Liebe alle,
seid herzlich gegrüßt. Ich bin wit_and_wisdom, 33 Jahre alt und lebe in der schönen Gegend zwischen dem Rhein und dem Main - wenn ich nicht gerade beruflich durch die Lande tingele. Was mich herführt sind meine Vergangenheit und gleichzeitig eine sich gerade anbahnende und mir wichtige Freundschaft. Ich würde mir Austausch wünschen, und gerne auch euren Rat.
Meine Vergangenheit ist, dass ich aus einer langjährigen Beziehung mit einer sehr lieben Person komme, die Borderline hat. Die Beziehung hat mich und mein Verhalten sehr geprägt - und in vielen Momenten auch sehr viel Kraft und Emotionen gekostet, weil ich in vielen Situationen die Verantwortung für unser beider Wohlbefinden übernahm und dabei oftmals meine eigenen Bedürfnisse hinten an stellte. Ich durchdachte alle Situationen hundertmal und versuchte, das Umfeld so zu gestalten, dass es emotional für sie passte. Und im Zweifel entschuldigte ich mich, wenn es mir nicht gelang, dass sie sich wohl fühlte. Lange Zeit nahm ich diese "Schuld" gerne auf mich und gab mir so gut es ging Mühe, damit es für sie passte. Doch irgendwann fehlte mir die Kraft dafür und mir selbst ging es mit jedem Mal schlechter dabei. Mit der Zeit wurde ich unsicher im Umgang mit anderen Menschen, wurde distanzierter und es fiel mir schwer, mich anderen zu nähern. Nach fünfzehn Jahren Beziehung trennten sich unsere Wege.
Kurze Zeit nach der Trennung lernte ich bei einem meiner Workshops jemanden kennen. Wir redeten an dem Tag noch lange nach Workshopende und blieben im Anschluss per Mail in Kontakt, schrieben über unsere Arbeit und unsere Leben ohne dabei groß in die Tiefe zu gehen. Wir flirteten auch ein wenig. Monate später, im Januar 2017, trafen wir uns zum ersten Mal privat in ihrer Heimat. Das Treffen lief okay. Wir hatten gute Gespräche zu wechselnden Themen, mal oberflächlich, mal recht weit ins Private gehend. Sie erzählte mir, dass sie sich gerade scheiden lässt - das schon ganz zu Beginn des Treffens.
Am Tag ihrer Scheidung fragte ich wie es ihr ginge. Sie schrieb, dass es sie natürlich emotional mitnehme, dass sie darüber aber eher mit ihren Freundinnen spricht. Sie erwähnte kurz ihren Freund - vor allem aber berichtete sie, dass ihr Anwalt unangenehmerweise versucht habe, mit ihr zu flirten. Ich sah das als Signal an mich und entschuldigte mich für meine bisherigen Flirtversuche. Daraufhin betonte sie, dass sie mich mag - freundschaftlich - und dass sie hoffe, dass ich nicht zu den Typen gehöre, die nun auf Abstand gehen würden. Ich meinte "Auf Abstand gehen? Nö - warum sollte ich? Ich kenn dich ja noch kaum und würd gern mehr von dir erfahren.". Freunde also. Was für mich zu dem Zeitpunkt okay war. In der Folge versandete der Kontakt etwas und wir schrieben nur sporadisch recht oberflächliche Mails.
