Zwist zwischen Gefühl und Verstand

      Zwist zwischen Gefühl und Verstand

      Hallo ihr Lieben,
      nach langer Zeit versuche ich mal wieder, ein eigenes Thema zu beschreiben und hoffe dann auf Gedanken von euch dazu. Falls ich unverständlich geschrieben habe, bitte ich um Verzeihung. Dann fragt einfach nach.

      Waren es früher die Gefühle, die mein Handeln bestimmten, ist es heute der Verstand, der mich steuert; aber auch versucht, die Gefühle zu kanalisieren. Damit die Beschreibung nicht zu allgemein ist, ein konkretes Beispiel, das gleichzeitig (so hoffe ich jedenfalls) den Zwist verdeutlicht. Doch davor möchte ich eine Anmerkung setzen.

      Das Wahrnehmen von Gefühlen (insbesondere die Gefühle meiner Umwelt) haben mir sehr früh einen Zugang zu Personen meiner Umwelt gegeben, aber auch zu emotionaler Belastung / Überlastung meinerseits geführt. Insbesondere dann, wenn es sich um nahestehende Personen wie familiäre Mitglieder oder Freunde / nahe Bekannte handelte oder handelt). Dies erscheint vordergründig eine gute Eigenschaft. Daneben konnte ich auch bereits sehr früh diese Gefühle rational betrachten / analysieren (in der gleichen Situation) und damit entsprechend handeln wie auf andere Personen eingehen, Handlungsvorschläge machen, etc. Vordergründig werdet ihr sagen: Elfe, was willst du eigentlich? Freu dich doch über deine Fähigkeiten. Doch ich betrachte sie heute mit sehr geteilten Gefühlen: sehe sie zwar als Fähigkeiten, betrachte sie aber auch als Ursache und damit als Fluch und unterliege ihren Auswirkungen auf mich. Teilweise hasse ich diese Fähigkeiten deswegen.

      Im heutigen Alltag wie Kontakte und Arbeit versuche ich zu funktionieren. Dies betrifft aber auch nahe Kontakte und Partnerschaft. Dabei versuche ich bewusst, als Schutzmaßnahme für mich, übergroßen emotionalen Belastungen auszuweichen. Gefühle wie Traurigkeit, Freudlosigkeit, Lustlosigkeit, Frustration, Schmerzwahrnehmung jeder Art, visuelle negative Reize beeinflussen mich stark. Mich dagegen heut zu schützen fällt mir sehr schwer, kleine Impulse rufen bei mir große Wellen hervor und reißen mich nach unten. Wo bleibt da meine schützende Ratio, die das vielleicht relativiert oder den Einfluss auf mich klar stellt? Sie ist nicht da, sie funktioniert nur analytisch für mich, schränkt aber gleichzeitig meine eigenen Handlungsspielräume ein. Sie arbeitet nur für das Wohl anderer.

      Aktuelles Beispiel: Kultursommer-Veranstaltung im Nachbarort. Ein guter Bekannter (Freund?) lud sich am Wochenende spontan bei uns (meinem Partner und mir) zum Kaffee ein. Er brachte leckeren Kuchen mit (bis auf die Kalorien kein Problem). Sein Vorschlag dann: gemeinsam auf ein Live-Konzert einer Band im Nachbarort zu gehen - kostenfrei. Meine Gedanken: ich will nicht, ich will mich lieber vom Kaffeetrinken und Smalltalk erholen (Kontakte und -pflege strengen mich heute sehr an). Reaktion meines Partners: tolle Idee, sollten wir machen. Ich weiß, dass er unter meinem Wunsch nach Rückzug leidet und gern etwas unternehmen würde. Ich weiß auch, dass er das nicht ohne mich machen möchte – gemeinsame Unternehmungen sind sein Wunsch. Ich mag Musik sehr, aber mich kostet solch eine Unternehmung Kraft und Energie daran teilzunehmen; Energie, die ich nicht in mir spüre. Wie also soll ich mich entscheiden? Sage ich zu, genieße ich zwar die Musik und kann auch für den Moment meine negativen Gedanken wegschieben, aber danach schwappen sie dann mit stärkerer Wirkung wieder auf mich zurück. Sage ich generell ab, belastet das zunehmend meine Beziehung zu meinem Partner. Wir gehen mittlerweile kaum noch weg (wegen mir) höchstens mal essen oder so. Schicke ich ihn allein mit dem Bekannten los, würde er es vielleicht machen, wäre aber dennoch gefrustet (eben wegen des allein unternehmens) oder aber er würde aus Rücksicht auf mich verzichten. Das hätte zur Folge: schlechtes Gewissen und tausend negative Gedanken bei mir.

