Fortsetzung folgt

      Liebe Elfenspiegel,
      ich hatte gestern keinen besonders guten Tag, wollte Dir dennoch antworten. Heute geht es besser und ich möchte nochmals etwas detailierter antworten, bzw habe Fragen.

      Elfenspiegel schrieb:

      Das ändert aber für dich nichts an dem Unwohlsein über die Versuche deines Freundes, kommende Tatsachen zunächst zu ignorieren oder sie sogar als gewollte Trennungsansage darzustellen.

      Kannst Du mir bitte kurz erläutern: "meine Trennungsansage an ihn oder seine Trennungsansage an mich" ? Ich versteh's leider nicht richtig, trotz mehrmaligem Lesen.

      Zu diesem "halben Heiratsantrag" muss ich noch eine Bemerkung hinzufügen, die auch fiel ... "sie (die ehemalige Freundin) hatte mehrere Männer, ist halt a u c h ein schwieriger Mensch.
      Darf man mit einer gewissen Selbsterkenntnis rechnen? Das würde mich ja freuen oder gehört das in die Ecke Interpretation (oder unerheblich)?

      Ansonsten gebe ich mich keinen Illusionen hin, dass ich dauerhaft diejenige bin (wäre), die diesen Kontakt aufrecht erhält.

      Elfenspiegel schrieb:

      Für mich folgt daraus für dich nur eins: dir eine Strategie zurecht zu legen, wie du auch in weiterer Zukunft mit seinem Verhalten umgehen willst. Meine ehrliche Meinung: er hat gar keinen Grund, auch nur das Geringste an seiner Sicht- und Vorgehensweise zu ändern.

      Diese Einschätzung ist sehr wichtig für mich, denn ich habe schon gemerkt, ich konnte nichts in Bewegung bringen. Also mache ich, was ich für mich richtig erachte. Lasse ihn aber im Klaren darüber, was ich vor habe.
      In meiner gestrigen Mail an ihn habe ich ihm zwar geschrieben: wenn ich nicht da bin, würde ich ihm etwa 1x wöchtlich schreiben. Nicht ganz glücklich, denke ich heute, in meinen Gedanken war es seiner Verlustangst geschuldet. Was ich dann schreibe ist ja mir überlassen. Jedenfalls stehe ich zu meinem Wort. Daran möchte ich keinen Zweifel lassen.

      Wenn Du möchtest, würdest Du mir bitte Deine Meinung zu dieser "Strategie" schreiben?

      Danke, ich merke, wie sich doch Neues in mir abzeichnet.
      elin
      Hallo elin,
      es tut mir leid, wenn meine Zeilen missverständlich für dich waren und ich finde es gut, dass du nachfragst. Ich bezog mich darauf:
      Ende kommender Woche werde ich für 6 Monate wegfahren. Ob es schlussendlich tatsächlich ein halbes Jahr wird, weiß ich nicht, weil ich das nicht ganz selbst bestimme. Ich hoffe trotzdem eher nicht. Jedoch ist das im Moment auch nebensächlich. Mein Eindruck ist, dass diese Tatsache, obwohl schon länger bekannt, von meinem Freund verdrängt, bzw. immer noch als verhinderbar wahrgenommen wird.

      Ich hatte es so verstanden, dass du zwangsläufig eine Zeit lang nicht (für ihn) da sein können wirst. Das schließt natürlich Kontakte per Telefon, Brief, Email oder WhatsApp nicht aus, aber du bist dann ja eben nicht für ihn direkt greifbar, nicht „nebenan“ … also wie eine Trennung für eine Zeit.

      Das mit dem halben Heiratsantrag und deine Ergänzung oben verstehe ich etwas anders. Mein Verständnis aus deinen Zeilen: eine alte Freundin hätte ihn sogar geheiratet, wenn er da (verfügbar) gewesen wäre. Soll vielleicht dir gegenüber sagen: Guck mal, andere wollen mich, nur du nicht, ein Versuch, dich eifersüchtig zu machen?! Das mit „ … ist wohl auch ein schwieriger Mensch…“ bezieht sich für mich gefühlt auf diese Freundin, und könnte auch so verstanden werden: „ich (dein Bekannter) bin froh, dass es letztendlich mit dieser Heirat nichts wurde, weil …“
      Eine Selbsterkenntnis zu seiner Person und seinem Verhalten lese ich daraus irgendwie überhaupt nicht.