Einige Wochen später schlug sie unerwartet ein Treffen in meiner Gegend vor. Kaffee trinken. Weil ich etwas skeptisch war, machte ich den Gegenvorschlag: Bouldern. Sie willigte ein. Es hatte herrliches Wetter an dem Tag. Ich holte sie am Bahnhof ab - und wir entschieden uns wegen des schönen Wetters erst einmal für "Frankfurts besten Kaffee". Danach fuhren wir zur Boulderhalle. Auf dem Weg dahin erzählte sie mir, dass sie Frankfurt und vor allem die Skyline sehr mag. Wir hatten viel Spaß beim bouldern. Sie versprühte Witz, Charme, wir alberten herum. Irgendwann wurden wir hungrig - sie fragte, ob es in der Halle was gäbe, entschied sich dann aber zu meiner Überraschung doch nur für einen Schokoriegel. Es entstand die Idee, gemeinsam essen zu gehen. Also machten wir uns auf den Weg. Unterwegs fragte ich sie, ob ich ihr was zeigen dürfte. Wir fuhren zu einem höchsten Punkte Frankfurts und schauten uns die Skyline und die untergehende Sonne an. Am Ende lag meine Hand auf ihrem Rücken. Kurz stand im Raum, zu mir zu fahren anstatt ins Restaurant, dafür "ist es mir noch zu früh, mit zu dir zu kommen". Für mich war das okay. Der ganze Tag fühlte sich richtig gut an, also warum zu weit gehen. Wir suchten uns einen Platz im Restaurant, teilten unser Essen und ließen den Abend ausklingen. Sie nahm die letzte Direktverbindung nach Hause - und ich traf mich noch mit Freunden, mit denen ich mich eigentlich schon weitaus früher verabredet hatte. Ich fühlte mich gut, ich sprang über viele meiner Schatten, meine Ideen schienen ihr zu gefallen und auch sie hatte viele tolle Ideen eingebracht. Es lief alles so smooth, so ungeplant. Es war ein wunderschöner Tag, an dem ich Gefühle für sie entwickelt habe.
Jedoch war es leider nur für mich ein wunderschöner Tag. Ein paar Tage nach unserem Treffen war ich beruflich in ihrer Stadt. Wir hatten schon beim Treffen vorher ausgemacht, dass wir uns sehen wollen. Vor Ort schrieb ich ihr. Auf die Frage nach dem wann und wo antwortete sie mit einer neuerlichen Klarstellung unseres Freundschaftsstatuses: Freunde, nicht mehr. Dazu offenbarte sie mir, dass sie an dem Treffen alles nur für mich getan hat. Um mir zu gefallen. Um mich nicht zu verlieren. Weil sie Angst davor hat, Menschen zu verlieren. Sie sagt, sie könne keine Grenzen setzen und habe deshalb nichts gesagt als sie sich von mir bedrängt fühlte. Sie sei wegen dieser und anderer Ängste in Therapie und dass sie als Kind einen schweren Verlust erlitten habe. Und dass sie mich weiterhin als Freund mag.
Ich mag sie auch. Vielleicht nach wie vor sogar etwas mehr als nur freundschaftlich, aber ich weiß gerade nicht, wie ich mit ihr umgehen kann. Ich hab an diesem Tag ihre Grenzen überschritten und das tut mir sehr sehr Leid. Für mich brach eine Illusion zusammen und ich fühlte mich zurückversetzt in meine letzte Beziehung. Wenn wir uns wiedersehen würden, befürchte ich jedoch, dass ich unbeabsichtigt wieder ihre Grenzen überschreiten könnte. Damit käme ich nicht zurecht, wieder die Verantwortung für zwei zu tragen. Ich habe in der Folge versucht mit ihr darüber zu reden, aber das ging schief. Meine Vergangenheit interessiere sie nicht und ihr Problem sei nun mal nicht mein Problem. Sie könne nun mal keine Grenzen setzen, schrieb sie - und es tut ihr leid, dass es mir jetzt schlecht ginge, aber es brauche mir ja nicht schlecht gehen. Sie meinte, den "Eiertanz" der sich daraus ergibt müsste ich wohl mitmachen. Ich entschuldigte mich. Es folgten einige Tage Funkstille - bis gestern. Sie schrieb als ob nichts gewesen wäre, wenn auch sehr oberflächlich.
Sie ist mir wichtig. Deshalb würde ich gerne einen Weg finden, eine Freundschaft mir ihr zu führen. Eine Freundschaft, die für uns beide okay ist. Deshalb würde ich mich sehr über Rat freuen.