      Ergebnis: wir sind gemeinsam hingefahren, ich habe 2 Stunden die Musik genossen, war hinterher schlagkaputt, habe mich dann zu Hause zurückgezogen und meine Gefühlswelt ging wieder baden. Denn ich hatte etwas unternommen, was ich eigentlich nicht wollte, also auf meine (vordergründigen?) Wünsche nicht Rücksicht genommen. Das ist inzwischen einer der Grundkonflikte bei mir: Tue ich das eine, tue ich es anderen zum Gefallen – aber gegen meine inneren Wünsche. Folge ich meinem Gefühl und meinem (vordergründigen?) Wunsch, belaste ich zunehmend meine Umwelt und meine Beziehung. Ich spüre den Frust meines Partners und die Unbeholfenheit, damit umzugehen, bereits seit mehreren Jahren zunehmend, aber er ist noch geduldig mit mir.

      Jetzt sagte das letzte Mal meine Therapeutin bei unserem Gespräch zu mir, ich sei egozentrisch und nähme keine Rücksicht auf meine Umwelt - ????

      Wenn ich nach den Wünschen meiner Umwelt agiere, hasse ich mich wegen meines Versagens, mich und meine Wünsche wahrzunehmen und demgemäß zu handeln. Meine Bedürfnisse verschwinden total aus meinem Blickfeld und ich handele nur noch unter dem Aspekt: was würden die anderen gut finden, wollen? Versuche ich, meinen Gedanken zu folgen, gelte ich als „egozentrisch“. Eigene persönliche Wünsche verleugne ich seit über 20 Jahren, ersetze sie durch Pseudowünsche, zum Gefallen anderer.

      Ich schaue kaum Fernsehen, lese/höre keine Nachrichten, keine Allgemeinpresse, nur Kleinkariertes und Nebensächliches wie Wetter etc. Technische Artikel/Fragestellungen sind dagegen ein kleiner geistiger Rettungsanker (weil sie meinen geistigen Computer auf eine Aufgabe fokussieren, ohne Emotionen sind und mich von anderen Gedanken ablenken). Das kann ich aber nur bis zu einer bestimmten Menge an Stoff, dann ist „Stack-Overflow“.

      Diese beschriebene Handlungsstrategie war Teil meines "Rettungsprogramms" vor 20 Jahren und hat mich überleben lassen. Jedoch empfinde ich den heutigen Zustand nicht als „leben“ sondern nur noch als „Zeit totschlagen oder vegetieren“. Dafür fühle ich mich noch zu jung.

      Habt ihr vielleicht den einen oder anderen hilfreichen Gedanken für mich dazu?
      lg Elfenspiegel
      Liebe Elfe,
      Die von Dir beschriebene Situation klingt in der Tat sehr schwierig, auch eine Zwickmühle. Es gibt da auch viele verschiedene Dinge, die Du da anführst, die aber alle in eins zusammenzufließen scheinen: wie dus auch machst, es ist immer "falsch". Ich erkenne einiges davon wieder. Mir werden "Außendinge" (Kontakte, Arbeit, alles was mit Interaktion mit anderen und vor allem die mehr oder weniger starken emotionalen vibes, die ich dabei von meiner Umwelt aufnehme) auch recht schnell zu viel und bis vor ein paar Jahren war ich danach sehr häufig hinterher fix und fertig und brauchte Tage bis Wochen, um mich wieder einigermaßen zu fangen. Ich verstehe also gut Dein Bedürfnis nach Rückzug, die Konzentration auf "funktionieren und nicht emotional involviert sein, ich kenne aber auch das Gefühl, das du beschreibst, sich dabei dann nicht lebendig zu fühlen und sondern nur dahinzuvegetieren
      Ich habe auch lange damit gekämpft, meine Bedürfnisse wahr- und ernstnehmen zu lernen und gleichzeitig nicht komplett in Rückzug zu gehen und am Leben doch teilzunehmen und Kontakte zu pflegen, und dass dies nicht nur eine Kraftanstrengung für mich bedeutet.

