Anteile

      Hallo!
      Ich bin zur Zeit sehr durcheinander, weil in der Therapie anscheinend ein Anteil hervorkam, der uns sehr durcheinander gebracht hat Vieles ist/war schon so gut strukturiert und nun kommt da jemand, der alles zerstören will und wieder sehr viel SV- und andere Gedanken undGefühle von zerstörerischer Art in den Vordergrund bringt. Meine Therapeutin ist voll super, aber ich weiß nicht ob es für unser Alltagsleben gut ist, diesem Anteil mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Vor allem ist doch eigentlich alles grad so gut. Wenn jemand von außen auf mein Leben schauen würde, dann wäre da kaum was auszusetzen...außer, dass Essen noch immer nicht so gut klappt....

      ich ch bin irgendwie sauer, unsicher, durcheinander....weiß nicht so richtig wie ich damit umgehen soll.
      LG JNM
      Hey JuNeMi,

      du könntest deinen Beitrag selbst melden und darum bitten, dass der Thread gelöscht wird.

      Manchmal braucht es ein paar Tage, bis jemand antwortet.

      Wie wäre es denn, wenn du genau das, was du hier geschrieben hast - was dir durch den Kopf geht - in der nächsten Therapiesitzung ansprichst?
      Ich kann verstehen, dass dich das verunsichert und du durcheinander bist.
      Dass es dir sonst eigentlich gut geht, das ist doch positiv und das kannst du auch für dich nutzen.
      Ich denke, für das, was du geschrieben hast, dafür gibt es auch nicht „den richtigen Moment“.

      Vielleicht antwortet ja noch jemand, mit anderen Worten, die dir im Moment mehr helfen.

      Ich wünsche Dir viel Kraft



      „You will never speak to anyone more than you speak to yourself in your head.
      Be kind to yourself.“




      Hallo, ich hoffe, es kommt nicht zu spät. Ich will schon seitdem du den Beitrag geschrieben hast, irgendwie drauf reagieren, war aber unsicher, ob ich überhaupt was hilfreiches beitragen kann.
      Auf jeden Fall kann ich deine Unsicherheit und deinen Ärger gut nachvollziehen - mir ging es vor einiger Zeit ähnlich. Ich weiß nicht, ob es Dir hilft, aber vielleicht kannst du mit meinen Erfahrungen auch was anfangen, wie es bei mir war/ist und wie ich versuche, damit umzugehen bzw. was ich dabei bin zu lernen.

      Es lief äußerlich im Alltag alles ganz gut, ich kam gut zurecht mit mir und meinem Leben - und plötzlich meldet sich da wieder etwas oder jemand, was ich eigentlich endlich für halbwegs überwunden gehalten habe. Nunja, meine Reaktion war Abwehr. nein, nicht schon wieder. Ich hab genug davon. Ich will von dem Anteil gar nichts mehr wissen, das bringt nur wieder alles durcheinander und macht wieder alles schlimmer. Nunja, das ganze hat sich bei mir auch über ein schwieriges , "gefährliches" Thema geäußert, etwas, worüber ich bis heute kaum bis gar nicht spreche und auch in der Therapie ist das sehr schwer für mich und sehr stark scham- und angstbesetzt. Ich hab es also versucht, mit mir selbst auszumachen, weiter an meinem Alltag festzuhalten und trotzdem weiterzumachen , denn oft hat das auch geholfen, es hat sich wieder beruhigt und das Festhalten am positiven und am Jetzt hat verhindert, dass ich komplett den Halt verliere. Aber diesmal nicht. Es wurde immer schlimmer, ich immer verzweifelter aber je schlimmer es wurde, desto größer wurde die Angst, was davon nach Außen dringen zu lassen.
      irgendwann hab ich geschrieben - recht kryptisch, dass da was ist was mich schon lange beschäftigt wo ich aber einfach nicht drüber reden kann. Mein Therapeut kennt mich schon lange, er weiß auch worum es geht weil ich es im Lauf der Jahre doch in kleinen Dosen mitteilen konnte und er hat es dann doch geschafft, dass wir erstmal ganz von weit weg das Thema doch wieder "da sein " lassen.
      Es gibt da auch viele sehr destruktive Elemente bei mir, und das machte und macht mir auch Sorgen , aber seitdem ich es doch wieder bearbeite, geht es mir trotzdem besser.

      Erstens bin ich nicht mehr allein damit.

      Zweitens habe ich das Gefühl, dass es zwar schwer ist, aber trotz allem für den Anteil und letztlich für mich als gesamtes gut, weil sich der Anteil jetzt gesehen fühlt und nicht mehr unterdrückt. Allein das sorgt schon auch für eine gewisse Erleichterung und weniger Spannung grundsätzlich.

