Antrag auf Schwerbehinderung aufgrund der psychischen Erkrankungen?

      Antrag auf Schwerbehinderung aufgrund der psychischen Erkrankungen?

      Huhu ihr Lieben,

      ich weiß nicht, ob ich mit dem Thema hier richtig bin. Falls nicht bitte ich die Admins es zu verschieben.

      Ich bin nach etwas über anderthalb Jahren Arbeitsunfähigkeit und unzähligen Klinikaufenthalten nun seit einer Woche wieder berufstätig. Ich arbeite als Erzieherin in Vollzeit in einer traumapädagogischen Wohngruppe.
      Ich merke jetzt schon, dass ich total überfordert bin. Ich fahre jeden Tag abends nach Hause und bin nur am weinen. Meine psychische Anfälligkeit ist momentan total hoch, ich bin extrem schnell reizbar, hochsensibel und lasse das alles an meinem Freund aus, was mir unheimlich leid tut, da er sich wirklich sehr viel Mühe gibt.

      In den Kliniken wurde mir mehrfach empfohlen einen Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen, aber alles in mir hat sich dagegen gesträubt, da ich zum Einen nicht will, dass mein Arbeitgeber von meinen Problemen weiß und zum Anderen kratzt es ziemlich an meinem Ego. Ich will einfach nicht auf meine psychischen Probleme reduziert und schief angeschaut werden und ich schäme mich unheimlich für mich. Dass ich es einfach nicht hinbekomme mit 26 Jahren Fuß im Arbeitsleben zu fassen. Jedes Mal, wenn ich etwas Neues anfange, bin ich nach kurzer Zeit wieder so instabil, dass ich den Job aufgeben muss und evtl sogar wieder in eine Klinik gehen 'muss'.
      Aufgrund dessen ist der Gedanke, diesen Antrag nun vielleicht doch zu stellen, gerade präsent.

      Ich wollte wissen, ob jemand von euch solch einen Antrag schon mal gestellt hat?
      Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht und welche Vor-und Nachteile haben sich für euch dadurch ergeben?

      Ich bin für jede Antwort wirklich sehr dankbar.

      Liebe Grüße,

      eine ratlose BrokenInside
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      >Evanescence-Imaginary<

      Hi BrokenInside,

      ich habe den Antrag selbst vor ca. einem Monat gestellt. Anfangs ging es mir wie dir und ich wollte ihn nicht stellen, wollte nicht als "schwerbehindert' gelten.
      Aber dann hat mir jemand gesagt, dass ich damit eigentlich nur Vorteile habe, was z.B. den Kündigungsschutz angeht, etc.. Auch meine Psychiaterin meinte, dass es eine gute Option für mich sei.

      Ich habe also vor etwas mehr als 4 Wochen den Antrag ausgefüllt und abgeschickt. Vorher war ich beim VdK und habe mich beraten lassen. Die haben mir auch alle nötigen Formulare gegeben.
      Ob er genehmigt wird bzw. wieviel Prozent Schwerbehinderung ich bekomme, kann ich noch nicht sagen. Es dauert wohl immer eine Weile, bis die sich alle Infos von Aerzten, etc. geholt haben.

      Bin selbst übrigens auch erst 32, seit August 2016 krankgeschrieben und schaffe das mit der Arbeit einfach nicht. Immer vollkommen überfordert bis hin zu sehr schlimmen Gedanken auf dem Weg zur Arbeit. Kann also gut nachvollziehen, wie es dir geht.

      Liebe Grüße,

      Kartoffel
      People have to learn that whatever the horse does is right. You're the one who got into his life. He didn't get into yours. It's amazing what a horse will go through to satisfy a human being.
      -Ray Hunt-

      <3


      Ich bin nur TeilzeitVerrückt

      Junimond schrieb:

      hey

      ich selber habe noch sie so einen Antrag gestellt, aus denselben Gründen (will nicht als krank, schwerbehindert gelten) im Moment bin ich aber am überlegen, dies zu tun. Wo bekomme ich denn diese formulare. Also wie lässt man sich "testen" ob man schwerbehindert ist?


