Was dieses schlechte Gefühl in mir verstärkt ist, dass in unserem Gespräch danach maßgeblich mein Verhalten thematisiert wurde: als "daty", "weird", "bedrängend". Dass ich derjenige war, der die freundschaftlichen Grenzen überschritten hat. Der vielleicht anderes von seinen weiblichen Freundschaften gewohnt ist. Dessen Verhalten nun reguliert werden muss. Wenn mir das gelänge, könnte man sich doch noch auf einen Kaffee treffen, stellte sie in Aussicht. Wir erreichten den Punkt, dass ich mich für mein Verhalten entschuldigte und ihr sagte, ich würde es (mich!) hinbekommen, dass wir Freunde sein können. Ab diesem Punkt ging es steil bergab mit mir. Sie sagte den Kaffee ab - das Gespräch habe zu viel Zeit gekostet.

      Seit ihren Nachrichten letzten Montag herrscht Funkstille. Was mir eigentlich ganz gut tut.

      Liebe Grüße
      wit_and_wisdom

      Ein Nachtrag: Ich hab gerade recht lange an diesem Text geschrieben. Wenn ich mir das Geschriebene so ansehe, glaube ich, dass mir Abstand zu ihr wirklich gut tun würde. Weniger wegen der Gefahr, wieder mehr Gefühle für sie zu entwickeln. Die Gefahr bestünde sicherlich, falls sich so ein Treffen wiederholt (weil ich dafür gerade empfänglich bin und mir Nähe fehlt). Bliebe es bei Kaffee sehe ich diese Gefahr nicht. Aber: Ich fühle mich gerade manipuliert.

      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von „wit_and_wisdom“ ()

      Hallo wit_and_wisdom,

      wenn du erlaubst, möchte ich doch noch mal auf deinen Thread und auch insbesondere auf deine letzte Antwort eingehen. Wenn's dir zu viel ist, dann ignorier einfach meine Zeilen.

      Wie mir scheint, hast du für dich eine Entscheidung getroffen. Für mich fühlt sich das, so wie du es beschreibst, ok an. Aber es sollte natürlich für dich ok sein.

      Du schreibst von dir, dass du viele Dinge durchdenkst und Konsequenzen in dir nachfragst und dass diese Eigenschaft für dich beruflich von Vorteil ist. Ich möchte als Erstes sagen, dass ich es bewunderswert finde, wenn jemand so für sich denkt. Und dass solches von Vorteil sein kann, kann ich voll nachvollziehen. Nur von mir kenne ich es, dass ich oft zu viel denke und mir damit eigentlich etwas die Freiheit nehme. Die Freiheit des ungezwungen Seins, die Freiheit spontan und vielleicht auch manchmal unbedacht zu sein. Nachdenken - was man tut und welche Konsequenzen es haben kann - ist sicherlich gut, aber immer und in jeder Situation??? Ich glaube es ist eine Kunst, die man lernen sollte, wann es gut ist und wann es ok ist, einfach mal du zu sein - so ohne gedanklichen Ballast. Denn ich fühle aus deiner Art zu schreiben für mich, da bleibt noch sehr viel "wit_and_wisdom" übrig. Und der wäre dann für mich wesentlich authentischer als mit dem ganzen Nachdenken. Und wenn du erlaubst: auch liebenswerter, weil nicht nur Kopfmensch. ;)

      Ich will sagen: im Beruf mag deine Vorgehensweise gut und empfehlenswert und sogar auch hilfreich sein, aber im privaten Umfeld???

      Was wäre, wenn wit_and_wisdoom mal einfach alle Gedankenmacherei beiseite schiebt und die Situationen genießt - einfach du selbst zu sein? Ich könnte mir da jede Menge guter Gefühle vorstellen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass da jemand dich genauso ansprechend und nett findet und gern mit dir in Kontakt kommen möchte. Denn das ist doch ein verständlicher Wunsch.

