Hi,
um erstmal den Zusammenhang herzustellen: Ich war vor einigen Jahren autoaggressiv und depressiv. Damals war das Forum ein wichtiger Anker für mich; ich konnte mich hier immer auskotzen und Hilfe finden.
Seit vielen Jahren bin ich hier nicht mehr aktiv, aber es kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn es mir so richtig dreckig geht. Darum bin ich hier und schreibe und hoffe, es ist OK.
Autoaggression ist zu 99% kein Thema mehr. Was mich umtreibt ist eine chronische, schmerzhafte Erkrankung. Und langsam denke ich: "Das darf doch nicht wahr sein, dass ich so ein Pech habe!" Ich hab über 10 Jahre gegen meine Depressionen und Autoaggression angekämpft. Dann ging es mir 1-2 Jahre gut, ich hatte es geschafft. Ich hab einen Job, den ich mag; einen Mann, den ich liebe; Freunde, die ich gerne mag - und dann kam vor etwa 3 Jahren die körperliche Erkrankung. Liebes Schicksal, du kannst mir mal gepflegt den Buckel runter rutschen!
Die Erkrankung zählt nicht zu den bösartigen wie z.B. Morbus Crohn und ich bin wirklich dankbar, dass es nichts wirklich Heftiges ist. Aber Endometriose kann eben auch ein Arschloch sein und ich hab natürlich eine richtige Arschloch-Ausprägung abbekommen. Eigentlich kommt es nicht vor, dass Endo einem tägliche Schmerzen beschert - bei mir ist es der Fall. Mal ist es schlimmer, mal ist es besser. Aktuell ist es wieder schlimmer, ohne ordentliche Schmerzmittel hätte ich die letzten Tage deutlich schlechter ausgehalten.
Und wisst ihr, was das Lächerlichste daran ist? Ich kann mit Schmerzen dank der Autoaggression super umgehen. Ich kann viel erstmal aushalten, bevor ich zu Medikamenten greife und arbeite einfach weiter. Ich hab in Therapien so super gelernt, mit Ressourcen umzugehen, zu entspannen, mit der Angst umzugehen dass es nie besser wird bla bla bla. Alles, was ich in Therapien bzgl. der psychischen Erkrankung gelernt habe, hat mir in den letzten zwei Jahren (seit der Diagnosestellung) verdammt gut mit der körperlichen Erkrankung geholfen. Ich war bestens mental dafür ausgestattet. Die Depression und Autoaggression hat sich hierfür echt super ausgezahlt. Ha. Ha.
Ich hab keine Lust mehr. Ich könnte - ich könnte weiterhin sinnvoll, ruhig und verantwortungsbewusst mit der Scheiße umgehen, aber ich hab keine Lust mehr. Weil ich so gut darin bin, trotz Erkrankung zu funktionieren, kann ich nicht mehr abschätzen, wann ich wirklich Zeit für mich und eine Krankschreibung brauche, und wann es doch geht. Ich kann es nicht mehr einschätzen, weil ich so viele Jahre parallel funktioniert und immer weiter gemacht habe, um nicht in der Depression zu versinken. Wie gesagt, viele der Fähigkeiten kommen mir heute mehr als gelegen. Aber manche auch nicht.
Wann brauche ich eine Pause? Wann m u s s ich mal aufhören und mich einfach krank schreiben und wann würde es eher wieder zu einer depressiven Verstimmung führen? Es ist dieser eigenartige Balanceakt zwischen "ich achte auf mich" und "ihr könnt mich alle mal gern haben, ich will einfach nicht mehr" und "stell dich nicht so an, chronische Schmerzen gehören zu deinem Leben, fang an dein Leben so zu gestalten, dass es dir trotzdem gut geht". Ich falle immer wieder auf einer Seite des Seils runter und krieg die Balance nicht hin. Mal verlange ich mir zu viel ab und überarbeite mich, obwohl ich längst eine Pause gebraucht hätte, um meinen Akku wieder aufzuladen. Mal melde ich mich zu schnell krank und fall dann eher in ein Loch mit dem Motto "wie soll das nur die nächsten 40 Jahre weiter gehen?". Mal schaffe ich es, alles super in Balance zu halten, meinen Alltag mit seinen Verantwortungen zu gestalten und zugleich gut auf mich zu achten. Und einen Moment später fall ich wieder irgendwo anders runter. Gerade auf der Seite "ich kann einfach nicht mehr".