      Ich habe meinen beim VdK bekommen. Ansonsten glaube ich auch im Internet. Einsenden muss man den beim Amt für Versorgung und Soziales, also evtl auch auf deren Website :)
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      Ich bin nur TeilzeitVerrückt

      Hallo. Ich habe einen Schwerbehindertenstatus von 80% Vorteile: Ich habe weiterhin Anspruch auf Kindergeld solange ich es nicht schaffe berufstätig zu werden. Kann also theoretisch bis ans Lebensende gelten. Das gilt aber nur wenn man den Ausweis vor dem 25ten Lebensjahr beantragt hat, soweit ich weiß. Und sonst? Rabatt bei Eintrittskarten. Alles andere weiß ich nicht. Nachteile? Bisher kenne ich keine. Aber das liegt wohl daran dass ich eben nicht arbeite und auch sonst kaum was tue in meinem Leben. Vll gibt es auch keine "Nachteile". VG.
      Ab einem GdB 50 % bekommt man im Arbeitsleben 5 Tage mehr Urlaub. Auch der Renteneintritt ist früher geregelt. Es gibt viele gute Seiten darüber, die man als Arbeitnehmer findet.
      Außerdem gibt es einen besonderen Kündigungsschutz. Der Arbeitsplatz kann schonender gestaltet werden usw.
      Auch bei der Steuererklärung kann man andere Dinge geltend machen.
      Man MUSS dem Arbeitgeber gegenüber den Ausweis nicht erwähnen, dazu ist man nicht verpflichtet, wenn man in seiner Tätigkeit auf die ausgeschriebene Stelle nicht eingeschränkt ist und nichts weiter braucht. Ändert sich das über die Jahre, kann man es dann offen legen.
      Kommt auch immer drauf an, was in dem Ausweis noch für Buchstaben zustätzlich zu dem GdB angegeben sind...

      Im Grunde muss ja jeder selber wissen, was er damit macht. Bei uns hat es knapp ein halbes Jahr gedauert, bis eben die Antwort kam, wie hoch der GdB ist.

      Und zu meiner persönlichen Meinung dazu: wenn man krank ist, dann ist das eben so. Man muss da keinen falschen Stolz haben. Denn für wen macht man das denn? Für sich selber und man selber sollte immer auf seine Grenzen achten, es ist doch wumpe, was andere denken.

      LG M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Danke für deine Rückmeldung/Erfahrung

      Bisher habe wollte ich eben keinen "sonderstatus" haben. Also keinen wie man so schön sagt "sekundären Krankheitsgewinn" haben. Aber im Moment sieht es arbeitstechnisch gut aus und uns wurde in der Uni gesagt, dass es im öffentlichen Dienst eben nur Vorteile hat wenn man einen Schwerbehindertenausweis hat. Es gibt darüber zwar keine Stastiken aber in der Privatwirtschaft stellen Firmen eher keine Schwerbehinderten ein weil sie wissen, das es schwer ist diese wieder zu kündigen. Und auch wenn es die quote gibt kann man sich gegen einen "geldbetrag" auch "freikaufen". Und eben
      1. weis ich noch gar nicht ob es klappt
      2. wenn es klappt muss ich es ja nicht öffentlich machen
      Huhu:)

      vielen lieben Dank an euch alle für eure Beiträge!

      @Momento: hast du es bei deinem Arbeitgeber offengelegt? Wenn ja, wie hat der darauf reagiert?

      Und mit deiner Meinung hast du natürlich absolut recht, fällt trotzdem schwer das so einzusehen.
      Ich werde mir die Unterlagen jetzt aber doch besorgen.

      Danke nochmal.