      Aber das Ganze bitte ich dich als meine Gedanken zu deinen Zeilen zu sehen, möglich dass andere Lesende das ganz anders empfinden. Ich war ja nicht bei euren Gesprächen / Situationen dabei, also ergibt sich für mich nur ein Bild anhand deiner Zeilen und meine Gedanken dazu.

      Es geht mir auch nicht darum, wer derjenige ist, der die meiste Mühe in die Aufrechterhaltung einer Freundschaft steckt. Nur bin ich für mich generell der Meinung, dass hier beide Beteiligten sich einbringen sollten, ob dies immer zu gleichen Teilen ist, erscheint mir nicht ganz so von Bedeutung. Doch wenn dieses Mühen eine Einbahnstraße scheint (mein Eindruck), dann frage ich mich schon, wie du das auf Dauer für dich akzeptieren möchtest. Was bekommst du denn als Gegenleistung für dein Bemühen von ihm zurück? Findet darüber für dich ein gewisser Ausgleich statt? Mein Statement dazu: wer immer nur gibt, könnte irgendwann daran verbrennen.

      Zu deiner Strategie: ich finde es gut, dass du dich an Zusagen, die du getroffen hast, halten möchtest. Das soll deine Strategie sein, den Zeitraum zu überbrücken. Ich bezweifle nur, dass es evtl. gut war, eine solche Zusage zu treffen.

      Ich wollte diesen Hinweis viel allgemeiner verstanden sehen. Mein Eindruck: du (ausschließlich?!) bist die Gebende, die sich Bemühende, und wirst es auch vermutlich weiterhin sein. Und jetzt überspitzt: „er ist der King, der deine Huldigung und dein Bemühen empfängt“. Wem es so gut geht, hat er doch keinerlei Notwendigkeit, etwas an dieser Situation zu ändern. Ob er es möchte und/oder überhaupt kann, ist hierbei nicht meine Aussage, ich ziehe es jedoch in Zweifel.

      Ich will mal das Bild einer Waage bemühen: du legst immer deinen Anteil für diese Freundschaft auf deine Waagschale; was legt er im Gegenzug dafür auf seine Waagschale? Ich für mich würde auf Dauer mit dieser „Einseitigkeit“ nicht klar kommen, es würde mich verbrennen. Aber das ist mein Empfinden. Wenn es für dich - so wie es zwischen euch ist – ok ist, dann ist es so. Es ist eure Freundschaft. Nur Freundschaft besteht für mich aus zwei Teilen, jeder nimmt und jeder zahlt darin ein. Das lese ich aus deinen Zeilen nicht. Aber vielleicht denke ich da auch zu einseitig und projiziere meine Erfahrungen zu sehr hinein, dann verzeih bitte … es geht nicht um mich, es geht um dich.

      Liebe elin,
      ich hoffe, dass meine Gedanken dich nicht zu sehr in Zweifel oder Unsicherheit stürzen, Sie sollen eher ein Anstoß und eine Unterstützung sein, deinen Weg für dich zu finden.

      Mit liebem Gruß
      Elfenspiegel
      Liebe Elfenspiegel,
      herzlichen Dank für die Erklärung. Das richtige Verstehen ist wichtig, besonders bei heiklen Themen. Bemühung und Unterstützung können anders nicht "ankommen".

      Von außerhalb ist eine "Begleitung" ja ziemlich ressourcenintensiv. Sich in die Situationen zu versetzen, kostet Energie, wie ich finde. Aber es nützt und wirkt auf mich lösungsorientiert und entlastend, im Dialog mit einem kompeteten Menschen zu stehen, wenn ich irritiert oder überfordert bin.

