Hallo ihr Lieben,
nach langer Zeit versuche ich mal wieder, ein eigenes Thema zu beschreiben und hoffe dann auf Gedanken von euch dazu. Falls ich unverständlich geschrieben habe, bitte ich um Verzeihung. Dann fragt einfach nach.
Waren es früher die Gefühle, die mein Handeln bestimmten, ist es heute der Verstand, der mich steuert; aber auch versucht, die Gefühle zu kanalisieren. Damit die Beschreibung nicht zu allgemein ist, ein konkretes Beispiel, das gleichzeitig (so hoffe ich jedenfalls) den Zwist verdeutlicht. Doch davor möchte ich eine Anmerkung setzen.
Das Wahrnehmen von Gefühlen (insbesondere die Gefühle meiner Umwelt) haben mir sehr früh einen Zugang zu Personen meiner Umwelt gegeben, aber auch zu emotionaler Belastung / Überlastung meinerseits geführt. Insbesondere dann, wenn es sich um nahestehende Personen wie familiäre Mitglieder oder Freunde / nahe Bekannte handelte oder handelt). Dies erscheint vordergründig eine gute Eigenschaft. Daneben konnte ich auch bereits sehr früh diese Gefühle rational betrachten / analysieren (in der gleichen Situation) und damit entsprechend handeln wie auf andere Personen eingehen, Handlungsvorschläge machen, etc. Vordergründig werdet ihr sagen: Elfe, was willst du eigentlich? Freu dich doch über deine Fähigkeiten. Doch ich betrachte sie heute mit sehr geteilten Gefühlen: sehe sie zwar als Fähigkeiten, betrachte sie aber auch als Ursache und damit als Fluch und unterliege ihren Auswirkungen auf mich. Teilweise hasse ich diese Fähigkeiten deswegen.
Im heutigen Alltag wie Kontakte und Arbeit versuche ich zu funktionieren. Dies betrifft aber auch nahe Kontakte und Partnerschaft. Dabei versuche ich bewusst, als Schutzmaßnahme für mich, übergroßen emotionalen Belastungen auszuweichen. Gefühle wie Traurigkeit, Freudlosigkeit, Lustlosigkeit, Frustration, Schmerzwahrnehmung jeder Art, visuelle negative Reize beeinflussen mich stark. Mich dagegen heut zu schützen fällt mir sehr schwer, kleine Impulse rufen bei mir große Wellen hervor und reißen mich nach unten. Wo bleibt da meine schützende Ratio, die das vielleicht relativiert oder den Einfluss auf mich klar stellt? Sie ist nicht da, sie funktioniert nur analytisch für mich, schränkt aber gleichzeitig meine eigenen Handlungsspielräume ein. Sie arbeitet nur für das Wohl anderer.
Aktuelles Beispiel: Kultursommer-Veranstaltung im Nachbarort. Ein guter Bekannter (Freund?) lud sich am Wochenende spontan bei uns (meinem Partner und mir) zum Kaffee ein. Er brachte leckeren Kuchen mit (bis auf die Kalorien kein Problem). Sein Vorschlag dann: gemeinsam auf ein Live-Konzert einer Band im Nachbarort zu gehen - kostenfrei. Meine Gedanken: ich will nicht, ich will mich lieber vom Kaffeetrinken und Smalltalk erholen (Kontakte und -pflege strengen mich heute sehr an). Reaktion meines Partners: tolle Idee, sollten wir machen. Ich weiß, dass er unter meinem Wunsch nach Rückzug leidet und gern etwas unternehmen würde. Ich weiß auch, dass er das nicht ohne mich machen möchte – gemeinsame Unternehmungen sind sein Wunsch. Ich mag Musik sehr, aber mich kostet solch eine Unternehmung Kraft und Energie daran teilzunehmen; Energie, die ich nicht in mir spüre. Wie also soll ich mich entscheiden? Sage ich zu, genieße ich zwar die Musik und kann auch für den Moment meine negativen Gedanken wegschieben, aber danach schwappen sie dann mit stärkerer Wirkung wieder auf mich zurück. Sage ich generell ab, belastet das zunehmend meine Beziehung zu meinem Partner. Wir gehen mittlerweile kaum noch weg (wegen mir) höchstens mal essen oder so. Schicke ich ihn allein mit dem Bekannten los, würde er es vielleicht machen, wäre aber dennoch gefrustet (eben wegen des allein unternehmens) oder aber er würde aus Rücksicht auf mich verzichten. Das hätte zur Folge: schlechtes Gewissen und tausend negative Gedanken bei mir.