      Vielleicht kannst du dir ja einen kleinen Karabiner oder so in die Tasche stecken. Und jedes Mal, wenn du zu stark ins Nachdenken und evtl. sogar in "sich die Schuhe der anderen anziehen" verfällst, dann ist er dein Anker im "Sich-wohl-fühlen" und "Du-selbst-sein". Ein bisschen Probieren wär die Sache doch wert oder? :D

      Ach und noch was: vielleicht solltest du bei solchen Gesprächen, wo andere versuchen, dir etwas in die Schuhe zu schieben, was da aus meiner Sicht gar nicht rein gehört, mehr auf dich und dein Wohlgefühl achten. Denn einer meiner Glaubenssätze ist: Keiner hat das Recht so zu reden, dass es dem anderen schlecht geht. Fehler kann jeder machen und über Fehler reden macht Sinn. Es bleibt aber die berechtigte Frage nach der Art und Weise, wie dies geschieht. Wenn du also merkst, dass da dir Jemand etwas unterjubeln will, dann solltest du für dich innerlich auf Distanz gehen und dir sagen: der-/diejenige meint nicht mich. Er/Sie meint vielleicht einen Sachverhalt aber auf keinen Fall mich, er/sie projeziert vielleicht gerade Ihr Problem auf mich. Und das erscheint mir entscheidend.

      So was kann man übrigens üben in Situationen, wo es nicht so drauf ankommt, wo man den Kopf ein bisschen frei dafür haben kann. Einen oder gar mehrere Versuche wäre es ja vielleicht wert - oder??? :)

      Ich wünsche dir jedenfalls viele nette Gespräche, Kontakte und ... Personen, die dich und deinen Wert zu schätzen wissen.

      Lg Elfenspiegel
      Hallo Elfenspiegel,

      ich werde versuchen, Deinen Rat zu beherzigen. Mein schöner Moment war nicht ihrer - manchmal vergesse ich mich selbst wohl zu sehr dabei. Ironisch: wir besuchten bei unserem ersten privaten Treffen eine Bar in einem Haus, in dem einst der Dichter Friedrich Hebbel eine Weile gelebt hat. Und wenn ich neben meinen Monitor schaue, hängt da eine Karte an der Wand mit einem Hebbel-Zitat, die mir eine gute Freundin in einer schweren Zeit einmal schenkte: "Trotze, so bleibt dir der Sieg." Doch das trotzen muss ich noch ein wenig üben...

      Trotzen über die Situation, nicht über sie. Als ich Anfang der Woche diesen Thread startete, hoffte ich noch, einen Weg zu finden mich anzupassen, damit am Ende eine Freundschaft möglich wäre. Mir ist klar geworden, dass das so nicht funktioniert. "Ich fühle mich manipuliert" steht am Ende meiner letzten Nachricht. Und doch finde ich in der Erkenntnis, dass kein Kontakt zu ihr mir wohl gut tut, keinen Sieg. Denn ich frage mich: wo bleibt sie? Was macht das mit ihr? So sehr ich mein Wissen über sie gerade in Zweifel ziehe, so wenig zweifle ich daran, dass sie ernsthafte Angst vor dem Verlassenwerden hat. Ich weiß nicht, welchen Verlust sie in ihrem Leben erlitten hat, aber ich wünsche mir für sie, dass sie einen guten Weg findet, mit ihrer Vergangenheit und ihren Ängsten umzugehen. Damit sie niemandem mehr gefallen muss und sie immer sie selbst sein kann. Mir gefallen müssen - sie hätte es nie gebraucht. Ich bin mir sicher, sie gefiele mir auch so - ich hätte es so gern herausgefunden. "Ich fühle mich manipuliert", doch habe ich Verständnis für ihr Handeln. Ich hoffe, sie wird bald erkennen, dass keine Freundschaft zwischen uns kein Verlust für sie ist; dass ich keine Rolle für sie spiele; dass sie mich nicht braucht.

      Was vom Tage übrig bleibt, ist ein wenig Traurigkeit. Wir beide - sie und ich - haben noch eine Menge zu lernen. Nicht voneinander, nicht miteinander. Ich weiß, dass ich da wäre, wenn sie mich bräuchte; der Gedanke hilft mir, loszulassen. Nun muss jeder von uns seinen eigenen Weg gehen.