      Wenn jetzt Sachen auftauchen, die mich durcheinanderwirbeln, kann ich versuchen, gemeinsam mit dem Therapeuten in der Therapie drauf zu schauen und da dann auch wieder Stabilität reinbringen.

      Ich weiß natürlich nicht, wie das bei dir ist, aber dieser Anteil braucht bei mir einfach noch Aufmerksamkeit, und wenn ich das ignoriere, meldet er sich nur umso stärker, weil er das auch früher so erlebt hat. und für ihn ist die schlimme Zeit einfach noch immer nicht vorbei, wie für viele andere Anteile. und wenn es jetzt gut läuft und alles, dann hat er wohl angst, allein gelassen zu werden und kann auch nicht damit umgehen. Deshalb ist es glaub ich schon wichtig, sich auch diesem Teil wieder zuzuwenden, zu schauen, was er braucht und ihn zu versorgen. Das heißt aber nicht, dem destruktiven dabei das Feld zu überlassen!

      Das wichtige ist glaube ich, da sehr vorsichtig zu sein und ganz langsam. und immer darauf zu achten, dass die Stabilität und der Alltag nicht komplett flöten gehen. Dass da einfach genug Zeit und Spielraum bleibt, sich wieder zu stabilisieren und trotzdem dranzubleiben. Also nicht in dieses entweder voll reinkippen oder den Anteil komplett ignorieren zu verfallen. sondern ganz vorsichtig zu versuchen, immer wieder beiden Seiten Aufmerksamkeit zu schenken und ihre Bedürfnisse zu erfüllen und dadurch im Gleichgewicht zu bleiben.
      Ich weiß nicht, wie das bei dir ist, aber mit deiner Therapeutin scheinst du sehr zufrieden zu sein und gemeinsam mit ihr kannst du sicher auch Wege finden und Strategien entwickeln, wie du diesem Anteil "helfen" kannst und deine Stabilität trotzdem behalten bzw. langfristig sogar zu festigen.

      Ich glaube, dass das oft ein Prozess ist, der lange dauert, und sich solche Anteile einfach so lange immer wieder melden, bis sie zumindest einigermaßen "ihren Frieden gefunden" haben, mit dem was sie verletzt hat. und je besser man weiß, wie man sich gut um sie kümmern kann und was sie wirklich brauchen, desto eher können sie sich auch beruhigen.

      Naja, ich hoffe, es ist nicht komplett unverständlich, und vielleicht kannst du irgendwas davon gebrauchen.
      Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."
      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
      Die Ursache bin ich selbst! (Thomas Bernhard) :thumbsup:

      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)
      Hallo Ares!
      Vielen vielen Dank für deine Antwort! Das war wirklich sehr hilfreich. Es ist schön, wenn jemand versteht wovon ich rede/schreibe. Ich finde es hört sich gut an, was du schreibst und nimmt mir ein bisschen die Angst und Unsicherheit. Und es passt ach irgendwie...ich hatte tatsächlich angefangen das, was von innen kommt meistens zu unterdrücken und zu ignorieren, weil irgendwie alles gut läuft im Außen...und der Anteil hat - wie du schreibst - vielleicht Angst bekommen, dass er nun gar nicht mehr nie Chance hat...
      Igendwie so.... Als müsse er jetzt mal so richtig auf die Kacke (sorry) hauen, damit er gehört wird...
      allerdings äußert er sich seit dem nur sehr vage....es fällt da sehr schwer, Verständnis zu haben. Aber zum Gkück hat meine Therapeutn dav

      Mal sehen wie wie es weiter geht...
      Hallo JuNeMi,

      ich wollte dir schon länger antworten - leider habe ich es vorher nicht geschafft. Ich möchte dir von meinen Erfahrungen zum Thema berichten.

      Ich habe auch einen speziellen Anteil, der für SV und "dunkle Gedanken" steht. Ich habe lange gegen ihn angekämpft, weil ich dachte, dass er falsch ist und nicht da sein darf. Ich wollte ihn nicht mehr in meinem inneren Team haben. Inzwischen denke ich aber, dass auch dieser Anteil seine Daseinsberechtigung hat, und eine bestimmte und sehr wichtige Funktion hat.
      Es war - und ist - nach wie vor eine Gratwanderung, diesem Anteil Aufmerksamkeit zu schenken, weil er, wenn er sie bekommt, oft sehr fordernd und einnehmend sein kann. Dennoch finde ich es für mich sehr wichtig, ihm die gebührende Aufmerksamkeit zu widmen, weil ich seither das Gefühl habe, in einen besseren inneren Dialog zu kommen und ein Miteinander statt Gegeneinander zu schaffen.

      Ich wünsche dir, dass auch du deinen Weg findest!

      lg Nunki
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani