Wie den Gedanken widerstehen?

      Wie den Gedanken widerstehen?

      Ihr Lieben,

      ich habe schon sehr lange keinen eigenen Thread verfasst. Das letzte mal, dass ich mich verletzt habe, ist jetzt circa 2 Monate her und hat eine ziemlich lange Clean-Phase unterbrochen. Nicht toll, aber passiert. Ich bin mir deshalb nicht böse. Ich muss, was das angeht, kein perfekter Mensch sein und ein Rückfall gehört dazu.

      Im Moment ist eine neue Lebensphase eingeleitet. Ich verbringe zwei Semester im Ausland und ich weiß, weil ich das schon einmal durchgemacht hab, dass das nicht immer einfach ist. Glücklicherweise gefällt es mir hier soweit ganz gut und ich habe viele nette Menschen kennen gelernt. In einem meiner Seminare haben wir den Kulturschock besprochen, dessen Symptome unter anderem depressive Episoden und Ängstlichkeit sein können, etwas, das mir ja vorher schon nicht fremd war. Deshalb ist es auch wirklich schwer zu sagen, ob ich jetzt einfach wieder eine schlechte(re) Phase habe oder ob es mit dem Umzug zusammenhängt. Aufgrund des Umzugs kann ich auch aktuell keine Therapie machen (nehme aber Medikamente), es gäbe aber, wenn es für mich nicht mehr anders geht, noch die psychologische Beratung an der Uni. Ich möchte jedoch auch für mich wissen, wie lange ich es ohne schaffe.

      Damit sei jetzt nicht gesagt, dass es mir im Moment durchgängig schlecht geht. Im Gegenteil, die guten Zeiten überwiegen. Dennoch fällt mir auf, dass ich wieder öfter traurig bin, mich verloren und einsam fühle. Ich vermisse vor allem die Umarmungen von meinen Freunden in Deutschland - ich liebe Umarmungen, einige von den Freunden auch und es war durchaus normal, dass wir mitten im Gespräch "Ich brauche eine Umarmung" sagten und uns für eine kurze Zeit einfach umarmten. Das geht hier (noch?) nicht, dafür kenne ich die Menschen nicht genug.
      Zu der Traurigkeit und hin und wieder Hoffnungslosigkeit gesellen sich aktuell noch Gedanken an SVV dazu. Ich habe mein "Material" dafür mitgenommen. In diversen Situationen, aber häufiger, wenn ich alleine bin (was ich versuche zu vermeiden, aber dann wiederum ist das ständige Zusammensein mit anderen auch furchtbar anstrengend), denke ich: "Schn**d* dich. Jetzt. Einfach so."
      Beim Schreiben fällt mir gerade auf, dass das auch eine Art der körperlichen Zuwendung zu mir selbst ist. Nur eben destruktiv. Aber es wirkt ja eigentlich...
      Ich möchte mich nicht verletzen. Eigentlich. Nicht als Ersatz für körperliche Nähe und auch sonst nicht. Aber ich weiß auch nicht, wie ich diese Gedanken unterdrücken kann. Vor allem, wenn ich alleine bin.

      Habt ihr vielleicht eine Idee?

      Ich freue mich über jede Antwort.
      Liebe Grüße
      unhappy
      We will get better
      Hallo unhappy,

      ich weiß nicht, ob es dir hilft, aber ich mache es oft so, dass ich mir in solchen Situationen, in denen ich die Gedanken einfach nicht loswerde innerlich sage: "Okay. Dann verletzte ich mich eben gleich. In 15 Minuten." Dann ist erstmal ein bisschen Druck raus. Und ich widme mich anderen Dingen innerhalb dieser Zeit. Sind die 15 Minuten dann um sage ich mir: "Ach, jetzt habe ich es schon 15 Minuten geschafft. Ich warte einfach nochmal 15 Minuten." (es geht natürlich auch eine andere Zeit. Im Grunde sage ich mir immer wieder: "Ja, wenn es wirklich so schlimm ist, dann darf ich das machen, aber erstmal warte ich eine gewisse Zeit." Und im Endeffekt verschiebe ich den Zeitpunkt dann immer wieder und beschäftige mich währenddessen mit etwas anderem. Dieses "Verschieben" führt bei mir dazu, dass ich etwas zur Ruhe komme. Ich muss nicht gegen den Willen anreden oder Gedanken unterdrücken, denn ich erlaube mir ja, dass ich mich verletzen darf. Nur sage ich mir eben, dass ich bis dahin noch etwas warte.
      Das mag vielleicht komisch klingen, hat mir aber schon oft geholfen, da nach einer Weile der Druck auch wieder abnimmt, vor allem dann, wenn man sich ablenkt. Wenn kaum etwas geht, weil ich so unkonzentriert und emotional bin, höre ich Musik, Hörspiele, male Mandalas aus, kritzel vor mich hin.. Da muss wohl jeder für sich eine Beschäftigung finden, die passt.