      Noch einmal vielen lieben Dank fürs zuhören und für Deine Gedanken,

      wit_and_wisdom
      Zwei Wochen sind nun seit unserem letzten Kontakt vergangen. Zwei Wochen, die mir ganz gut getan haben, Zeit gaben, um etwas Abstand zu gewinnen und mich etwas mehr meinen eigenen Baustellen zu widmen. Gestern meldete sie sich wieder - aus Höflichkeit wie ich hoffe; ein spätes Dankeschön und Freude über ein kleines Geburtstagsgeschenk, das sie wohl jetzt erst in ihrer Post fand. Dazu:"Wie geht es dir? Was machst du gerade so?" So gesehen eine
      selbst provozierte Kontaktaufnahme, wenn auch schon einige Wochen her.

      Jedenfalls frage ich mich gerade wie ich mit ihr umgehe - oder besser gesagt: wie ich mit ihr (nicht-)kommuniziere. Ich denke noch oft an sie und über das Geschehene nach, doch kein Kontakt tut mir gerade gut. Wenn ich an ihren Hintergrund denke, frage ich mich, wie ich ihr meine Sicht mitteilen kann oder ob ich ihre Nachricht womöglich besser einfach ignorieren sollte? Sonst ist Offenheit für mich üblicherweise der Weg der Wahl, aber ich möchte ihr nicht noch zusätzlich unnötigen Ballast mit auf den Weg geben. Sie hat, so glaube ich, schon genug zu tragen.
      Ich hatte gehofft, dass Du nochmal schreibst. Viele Gedanken zu Deiner Situation sind mir durch den Kopf gegangen.
      Ich kann Dir nochmals mit auf den Weg geben, dass Du weniger an sie denken solltest, sondern eher an das, was Dir gut tut. Sollte es dermaßen mit dem kollidieren, was sie braucht, dann muss man generell getrennte Wege gehen, weil man sich sonst gegenseitig zerstört.
      Ich finde-wenn Du es durchhältst-durchaus gut, gar nicht drauf zu reagieren. Auch wenn es emotional das ganz große -für dich-hätte werden können. Aber eben nur für Dich.
      Was ich meine und glaube verstanden zu haben, ist, dass das, was schwer ist, das Du dermaßen Deiner eigenen Wahrnehmung nicht trauen konntest.
      Das Beispiel dazu ist eben, dass Du die Situation falsch eingeschätzt hast und gedacht hast, da wäre...mehr. Mehr vom Gegenüber - sonst wärst Du sicherlich nicht anderen Wege der Annäherung(auch körperlich) nicht gegangen denke ich.
      Ich glaube das ist das, was schmerzt, dass man seiner eigenen Intuition und seinem Gefühl dazu nicht vertrauen kann.
      Denn ich denke auch, dass-wenn alle Stricke reißen- man immer auf sich selber vertrauen sollte, auf sein Bauchgefühl, auf sein innerstes. Es ist ja das was uns ausmacht, als Mensch.

      Ich habe auf anderer Seite mal etwas ähnliches erlebt. Es gab da diese Frau in meinem Leben (ich stehe normal eigentlich nur auf Männer), die ich sah und irgendwie war alles anders. Und es gab Momente zwischen uns, (ohne körperliche Annäherung), wo die Zeit still stand und wir uns in die Augen geschaut haben und wussten beide, es ist mehr. Du konntest die Luft schneiden, die Stille, die Emotionen greifen.
      Und bis heute leugne ich ihr gegenüber, dass es mehr war/ist für mich. Und sie auch.
      Und trotzdem weiß ich tief drinnen, dass es das ganz große war...

      Kannst Du mit meinen Gedanken was anfangen?
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Hallo Momento,

      Auf mehreren Ebenen scheint es mir ein Dilemma: halten wir Kontakt, marginalisiere ich meine Gefühle - nicht nur die schönen Gefühle, die ich während des letzten Treffens für sie entwickelt habe, sondern auch die schlechten Gefühle aus der Zeit danach. Meiner Wahrnehmung nicht trauen zu können, ja, das fällt mir schwer; dabei Fehler zu begehen - ihre Grenzen überschritten zu haben, ihr ein schlechtes Gefühl gegeben zu haben, sie bedrängt zu haben - macht es nicht einfacher. Was, wenn sich diese Episode wiederholt? Denn so sehr es auch eine "Fehleinschätzung" meinerseits war, so sehr wollte sie mir auch gefallen. Sie sagt, sie könne nicht anders. Um mich nicht zu verlieren. Was, wenn ich mich dabei verliere?