Ergebnis: wir sind gemeinsam hingefahren, ich habe 2 Stunden die Musik genossen, war hinterher schlagkaputt, habe mich dann zu Hause zurückgezogen und meine Gefühlswelt ging wieder baden. Denn ich hatte etwas unternommen, was ich eigentlich nicht wollte, also auf meine (vordergründigen?) Wünsche nicht Rücksicht genommen. Das ist inzwischen einer der Grundkonflikte bei mir: Tue ich das eine, tue ich es anderen zum Gefallen – aber gegen meine inneren Wünsche. Folge ich meinem Gefühl und meinem (vordergründigen?) Wunsch, belaste ich zunehmend meine Umwelt und meine Beziehung. Ich spüre den Frust meines Partners und die Unbeholfenheit, damit umzugehen, bereits seit mehreren Jahren zunehmend, aber er ist noch geduldig mit mir.
Jetzt sagte das letzte Mal meine Therapeutin bei unserem Gespräch zu mir, ich sei egozentrisch und nähme keine Rücksicht auf meine Umwelt - ????
Wenn ich nach den Wünschen meiner Umwelt agiere, hasse ich mich wegen meines Versagens, mich und meine Wünsche wahrzunehmen und demgemäß zu handeln. Meine Bedürfnisse verschwinden total aus meinem Blickfeld und ich handele nur noch unter dem Aspekt: was würden die anderen gut finden, wollen? Versuche ich, meinen Gedanken zu folgen, gelte ich als „egozentrisch“. Eigene persönliche Wünsche verleugne ich seit über 20 Jahren, ersetze sie durch Pseudowünsche, zum Gefallen anderer.
Ich schaue kaum Fernsehen, lese/höre keine Nachrichten, keine Allgemeinpresse, nur Kleinkariertes und Nebensächliches wie Wetter etc. Technische Artikel/Fragestellungen sind dagegen ein kleiner geistiger Rettungsanker (weil sie meinen geistigen Computer auf eine Aufgabe fokussieren, ohne Emotionen sind und mich von anderen Gedanken ablenken). Das kann ich aber nur bis zu einer bestimmten Menge an Stoff, dann ist „Stack-Overflow“.
Diese beschriebene Handlungsstrategie war Teil meines "Rettungsprogramms" vor 20 Jahren und hat mich überleben lassen. Jedoch empfinde ich den heutigen Zustand nicht als „leben“ sondern nur noch als „Zeit totschlagen oder vegetieren“. Dafür fühle ich mich noch zu jung.
Habt ihr vielleicht den einen oder anderen hilfreichen Gedanken für mich dazu?
lg Elfenspiegel
nach langer Zeit versuche ich mal wieder, ein eigenes Thema zu beschreiben und hoffe dann auf Gedanken von euch dazu. Falls ich unverständlich geschrieben habe, bitte ich um Verzeihung. Dann fragt einfach nach.
Waren es früher die Gefühle, die mein Handeln bestimmten, ist es heute der Verstand, der mich steuert; aber auch versucht, die Gefühle zu kanalisieren. Damit die Beschreibung nicht zu allgemein ist, ein konkretes Beispiel, das gleichzeitig (so hoffe ich jedenfalls) den Zwist verdeutlicht. Doch davor möchte ich eine Anmerkung setzen.
Das Wahrnehmen von Gefühlen (insbesondere die Gefühle meiner Umwelt) haben mir sehr früh einen Zugang zu Personen meiner Umwelt gegeben, aber auch zu emotionaler Belastung / Überlastung meinerseits geführt. Insbesondere dann, wenn es sich um nahestehende Personen wie familiäre Mitglieder oder Freunde / nahe Bekannte handelte oder handelt). Dies erscheint vordergründig eine gute Eigenschaft. Daneben konnte ich auch bereits sehr früh diese Gefühle rational betrachten / analysieren (in der gleichen Situation) und damit entsprechend handeln wie auf andere Personen eingehen, Handlungsvorschläge machen, etc. Vordergründig werdet ihr sagen: Elfe, was willst du eigentlich? Freu dich doch über deine Fähigkeiten. Doch ich betrachte sie heute mit sehr geteilten Gefühlen: sehe sie zwar als Fähigkeiten, betrachte sie aber auch als Ursache und damit als Fluch und unterliege ihren Auswirkungen auf mich. Teilweise hasse ich diese Fähigkeiten deswegen.
Im heutigen Alltag wie Kontakte und Arbeit versuche ich zu funktionieren. Dies betrifft aber auch nahe Kontakte und Partnerschaft. Dabei versuche ich bewusst, als Schutzmaßnahme für mich, übergroßen emotionalen Belastungen auszuweichen. Gefühle wie Traurigkeit, Freudlosigkeit, Lustlosigkeit, Frustration, Schmerzwahrnehmung jeder Art, visuelle negative Reize beeinflussen mich stark. Mich dagegen heut zu schützen fällt mir sehr schwer, kleine Impulse rufen bei mir große Wellen hervor und reißen mich nach unten. Wo bleibt da meine schützende Ratio, die das vielleicht relativiert oder den Einfluss auf mich klar stellt? Sie ist nicht da, sie funktioniert nur analytisch für mich, schränkt aber gleichzeitig meine eigenen Handlungsspielräume ein. Sie arbeitet nur für das Wohl anderer.