      Jetzt geht es ein Stück weiter, dank Deiner Hilfe. :)

      LG
      elin
      Ups … da wollte ich heute noch einen Gedanken ergänzen … und da hast du schon reagiert. Ich muss gestehen, dass mich heute Nacht ein paar Gedanken zu verschiedenen Themen umgetrieben haben und nicht losließen. Aber mach dir keine Gedanken, das kenn ich von mir … und ich verspreche dir, ich werde meinen Schönheitsschlaf nachholen – ehrlich. ;)

      So aber jetzt noch mal zu dir und deinem Thema. Worüber bin ich jetzt noch mal gestolpert? Da ist einerseits dein intensiver Versuch, dich mit der Beziehung zu deinem Freund auseinander zu setzen. Für eine intensive Freundschaft sicher nicht ganz ungewöhnlich. Lassen wir es also mal so stehen. Aber dann fielen mir diese Zeilen aus deinem letzten Posting nochmals ins Auge:
      In meiner gestrigen Mail an ihn habe ich ihm zwar geschrieben: wenn ich nicht da bin, würde ich ihm etwa 1x wöchentlich schreiben. Nicht ganz glücklich, denke ich heute, in meinen Gedanken war es seiner Verlustangst geschuldet. Was ich dann schreibe ist ja mir überlassen. Jedenfalls stehe ich zu meinem Wort. Daran möchte ich keinen Zweifel lassen.

      Einen Teil dazu habe ich ja schon mit „meiner Brille“ kommentiert. Aber da ist noch was Anderes. Hab gestern mal so nebenbei meinen Mann gefragt, was er davon hielte, wenn wir mal für eine Zeit lang getrennt seien, und ich würde ihn einmal die Woche kontaktieren. Seine Antwort (sicher nicht repräsentativ): Ganz schön intensiv, aber kann man machen. Ja so ist er mit seiner Sicht der Dinge. Ich will das jetzt auch nicht überbewerten. Du schriebst ja, du fühltest es seiner Verlustangst geschuldet.

      Ich sag’s mal so: zwischen guten Freunden/Innen gibt es sicher teils intensive Kontakte, auch was deren Häufigkeit etc. angeht. So scheint es bei euch zu sein. Aber mein Partner (ich nenn ihn der Einfachheit halber oft mein Mann) sagte auch: „Aber nur, weil wir zusammen sind.“ Das heißt im Umkehrschluss für mich: du gibst dir gefühlt schon sehr viel Mühe. Weiß eigentlich dein Partner/Mann, dass du dich so intensiv mit diesem Thema beschäftigst, dass es dir evtl. so wichtig ist? Ich hätte kein Problem damit, wenn du geschrieben hättest: ich ruf einmal die Woche meinen Mann an etc. Auch ich habe ein paar wenige „gute“ Freunde/Innen, aber die kontaktiere ich nicht einmal die Woche. Klar, wenn es konkrete Problem gibt, frage ich schon öfters nach: wie geht es dir?

      Was ich versuche, ganz behutsam und vorsichtig anzusprechen, ist für mich der Gedanke der Co-Abhängigkeit. Dein Freund scheint deiner Beschreibung nach ein (oder mehrere) Problem/e zu haben. Aber die, so finde ich es schon zwischen deinen Zeilen, beschäftigen dich doch sehr?! Sich um andere zu kümmern ist erst mal nichts Verwerfliches. Nur erscheint es mir so, dass da größere Dinge in dir ablaufen, vielleicht auch, weil dich dein Freund auf seine subtile Weise des Öfteren triggert. Und da frage ich mich eben: ist es nur ein Triggern oder ist es schon ein gutes Stück darüber hinaus? Eben so was wie eine Co-Abhängigkeit. Denn irgendwo bestimmt (mein Eindruck, meine Interpretation!) sein Verhalten in einem doch großen Maße deine Reaktionen und deine Entscheidungen.

      Wie gesagt ist dies nur ein Gedanke. Ich erlaube mir, ihn dir gegenüber offen zu formulieren. Und ich will dir damit in keiner Weise zu nahe treten oder dich sogar damit verletzen, auf gar keinen Fall!

      Es bleibt an dir für dich in dich hineinzuschauen und dabei deine Gedanken, deine Gefühle, dein Agieren (Reagieren), dein Verhalten wahrzunehmen. Da du auch etwas von Therapie geschrieben hast, vielleicht wäre dies ein möglicher Gedanke, den du in einem Gespräch für dich abprüfen könntest.

      Wie gesagt, ein Gedanke, der in mir kreiste … und ich möchte ihn dir zur Prüfung für dich mitgeben.Wenn du das für dich gänzlich ausschließen kannst und tust, dann leg einfach diesen Beitrag zur Seite, streich ihn einfach. Es ist an dir, was du für dich als hilfreich und nochmals zu betrachten als wichtig erachtest oder was du als Unsinn weglegen kannst und dann auch tun solltest.

