Rückfällig nach 15 Jahren

      Rückfällig nach 15 Jahren

      Hallo zusammen, kurz als hinterstory, mit 15-16 Jahren habe ich mich selber verletzt. Ich war deswegen nicht in Behandlung oder hab nicht mit einer Fachkraft darüber gesprochen.
      Mein Umfeld weiß davon auch nichts, konnte bis heute das gut verstecken.

      Jetzt bin ich 31 Jahre und bin rückfällig geworden. Es war eine bewusste Entscheidung und keine Kurzschluss Reaktion. Es gab aber ein Grund für diese Entscheidung.
      Hallo Leon,

      ich finde es schwierig, etwas dazu zu sagen. Welche Frage hast du denn, welche Hilfestellung möchtest du haben? Da du das hier in einem Forum geschrieben hast, in dem wir uns dabei unterstützen, mit Selbstverl*tzendes Verhalten aufzuhören, nehme ich an, dass dich der Rückfall belastet? Gleichzeitig verteidigst du es ja irgendwie, weil es einen Grund dafür gegeben hätte.
      Du musst natürlich den Grund nicht sagen, nur: Hat die Selbstverl*tzung mehr getan, als schwer aushaltbare Gefühle o.Ä. für den Moment wegzuschieben. Hat sie an dem Grund irgendwas verändert? Wenn ich dich richtig verstehe, dann besitzt du eine gewisse Impulskontrolle. Könntest du das nicht nutzen, um das nächste Mal konstruktivere Wege zu suchen, mit einer Situation umzugehen? Meiner persönlichen Erfahrung nach ist nämlich SVV nicht nur eine temporäre Schädung. Man verlernt mittel- und langristig, andere Wege der Bewältigung. Und vieles lässt sich einfach nicht so lösen. Meine Meinung zumindest.

      Viele Grüße
      Fylgja
      Hi Fylgia

      Danke für deine Antwort, auch wenn es dir schwer gefallen ist.

      Ich hatte zum ersten mal die Situation erlebt, bei dem mir der Boden von den Füßen gerissen wurde. Gefühlestechnisch war ich kaputt.

      Am darauf folgenden Abend, war die bewusste Entscheidung, mich zu verletzen. In meinen Augen habe ich versagt und ich gib mir selber die Schuld. Die Narbe soll mich daran erinnern.

      Was wären hier eine konstruktive Alternative?

      Ich teile deine Meinung zu SVV. Welche Hilfestellung wünsche ich mir? Keine Ahnung, wollte einfach mal hören was ihr so darüber denkt.

      Grüße
      Hallo

      Konstruktive Alternativen sind z.b. Skills. Die kann man Anwenden wenn man Dr*ck hat. Allerdings hellfen bei jedem andere Skills und man muss auch vorher übern und eben raufinden was einem hilft und was eher nicht so hilft.

      Ansonsten eben vielleicht doch Therapie. Das ist ja keine Schande sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht.
      Hallo Leon,
      deinen Zeilen zufolge entsteht bei mir der Eindruck, dass du dich ziemlich gut steuern kannst. Mir scheint sogar, dass du das teilweise bewusst gegen dich tust ... so als Bestrafung. Dazu kann und möchte ich nichts sagen. Du könntest es also auch jederzeit wieder in der Versenkung verschwinden lassen. Einen Fehler(wie du es nanntest) muss man nicht zementieren. Wir machen alle Fehler, kleine wie große. Was wäre denn, wenn du dir Fehler zugestehst? Oder gibt es sogar Möglichkeiten, diese ein Stück weit zu bereinigen? Dann würde ich meine Energie und mein Denken darauf verwenden, hier den richtigen Schritt, die richtigen Worte, die richtige Geste zu finden und ... es tun bzw. zumindest von ganzem Herzen versuchen. Vielleicht hast du es ja auch schon getan, dann streich meine Zeilen.

      Nur wenn du dich extrem in deinen Gedanken und Gefühlen gefangen fühlst, wie wäre es mit einer starken sportlichen Belastung: Marathon oder Triathlon? Ich kann mir vorstellen, dass dabei emotionale Staus aufgelockert wenn nicht sogar aufgelöst werden. Ich bin eine Zeit lang viel gelaufen, 2-3 Stunden am Stück. Dabei hab ich mich auf mich und das Laufen konzentriert ... und um 'das-um-mich-herum'. Anschließend fühlte ich mich wie nach einer Dusche - innerlich, meine ich. Ist nur so ein Gedanke.

      Dein letzter Satz:
      Es gab aber ein Grund für diese Entscheidung.

      scheint mir ein Signal zu sein, so nach dem Motto: "Fragt mich, da ist noch was."
      Ich dreh das jetzt mal um.
      "Erzähle das, was du erzählen/schreiben möchtest."

