Hallo,
ja, es ist sehr lange her. Es war so um die 2000 herum, als ich mich dazu entschlossen hatte, endlich eine Traumatherapie zu machen. Damals war ich so um die 40 Jahre alt und hatte schon einige andere Kurzzeit-Therapie-Versuche hinter mir. Die Therapeutin war mir nicht unsympathisch und ich/wir wollten bald heiraten, also erschien es mir sinnvoll und ratsam, mich voll und ganz auf diese Therapieform einzulassen.
Ich lernte eine ganze Menge über mich, konnte viele belastende Situationen in meiner Vergangenheit be- und teilweise aufarbeiten, dank dieser Therapeutin, die sehr engagiert war, das muß ich einfach auch erwähnen, der Fairness halber. Irgendwann musste ich auch Medikamente einnehmen, was mir gar nicht gefiel, aber ich schaffte das mit den schweren, immer wieder aufflackernden Depressionen einfach nicht ohne die Pillen.
Die Therapie dauerte mit kurzen Unterbrechungen an die 2 Jahre und es ging mir am Ende besser und ich fühlte mich gestärkter und mein damaliger Partner freute sich mit mir auf ein gemeinsames, besseres Leben. Die Therapie wurde beendet und die Therapeutin bot mir an, falls es Krisen geben sollte, dass ich mich wieder jederzeit bei ihr telefonisch melden darf.
Dann passierte 2 Jahre nach der Hochzeit ein folgenschwerer Schicksalsschlag. Mein Ehemann verunglückte sehr schwer auf Arbeit und trug ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, ein Polytrauma und er überlebte das Alles nur sehr knapp und blieb lange Jahre sehr krank und schwerbehindert als sogen. Pflegefall zurück.
Nachdem ich einen pfleg. Beruf erlernt hatte, entschloß ich mich, meinen Mann nicht in ein Pflegeheim abzuschieben, sondern es zuhause, erstmal alleine, später mit Hilfe, zu Pflegen. Das war ich ihm schuldig und ich wollte es unbedingt versuchen.
Ich meldete mich fast zeitgleich bei meiner Ex-Therapeutin an und bat um Krisenintervention und Untersützung, da ich mich ja plötzlich in einer ganz anderen, extremen Lebenssituation befand und es mir seelisch nicht gerade gut ging.
Die Therapeutin hatte mir einen Termin gegeben und mir in derselben Stunde mitgeteilt, dass sie an meiner Stelle zusehen würde, sich schnellstmöglich scheiden zu lassen, denn das sei einfach ein Unding, so einen schwerverletzen, chronisch kranken Mann auf Dauer alleine zuhause pflegen zu wollen. Sie würde mir vorschlagen, nach der Scheidung einfach in ein anderes Bundesland zu ziehen und eine Weile von Hartz IV zu leben, bis ich mich seelisch wieder stabilisiert hätte.
Ich traute echt meinen Ohren nicht, als ich all diese "Ratschläge" aus ihrem Mund hören und er-tragen mußte.
Ich fragte sie, ob sie schon einmal verheiratet gewesen wäre und dies verneinte sie, sie war gut 10 Jahre jünger als ich. Ich erfuhr noch von mir, dass, wenn ich mich nicht von meinem schwerkranken Mann trennen würde, ich in alte Verhaltesmuster zurückfallen würde und sie mir nicht weiterhelfen könne mit neuen Therapiestunden, weil sie fände, dass ich bereits "übertherapiert" wäre. Ich fiel echt aus allen Wolken und verließ die Praxis voller Wut und Enttäuschung.
Ich habe mich in den darauffolgenden 14 Jahren nicht von meinem kranken, pflegebedürftigen Ehemann getrennt oder ihn ins Pflegeheim abgeschoben. Es waren z.T. sehr harte, entbehrungsreiche Jahre, aber ich habe auch noch sehr viel Liebe und Dankbarkeit von meinem Ehemann zurückbekommen, das möchte ich niemals missen.
Eine adäquate therap. Unterstützung fand ich, trotz einiger Versuche, nicht mehr. Das Vertrauen in eine neue Therapeutin war bei mir persönlich auch nicht mehr großartig vorhanden. Der Schock sitzt bis heute noch tief in meinem Herzen und ich bin sehr dankbar, dass ich diese schweren Jahre auch ohne die Begleitung einer Therapeutin geschafft habe. Selbstverständlich sind Therapeuten auch nur Menschen, aber sie Wissen längst nicht Alles und sie machen Fehler.
Danke für´s Lesen, war sehr viel Text.