      Hast du für dich schon Skills entwickelt, die helfen? Oder gleich eine Reihenfolge, in welcher du sie anwendest, bis die Gedanken nicht mehr so akut sind? Was lenkt dich ab? Helfen Gedankenspiele?

      Ich kann verstehen, dass die Umarmungen und Zuwendung fehlt. Gibt es eine Möglichkeit sich das selbst zu geben? Kannst du dich selbst umarmen? Dir selbst gut zureden? Deinem einsamen Ich einen freundlichen Brief schreiben? Hast du guten Kontakt (soweit es geht) zu deinen Freunden aus Deutschland? Vielleicht können sie dir eine kleine aufmerksamkeit hin und wieder schicken?

      Vielleicht ist ja irgendwas dabei, was dir ein wenig helfen kann.

      Liebe Grüße
      Grottenolm
      Hallo Grottenolm,

      danke für deine Antwort!
      Ich komme mir so dumm vor. Da bin ich schon seit Jahren in diesem Forum unterwegs und kann immer noch nicht wirklich skillen.
      Tatsächlich hilft mir am ehesten, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Aber das ist gleichzeitig auch so anstrengend, dass ich währenddessen immer denke: Ich kann das nicht. Das ist zu viel für mich. Lasst mich alleine. Da bin ich dann auch schneller mal überfordert und kriege Angst.
      Dazu kommt noch, dass ich gerade erst anfange, hier zu erzählen, was bei mir los ist. Da wirkt es vermutlich etwas merkwürdig, wenn ich einfach apathisch auf dem Küchenboden liege und erzähle, dass ich zu müde bin, um aufrecht zu sitzen. Ich mache mir ohnehin schon wieder Sorgen, dass die mich hier eigentlich alle gar nicht leiden können.
      Das Aufschieben klingt eigentlich ganz gut. Das werde ich mal versuchen.
      Unter Gedankenspielen kann ich mir im Moment nichts vorstellen. Was ist das?

      Der Druck, den ich im Moment habe, ist ein anderer. Es ist nicht wie sonst, dass meine Arme kribbeln, ich fahrig werde, angespannt, das Gefühl habe, als müsste ich sonst explodieren. Es sind nur Gedanken. Mir fällt das deutsche Wort nicht ein, aber ich würde sie wohl intrusive nennen. (Vielleicht heißt das einfach intrusiv? Eindringend?) Sie erwischen mich kalt. Von einem Moment auf den Anderen. Und dann bleiben sie wie ein dunkler Schatten. Verletze dich.

      Das mit dem Brief finde ich eine gute Idee. Ansonsten habe ich noch ein etwas schwereres Plüschtier mit Hirsefüllung, das ich auch sehr angenehm finde. Vielleicht tu ich das gleich noch kurz in die Mikrowelle. Das hilft auch ein bisschen. Ich muss gerade daran denken, dass ein Freund von mir vor ein paar Wochen bei meiner Abschiedsparty gesagt hat "unhappy sieht eigentlich immer aus wie ein Mensch, der permanent geknuddelt werden muss". So fühle ich mich im Moment auch.
      Bisher hat nur eine Freundin aus Deutschland meine Adresse. Ich möchte mich den Anderen im Bezug auf kleine Aufmerksamkeiten aber nicht aufdrängen, so etwas geht schnell ins Geld... Auch sonst möchte ich eigentlich nicht, dass sie sich Sorgen machen. Ich will nicht, dass sie wissen, dass es mir schon wieder schlechter geht.

      Noch einmal vielen Dank für deine Antwort
      unhappy
      We will get better
      Liebe unhappy,

      du bist wirklich verdammt gut. Dein Text ist sehr reflektiert, viele Muster und Trigger kennst du. Ebenso kannst du benennen, was dir gut tut und was du brauchst. Du scheinst - auf den ersten Blick - voll ausgerüstet für dein Unterfangen. Das heißt nicht, dass du diese Phase nicht haben darfst. Ich meine eher: Du scheinst die Fähigkeiten zu haben, gut auf dich zu achten, auch wenn es dir mies geht. Und dass es dir im Moment nicht gut geht, finde ich vollkommen verständlich und "normal" (sofern ich das beurteilen kann und mein erster Eindruck tatsächlich stimmt).