      Vertrauen ist die stillste Art von Mut... doch so sehr ich gerade danach suche, mir fehlt dieser Mut, ihr zu vertrauen. Um ehrlich zu sein, habe ich sogar etwas Angst vor ihr. Denn sie selbst sagt, dass sie keine Grenzen setzen kann und ich damit klar kommen müsse. Egal wie wir uns also begegnen würden, sobald etwas (für sie) schief ginge, stünde am Ende möglicherweise wieder mein Verhalten zur Disposition - ich wäre verantwortlich für unser beider Wohlbefinden. Doch dafür fehlt mir die Kraft. Ich gebe zu, dass ich eine Zeit lang dazu bereit gewesen wäre. Wenn ich wüsste, da wäre etwas in ihr, an dem ich mich im Zweifel festhalten könnte. Aber dieses Etwas gibt es nicht. Im Zweifel würden wir uns wohl nicht gegenseitig zerstören, sondern eher ich (sie?) mich.

      Ich hätte mir gewünscht, dass es das ganz Große geworden wäre. Ich war überrascht, dass sich das ganz Große auf einmal so andeutete... sich entwickelte. Nur war es eben nicht das ganz Große. Es war nicht echt. Im Nachhinein hat dieser Tag sehr viel seiner Schönheit verloren. Wir haben an diesem Tag Dinge getan, die ich gerne tue. Diese Dinge fielen mir in den letzten Wochen sehr schwer - weil auf einmal Erinnerungen dran hängen, die es so nie hätte geben dürfen. Ich habe nicht das ganz Große verloren; ich hatte es nie gehabt. An der Illusion hatte jedoch nur eine Person Freude: ich. Das macht mich traurig und dafür fühle ich mich schuldig.

      All das spricht für mich gegen eine Freundschaft. Denn auch freundschaftlich muss ich ihr vertrauen - und selbst freundschaftlich wäre ich verwundbar. Und meiner Erfahrung nach würde/könnte sie diese Verwundbarkeit nicht respektieren - (jedwede) Gefühle meinerseits schienen ihr bisher (nach außen hin?)... egal.

      Freundschaft hat für mich einen hohen Wert. Sie hat für mich einen hohen Wert. Ich möchte sie nicht einfach beiseitelegen, selbst wenn es mir damit besser geht. Ich bin innerlich zerrissen. Deswegen hatte ich vor drei Wochen diesen Thread gestartet. Wenn ich den Kontakt einfach abreißen lasse - nicht mehr reagiere - widerspricht das gefühlt meinem Anspruch an mich... ehrlich und fair(?) zu sein. Ich fühle mich, als ob ich sie dann einfach sitzen-/fallenlassen würde, weil sie mir nicht passt. Feige. Andererseits wüsste ich auch nicht, was ich ihr gerade schreiben sollte - denn ich verstehe nicht mal, was sie von mir möchte, warum sie wert auf den Kontakt legt. Dann widerum war es nur ein einfaches Dankeschön für ein kleines Geschenk (mit eigener Hintergrundgeschichte). Höflichkeit. Vielleicht sollte ich das nicht zu nahe an mich heranlassen und mir Druck machen?

      Ich frag mich manchmal, wer sie wohl ist... aber ich bin wohl nicht derjenige, das herauszufinden. Wir können uns nicht wirklich gegenseitig öffnen - aus ganz verschiedenen Gründen. Und das macht letztlich auch eine Aussprache so schwierig. Selbst wenn ich es wollte, würde ich sie vermutlich nicht erreichen.






      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von „wit_and_wisdom“ ()

      Hallo du,

      ganz kurz möchte ich etwas dazu sagen: Ich kenne sie nicht, vielleicht ist das ihr gegenüber unfair, aber ich sehe einen Punkt als ganz problematisch:

      wit_and_wisdom schrieb:

      Denn sie selbst sagt, dass sie keine Grenzen setzen kann und ich damit klar kommen müsse.