      Grüße, BrokenInside
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      >Evanescence-Imaginary<

      Hallo,

      ich hab es in meinem derzeitigen Job offen gelegt ja. In meinem vorherigen nicht. Ich dachte immer, ich möchte nicht das die anderen mich schief angucken und auch nicht, dass sie mich für weniger belastbar halten. Und ich wollte vor allem nicht, dass sie über mich reden, hinterm Rücken. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie das ohnehin tun, wenn sie das wollen und das es nicht davon abhängig ist.
      Mein Arbeitgeber hat positiv reagiert. Denn eine Firma bekommt ja auch Vergünstigungen, wenn sie Schwerbehinderte Menschen beschäftigt. Ist also für alle eine positive Offenheit, die vieles planbarer macht.
      Ich weiß ja nicht, wie oft Du generell ausfällst in Deinem Job. Ich kann mir vorstellen, dass passiert hin und wieder und man schleppt sich oft schneller wieder los, als man eigentlich sollte, nur damit nicht noch mehr geredet wird oder?
      Aber Krank sein, das sucht man sich nicht aus. Aber wie man damit umgeht. Ob man es sich wert ist und auf sich achtet - oder ob es einem wichtiger ist, dass andere einen für etwas halten, was man gar nicht ist...blöder Kreislauf manchmal.
      Viel Glück!
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      Ja, da hast du recht. Wenn sie reden wollen, dann tun sie das. Abhalten kann man die Menschen davon leider sowieso nicht.

      Es beruhigt mich ein wenig zu lesen, dass dein Arbeitgeber so positiv darauf reagiert hat.
      Ich arbeite jetzt erst seit zwei Wochen bei meiner Arbeitsstelle, war jetzt aber auch schon einmal krank. Schlechtes Gewissen war vorprogrammiert, aber ich hätte eh nicht arbeiten dürfen, wenn ich gekonnt hätte.
      In meinem vorherigen Job (den hatte ich Ende 2015) habe ich nur 1,5 Monate durchgehalten und dann bin ich aufgrund der Belastung in die Psychiatrie eingewiesen wurden. Obwohl der Arbeitgeber mir versichert hat, dass ich mir keine Sorgen machen soll zwecks Kündigung und mich um meine Gesundheit kümmern soll, hatte ich drei Tage später die Kündigung im Briefkasten. Ich wäre nicht in die Klinik gegangen, wenn sie ich das gewusst hätte.
      Also ja...eigentlich lieber seine Gesundheit zurückstellen, damit man die Kündigung nicht bekommt bzw damit nicht geredet wird.

      Ich finde deine Einstellung übrigens toll. :)

      Liebe Grüße
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      Nein, würde ich überhaupt nicht machen. Erstens ist die Bearbeitungszeit recht lang, ca 4-6 Monate und zweitens weißt Du doch gar nicht, was dabei rauskommt. Ist immer stark abhängig vom Sachbearbeiter, von dem was Deine Ärzte dazu schreiben usw.
      Ist eben alles immer nur nach Aktenlage entschieden ...
      LG M.
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      Ich pflege insgesamt je eher einen offenen Umgang mit meiner Erkrankung und habe seit ich 20 bin einen Schwerbehindertenausweis.

      Natürlich gibt es Situationen, in denen er hinderlich ist. Dann zeige ich ihn aber auch einfach nicht vor. Zwingt mich ja keiner dazu. Bei einem Lebenslauf, der immer wieder mit langen Klinikaufenthalten "glänzt", macht es meiner Meinung nach, aber sogar Sinn den Schwerbehindertenausweis zu haben. Der Arbeitergeber*In ist doch klar, dass hier etwas nicht stimmt.

      Am Anfang meines Berufslebens habe ich es mit einer Erzieher*Innen-Ausbildung probiert, bin an der hohen Belastung um sozialen Bereich und an der Arbeit in Vollzeit gescheitert. Seit dem bekomme ich von meiner privaten Berufsunfähigkeitsrente Geld. Das hat es mir ermöglicht Teilzeitstellen in Bereichen anzunehmen, die weniger mit Menschen zu tun haben, ohne Angst vor finanziellen Einschränkungen zu haben.
      Durch die Teilzeit habe ich natürlich auch mehr Möglichkeiten nach der Arbeit mal durchzuschnaufen.

      Wenn jemand diese Möglichkeiten nutzen könnte, sollte er es auch tun. Das ist einer der Wege um langfristig im Berufs- und Privatleben stabil zu bleiben.
      Danke für Deine Info. Die Hürde von 40 auf 50 % ist immer schwierig und wir gern mal gemieden. Auf EInspruch und Klage aber oft erfolgreich. Nur mal so als Info für Dich. Schöne Ostern.
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