      Darum wende ich mal etwas Paradoxes und ein bisschen Provokantes an, weil ich glaube, dass du das abkannst: Warum willst du eigentlich die Gedanken loswerden? "Schneide dich". - Ja und?

      Spür der Frage mal nach.
      Denn ein Gedanke hat genau so viel Energie, wie wir in ihn hinein geben. Entweder gibst du zu viel Energie hinein, oder es geht um etwas Anderes.

      Viele Grüße

      noyée
      Liebe noyee,

      ich habe jetzt sehr lange über deine Antwort nach gedacht. Warum will ich die Gedanken loswerden?
      Du hast verstanden, dass ich mich falsch ausgedrückt habe. Ich möchte den Gedanken nicht widerstehen (lernen), das kriege ich schon irgendwie hin. Ich möchte sie gar nicht erst haben. Aber warum?

      Nun, ich denke, ich möchte dieser Mensch nicht mehr sein. Ich möchte nicht, dass das SVV ein Teil von mir ist. Und dennoch taucht es immer wieder in meinem Kopf auf und fordert Raum ein. Meiner Meinung nach zu viel Raum. Es reicht, dass ich mit meinen Narben leben muss, wie sie sind. Warum dann auch noch dieser unheimlich fordernde Gedanke?

      Ich hoffe, damit irgendwie deine Frage beantwortet zu haben. Mich lässt meine Antwort ein bisschen ratlos zurück.

      Liebe Grüße
      unhappy
      We will get better
      Hallo unhappy,
      ich hoffe dass dein Thread noch nicht geschlossen ist ;) .

      Deine letzte Antwort finde ich sehr aussagekräftig, da sie mir deinen Wunsch klar zeigt:
      Ich möchte sie gar nicht erst haben.
      und
      Nun, ich denke, ich möchte dieser Mensch nicht mehr sein. Ich möchte nicht, dass das SVV ein Teil von mir ist.

      Das SVV war eine Zeit lang deine Begleitung – gedanklich wie tatsächlich … und es hat etwas in dir bewirkt und dir in den Momenten etwas gegeben. Jetzt bist du auf deinem persönlichen Weg ein ganzes Stück weiter und spürst in dir den Wunsch, diesen Teil abzulegen. Aber du willst nur das Mittel ablegen, nicht dessen Wirkung für dich. So ist jedenfalls mein Verständnis aus deinen Zeilen. Das kann ich absolut nachvollziehen. Warum solltest du das Gefühl der Aufmerksamkeit und des Dich-Spürens weglegen? Warum solltest du nicht die herzliche Umarmung von Freunden spüren wollen?

      Da sind deine Verbindungen zum SVV und die willst du kappen.Da bleibt doch als erster Schritt eigentlich die Frage: Wie kann ich das, was mir SVV gab, durch andere Aktionen/Reaktionen, Gefühle und Gedanken ersetzen?
      Vielleicht kannst du mal in dich horchen, welche Seite in dir bislang eher ruhig war und zugeschaut hat, aber das Potenzial hat, dir das Gleiche zu geben. Du musst sie nur dazu auffordern – und du musst dafür sorgen, dass SVV diesen Wechsel zur einer neuen Unhappy akzeptiert. Klingt ein bisschen paradox, geb ich zu.

      Die These dahinter ist: die „schlechte“ Eigenschaft hatte eine Zeit lang für dich gesorgt und wird nicht einfach widerspruchslos das Feld räumen um einer anderen Eigenschaft in dir die zukünftige Steuerung deines Befindens zu überlassen. Du könntest also mit der „alten“ Eigenschaft in Verhandlung treten und ihr zeigen, dass sie in der Vergangenheit auch etwas Positives für dich geleistet hat und du das voll und ganz anerkennst. Aber jetzt willst du einen neuen Weg mit einer „neuen“ steuernden Eigenschaft gehen. Jetzt kommt der Trick: du schließt einen Vertrag mit der „alten“ und „neuen“ Eigenschaft. Die „alte“ bekommt Anerkennung, was sie für dich geleistet hat, und dafür zieht sie sich zurück und die „neue“ Eigenschaft zeigt, dass sie in der Lage ist, die von dir gewünschten Leistungen zu bringen.