      Ich weiß nicht, wie lange Dich das schon in der Form belastet oder ob es einfach im Moment gerade wieder sehr belastend ist, zwischendrin aber auch besser geht. Bei mir ist das so, einfach ist dieser Balanceakt nie, aber der Grat, auf dem ich mich bewegen kann, ohne die eine oder die andere Seite in Schieflage zu bringen, wird langsam breiter und der "boden" auf dem ich stehe, insgesamt stabiler. Das kann immer mal wieder schwerer werden, Phasen, wo ich kaum Außenkontakte "aushalte" und mich einfach beinah alles dazugehörige enorm viel Kraft kostet.

      Dennoch, ich glaube, es geht viel ums Ausprobieren, immer wieder versuchen, und je besser Du Dich selbst kennst und einschätzen lernst, desto besser gelingt das Abwägen zwischen "wieviel Rückzug brauche ich grade" und" wie viel Außenkonfrontation halte ich aus bzw. tut mir sogar gut oder lässt mich wachsen, meine Grenzen erweitern".
      Dazu gehören wohl leider viele Versuche, Misserfolge und viel Kraft, wenn man dann wieder nach so einer Unternehmung fix und fertig ist und Tage braucht um sich zu regenerieren.

      Wichtig ist glaube ich, sicherer zu werden, was wohin gehört: was man selbst wirklich braucht und möchte, wo es Spielraum gibt (eigentlich ist mir nach Rückzug, aber ich fühle mich nicht soo überfordert, ich wage es, auch wenn es sein kann, dass es mir danach wieder nicht so gut geht, das kann man auch im Vorfeld ein wenig eingrenzen und für das danach Vorkehrungen treffen, damit man sich besser wieder fangen kann) und wo es eher die Schiene ist " was wollen andere (von mir)". und dann immer wieder die Grenzen ausloten, und lernen, wie man sich selbst wieder gut fangen kann, wenn es doch wieder mal zu viel oder das falsche war.

      Jedenfalls hab ich das so an mir beobachtet und merke in den letzten Jahren doch eine langsame Veränderung Richtung mehr Lebendigkeit, weniger schnelle und starke Erschöpfung /Zusammenbrüche, schnelleres mich wieder Erholen und insgesamt halte ich mehr aus, auch wenn mal wieder was zu viel wird. Das gibt mir einfach eine breitere Basis und mehr Handlungsspielraum , diese Basis ist aber auch sehr langsam gewachsen und ich war und bin auch heute noch oft sehr am zweifeln, doch über die Jahre hinweg merke ich im Vergleich doch, dass sich da viel positives getan hat. Es gibt immer wieder Einbrüche und Phasen, wo es wieder schlechter ist, doch auch die scheinen nicht mehr ganz so extrem zu sein und mich so nachhaltig zurückzuwerfen, es geht langsam und mit vielen Stolpersteinen, aber es geht. und dieses Vertrauen, dieses Grundwissen, braucht Zeit, um sich etablieren zu können und in minikleinen Schritten zu wachsen.

      Mein Therapeut war mir da immer eine große Hilfe. Indem er mir eine Stütze war, mir beigebracht hat, wie ich mich auch selbst um mich kümmern kann und mich immer wieder ermutigt hat, in mich zu vertrauen und wieder einen Versuch zu wagen, wenn es auch immer mit Angst und Risiko behaftet ist.

      Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie deine Therapeutin zu der Aussage kommt, du wärst egozentrisch. So nehme ich dich nämlich nicht wahr. Allerdings weiß ich auch nicht,was genau ihr besprochen habt und wie sie das im Kontext gemeint hat. Vielleicht fragst du sie nochmal? Für mich klingt es eher so, als würdest du dich selbst und deine Grenzen entweder nicht gut kennen oder dich nicht trauen, sie ernstzunehmen und dann oft zu lange warten, bis es dann so viel zu viel wird, dass du die "Notbremse" ziehen musst, was dann vielleicht egozentrisch wirken mag auf manche in manchen Situationen. Weiß nicht, so wirkt es jedenfalls auf mich , nachdem was du hier beispielhaft erzählst.