Xanthippi
ja, es ist sehr lange her. Es war so um die 2000 herum, als ich mich dazu entschlossen hatte, endlich eine Traumatherapie zu machen. Damals war ich so um die 40 Jahre alt und hatte schon einige andere Kurzzeit-Therapie-Versuche hinter mir. Die Therapeutin war mir nicht unsympathisch und ich/wir wollten bald heiraten, also erschien es mir sinnvoll und ratsam, mich voll und ganz auf diese Therapieform einzulassen.
Ich lernte eine ganze Menge über mich, konnte viele belastende Situationen in meiner Vergangenheit be- und teilweise aufarbeiten, dank dieser Therapeutin, die sehr engagiert war, das muß ich einfach auch erwähnen, der Fairness halber. Irgendwann musste ich auch Medikamente einnehmen, was mir gar nicht gefiel, aber ich schaffte das mit den schweren, immer wieder aufflackernden Depressionen einfach nicht ohne die Pillen.
Die Therapie dauerte mit kurzen Unterbrechungen an die 2 Jahre und es ging mir am Ende besser und ich fühlte mich gestärkter und mein damaliger Partner freute sich mit mir auf ein gemeinsames, besseres Leben. Die Therapie wurde beendet und die Therapeutin bot mir an, falls es Krisen geben sollte, dass ich mich wieder jederzeit bei ihr telefonisch melden darf.
Dann passierte 2 Jahre nach der Hochzeit ein folgenschwerer Schicksalsschlag. Mein Ehemann verunglückte sehr schwer auf Arbeit und trug ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, ein Polytrauma und er überlebte das Alles nur sehr knapp und blieb lange Jahre sehr krank und schwerbehindert als sogen. Pflegefall zurück.
Nachdem ich einen pfleg. Beruf erlernt hatte, entschloß ich mich, meinen Mann nicht in ein Pflegeheim abzuschieben, sondern es zuhause, erstmal alleine, später mit Hilfe, zu Pflegen. Das war ich ihm schuldig und ich wollte es unbedingt versuchen.
Ich meldete mich fast zeitgleich bei meiner Ex-Therapeutin an und bat um Krisenintervention und Untersützung, da ich mich ja plötzlich in einer ganz anderen, extremen Lebenssituation befand und es mir seelisch nicht gerade gut ging.
Die Therapeutin hatte mir einen Termin gegeben und mir in derselben Stunde mitgeteilt, dass sie an meiner Stelle zusehen würde, sich schnellstmöglich scheiden zu lassen, denn das sei einfach ein Unding, so einen schwerverletzen, chronisch kranken Mann auf Dauer alleine zuhause pflegen zu wollen. Sie würde mir vorschlagen, nach der Scheidung einfach in ein anderes Bundesland zu ziehen und eine Weile von Hartz IV zu leben, bis ich mich seelisch wieder stabilisiert hätte.
Ich traute echt meinen Ohren nicht, als ich all diese "Ratschläge" aus ihrem Mund hören und er-tragen mußte.
Ich fragte sie, ob sie schon einmal verheiratet gewesen wäre und dies verneinte sie, sie war gut 10 Jahre jünger als ich. Ich erfuhr noch von mir, dass, wenn ich mich nicht von meinem schwerkranken Mann trennen würde, ich in alte Verhaltesmuster zurückfallen würde und sie mir nicht weiterhelfen könne mit neuen Therapiestunden, weil sie fände, dass ich bereits "übertherapiert" wäre. Ich fiel echt aus allen Wolken und verließ die Praxis voller Wut und Enttäuschung.
Ich habe mich in den darauffolgenden 14 Jahren nicht von meinem kranken, pflegebedürftigen Ehemann getrennt oder ihn ins Pflegeheim abgeschoben. Es waren z.T. sehr harte, entbehrungsreiche Jahre, aber ich habe auch noch sehr viel Liebe und Dankbarkeit von meinem Ehemann zurückbekommen, das möchte ich niemals missen.
Eine adäquate therap. Unterstützung fand ich, trotz einiger Versuche, nicht mehr. Das Vertrauen in eine neue Therapeutin war bei mir persönlich auch nicht mehr großartig vorhanden. Der Schock sitzt bis heute noch tief in meinem Herzen und ich bin sehr dankbar, dass ich diese schweren Jahre auch ohne die Begleitung einer Therapeutin geschafft habe. Selbstverständlich sind Therapeuten auch nur Menschen, aber sie Wissen längst nicht Alles und sie machen Fehler.
Danke für´s Lesen, war sehr viel Text.
Xanthippi
Heute bin ich tolerant mit mir. Davon ausgehend übe ich angemessene Toleranz gegenüber anderen. Selbst Gott kann die Vergangenheit nicht ändern -Agathon