      In diesem Zusammenhang erscheint mir aber auch ganz wichtig, genau zu erkennen, welche Ressourcen du und die „neue“ Eigenschaft bräuchten, damit dieser Wechsel auch erfolgreich stattfinden kann. Die Gefahr besteht nämlich, dass sich die alte Eigenschaft auf die Lauer legt um dann in einem schwachen Moment um die Ecke zu kommen und zu sagen: „ätsch, die „neue“ Eigenschaft kann das gar nicht – jetzt bin ich wieder dran.“

      Es ist also wichtig, einige Vorkehrungen zu treffen.

      Dazu meine Vorschlagsliste:
      ... 1) Sei dir genau darüber im Klaren, was die neue Eigenschaft oder vielleicht auch mehrere im Detail für dich leisten sollen?
      ... 2) Hat die neue Eigenschaft (hat die unhappy) alle Ressourcen, um das zu leisten? Wenn nicht, was fehlt und wie kann es geschaffen werden? Wer kann sie unterstützen? Z.B.: wie kann das Zusammensein mit Freunden/anderen Menschen kraftgebend sein? Wenn es belastet, was ist es und wie kann es ein Stück weit reduziert werden? Kraft und Freude sammeln ist die Devise.
      ... 3) Verhandle auf dieser Basis mit deiner „alten“ Eigenschaft und schließe den Vertrag. Stärke deine „neue“ Eigenschaft und lobe sie für ihre Wirkung.
      ... 4) Schaff dir einen positiven Anker, den du ab jetzt immer benutzen kannst um dir kleine unterstützende Kraftmomente zu geben. Um auf deinem neuen Weg zu bleiben. Z.B. das Bild einer lieben Freundin oder Freundes, der dich umarmt. Ein Talisman, den du knuddeln kannst, wann immer du Unterstützung brauchst. Der Talisman (Anhänger, Stofftierchen etc.) sollte ausschließlich positiv belegt sein. Zu Hause: schaff dir einen Ort (eine gemütliche Ecke), wo alle diese kraftspendenden Gedanken, Symbole, etc. sind, wohin du dich zurückziehen kannst, um dir Kraft und Zuneigung zu holen.
      ... 5) Sei dir im Klaren, dass die „alte“ Eigenschaft vielleicht versucht, immer noch mal wieder dazwischen zu funken und zu stören. Dann erinnere sie an euren Vertrag und hol dir emotionale Hilfe bei deinem Foto, bei deinem Talisman, in deiner Kraftecke.
      ... 6) Belohne dich für jeden Schritt, den du in der „neuen“ Richtung gehst. Belohne die „unhappy“ für ihre Stärke, für ihr Geschick, für ihren tollen neuen Weg. Tasse Tee, ein gemütlicher Moment mit Freunden, eine Umarmung, eine schöne Musik, ein Blumenstrauß, ein Text etc. Reichlich und voll bewusst belohnen! :)
      ... 7) Zähle jeden Tag, den du auf deinem „neuen“ Weg unterwegs bist, indem du nur an diesen neuen Weg denkst und den Erfolg bewusst registrierst. Nicht: wie lange bin ich schon ohne …etc., sondern wie lange gehe ich schon diesen wunderbaren schönen kraftvollen neuen Weg.

      Meinen Rucksack an Gedanken und Ideen hast du nun. Und wenn du dich mal ganz nach unten wühlst, da in der kleinen Ecke links: meine lieben Wünsche sind auch dabei. :)

      Liebe Grüße Elfenspiegel

      unhappy schrieb:


      Nun, ich denke, ich möchte dieser Mensch nicht mehr sein. Ich möchte nicht, dass das SVV ein Teil von mir ist. Und dennoch taucht es immer wieder in meinem Kopf auf und fordert Raum ein. Meiner Meinung nach zu viel Raum. Es reicht, dass ich mit meinen Narben leben muss, wie sie sind. Warum dann auch noch dieser unheimlich fordernde Gedanke?


      Liebe unhappy,

      das ist gut, wirklich gut. Außerordentlich gut sogar, denke ich.

      Elfenspiegel hat dir eine wahnsinnige gute Antwort geschenkt. Besser hätte man den Post nicht verfassen können. Ich nehme an, dass du daraus schon viel ziehen kannst und vielleicht gar nichts anderes mehr brauchst.
      Ich würde dir trotzdem auch gerne nochmal antworten, indirekt würde ich gerne folgenden Satz von Elfenspiegel in eine etwas andere Richtung vertiefen:

      elfenspiegel schrieb:

      Das SVV war eine Zeit lang deine Begleitung – gedanklich wie tatsächlich … und es hat etwas in dir bewirkt und dir in den Momenten etwas gegeben.