      Vor lauter Selbstschutz kann es dann schon auch mal passieren, dass man sich gar nicht mehr aus seiner Trutzburg rauswagt und schnell mit schwersten Geschützen auffährt, das kenn ich von mir jedenfalls. Aber es hilft mir, das im Nachhinein ein wenig zu klären, und Leute die mich gut kennen, kennen auch das und die allermeisten sind trotzdem geblieben. Es erfordert natürlich Mut und eine gewisse Offenheit, sich damit zu zeigen und nicht hinter irgendeiner nach außen hin halbwegs funktionierenden Fassade zu verstecken. Aber es bietet auch die Chance, seine Trutzburg (so nenne ich mein zum Teil selbst errichtetes Gefängnis, das sowohl schützt als auch einsperrt) ein Stück weit zu verlassen, manchmal, immer wieder ein Stück.

      Tja, mal wieder meine Erfahrung mit mir selbst, aber vielleicht kannst du ja den ein oder anderen Baustein für Dich draus gebrauchen.
      Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."
      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
      Die Ursache bin ich selbst! (Thomas Bernhard) :thumbsup:

      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)
      Hallo Elfe,

      trotz des Gefühls, dass ares besser den Kern erfasst und ich an der Oberfläche bleiben werde, schreib ich dir ein paar Zeilen.

      Was ist mit dem offen dargelegten Mittelweg?
      Mit hinfahren, kommunizieren, dass man etwas ruhebedürftig ist/Zeit für sich braucht/reizüberflutet/von mir aus auch eine Ausrede ala Menschenmengen nicht mögen.. und einen Teil der Zeit des Konzerts spazieren gehen/sich auf die Wiese am Rand setzen/durch den Ort bummeln..
      Wenn diese Optionen immernoch zuviel sind, weil es um das zuhause und ganz allein sein geht.. Erst mal zuhause bleiben und Männe nachher abholen, bei der Gelegenheit vielleicht noch ein Getränk zu Dritt..
      Oder überhaupt nicht mitziehen, die zwei ganz allein machen lassen, aber eine weitere Unternehmung 1,2,4 Wochen im voraus fix machen, auf die du dich vorher mental einstellen kannst.
      Oder mitkommen und dich nur temporär zurückziehen (Getränke holen, Pipi, Handy), wenn für dich belastende Emotionen ins Gespräch kommen..

      Mit irgendeinem solchen Mittelweg.. könntest du damit nicht dir und der Umwelt etwas gerechter werden? Würde sich damit vielleicht nicht jede Option falsch anfühlen?

      Ich sehe da vielleicht auch ein bisschen das Thema berührt “darf ich Schwäche zeigen“.
      Dein Mann weiß sicher was dich wieviel Kraft kostet, die weitere Umwelt findet es vielleicht wunderlich, wenn du mal “nicht mitmachst“ oder dich zurückziehst..
      Sie können es aber nur verstehen und ihrerseits mit Freude Kompromisse mit dir suchen und eingehen, wenn du kommunizierst was los ist.

      Das sind so meine spontanen Gedanken ;)
      Hallo ihr beiden,
      wenn ich eure Gedanken zusammenfasse, so haben sie das „Immer wieder ausprobieren, Grenzen ausloten und damit erweitern“ gemeinsam. Immer wieder doch versuchen, über den eigenen Schatten zu springen, das wird wohl auch weiterhin die einzige Vorgehensweise sein, die ich verfolgen und umsetzen kann. Vielleicht sollte ich mich noch viel bewusster mit der einzelnen „Anforderung“ auseinandersetzen und schauen, was da genau dafür oder in mir dagegen spricht. Das funktioniert nur bei spontanen Ereignissen wie dem beschriebenen Live-Auftritt nicht. Obwohl mir die Musik gefiel, fühlte ich mich doch so, als ob ich eine Rolle spiele, funktioniere. Daraus folgt leider auch das Gefühl für mich, dass sich mein „Akku“ trotz positiver Eindrücke nicht auflädt. Das dann Wiedereintauchen in das Hier und Jetzt ist dann wie eine kalte Dusche ([Ironie ein]obwohl bei diesen momentanen Wetterlagen fast ja schon ein möglicher gewünschter Effekt [Ironie aus]).
      Meine Erklärung dieses Zwistes: in meinem ersten Klinikaufenthalt habe ich mich total auf diesen Aufenthalt und alles Drumherum eingelassen. Es war wie ein Urlaub auf einer Insel im Paradies. Ich habe versucht, einige der dort erarbeiteten Impulse mit in meinen Alltag herüber zu nehmen. Dies ist in meiner damaligen Umwelt total schief gegangen. Meine Wünsche und ich wurden überhaupt nicht verstanden, geschweige denn akzeptiert. Ich hatte damals leider nicht die Kraft, sie dennoch für mich durchzusetzen. Die nächsten Klinikaufenthalte habe ich dann von mir aus auf max. 8 Wochen begrenzt, um nicht wieder in dieser Berg- und Talfahrt zu landen. Gleichzeitig habe ich damit aber auch wahrscheinlich ihre gesamtheitliche positive Wirkung auf mich begrenzt. Für mich habe ich daraus vermutlich mein spezielles SVV entwickelt.