      Dann kannst du vielleicht auch konkretere unterstützende Gedanken und Antworten erhalten. Schau dich in den vielen Threads und Beiträgen um, viellicht steckt ja auch schon da ein möglicher hilfreicher Ansatz für dich.

      lg Elfenspiegel

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Elfenspiegel“ ()

      Lieber Leon,

      wenn es um Schuld geht, verstehe ich dich richtig, dass du dich gegenüber einer anderen Person schuldig fühlst? Wenn ja: Was hat denn die Person davon, dass du dich bestrafst? Ich kenne das Bestrafungskonzept von mir selber, aber ich finde auch - nimm mir das bitte nicht übel - einen bequemen Ausweg. Sich bestrafen ist nicht dasselbe, wie Verantwortung für etwas zu übernehmen. Du sagst, dass die N*rb* dich erinnern sollen. Wozu? Damit du den Fehler - oder das, was du als Fehler bezeichnest - nicht nochmal machst? Wird das wirklich etwas ändern? Wäre es nicht besser, wenn du überlegst, was zu deinen Aktionen geführt hat und was du in Zukunft anders machen kannst? Bestrafung lindert vielleicht schm'rzhafte (Schuld)Gefühle, aber ich bin davon überzeugt, dass man mit Bestrafung sehr viel schlechter lernt und es dann wahrscheinlicher ist, dass man wieder in das selbe Verhalten zurückfällt.

      Alles Liebe
      Fylgja
      Hi, also ich werde jetzt mal ein wenig ausholen, es wird aber schwer nachvollziehbar sein, bitte reagiert nicht zu schnell und versucht es zu verstehen. Danke.

      Der "Fehler", den ich in meinen Beitrag erwähnt habe, war ein Missverständnis bzw. etwas wurde falsch Verstanden. Das Resultat, welches mit der falschen Information entstanden ist, hat für großen negatives Aussehen gesorgt. Von meinen Augen betrachtet, gebe ich mir die Schuld, für diesen "Fehler", weil ich nicht die Information hinterfragt habe. Für mich ist das ein Fehler, den ich mir selber nicht vergeben kann - warum ? Weil das große negatives Aussehen, mich als eine unbrauchbar Person dargestellt hat.

      Wir machen alle Fehler, kleine wie große. Was wäre denn, wenn du dir Fehler zugestehst?

      Schwer zu beantworten. Eigentlich habe ich kein Fehler gemacht, weil ich dachte, die Information richtig verstanden zu haben. Vielleicht ist das Wort "Fehler" nicht richtig.

      wenn es um Schuld geht, verstehe ich dich richtig, dass du dich gegenüber einer anderen Person schuldig fühlst?

      Nein, gegenüber einer anderen Person fühle ich mich nicht schuldig.

      . Du sagst, dass die N*rb* dich erinnern sollen. Wozu? Damit du den Fehler - oder das, was du als Fehler bezeichnest - nicht nochmal machst? Wird das wirklich etwas ändern?

      Nein, die alten Narben dienen nicht als Erinnerungen, die sind vermutlich entstanden, weil die Schulzeit blöd war und ich dadurch meine Existenz in Frage gestellt habe. Zumindest ist das aktuell meine Erklärung dazu, den wahren Grund weiß ich nicht, sind 15 Jahre vergangen und dieses Zeit ist hinter einer verschlossen Tür, tief vergraben.

      Meine letzte Narbe, soll an den Fehler, den ich so bezeichne, mich erinnern. Das war der erste Gedanken, den ich hatte. Einen anderen gesunden Weg, hatte ich nicht. Ob sich dadurch tatsächlich etwas ändert, weiß ich nicht.

      Danke für euere Zeit.
      Hall Leon,
      Meine letzte Narbe, soll an den Fehler, den ich so bezeichne, mich erinnern. Das war der erste Gedanken, den ich hatte. Einen anderen gesunden Weg, hatte ich nicht. Ob sich dadurch tatsächlich etwas ändert, weiß ich nicht.

      Dein letzter Satz klingt so abschließend. Wenn dem so gemeint ist, dann vergiss einfach meine nachfolgenden Zeilen.