Aktuelles Beispiel: Kultursommer-Veranstaltung im Nachbarort. Ein guter Bekannter (Freund?) lud sich am Wochenende spontan bei uns (meinem Partner und mir) zum Kaffee ein. Er brachte leckeren Kuchen mit (bis auf die Kalorien kein Problem). Sein Vorschlag dann: gemeinsam auf ein Live-Konzert einer Band im Nachbarort zu gehen - kostenfrei. Meine Gedanken: ich will nicht, ich will mich lieber vom Kaffeetrinken und Smalltalk erholen (Kontakte und -pflege strengen mich heute sehr an). Reaktion meines Partners: tolle Idee, sollten wir machen. Ich weiß, dass er unter meinem Wunsch nach Rückzug leidet und gern etwas unternehmen würde. Ich weiß auch, dass er das nicht ohne mich machen möchte – gemeinsame Unternehmungen sind sein Wunsch. Ich mag Musik sehr, aber mich kostet solch eine Unternehmung Kraft und Energie daran teilzunehmen; Energie, die ich nicht in mir spüre. Wie also soll ich mich entscheiden? Sage ich zu, genieße ich zwar die Musik und kann auch für den Moment meine negativen Gedanken wegschieben, aber danach schwappen sie dann mit stärkerer Wirkung wieder auf mich zurück. Sage ich generell ab, belastet das zunehmend meine Beziehung zu meinem Partner. Wir gehen mittlerweile kaum noch weg (wegen mir) höchstens mal essen oder so. Schicke ich ihn allein mit dem Bekannten los, würde er es vielleicht machen, wäre aber dennoch gefrustet (eben wegen des allein unternehmens) oder aber er würde aus Rücksicht auf mich verzichten. Das hätte zur Folge: schlechtes Gewissen und tausend negative Gedanken bei mir.
Ergebnis: wir sind gemeinsam hingefahren, ich habe 2 Stunden die Musik genossen, war hinterher schlagkaputt, habe mich dann zu Hause zurückgezogen und meine Gefühlswelt ging wieder baden. Denn ich hatte etwas unternommen, was ich eigentlich nicht wollte, also auf meine (vordergründigen?) Wünsche nicht Rücksicht genommen. Das ist inzwischen einer der Grundkonflikte bei mir: Tue ich das eine, tue ich es anderen zum Gefallen – aber gegen meine inneren Wünsche. Folge ich meinem Gefühl und meinem (vordergründigen?) Wunsch, belaste ich zunehmend meine Umwelt und meine Beziehung. Ich spüre den Frust meines Partners und die Unbeholfenheit, damit umzugehen, bereits seit mehreren Jahren zunehmend, aber er ist noch geduldig mit mir.
Jetzt sagte das letzte Mal meine Therapeutin bei unserem Gespräch zu mir, ich sei egozentrisch und nähme keine Rücksicht auf meine Umwelt - ????
Wenn ich nach den Wünschen meiner Umwelt agiere, hasse ich mich wegen meines Versagens, mich und meine Wünsche wahrzunehmen und demgemäß zu handeln. Meine Bedürfnisse verschwinden total aus meinem Blickfeld und ich handele nur noch unter dem Aspekt: was würden die anderen gut finden, wollen? Versuche ich, meinen Gedanken zu folgen, gelte ich als „egozentrisch“. Eigene persönliche Wünsche verleugne ich seit über 20 Jahren, ersetze sie durch Pseudowünsche, zum Gefallen anderer.
Ich schaue kaum Fernsehen, lese/höre keine Nachrichten, keine Allgemeinpresse, nur Kleinkariertes und Nebensächliches wie Wetter etc. Technische Artikel/Fragestellungen sind dagegen ein kleiner geistiger Rettungsanker (weil sie meinen geistigen Computer auf eine Aufgabe fokussieren, ohne Emotionen sind und mich von anderen Gedanken ablenken). Das kann ich aber nur bis zu einer bestimmten Menge an Stoff, dann ist „Stack-Overflow“.
Diese beschriebene Handlungsstrategie war Teil meines "Rettungsprogramms" vor 20 Jahren und hat mich überleben lassen. Jedoch empfinde ich den heutigen Zustand nicht als „leben“ sondern nur noch als „Zeit totschlagen oder vegetieren“. Dafür fühle ich mich noch zu jung.
Habt ihr vielleicht den einen oder anderen hilfreichen Gedanken für mich dazu?
lg Elfenspiegel