      Deswegen bin ich ja hier und suche nach Möglichkeiten, diesem Zwist und einem „Sich gehen lassen“ entgegen zu wirken. Ich glaube auch, dass ein Kontaktabbruch zur Außenwelt zwar vordergründig meinen aktuellen Gefühlen entsprechen würde, dass aber der „Schaden“ daraus für mich irreparabel sein könnte. Mein Partner ist mir wichtig, er ist mein Licht in diesem dunklen Tunnel. Natürlich nicht nur das, aber eben auch. Das sage ich ihm jetzt aber nicht, sonst bildet er sich noch was ein.

      Die Funktionsrolle abzubrechen, geht nicht, denn sie ist mein wirtschaftliches Auffangnetz. Hintergrund: auch an eine Kündigung im Arbeitsumfeld habe ich nachgedacht, aber das wäre bei meinen Berufsbedingungen absoluter Irrsinn. Einen Berufswechsel – traue ich mich mit 40 nicht mehr. Außerdem könnte es auch eine Flucht vor der weiter zu führenden Auseinandersetzung mit mir selbst sein. Ich habe mir fest vorgenommen, nicht vor mir und meinen Problemen wegzulaufen, egal wie anstrengend ein Umgang damit ist.

      @Ares: meine „Freundinnen/Freunde“ möchte ich eigentlich bewusst nicht mit meinen „Innereien“ belasten. Ein bisschen wissen sie schon, nur eben doch durch mich begrenzt. Meine sonstige Erfahrung bislang: zu viel Persönliches war oft eher belastend als förderlich. Aber auch das könnte ein Weglaufen vor dem Wagnis und dem Ausprobieren sein. Nur ich kenne meine Art, meine Wahrheiten an meine Umwelt rüber zu bringen.

      Übrigens scheint deine „Trutzburg“ meinem „Elfenturm“ zu gleichen. :)

      @Swollen: Nein liebe Swollen, es geht bei solchen Kontakten, Unternehmungen etc. nicht immer um Eingemachtes und Gefühle. Die lass ich von mir aus oft außen vor, oder ich verstecke das vor meinen Bekannten. Irgendwie schwingt da ein anderes Programm in mir mit, siehe meine anderen Themen.

      Aber vielleicht sollte ich mal anhand einer „Langfristplanung“ für ein Kino oder so versuchen, das Ganze zu entspannen. Erscheint mir spontan etwas widersprüchlich, aber ich müsste es mal versuchen und schauen, wie es mir damit geht. Deinen Buchtipp werde ich mir auf jeden Fall anschauen.

      Euch beiden nochmals lieben Dank für eure Zeilen und Gedanken.
      die Elfe
      Hallo liebe Elfe
      ein zwei Gedanken hab ich noch: Ich glaube, es ist ganz entscheidend, zu spüren, dass es nicht immer ein entweder oder sein muss, damit es ok ist, viel mehr geht es wohl darum, ein " und auch" in Betracht zu ziehen und mal zu erleben, dass das tatsächlich klappen kann und sich nicht zwangsläufig scheiße anfühlen muss. Bei mir hat das eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis ich das überhaupt mal als denkmöglich begriffen habe, und nochmal viel länger, bis es tatsächlich gefühlt auch "gut oder zumindest ok" war, zumindest manchmal und ich auch Möglichkeiten für mich gefunden habe, beiden Bedürfnissen (Kontakt vs Rückzug ) Rechnung zu tragen, so gut wie jeweils möglich.
      Das hat aber entscheidendes verändert. Es braucht Zeit und Geduld, und Du solltest Dir auch die Zeit geben, ohne Druck.