      Damit macht sie es sich - wenn auch sicher nicht mit Absicht - auf deine Kosten leicht. Wie du schon selber sagtest: Dein Verhalten wird nachher Gegenstand sein, nicht ihres. Sie kann es halt nicht, Punkt. Sie gibt die Verantwortung damit völlig an dich ab und damit (scheinbar) auch alle Folgen. Aber es ist ihre Entscheidung, die Verantwortung für die eigenen Grenzen abzugeben. Ich sage nicht, dass sie sich freiwillig herausgesucht hat, Probleme mit Grenzziehungen zu haben. Aber es ist an ihr, damit umzugehen. Trotzdem sollst du dann immer die Folgen verantworten?
      Ja, du hast ihre Grenzen überschritten. Aber ich sehe nicht, wo du sie bedrängt hast. Es mag sein, dass sie das nicht wollte, gezeigt hat sie es aber nicht, sie wollte ja im Gegensatz Zeit mit dir verbringen. Es ist tragisch, wenn jemand dann etwas tut, was sie nicht will. Aber von Schuld würde ich - zumindest so, wie du es beschreibst - überhaupt nicht sprechen. Du hast sie nach einem Date gefragt, du hast nicht gedrängt, als sie nicht mit dir nach Hause wollte. Was wirfst du dir vor? Nicht in ihren Kopf schauen zu können?
      Ich will auch ihr nicht alle Verantwortung zuschieben, es gibt sicher Gründe, warum sie diese Probleme hat. Wenn sie im Moment nicht alles signalisieren kann, kann sie es nicht. Trotzdem konnte sie ja eine Grenze ziehen: Zu dir nach Hause wollte sie nicht. Ich finde, dass es hier keine klare Rollenverteilung gibt von Grenzüberschreiter zu Person mit verletzten Grenzen. Es ist, wie gesagt, tragisch, wenn es so läuft, wenn keine Kommunikation darüber geschieht oder geschehen kann. Das wäre mein persönliches Fazit zur Situation.

      Dazu, dass sie sich nun gemeldet hat: Ich verstehe, dass du das nicht ignorieren willst. Das ist ein feiner Charakterzug. Ich denke, zwischen ignorieren und Aussprache gibt es noch einen Mittelweg. Von "Danke, mir geht es gut" bis "Du bist ein toller Mensch, wir tun uns aber gegenseitig nicht gut" ist viel möglich.
      Wenn dir die zwei Wochen Abstand so gut getan haben, dann sieh das doch als Signal.

      Alles Gute dir
      Fylgja
      Hallo Fylgja,

      hab lieben Dank für Deine Gedanken. Mir ist bewusst, dass ich (leider) in solchen Situationen die Fehler (viel zu) gerne bei mir suche. Denn mein Verhalten kann ich ja beeinflussen... und ich kann die Verantwortung ja tragen... oder? Ich brauche noch etwas Zeit über Deine Worte nachzudenken, aber sie helfen mir schon jetzt sehr. Du sprichst genau einen Teil des Dilemmas an: Ich mag ihr auch nicht alle Verantwortung zuschieben, einen guten Teil habe ich ja genauso zu tragen. Wenn wir darüber kommunizieren könnten, wäre ich von ganzem Herzen bereit, in Zukunft mehr Verantwortung auf mich zu nehmen. Ich möchte nur nicht damit allein sein.

      Gerade kam nun eine zweite Nachricht. Sie bittet mich um Hilfe bei ihren Auswertungen. Sie ist "so lost right now". Ich würde gern antworten... "No need to feel lost. Ich meld mich." ... ist es so einfach? - Mein Anspruch gegen mein Gefühl. Ich hätte gern den Mut, ihr zu vertrauen.

      Nachdenkliche Grüße
      wit_and_wisdom

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „wit_and_wisdom“ ()

      Hallo wit_and_wisdom,

      je mehr ich deinen Post verfolge und je mehr ich deine Antworten lese, um so mehr drängt sich in mir ein Bild auf - ein Bild, das da Jemanden zeigt, der einerseits von sich sagt, dass er Verantworung übernimmt und sich um andere sorgt, der aber auch höchst sensibel gegenüber sich und seinem Bewegen im realen Leben gegenüber steht.

      Aus deinem Satz der letzten Antwort
      Mir ist bewusst, dass ich (leider) in solchen Situationen die Fehler (viel zu) gerne bei mir suche. Denn mein Verhalten kann ich ja beeinflussen... und ich kann die Verantwortung ja tragen... oder?
      spricht eigentlich eben dieser große Zwiespalt. Einerseits würdest du liebend gern Verantwortung übernehmen (Ergänzung meinerseits: nicht nur für dein Wohlergehen, sondern gerade für das Wohlergehen von ihr), andererseits bist du dir unsicher, ob du diese Mehr an Verantwortung für den Anderen tragen kannst.