      Warum möchtest du diesen Teil von dir loswerden? Warum möchtest du die Raumforderung loswerden? Was genau ist so schlimm daran? Gedanken selbst sind eigentlich kaum belastend für uns. Es sind nichts weiter als Fliegen, die um uns herum schwirren. Können nerven - aber hey, es sind nur Fliegen ;).
      Also nochmal: Worum geht es? Gedanken sind selten das Problem. Viel mehr sind es unsere Interpretationen und Gefühle, wie viel Energie wir dort hinein geben. Eine Fliege wird erst dann zur Qual, wenn unsere gesamte Aufmerksamkeit sich auf sie richtet und unserem Bedürfnis nach z.B. Ruhe im Weg steht. Davor ist eine Fliege nichts weiter als eine Fliege, die wir zwar wahrnehmen, die aber keine weitere Bedeutung für uns hat.
      Also warum Willst du den Gedanken nach SVV loswerden? Und wenn du das möchtest - warum gibst du ihm so viel Raum und Energie? (Ja, du g i b s t ihm Raum und Energie, weil du deine Aufmerksamkeit darauf konzentrierst. Und das tätest du nicht, wenn es dir egal wäre.)


      In wiefern bezieht sich das auf Elfenspiegels Zitat?
      Meiner Erfahrnug nach können wir erst von etwas Abschied nehmen, wenn wir ihm zarte Dankbarkeit entgegen gebracht haben. Wenn wir gegen etwas kämpfen und es partout nicht wollen, können wir es nicht loslassen, denn auch gegen etwas kämpfe ist eine paradoxe Form des Festhaltens. Dann sind wir im Kampf damit und das ist eine sehr innige Form der Beziehung. Ich denke also, bevor Elfenspiegels Schritte greifen können, könnte es für dich wertvoll sein, dir wirklich klar darüber zu werden, was es für dich bedeutet, dass SVV ein Teil von dir ist, warum du den Gedanken immernoch so viel Energie und Raum einräumst. Etwas bedeuten sie für dich noch, ansonsten wären sie nichts weiter als eine Fliege, die dich nicht weiter interessiert.

      Worum geht es, unhappy? Geh doch weiter in deiner Frage.


      Als kurze Geschichte am Rande: Auch nach etwa 8 (9? 10?) Jahren des Clean-Seins kommt meine kleine Gedanken-Fliege zuverlässig in den typischen Triggermomenten. Jedes einzelne Mal. ^^ Aber es nichts weiter als eine Fliege, die dann wieder davon schwirrt, ohne dass ich ihr große Beachtung schenke. Ich bin gespannt, ob sie tatsächlich irgendwann gar nicht mehr kommen wird, keine Ahnung.

      Alles Liebe dir

      noyée

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „noyée“ ()

      LIebe Elfe, liebe noyée,

      wow, da habt ihr mir ganz schön was zum Denken gegeben! Deshalb auch meine späte Antwort, bitte entschuldigt das.

      Vorhin, auf dem Sofa, beim Harry Potter-Schauen, ist es mir wieder passiert. Ich trage heute vorwiegend kurzärmlig und meine Blicke fallen immer wieder auf meine Arme. Dazu kam jetzt die sehr bildliche Vorstellung: Stell dir vor, der eine Arm wäre zerschn*tten. Wie wäre das?
      Es wäre schmerzhaft. Es wäre bleibend. Aber es wäre auch gut. Es würde meine inneren Kämpfe nach außen tragen. Sichtbar machen. Vielleicht geht es auch ein bisschen darum. Gesehen werden. Mir geht es so schlecht, ich verletze mich sogar. Aber eigentlich geht es mir doch gar nicht so schlecht? Ich bin verwirrt. Ich glaube, in mir drin ist eine kleine unhappy, die einfach nur möchte, dass sich jemand um sie kümmert. Warum kann ich das selbst nur nicht?

      Ich habe jetzt recht lange über die Ersatz-Eigenschaft nachgedacht. Mir fällt einfach nichts ein, vielleicht gebe ich mir nicht genug Mühe. Da sind wir wieder beim Gedankenfliege loswerden wollen.

      Ich denke, ich brauche noch ein bisschen Zeit, um mir über eure zahl- und hilfreichen Fragen klarzuwerden. Aber ich möchte mich auf jeden Fall sehr bei euch bedanken! Ihr habt mir Stoff zum Nachdenken und Klarwerden gegeben.