      Es ist überhaupt nicht gemeint, das funktionieren komplett aufzugeben oder plötzlich ohne Rücksicht auf Verluste alles bisherige über den Haufen zu werfen und eine 180Grad Wendung zu machen. Ganz im Gegenteil. Alles soll Platz haben dürfen, so gut, wie es eben geht. und das ist genug und darf reichen. Auch ein sehr hilfreicher Satz, finde ich.

      Wegen Freunden: Ich glaube schon, dass man auch an dem "wie" was verändern kann, klar ist ein zuviel meist nicht förderlich, aber das muss ja auch gar nicht sein. Es reicht doch, wenn die Leute wissen, ok, Elfe tut sich mit gemeinsamen Unternehmungen schwerer und kann sein, dass sie öfter mal eine Auszeit braucht oder früher geht oder gar nicht mitkommt, aber das ist doch ok. Ich hab das früher, als es für mich noch viel schwerer war,oft so kommuniziert. Für mich ist das momentan echt anstrengend ist es ok, wenn ich das spontan entscheide, ob ich mitkomme und evtl auch früher abhaue? war nie in irgendeiner weise ein Thema, so ähnlich hat das ja auch Swollen vorgeschlagen und ein paar mögliche Strategien, das Ganze zu entschärfen, vorgeschlagen.
      Käme auf einen Versuch an, oder?

      Wg früher und den daraus folgenden Strategien: Ja, schwer das loszulassen, aber dennoch: ich nehme an, dass du nicht mehr in denselben Umständen lebst wie damals? Das ist zwar noch in dir, offenbar noch recht stark, trotzdem hast du dich auch weiterentwickelt und die Umstände haben sich (hoffe ich) zumindest zum Teil verändert. und du kannst auch verändern, wie du damit umgehst. Das ins Gefühl zu bringen, ist sauschwer. aber es geht! Gib dir eine Chance und die Zeit, die du brauchst.
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      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
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      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)
      Von mir noch ein Gedanke zu spontanen Situationen, wie das Konzertbeispiel.

      Ich glaube, dass man manchmal in Situationen nicht so reagiert, dass man im Nachhinein damit völlig glücklich ist, liegt meist nicht daran, dass die spontane Situation einen überrumpelt und eine bessere Reaktion nicht menschenmöglich war, sondern daran, dass man in der psychischen Kompetenz zu wenig Übung hat.
      Wenn man in 10 000 Alltagssituationen (mit mehr Zeit zum reagieren und überlegen) eine Lösung gefunden hat (mal besser, mal schlechter), stehen die Chancen besser in einer spontanen Situation unterbewusst richtig abzuwägen oder spontan der Umwelt/sich selbst einen “kreativen“ Mittelweg anzubieten.
      Ich glaube das betrifft ganz viele psychische Themen/Situationen usw.

      Ansonsten.. ach Elfe... ich weiß du hast andere Erfahrungen gemacht und eine relativ feste (Gefühls)Meinung dazu.. und ich hasse es jemanden “drüber zu reden“.. also bitte nicht als “belabern“ auffassen, sondern nur als Ermutigung, die hoffentlich nicht zu sehr nervt:
      Ich glaube du kannst mehr preisgeben, dich ehrlicher erklären, mehr Schwäche zeigen. Und es kann passieren, dass du bei 1, 2 Personen dadurch in die Schublade empfindlich, komisch oder sonstwas gerätst, ich glaube aber bei den meisten Mitmenschen und für dich macht es vieles einfacher.
      Ich denke Grenzen ziehen macht da Sinn.. ein gewisser Personenkreis muss nichts von stationären Aufenthalten wissen.
      Aber das was du jetzt in der Gegenwart fühlst und hier und da ein Wort dazu woher das kommt.. für mich zeugt es von Stärke und nicht Schwäche das zu artikulieren.
      Und ich glaube die Mitmenschen hacken eher auf Schwächen ein, die sie irgendwie spüren, aber nicht verstehen, nicht erklärt bekommen und nicht hinterfragen können, als wenn jemand einfach sagt “ich bin sehr empathisch, das hilft mir oft, aber dadurch stresst mich Kontakt mit Mitmenschen auch viel schneller“. Feststellung, Information, nicht Rechtfertigung.
      Im übrigen: so öfter man sowas selbstbewusst und selbstverständlich der Umwelt erzählt, mantramäßig wiederholt, desto mehr glaubt man es auch selbst.
      Hallo liebe Ares,
      rein vom Verstand her sage ich mir das auch schon, aber wie du auch treffend schreibst: „… das ins Gefühl zu bringen …“ Manchmal ist es ja auch so, dass das Gefühl sagt „mach es nicht“, aber der Verstand sagt „mach es“. Wenn ich es dann trotz der gefühlsmäßigen Ablehnung gemacht habe, sagt manchmal hinterher der Verstand und das Gefühl: es war ok oder sogar es war gut. Nur vorher läuft das Gefühlskino öfters mal anders rum. Wenn ich ehrlich bin, leider ziemlich sehr oft.