      Ich frage jetzt mal ganz provokativ: Was willst du - "halbschwanger" sein? Schwingt in dir immer noch die große Hoffnung nach erfüllter Freundschaft (um nicht zu sagen: nach großer Liebe)? Was ich durchaus verstehen kann, denn auch ich war schon mal unglücklich verliebt. :)

      Ein zu viel an Verantwortung für dich, der du dich kaum(?!) gegen ein Überstülpen solcher erwehren kannst, das willst du auf dich nehmen? Weshalb??? Schwingt da in dir vielleicht noch eine andere Komponente mit? Was spürst du an Gefühlen bei dir bei diesem Zickzack und dieser Achterbahn? Sie schnippt mit dem kleinen Finger "so lost right now" und du wirfst die Erfahrung der letzten Tage über Bord?

      Vielleicht solltest du für dich überdenken, was du wirklich willst und ... was dir gut tun könnte. Und wenn du dich entschieden hast, egal wie, dann ist das eben so. Dies meine ich im positiven Sinn. Nur dann musst du auch mit den Konsequenzen leben, sie scheinen mir aufgrund deiner Beschreibung eures Gesamtbackgrounds schon eine große Herausforderung.

      Wenn's noch nicht so ganz klar zwischen meinen Zeilen rüber gekommen sein sollte: Solange man sich zutraut auf dem Grat zu wandern, kann man dies tun. Nur beinhaltet ein solches Unterfangen auch die Möglichkeit eines totalen Absturzes.

      Ich weiß, ich wiederhole mich, verzeih mir. ;) Fylgia hat das Dilemma etwas feinfühliger als ich formuliert. :)
      Elfenspiegel
      Manchmal sind gerade diese Verbindungen für einen Menschen so wichtig, weil man weiß, weil man _ganz genau weiß, dass es nicht funktionieren wird.
      Ich werfe es mal so in den Raum.
      LG M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Hallo Momento,
      off topic: "schön in den Raum geworfen". Dazu einfach von mir eine Frage: meinst du damit, dass man gerade an den Verbindungen wächst, die nicht funktionieren bzw. wo man "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" annehmen kann, dass sie nicht funktionieren?

      Im Sinne diese Forums: Was soll dann wit_and_wisdom deiner Meinung nach in seinem Fall tun - so als Anregung zur Selbsthilfe?

      lg Elfenspiegel
      Hallo,

      so wie es in meinem ersten Beitrag steht, bin ich klar der Meinung, dass diese Sache den Threadersteller zerstören wird. In welcher Form auch immer und ich fahre da wirklich diese klare Linie.
      Bei mir schrillen wirklich alle Alarmglocken und ich positioniere mich klar dazu, diese Verbindung abzubrechen. Ich denke daran ist auch nichts verwerfliches, es ist ein Stück _meine Erfahrung zu ähnlichen Situationen, gerade wenn sie auch so anlaufen.
      Der Bezug zu dem Satz: "gerade wenn man weiß, dass es nicht funktioniert, geht man es ein" ist folgender:
      Selbstschädigendes Verhalten hat viele Facetten - es kann auch eine sein, ungesunde Beziehungen zu Menschen einzugehen, von denen man vorneherein weiß, sie werden einen verletzen und zerstören.
      Das macht man, weil man es so kennt (der Bezug liegt für mich in der langjährigen Beziehung davor vom Threadersteller, die nicht gut endete). Es schafft Sicherheit, man kennt es eben. Man hatte es erlebt, es ist vertraut-wenngleich auch nicht gut und gesund und alles das.
      Man hat keine Schwierigkeiten mit Problemen, man kennt es gar nicht anders. Man kennt all die fiesen Momente und Gedanken und man begibt sich u.U. auch wieder in eine Co-Abhängigkeit, weil alte Verhaltensmuster.
      UND: mich selber faszinieren Beziehungen zu Menschen, bei denen ich weiß, sie werden nicht funktionieren. Trotzdem erkenne ich mein Muster und renne da auch mit vollem Erkennen der Situation munter rein ins Feuer. Denn ich z.B. könnte gar nicht damit umgehen, wenn der andere richtige Nähe und Vertrauen aufbauen wollen würde. (Selbstschutz)
      Ich bin nicht sicher ob rauskommt, was ich damit meine.