      Lg Elfenspiegel

      PS: es freut mich, wenn du meine Gedanken für dich als „Katalysator“ nutzen kannst, und ich danke dir für deine Rückmeldung. :P
      Liebe Elfenspiegel,

      zuerst mal danke für den unglaublich wertvollen Tipp, dass andere das Schreiben 1x pro Woche für (zu) intensiv halten. Solche Dinge sind es, die sich mir entziehen und die dann ungewollt zur N*he-D**tanz Problematik führen. Da wünschte ich mir für mich mehr Achtsamkeit.

      Tatsächlich fehlt mir in manchen Dingen das, wie man sagt, "richtige Maß". Wobei das auch individuell ist. Das ist mir schon bewusst.

      Ich habe die Mail wohl zu schnell abgeschickt. Genau genommen schrieb ich "ungefähr" 1x in der Woche. Damit lässt sich, hoffe ich, etwas jonglieren, ohne ein gegebenes Versprechen zu brechen. Es bleibt ja auch noch, Änderungen von Fall zu Fall zu versprachlichen, zB: "Ich schreibe wieder, wenn es Interessantes zu berichten gibt " oder ähnlich.

      Das vll. Entscheidende zu dem Gesamtthema ist, unser Freund hat sehr viel gemeinsam mit meiner im Mai verstorbenen Mutter (Betonung auf "sehr") Das sagt viel aus, nicht wahr? Für Andere ein Fall für Therapie (die, die ich anstrebe, soll einen eigenen wichtigen Teil aus der Problematik enthalten, der sich vor langer Zeit verselbständigt hat).

      Es hat Jahre gedauert, bis ich darauf kam, welche Treibkraft dieser Beziehung zugrunde liegt. Es ist das Phänomen der Wiederholung.

      Dabei kommt man unwillkürlich mit Thema Co-Abhängigkeit in Kontakt. Die Frage, ob oder ob nicht, habe ich mir dann auch gestellt, sie für mich beantwortet und dort gegengesteuert, wo ich persönlich diesen Eindruck hatte. Es hört sich möglicherweise leicht an, war es aber überhaupt nicht. Dazu habe ich mein Augenmerk auf meine eigenen Bedürfnisse lenken müssen, das war mir damals neu!

      Das Tri**ern ist allerdings allgegenwärtig und oft komme ich erst im Nachhinein darauf, was da welche Reaktion hervorrief. Daran hängt meine eigene Persönlichkeitsentwicklung. Das hat Auswirkungen auf alle meine Beziehungen und zeigt das Leben in seiner Komplexität.

      Angehend die Therapie, werde ich mir nochmal ansehen, wem ich mich da anvertraue. Die Frau, die ich mir via Internet ausgesucht habe, könnte rein vom Berufsbild mit der Komplexität überfordert sein. Ich bin nicht mehr jung genug, mehrmals einen Therapeutenwechsel vorzunehmen, zeitlich gesehen. Therapie ist mir ja nicht fremd. Zu meinem alten Therapeuten kann ich schon aus Gründen der Entfernung nicht wieder gehen.

      Es stellt sich die Frage: "Zu welcher Art Therapeut gehen Angehörige?". Inzwischen gibt es eine verwirrende Anzahl von Ausbildungen in dieser Richtung. Fatal, wenn Zeit vergeudet wird, durch eine falsche Wahl. Oder ist es heute doch eher "Vogel friss oder stirb?". Allerdings bin ich ein sehr sensibler Mensch und bei mir weckt man schnell Ängste, was mir zusätzlich Kraft abverlangt. Da muss ich gut auf mich aufpassen.

      Liebe Elfenspiegel, es ist so heilsam im schriftlichen Gespräch mit Dir sich Gedanken zu machen. Ich lerne viel über mich selbst, meine Motive, die Zusammenhänge und habe das Gefühl, es geht Schritt für Schritt vorwärts. Das Ziel kann ich nur für mich selbst formulieren und von Zeit zu Zeit kann es eine Korrektur erfahren.

      Jedenfalls gibt es zu tun. Ich vertrau Dir, dass Du Deine eigenen Kräfte kennst und gegebenfalls schonst. Danke für Deine professionelle Art der Zuwendungen

      Lieben Gruß
      elin