Danke,
wit_and_wisdom
seid herzlich gegrüßt. Ich bin wit_and_wisdom, 33 Jahre alt und lebe in der schönen Gegend zwischen dem Rhein und dem Main - wenn ich nicht gerade beruflich durch die Lande tingele. Was mich herführt sind meine Vergangenheit und gleichzeitig eine sich gerade anbahnende und mir wichtige Freundschaft. Ich würde mir Austausch wünschen, und gerne auch euren Rat.
Meine Vergangenheit ist, dass ich aus einer langjährigen Beziehung mit einer sehr lieben Person komme, die Borderline hat. Die Beziehung hat mich und mein Verhalten sehr geprägt - und in vielen Momenten auch sehr viel Kraft und Emotionen gekostet, weil ich in vielen Situationen die Verantwortung für unser beider Wohlbefinden übernahm und dabei oftmals meine eigenen Bedürfnisse hinten an stellte. Ich durchdachte alle Situationen hundertmal und versuchte, das Umfeld so zu gestalten, dass es emotional für sie passte. Und im Zweifel entschuldigte ich mich, wenn es mir nicht gelang, dass sie sich wohl fühlte. Lange Zeit nahm ich diese "Schuld" gerne auf mich und gab mir so gut es ging Mühe, damit es für sie passte. Doch irgendwann fehlte mir die Kraft dafür und mir selbst ging es mit jedem Mal schlechter dabei. Mit der Zeit wurde ich unsicher im Umgang mit anderen Menschen, wurde distanzierter und es fiel mir schwer, mich anderen zu nähern. Nach fünfzehn Jahren Beziehung trennten sich unsere Wege.
Kurze Zeit nach der Trennung lernte ich bei einem meiner Workshops jemanden kennen. Wir redeten an dem Tag noch lange nach Workshopende und blieben im Anschluss per Mail in Kontakt, schrieben über unsere Arbeit und unsere Leben ohne dabei groß in die Tiefe zu gehen. Wir flirteten auch ein wenig. Monate später, im Januar 2017, trafen wir uns zum ersten Mal privat in ihrer Heimat. Das Treffen lief okay. Wir hatten gute Gespräche zu wechselnden Themen, mal oberflächlich, mal recht weit ins Private gehend. Sie erzählte mir, dass sie sich gerade scheiden lässt - das schon ganz zu Beginn des Treffens.
Am Tag ihrer Scheidung fragte ich wie es ihr ginge. Sie schrieb, dass es sie natürlich emotional mitnehme, dass sie darüber aber eher mit ihren Freundinnen spricht. Sie erwähnte kurz ihren Freund - vor allem aber berichtete sie, dass ihr Anwalt unangenehmerweise versucht habe, mit ihr zu flirten. Ich sah das als Signal an mich und entschuldigte mich für meine bisherigen Flirtversuche. Daraufhin betonte sie, dass sie mich mag - freundschaftlich - und dass sie hoffe, dass ich nicht zu den Typen gehöre, die nun auf Abstand gehen würden. Ich meinte "Auf Abstand gehen? Nö - warum sollte ich? Ich kenn dich ja noch kaum und würd gern mehr von dir erfahren.". Freunde also. Was für mich zu dem Zeitpunkt okay war. In der Folge versandete der Kontakt etwas und wir schrieben nur sporadisch recht oberflächliche Mails.