      Trotzdem, wenn der Threadersteller direkt vor mir sitzen würde als guter Freund auf meinem Sofa, mir die Situation schildern würde, die Erlebnisse und ihr Verhalten und ihre Worte, würde ich ihn warnen und sagen: lauf weg, solange Du noch kannst. Lass Dich nicht auf diese Verbindung ein. Es wird mehr Tränen geben, als schöne Momente.

      LG und gute Nacht, M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
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      Doch lässt sich das eine gegen das andere aufwiegen - die Tränen gegen die schönen Momente - um am Ende zu sagen, das ist es (nicht) wert?

      Bitte entschuldigt den Einstieg mit dieser Frage. Besser als Momento könnte ich es nicht formulieren: Es schafft Sicherheit, ich kenne es nicht anders - und ja, ich glaube, es fasziniert mich auch - und renne womöglich mit vollem Erkennen der Situation munter rein ins Feuer. Bisher hab ich jedoch nicht auf ihre Frage* reagiert. Nur das (Gedanken-)Karussel dreht sich.

      Allein...
      Denn ich z.B. könnte gar nicht damit umgehen, wenn der andere richtige Nähe und Vertrauen aufbauen wollen würde. (Selbstschutz) ​

      ... würde ich mich nicht anschließen. Vielleicht hängt das mit dem zusammen, was Elfenspiegel schreibt, einer Hoffnung nach erfüllter Freundschaft/Liebe. Ich würde aber einen Schritt zurückgehen: die Hoffnung darauf, die Person selbst (nicht eine Maske, sondern wer sie ist & wie sie ist) kennenlernen zu können. So gesehen: die Hoffnung, dass sie mir vertraut.

      Liebe Grüße
      wit_and_wisdom


      *) Es gibt da noch eine berufliche Komponente: Als Workshopleiter hatte ich ihrer Institutsleiterin zugesagt, für Beratungsanfragen weiterhin zur Verfügung zu stehen. Theoretisch könnte sie auf dieser Ebene auch Druck ausüben.
      @ Momento:
      So jetzt ist es raus. Genau den Gedanken hatte ich auch, nur hab ich ihn bei mir wieder in der Schublde verschwinden lassen: weil vielleicht zu interpretativ von der Elfe, die manchmal dazu neigt. ;)

      @wit_and_wisdom:
      das mit der beruflichen Komponente meinte ich jetzt nicht, aber wenn diese Verpflichtung besteht, dann (hast du natürlich recht) könnte sie sie einfordern. Jedoch war es genau die "Komponente", die Momento ansprach, die ich aber aus Vorsicht (weil vielleicht von mir wieder mal zu interpretativ) zwar schon geschrieben dann aber wieder gelöscht habe. Verantwortung für andere zu übernehmen, bis über die Maßen, die man selbst überhaupt zu leisten in der Lage ist, das kann eine Art SVV sein.

      Du argumentierst mit deinem beruflichen Umfeld. Lass doch aber in diesem Fall mal das Berufliche beiseite. Den "Mensch hinter seiner Maske" zu erkennen - ein sehr sehr hoher Ansatz. Auch ein ehrlicher in dir selbst???
      Ich glaube fast, dass die Baustellen erst mal größer und hinterhältiger sind. Irgendwann hab ich mal für mich begriffen: was nützt ein Helfer, wenn er selbst an der Sache zugrunde geht. Er kann dann nicht mehr helfen. Ähnlich seh ich das dann auch mit einer möglichen "Freundschaft oder gar Beziehung" zu ihr. Was nützt ein Freund, der an der Freundschaft zerbricht? Wäre jedenfalls für mich zu überlegen.

      lg
      Elfenspiegel (und damit will ich es für mich gut sein lassen)
      Hi,

      ich les hier von anfang an mit.
      Ich hätte jedoch anfangs nur sagen können “warum tust du dir so eine zwischenmenschliche Beziehung an, wenn es von anfang an so kompliziert ist?“.
      Ich geh aber davon aus, dass ein klares “lass es einfach“ nicht sonderlich hilfreich ist.