      Und da ist dann immer noch das verheerende Verbotsschild in mir. Wie ich das in seiner Auswirkung auf mich kleiner kriege … ich hab noch immer keine Ahnung. ;(

      Du sprichst aber auch noch einen anderen Kern an, die Geduld. Die ist bei mir eher knapp, ich bin eine ziemliche ungeduldige Hummel. Irgendwie will ich langsam mal das Gefühl haben, dass sich etwas bei mir bewegt. Nur dieses Gefühl muss ich im Moment mit der Lupe suchen. Doch es ist so, wie du es sagst: ich muss weiter Geduld haben, zum Kuckuck noch mal.

      Hallo liebe Swollen,
      ich hab so das Gefühl, dass du mich schon ein bisschen kennst bzw. einschätzen kannst, was das Belatschern angeht. Aber darum geht es ja auch nicht, wenn man jemandem anderen seine Gedanken schreibt. Und so empfinde ich auch deine Zeilen als Angebot zum Nachdenken und Versuchen. Wahrscheinlich ist dein Grundgedanke, ein bisschen die Hose runter zu lassen, der entscheidende Mittelweg, der die Neugier der anderen zufrieden stellt und mich nicht zum völligen Offenbarungseid zwingt. Bislang war ich eher flächendeckend schweigsam und auf Funktion programmiert.

      Es fällt mir bei meinen Direktkontakten wie auch hier im Forum immer noch unheimlich schwer, von mir zu schreiben und um eure Gedanken und Tipps zu bitten. In meinen Geschichten, die ja irgendwo auch ab und an ein bisschen der Elfe durchschimmern lassen, geht das leichter. Weil es Geschichten sind, da darf ich es mir erlauben. In der realen Außenwelt sieht das vollkommen anders aus.

      Lieben Dank euch beiden für eure Zeilen.
      Elfenspiegel
      Endlich Urlaub …

      doch jetzt haben sich Bekannte mit ihren Kindern zu einem Besuch angesagt. Ich glaube, ihr ahnt schon, was da jetzt kommt.

      Mein Gefühl: ich will meine Ruhe – mein Verstand: das sind deine Bekannten, die dich mal besuchen wollen. Und weiter in meinem Gefühlskino: ich fühl mich sauschlecht, weil ich entscheiden muss. Hab mir bis morgen eine Überlegungszeit erbeten und weiß jetzt nicht, wie ich entscheiden soll. Mein Mann sagt mir: „das musst du wissen. Denk halt dran, dass du sie nicht so oft siehst.“ Aber mein Akku fühlt sich einfach leer an, leer, leer, leer … Nur ich bezweifle, dass das jemand als triftigen Grund für eine Absage akzeptiert (meine öfters gemachte Erfahrung).

      Andererseits wollen mein Mann und ich auch mal ein paar Tage wegfahren, abschalten, Tapetenwechsel etc. Jetzt habe ich schon überlegt, ob ich das als Grund für eine Absage nehmen kann. Achte ich nicht auf mich, fühle ich mich bescheiden – achte ich auf mich, fühle ich mich genauso bescheiden.

      Mit den Bekannten sehen wir uns wirklich nicht sehr oft, und die sagten, sie wollten uns mal wieder zeigen, wie weit schon ihre Kinder gewachsen sind (eben Elternstolz).