Ganz im Ernst, was soll das? Die Hälfte meines Lebens kämpfe ich gegen irgend etwas. Und bei meinem Glück sieht es nicht so aus, als würde sich das tatsächlich ändern. Ich kann nur wieder MIT einer Erkrankung lernen zu leben und es kotzt mich an. Es kotzt mich so an, dass es nicht einfach gut wird, dass ich nicht Endo hab wie viele andere Betroffenen auch, sondern irgend eine beschissene Scheiß-Form, die Verwachsungen aus der Hölle produziert. Es kotzt mich an, dass die Ärzte trotz mehrmaligem Marathon nicht mehr sagen als "tja, wir könnten ja nochmal operieren, aber Verwachsungen kommen zu 80% wieder". Es kotzt mich an, dass ich wieder und wieder und wieder neue Möglichkeiten suche und mein Leben anpasse, damit die Schmerzen besser werden. Nicht verschwinden, nur besser werden. Es kotzt mich an, dass keiner der kleinen Tricks, die ich bisher herausgefunden habe, dauerhaft wirksam war, sondern dass es trotz aller Bemühungen immer wieder diese beschissenen Phasen mit diesen starken Schmerzen gibt. Es kotzt mich einfach nur noch an, ständig kämpfen zu müssen.
Im Moment fokussiere ich mich wieder total auf das "es kotzt mich nur noch an". Aber ich weiß, dass das nichts besser, sondern nur schlimmer macht. Stress hilft nicht bei Schmerzreduktion... Ich weiß, ich solltemüsste jetzt wieder tief durchatmen, alle Ressourcen raus holen, einfach weiter machen, weil alles andere nichts bringt. Aber ich kann mich gerade einfach nicht dazu aufraffen. Mir geht die Puste aus.
Hat jemand tröstende Worte, etwas Aufmunterndes?
Viele Grüße & Dank vorab.
um erstmal den Zusammenhang herzustellen: Ich war vor einigen Jahren autoaggressiv und depressiv. Damals war das Forum ein wichtiger Anker für mich; ich konnte mich hier immer auskotzen und Hilfe finden.
Seit vielen Jahren bin ich hier nicht mehr aktiv, aber es kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn es mir so richtig dreckig geht. Darum bin ich hier und schreibe und hoffe, es ist OK.
Autoaggression ist zu 99% kein Thema mehr. Was mich umtreibt ist eine chronische, schmerzhafte Erkrankung. Und langsam denke ich: "Das darf doch nicht wahr sein, dass ich so ein Pech habe!" Ich hab über 10 Jahre gegen meine Depressionen und Autoaggression angekämpft. Dann ging es mir 1-2 Jahre gut, ich hatte es geschafft. Ich hab einen Job, den ich mag; einen Mann, den ich liebe; Freunde, die ich gerne mag - und dann kam vor etwa 3 Jahren die körperliche Erkrankung. Liebes Schicksal, du kannst mir mal gepflegt den Buckel runter rutschen!
Die Erkrankung zählt nicht zu den bösartigen wie z.B. Morbus Crohn und ich bin wirklich dankbar, dass es nichts wirklich Heftiges ist. Aber Endometriose kann eben auch ein Arschloch sein und ich hab natürlich eine richtige Arschloch-Ausprägung abbekommen. Eigentlich kommt es nicht vor, dass Endo einem tägliche Schmerzen beschert - bei mir ist es der Fall. Mal ist es schlimmer, mal ist es besser. Aktuell ist es wieder schlimmer, ohne ordentliche Schmerzmittel hätte ich die letzten Tage deutlich schlechter ausgehalten.