      Eins möchte ich jedoch anbringen: Wenn du bei dem Programm “ich kann meine Grenzen nicht zeigen, dir aber nachher ein schlechtes Gewissrn machen“ mitspielst, hilfst du auch ihr nicht.
      Was du fühlst und denkst mag dir wie Rücksicht oder Verantwortung übernehmen erscheinen. Du nimmst ihr aber damit die Möglichkeit zu lernen, dass sie selbstverantwortlich ist, dass sie Situationen für sich managen muss, dass sie weniger Rücksicht fordern muss und neue Verhaltensweisen lernen muss.

      ...sagt jemand der jahrelang verzweifelt nach Rücksicht gebettelt hat und erst heilen konnt als ein neues Gegenüber diese Verhaltensweisen ignoriert hat. Erschien mir anfangs herzlos und ignorant, war aber das beste das mir passieren konnte.
      Liebe alle,

      wieder einmal vielen lieben Dank an euch für eure Beiträge. Seid euch sicher, dass eure Worte und Gedanken nicht einfach an mir abprallen. Im Gegenteil, sie helfen mir sehr.

      Elfenspiegel und Momento, ihr zeichnet mit euren Worten ein recht treffendes Bild meiner Situation, meiner Fühl- und Denkweisen; damit auch: von mir und meinen Baustellen. An diesen Baustellen versuche ich schon eine ganze Weile - quasi seit dem Ende meiner letzten Beziehung - zu arbeiten. Mehr auf mich zu achten; mich nicht in mich selbst zurückzuziehen; weniger für mich und andere alles durchzukalkulieren, dass es für andere passt - nur um einige Beispiele zu nennen. Dass ich nun jemanden kennenlerne - mich mit jemandem emotional verbinde - bei dem ich so dermaßen wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen drohe, hätte ich weder erwartet noch gehofft. Bis zu den Tagen nach dem Treffen war alles smooth, easy, schön. Gefühlt schien ich auf einem guten Weg auf so vielen Ebenen. Jetzt ist es nun einmal anders passiert und ich muss und will lernen damit umzugehen; deshalb der Thread in eben diesem Forum. Ich bin euch sehr dankbar für eure Hilfe - durch eure Worte habe ich neue Perspektiven bekommen und auch viel gelernt über mich. Ich hoffe aber auch, dass es für euch nicht zu anstrengend ist. Damit umzugehen bedeutet letztlich für mich: lernen. Lernen, einerseits eben nicht in alte Verhaltensmuster zurückzufallen und gleichzeitig nicht gegen meine (hier fehlt mir das passende Wort) Wertvorstellungen zu agieren.

      Fylgja und Swollen, eure Gedanken helfen mir gerade, für mich einen solchen Mittelweg mit Blick auf meine Bekanntschaft zu finden. Ich möchte nicht wortlos aus ihrem Leben treten. So gut mir die Funkstille gerade tut, unausgesprochene Worte - und sei es nur das Fehlen eines Abschieds - würden auf Dauer an mir nagen. Für mich wäre das weder mir noch ihr gegenüber fair. Wie der Weg genau aussehen wird, weiß ich jetzt noch nicht; "Du bist ein toller Mensch, aber wir tun uns gegenseitig nicht gut" scheint mir jedenfalls eine der möglichen Varianten: Ein Abschluss für mich und vielleicht eine Lerngelegenheit für sie. Ich weiß nicht, was sie gerade denkt, aber wenn sie in mir "nur" den eingeschnappten unglücklich verliebten Typen sieht, der deswegen nicht mehr antwortet, dann wird auch sie kaum eine Chance haben, etwas für ihre Verhaltensweisen zu lernen. Dass ich ihr nicht wirklich helfen kann, dessen bin ich mir nur zu gut bewusst.

      Swollen - bitte entschuldige meine Neugier - vielleicht in dieser Hinsicht eine Frage an Dich: Wie ging es weiter nachdem Dein neues Gegenüber diese Verhaltensweisen ignoriert hat? Brach der Kontakt ab oder wie kann ich mir das vorstellen? Falls es nicht zu persönlich ist, würde ich mich über Deine Rückmeldung freuen.

      Liebe Grüße
      wit_and_wisdom
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