      Was mach ich bloß - Hilfe????
      Hallo,
      ein paar Fragen, weil ich die für wichtig halte, damit du für dich eine gute Lösung finden kannst . Sind das Bekannte oder richtige Freunde? Wie sollte deren Besuch aussehen, wie lange wollen sie bleiben, wie habt ihr das bisher gemacht? Wie lange dauert Dein Urlaub?
      Also meine Ideen :
      Ich finde du kannst selbstverständlich absagen, wenn es absolut nicht passt für Dich. Wenn Du wirklich glaubst, dass Du nicht sagen kannst, dass Du echt mal abschalten und Batterien aufladen musst (es müssen meiner Meinung auch nicht immer alle verstehen oder damit einverstanden sein, welche Entscheidungen/Gründe man trifft und hat - es ist dein Leben und du bist die Chefin und niemand der selbst halbwegs erwachsen ist hat das was Du für Dich entscheidest, zu bemeckern oder nicht zu akzeptieren oder muss sich deshalb auf den Schlips getreten fühlen)
      Also akzeptieren müssen sie es meiner Meinung nach, höchstens verstehens sie es nicht oder sind kurzfristig beleidigt oder sogar sauer, das ist dann aber ihre Unreife und nichts, weshalb du dich schlecht oder verantwortlich fühlen musst.
      Wenn Dir das trotzdem zu "heiß" ist, kannst Du ja auch sagen, dass ihr schon was gebucht und geplant habt und das nicht mehr stornieren könnt. Das sollte dann eigentlich gar kein Problem sein.

      Vielleicht könntest du ihnen eine für Dich gut planbare und schaffbare Alternative vorschlagen (kommt doch dann und dann, gleich einen für Dich passenden Zeitrahmen suchen und auch kommunizieren dass du halt nur dann und so und so lang gut Zeit hast)oder du nimmst die Sache in die Hand und kommst selbst mal, aber eben auf Kurzbesuch zb..

      Falls Du Dich für den Besuch entscheidest, kannst Du auch den Ablauf gestalten und mit den Bekannten zB ausmachen, dass ihr Euch eben zum Kaffee trefft oder mal etwas gemeinsam mit den Kids macht, wo die Kids beschäftigt sind und ihr ein bisschen Freiraum zum plaudern habt, sie aber mit den Kids nicht tagelang bei Euch rumhängen und auch zwischendurch mal was ohne Dich oder Euch machen, und nicht erwarten, dass ihr tagelang ein dichtes Programm im "Rudel" durchzieht oder Du alle bekochen und bespaßen sollst.

      -vielleicht geht sich ja beides aus. Ein Tag ein paar Stunden der Besuch der Bekannten und davor oder danach - wie du glaubst, dass es besser für dich ist, Urlaub Entspannung Tapetenwechsel.
      Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."
      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
      Die Ursache bin ich selbst! (Thomas Bernhard) :thumbsup:

      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)
      Hallo Ares,
      deine Zeilen sind wunderbar. Verzeih mir, wenn ich das so beschreibe … aber sie haben mir gerade geholfen, mich wieder etwas zu sortieren. Ich hab wohl den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Deine Ideen sind gut – eigenen Termin planen und Kinder beschäftigen. Boah, dass ich da nicht selbst darauf gekommen bin. :S

      Ich glaube, wenn ich das etwas längerfristig planen kann, hab ich auch Zeit, mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen und mich zu gewöhnen. Ich glaube, das könnte funktionieren. Und das mit den Kindern beschäftigen … wunderbar. Denn damit könnte der Trubel um mich rum reduziert werden, ohne dass es auffällt. Ich glaube, Kinder sitzen eh nicht gern dabei, wenn alte Bekannte miteinander quatschen. Ist wohl schon von Ihnen angedacht, 2-3 Tage zu bleiben, da die Reiserei zu uns ca. 6 Stunden dauert. Aber wenn ich das längerfristig planen kann … das ist es.

      Wenn du gerade ganz leise warst, hast du vielleicht den Stein plumpsen hören, der mir durch deine Ideen vom Herzen gerutscht ist. Und so muss ich mich auch gar nicht erst rechtfertigen. Das ist mir das Allerliebste. :)

      Ganz lieben Dank dir
      Elfenspiegel