Und wisst ihr, was das Lächerlichste daran ist? Ich kann mit Schmerzen dank der Autoaggression super umgehen. Ich kann viel erstmal aushalten, bevor ich zu Medikamenten greife und arbeite einfach weiter. Ich hab in Therapien so super gelernt, mit Ressourcen umzugehen, zu entspannen, mit der Angst umzugehen dass es nie besser wird bla bla bla. Alles, was ich in Therapien bzgl. der psychischen Erkrankung gelernt habe, hat mir in den letzten zwei Jahren (seit der Diagnosestellung) verdammt gut mit der körperlichen Erkrankung geholfen. Ich war bestens mental dafür ausgestattet. Die Depression und Autoaggression hat sich hierfür echt super ausgezahlt. Ha. Ha.
Ich hab keine Lust mehr. Ich könnte - ich könnte weiterhin sinnvoll, ruhig und verantwortungsbewusst mit der Scheiße umgehen, aber ich hab keine Lust mehr. Weil ich so gut darin bin, trotz Erkrankung zu funktionieren, kann ich nicht mehr abschätzen, wann ich wirklich Zeit für mich und eine Krankschreibung brauche, und wann es doch geht. Ich kann es nicht mehr einschätzen, weil ich so viele Jahre parallel funktioniert und immer weiter gemacht habe, um nicht in der Depression zu versinken. Wie gesagt, viele der Fähigkeiten kommen mir heute mehr als gelegen. Aber manche auch nicht.
Wann brauche ich eine Pause? Wann m u s s ich mal aufhören und mich einfach krank schreiben und wann würde es eher wieder zu einer depressiven Verstimmung führen? Es ist dieser eigenartige Balanceakt zwischen "ich achte auf mich" und "ihr könnt mich alle mal gern haben, ich will einfach nicht mehr" und "stell dich nicht so an, chronische Schmerzen gehören zu deinem Leben, fang an dein Leben so zu gestalten, dass es dir trotzdem gut geht". Ich falle immer wieder auf einer Seite des Seils runter und krieg die Balance nicht hin. Mal verlange ich mir zu viel ab und überarbeite mich, obwohl ich längst eine Pause gebraucht hätte, um meinen Akku wieder aufzuladen. Mal melde ich mich zu schnell krank und fall dann eher in ein Loch mit dem Motto "wie soll das nur die nächsten 40 Jahre weiter gehen?". Mal schaffe ich es, alles super in Balance zu halten, meinen Alltag mit seinen Verantwortungen zu gestalten und zugleich gut auf mich zu achten. Und einen Moment später fall ich wieder irgendwo anders runter. Gerade auf der Seite "ich kann einfach nicht mehr".
Ganz im Ernst, was soll das? Die Hälfte meines Lebens kämpfe ich gegen irgend etwas. Und bei meinem Glück sieht es nicht so aus, als würde sich das tatsächlich ändern. Ich kann nur wieder MIT einer Erkrankung lernen zu leben und es kotzt mich an. Es kotzt mich so an, dass es nicht einfach gut wird, dass ich nicht Endo hab wie viele andere Betroffenen auch, sondern irgend eine beschissene Scheiß-Form, die Verwachsungen aus der Hölle produziert. Es kotzt mich an, dass die Ärzte trotz mehrmaligem Marathon nicht mehr sagen als "tja, wir könnten ja nochmal operieren, aber Verwachsungen kommen zu 80% wieder". Es kotzt mich an, dass ich wieder und wieder und wieder neue Möglichkeiten suche und mein Leben anpasse, damit die Schmerzen besser werden. Nicht verschwinden, nur besser werden. Es kotzt mich an, dass keiner der kleinen Tricks, die ich bisher herausgefunden habe, dauerhaft wirksam war, sondern dass es trotz aller Bemühungen immer wieder diese beschissenen Phasen mit diesen starken Schmerzen gibt. Es kotzt mich einfach nur noch an, ständig kämpfen zu müssen.
Im Moment fokussiere ich mich wieder total auf das "es kotzt mich nur noch an". Aber ich weiß, dass das nichts besser, sondern nur schlimmer macht. Stress hilft nicht bei Schmerzreduktion... Ich weiß, ich solltemüsste jetzt wieder tief durchatmen, alle Ressourcen raus holen, einfach weiter machen, weil alles andere nichts bringt. Aber ich kann mich gerade einfach nicht dazu aufraffen. Mir geht die Puste aus.
Hat jemand tröstende Worte, etwas Aufmunterndes?
Viele Grüße & Dank vorab.