Einige Wochen später schlug sie unerwartet ein Treffen in meiner Gegend vor. Kaffee trinken. Weil ich etwas skeptisch war, machte ich den Gegenvorschlag: Bouldern. Sie willigte ein. Es hatte herrliches Wetter an dem Tag. Ich holte sie am Bahnhof ab - und wir entschieden uns wegen des schönen Wetters erst einmal für "Frankfurts besten Kaffee". Danach fuhren wir zur Boulderhalle. Auf dem Weg dahin erzählte sie mir, dass sie Frankfurt und vor allem die Skyline sehr mag. Wir hatten viel Spaß beim bouldern. Sie versprühte Witz, Charme, wir alberten herum. Irgendwann wurden wir hungrig - sie fragte, ob es in der Halle was gäbe, entschied sich dann aber zu meiner Überraschung doch nur für einen Schokoriegel. Es entstand die Idee, gemeinsam essen zu gehen. Also machten wir uns auf den Weg. Unterwegs fragte ich sie, ob ich ihr was zeigen dürfte. Wir fuhren zu einem höchsten Punkte Frankfurts und schauten uns die Skyline und die untergehende Sonne an. Am Ende lag meine Hand auf ihrem Rücken. Kurz stand im Raum, zu mir zu fahren anstatt ins Restaurant, dafür "ist es mir noch zu früh, mit zu dir zu kommen". Für mich war das okay. Der ganze Tag fühlte sich richtig gut an, also warum zu weit gehen. Wir suchten uns einen Platz im Restaurant, teilten unser Essen und ließen den Abend ausklingen. Sie nahm die letzte Direktverbindung nach Hause - und ich traf mich noch mit Freunden, mit denen ich mich eigentlich schon weitaus früher verabredet hatte. Ich fühlte mich gut, ich sprang über viele meiner Schatten, meine Ideen schienen ihr zu gefallen und auch sie hatte viele tolle Ideen eingebracht. Es lief alles so smooth, so ungeplant. Es war ein wunderschöner Tag, an dem ich Gefühle für sie entwickelt habe.
Jedoch war es leider nur für mich ein wunderschöner Tag. Ein paar Tage nach unserem Treffen war ich beruflich in ihrer Stadt. Wir hatten schon beim Treffen vorher ausgemacht, dass wir uns sehen wollen. Vor Ort schrieb ich ihr. Auf die Frage nach dem wann und wo antwortete sie mit einer neuerlichen Klarstellung unseres Freundschaftsstatuses: Freunde, nicht mehr. Dazu offenbarte sie mir, dass sie an dem Treffen alles nur für mich getan hat. Um mir zu gefallen. Um mich nicht zu verlieren. Weil sie Angst davor hat, Menschen zu verlieren. Sie sagt, sie könne keine Grenzen setzen und habe deshalb nichts gesagt als sie sich von mir bedrängt fühlte. Sie sei wegen dieser und anderer Ängste in Therapie und dass sie als Kind einen schweren Verlust erlitten habe. Und dass sie mich weiterhin als Freund mag.
Ich mag sie auch. Vielleicht nach wie vor sogar etwas mehr als nur freundschaftlich, aber ich weiß gerade nicht, wie ich mit ihr umgehen kann. Ich hab an diesem Tag ihre Grenzen überschritten und das tut mir sehr sehr Leid. Für mich brach eine Illusion zusammen und ich fühlte mich zurückversetzt in meine letzte Beziehung. Wenn wir uns wiedersehen würden, befürchte ich jedoch, dass ich unbeabsichtigt wieder ihre Grenzen überschreiten könnte. Damit käme ich nicht zurecht, wieder die Verantwortung für zwei zu tragen. Ich habe in der Folge versucht mit ihr darüber zu reden, aber das ging schief. Meine Vergangenheit interessiere sie nicht und ihr Problem sei nun mal nicht mein Problem. Sie könne nun mal keine Grenzen setzen, schrieb sie - und es tut ihr leid, dass es mir jetzt schlecht ginge, aber es brauche mir ja nicht schlecht gehen. Sie meinte, den "Eiertanz" der sich daraus ergibt müsste ich wohl mitmachen. Ich entschuldigte mich. Es folgten einige Tage Funkstille - bis gestern. Sie schrieb als ob nichts gewesen wäre, wenn auch sehr oberflächlich.
Sie ist mir wichtig. Deshalb würde ich gerne einen Weg finden, eine Freundschaft mir ihr zu führen. Eine Freundschaft, die für uns beide okay ist. Deshalb würde ich mich sehr über Rat freuen.
Danke,
wit_and_wisdom