      Liebe Grüße
      unhappy
      We will get better
      Hallo unhappy,

      ich möchte dich um einen kleinen Gefallen bitten; aber nur, wenn du ein bisschen Zeit übrig hast. Das muss auch nicht heute oder morgen sein. Irgendwann, wenn du das Gefühl hast, dass du soweit bist.

      Was das für ein Gefallen ist? Ich will es nicht weiter spannend machen.

      Ich möchte dich einfach nur bitten, dir einen Namen auszudenken, einen Frauennamen. Das ist ja einfach - oder? Es sollte auch nicht dein richtiger Name sein. Jetzt kommt der kleine Haken.

      Der Name sollte verschiedenen Bedingungen genügen.

      Er sollte zu deiner Vergangenheit passen. Zu der Frau,
      ... die ängstlich und unsicher war,
      ... die versuchte in der Welt zu überleben,
      ... die auf der Suche nach sich selbst war.

      Er sollte zu deiner Gegenwart passen. Zu der Frau,
      ... die im Umbruch sich befindet,
      ... die einen Weg gefunden hat und die bereits schon einige Schritte auf diesem Weg gegangen ist,
      ... die neue Erfahrungen sammelt und sich neu definiert.

      Er sollte zu deiner Zukunft passen. Zu der Frau,
      ... die innere Tiefe besitzt, aber auch Leichtigkeit zeigen kann,
      ... die eine gute Verbindung zu ihrer inneren Mitte hat,
      ... die Zweifel spürt, aber mit Zuversicht und Mut weiter voran geht.

      Er sollte zu dir passen. Zu der Frau,
      ... die Vergangenheit respektiert als ein Teil von ihr,
      ... die der Gegenwart aufgeschlossen gegenüber tritt,
      ... die die Zukunft mit Neugier und einem Lächeln erwartet.

      Wenn du diesen Namen gefunden hast und ihn mir mitteilen magst, würde ich mich sehr freuen.

      Mit liebem Gruß
      die Elfe

      Liebe unhappy,

      mich würde interessieren, ob du mittlerweile weiter gekommen bist, wenn ich fragen darf?

      Zu deinen Gedanken: natürlich gibt es einen Teil in dir, der das SVV nicht loswerden will. Ich finde es ziemlich mutig, dass du seinen „positiven Aspekt“ so klar benennen kannst. Können nicht viele so ehrlich, obwohl es meiner Einschätzung nach a l l e n so geht. Das ist vollkommen ok und normal, wenn du mich fragst.

      Viele Grüße an dich

      noyee


      zur Info bevor jemand schimpft:
      natürlich ist SVV kein gutes Verhalten und ich möchte es weder verharmlosen, noch für Gut heißen. Ich beziehe mich auf den sekundären Krankheitsgewinn, der m.E. während des Heilungsprozess selbstverständlich auftaucht und über den dann gesprochen werden muss, um SVV letztlich zu überwinden.

      Liebe noyée, liebe Elfe,

      bitte entschuldigt, dass ich so lange mit einer Antwort auf mich warten lassen habe.
      Ich war in letzter Zeit viel beschäftigt. Ich hatte Prüfungen, Referate, Klausuren, Besuch, und müsste aktuell eigentlich eine Ausarbeitung schreiben... Die Freunde, die mich besucht haben, waren bis Sonntagmittag da. Das ist natürlich anstrengend, wenn da ständig drei Leute in deinem Zimmer wohnen und du jede freie Minute mit ihnen verbringst (verbringen musst). Ich hab sie alle lieb, aber anstrengend war es dennoch. Vielleicht lag es daran, dass der Druck, mich zu verletzen, sehr hoch war, als sie gegangen sind. Es waren nicht wie sonst nur die Gedanken, das was-wäre-wenn. Sondern der physische Druck, das Kribbeln in den Armen, die Anspannung. Ich bin von außen abgelenkt worden (die Idioten hatten eine Jacke vergessen und wir haben uns auf halbem Weg getroffen), sonst wäre das eventuell nicht sehr gut ausgegangen.
      Es fühlt sich ein bisschen an, als wäre ich zurückgeworfen worden. Als wären aus den puren Gedanken auf einmal beinahe Zwänge geworden. Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehen soll.

      Elfe, ich habe lange über einen ordentlichen Namen nachgedacht, und bin mir jetzt relativ sicher, sie Laura nennen zu wollen. Sie klingt für mich ein bisschen wie eine Romanheldin...

      Liebe Grüße,
      eine etwas verwirrte unhappy
      We will get better
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