      Ich finde es eigentlich schade, dass du für dich nur das Mittel der Narbe gesehn hast, um dich an diesen „Fehler“ fortdauernd zu erinnern. Sorry, wenn’s etwas heftig jetzt rüberkommt: kann man machen. Wie Fylgia schrieb und auch ich so sehe: „Ändert aber wahrscheinlich nichts daran, dass in einer anderen Situation ein vergleichbarer Fehler nicht noch einmal geschehen kann.“

      Aus meiner Sicht hielte ich es für wesentlich konstruktiver zu überlegen, wie war die Situation, wie war der Ablauf, wo genau habe ich die Information falsch aufgenommen. Der wichtigste Satz kommt aber jetzt: welche Schritte kann ich machen, dass dieser Fehler möglichst nicht wieder passiert? Und mit der gleichen Wichtigkeit die Frage: Wie kann ich frühzeitig eine ähnlich gelagerte Situation erkennen? Denn wenn man diese nicht erkennt, könnte es geschehen, dass du wieder in die gleiche „Mausefalle“ tappst.

      Und jetzt bin ich mal provokativ: deine Konsequenz wäre dann ja (nach deiner Logik) wieder SVV, so als nächste Erinnerungsmarke, usw. Ja, kann man machen. Sorry, sehe ich jedoch nicht als einen sehr konstruktiven Weg.Wie wäre es, wenn du die Situation näher beschreibst, so dass der/die eine oder andere vielleicht Hinweise und Tipps geben kann. Zum Beispiel Fragen wie:
      1) wie oder woran erkenne ich eine ähnliche Situation?
      2) wie agiere ich in solch einer Situation? Welchen Fahrplan / welche Kriterien habe ich für mich, damit ich die Richtigkeit einer Information erkenne?
      3) Wie kann ich zur Not die Richtigkeit verifizieren?
      4) Kann mir jemand grundsätzlich oder zumindest im konkreten Fall dabei helfen?

      Falls es an mangelnder Routine im Umgang mit einer solchen Situation lag:
      5) wie kann ich im Umgang mit solch einer Situation mehr Routine und damit mehr Sicherheit reinbringen?
      6) Wenn lernbare Inhalte wie Sprachen etc. den Fähigkeiten erweitern bzw. absichern würden, wie, wo, wann kann ich diese erforderlichen Fähigkeiten erlernen?

      Sind nur ein paar Gedanken aus meiner Sicht, um das Ganze konstruktiv zu betrachten. Falls das jetzt zu provokant rüber kam … war Absicht, um dich etwas aus der Reserve zu locken.

      Muss gestehen, mache ich sonst eigentlich eher nicht, bin eher pflegeleicht. :)
      Lg Elfenspiegel
      Hallo nochmal,

      Leon schrieb:

      Schwer zu beantworten. Eigentlich habe ich kein Fehler gemacht, weil ich dachte, die Information richtig verstanden zu haben. Vielleicht ist das Wort "Fehler" nicht richtig.
      sorry, aber dann verstehe ich nicht, wofür du dich bestrafst, wenn es kein Fehler war. ISt es denn wirklich die Tatsache, dass etwas schief gelaufen ist? Oder steckt da was anderes dahinter? Dir werden in den letzten Jahren ja sicher öfter Situationen untergekommen sein, wo etwas, was du gemacht hast, zu dem Gegenteil von dem was du wolltest geführt hat, oder? Denn dann würde ich sagen: Gibt es gerade noch andere Faktoren, die dich beeinflusst haben, dich zu verl*tzen? Wie ist es denn mit der Reaktion von anderen? Hat jemand Kritik an dir geäußert. Also ich neige dazu, mich selber zu bestrafen (durch destruktives Verhalten), damit mich die anderen wieder "lieb" haben. Wäre hochgradig manipulativ, wenn denn andere davon wüssten - was sie nicht tun (davon abgesehen dass mir dieses destruktive Verhalten nicht immer bewusst ist). Kann sein das passt mega nicht auf dich passt, ist nur so nen Gedanke aus meiner eigenen Person.

      Zu konstruktiveren, gesünderen Wegen finde ich die Vorschläge von Elfenspiegel echt gut, also die Fragen, die du an dich selbst stellen kannst.

      Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du selber nicht zufrieden bist mit dem Umstand, dass du dich verl*tzt hast. Es beschäftigt dich ja, ich glaub nicht, dass du es als Erinnerung/Mahnung/was auch immer... siehst, auch wenn du das teilweise noch so beschreibst. Wieso sonst würdest du das hier teilen? Vielleicht ist es auch an der Zeit, dir selber zu erlauben, traurig drüber zu sein, dass du dir weh getan hast? Denn das ist ja auch traurig, wenn es einem selber so schlecht geht, dass man sich noch mehr Schm*rzen hinzufügt.

      Liebe Grüße
      Fylgja
      Vielen Dank für die Wertvollen Sichtweisen!

