Schaffe es nicht zum Friseur.

      Schaffe es nicht zum Friseur.

      Hallo liebe Foris.
      Ja, evtl. ein Luxusproblem. Ich will seit Monaten zu Friseur, aber ich kann es nicht. Weil man da hilflos den Fragen ausgeliefert ist. Ich will nicht von mir erzählen. Denn es gibt nichts zu erzählen, was Smalltalk tauglich wäre. Bin berentet, habe nie einen Beruf erlernt. Mache den ganzen Tag über so gut wie nichts außer im Bett vergammeln und habe keine Freunde, keine Beziehung, noch nicht mal ein Hobbie oder Haustier, o.ä. Meine Mitbewohnerin kennt das Problem mit dem nicht reden wollen und hat sich was zu lesen mitgenommen. Doch sie kam wohl nicht dazu und wurde ausgefragt. Im Gegensatz zu mir hat sie aber was zum Reden. Ich kann dann nicht sagen, dass ich nicht reden möchte, dann muss ich eine halbe Stunde in betretenem Schweigen verharren, genauso unangenehm. Also gehe ich nicht und meine Haare sehen katastrophal aus. Dachte schon, ich gehe mit jemand anderem zusammen, aber mit wem denn? Auch das hat nicht geklappt. Das läuft bei mir in jeglicher Hinsicht bei sozialer Konfrontation so und ich meide solche Dinge mittlerweile weitestgehend. Habt Ihr eventuell eine Idee wie sich das lösen lässt und ich zb. meine Haare (nun als aktuelles Problem der sozialen Interaktion) schn*iden lassen kann?
      Hey,

      für mich ist Friseur totale Tiefenentspannung, weil ich mir etwas gönne, weil ich die Kopfmassage liebe, weil ich oft dann zum Friseur gehe wenn in meinem Leben etwas anfängt oder endet und ich das mit dem Haarschnitt versuche anzunehmen oder zu begrüßen.
      Heißt manchmal will ich Ablenkung und Reden, manchmal will ich nur Ruhe.

      Wenn ich Ruhe will, hab ich einfach viel die Augen zu, beim Pony schneiden bietet es sich eh an und sonst lass ich sie auch viel zu.
      Ansonsten.. ein wortkarger Anfang des Besuchs oder ein kurzes Jammern, dass man abgespannt ist, reicht bei meinem Friseursalon auch meist.
      Ich glaub manche Friseusen sind auch froh, wenn mal ein Gast keinen Smalltalk braucht.

      Zu sagen, dass man nicht reden möchte, kann vielleicht bei manchen zu betretenem Schweigen führen.
      Wenn das Reden nicht das Problem ist, nur die mangelnden Themen, könntest du auch ein Gespräch damit beginnen, dass du es toll findest wie Friseure den ganzen Tag Smalltalk machen können und dir das nicht liegt.
      Kann dann vielleicht zur Arbeit des Friseurs thematisch führen oder zu Rhetorik oder oder
      Ich gebe auch ungern viel von mir preis, wenn ich mich nicht wohlfühle, aber man kann auch eine Stunde über Allgemeinschauplätze reden. Die Stadt, die Politik, die Gesellschaft, Tagesthemen etc pp

      Das sind so meine Gedanken dazu ;)
      Hallo,

      ich verstehe dich so gut, ich kann Friseurbesuche auch überhaupt nicht leiden. Einerseits das Reden, andererseits dieses ausgeliefert-sein, dass mir ein fremder Mensch so nahe kommt...

      Letztes mal hat mir eine Mitpatientin aus der Klinik die Haare geschnitten... sie ist zwar Krankenschwester, meinte aber, sie hat das bei ihren Kindern immer selbst gemacht und da habe ich ihr einfach mal vertraut. Ich dachte mir, zum Friseur kann ich hinterher noch immer, wenn es nichts wird...
      Sie hat das aber ganz gut gemacht ;)

      Eine zweite Option, die ich als recht angenehm in Erinnerung habe: in einer Berufsschule bei mir in der Nähe gibt es 2 Mal in der Woche spezielle Zeiten, wo man sich von den angehenden Friseurinnen die Haare schneiden lassen kann. Mir kam es so vor, als müssten die sich dabei noch mehr konzentrieren, das geht noch nicht so "nebenbei", und daher sind die ganz froh wenn sie nicht "zugequatscht" werden.

      Das wär mal das, was mir dazu eingefallen wäre.

      LG
      wild_angel
      If everything seems to be going against you,
      remember that the aeroplane takes off against the wind,
      not with it...
      (Henry Ford)

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      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....
      Hallo swansfeather,

      ich kann deine Situation sehr gut nachempfinden. Ich habe selber den letzten Friseur-Besuch monatelang vor mir hergeschoben, fast aus den gleichen Gründen wie du. Ich mag es einfach nicht, verkrampft Smalltalk machen zu "müssen", und schweigen finde ich dann in der Situation halt auch unangenehm. Vor einigen Wochen habe ich mich dann nach langem Hin und Her endlich aufgerafft - auch bei mir wars auch mehr als nötig.

      Könnte es dir vielleicht helfen, wenn du nach einem Friseur schaust, der Modelle sucht? Sprich, das sind dann meist Lehrlinge, die (ggf. unter Aufsicht) deine Haare schneiden und wahrscheinlich selbst viel zu nervös sind und sich, abgesehen davon, einfach noch sehr konzentrieren müssen, so dass sie nebenher noch garnicht reden können?
      Oder du fragst, ob es ok ist (hängt aber sicher auch vom Schnitt ab, wegen der Kabel), wenn du Musik hörst, weil du es dann besser genießen kannst?

      lg Nunki
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Hallo Ihr.

      Vielen Dank für die Antworten und Tipps :) . Ich hab mich jetzt gründlich umgeschaut, was es denn überhaupt für Angebote hier gibt. Und habe glaube ich einen gefunden, wo ich mich evtl. hintraue, etwas unkonventioneller, in der LGBTI-Szene aktiv, Tattoos und Piercings sind dort auch normal, keine Ahnung, irgendwie ist das vll dann für mich leichter auch offener zu mir zu stehen. Einen Versuch ist es wert. Schließlich sollte ich ja zu mir stehen und mich nicht für mich schämen? Ich hoffe ich wage es dort mal vorbeizuschauen. :)
      Liebe Grüße.
      Soo. Update. Ich habe es endlich zum Friseur geschafft. Wollte Mal noch meine Erfahrungen mitteilen. Gesprochen haben wir gar nicht, wobei ich dachte ich bleibe ehrlich falls sie mich etwas fragen sollte. Aber da ich vermutlich sowieso Recht ruhig rüber kam, war das gar kein Thema und mir zumindest auch nicht unangenehm. Worauf ich allerdings nicht so vorbereitet war, blöd, hatte nen Kapuzenpulli an, sie wollte dass ich den wegen der Kapuze ausziehe, logisch. Das war dann doch kurz stressig hatte extra wegen meiner Arme was langes an, aber hab mich dann dazu entschieden dazu zu stehen und später waren sie sowieso durch diesen Umhang verhüllt. Also, war doch insgesamt machbar und ich frage mich wieso ich fast 2 Jahre dafür gebraucht habe.
      Gratulation dass du es jetzt geschafft hast!
      Mir ging es auch schon so, dass ich, wenn ich etwas vor dem ich Angst hatte, getan habe, ich mir hinterher dachte: "Und da hab ich vorher so ein Drama draus gemacht?!"
      Aber naja, es sind halt einfach keine alltäglichen Situationen, und da darf man schon mal nervös sein. Wichtig ist, die positive Erfahrung in Erinnerung zu behalten und vielleicht fällt es dir dann beim nächsten Mal auch nicht so schwer hinzugehen.
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