      ​sorry, aber dann verstehe ich nicht, wofür du dich bestrafst, wenn es kein Fehler war. ISt es denn wirklich die Tatsache, dass etwas schief gelaufen ist? Oder steckt da was anderes dahinter? Dir werden in den letzten Jahren ja sicher öfter Situationen untergekommen sein, wo etwas, was du gemacht hast, zu dem Gegenteil von dem was du wolltest geführt hat, oder?


      Natürlich, waren in den letzten Jahren einige Situationen dabei, die nicht optimal gelaufen sind. Allerdings gab einen entscheidenden Unterschied dieses Mal. Aufgrund dieses Missverständnis, stand ich im Mittelpunkt und für jemand der gerne auf der Schattenseite das leben lebt, ist das schonmal ein fremdes Gefühl, wenn alle Augen auf einen gerichtet sind. Des Weiteren, habe ich gespürt, wie mein Boden von den Füßen gerissen ist und in mein Kopf, die Gedanken waren, dass alles verloren ist und versagt zu haben. Komisch, dass man als erstes die Schuld bei sich findet, obwohl es Objektive betrachtet, kein Sinn macht.

      ​Wie ist es denn mit der Reaktion von anderen?

      Natürlich gab es Kritik an mich, weil dass Ergebnis, welches mit der falschen Information entstanden ist, nicht die Anforderung erfüllt.

      ​Also ich neige dazu, mich selber zu bestrafen (durch destruktives Verhalten)

      Danke, dass du so etwas privates über dich erzählst, ehrlich gesagt, kannte ich das nicht. Hab erstmal dazu auf unterschiedlichen Seiten darüber gelesen. Sehr Interessant.

      ​rgendwie habe ich das Gefühl, dass du selber nicht zufrieden bist mit dem Umstand, dass du dich verl*tzt hast. Es beschäftigt dich ja, ich glaub nicht, dass du es als Erinnerung/Mahnung/was auch immer... siehst, auch wenn du das teilweise noch so beschreibst. Wieso sonst würdest du das hier teilen?


      Naja, es ist schon ein komisches Gefühl, nach 15 Jahren, wieder sich verletzt zu haben. In dieser ganzen Zeit, habe ich kein Gedanken verschwendet, mich zu verletzen. Warum ich mich entschieden habe, hier mein Erlebnis zu teilen, ist eine sehr gute Frage. Vielleicht, nicht ständig, alleine mit meinen Gedanken zu sein. Hab ja keinen, mit dem ich über sowas reden kann, weil ich mein Leben alleine bestreite.

      ​Ich finde es eigentlich schade, dass du für dich nur das Mittel der Narbe gesehn hast, um dich an diesen „Fehler“ fortdauernd zu erinnern. Sorry, wenn’s etwas heftig jetzt rüberkommt: kann man machen. Wie Fylgia schrieb und auch ich so sehe: „Ändert aber wahrscheinlich nichts daran, dass in einer anderen Situation ein vergleichbarer Fehler nicht noch einmal geschehen kann.“

      Ja, da habt ihr recht. Die Wahrscheinlichkeit ist recht groß.

      ​Aus meiner Sicht hielte ich es für wesentlich konstruktiver zu überlegen, wie war die Situation, wie war der Ablauf, wo genau habe ich die Information falsch aufgenommen. Der wichtigste Satz kommt aber jetzt: welche Schritte kann ich machen, dass dieser Fehler möglichst nicht wieder passiert? Und mit der gleichen Wichtigkeit die Frage: Wie kann ich frühzeitig eine ähnlich gelagerte Situation erkennen? Denn wenn man diese nicht erkennt, könnte es geschehen, dass du wieder in die gleiche „Mausefalle“ tappst.

      Die beste Lösung dafür ist, nachdem alle Informationen gesagt wurden, dass ich mit meinen eigenen Worten, das wiederhole. Dann sieht man ja, ob alles verstanden wurde. Finde ich aber schwer, weil ich immer erstmal mir alleine Gedanken machen muss, von dem, was ich gehört habe. Ursache liegt darin, dass bei mir irgendwas anderes ist im Kopf und dadurch Information nicht gut übers gehör verarbeitet werden kann. Das ist auch alles Ärztlich untersucht, keine Ahnung wie das genau heißt. Ich rede darüber nicht und das weiß auch niemand bis auf meiner Familie. Ich persönlich, scheme mich dafür und versuche auch das geheim zu halten.

      ​Sind nur ein paar Gedanken aus meiner Sicht, um das Ganze konstruktiv zu betrachten. Falls das jetzt zu provokant rüber kam … war Absicht, um dich etwas aus der Reserve zu locken.

      Das war sehr gut von dir, du hast mich zum nachdenken gebracht. Danke!
      Hallo Leon,
      mit deinen letzten Zeilen habe ich einen großen Respekt vor dir bekommen. Aber ich habe auch ein sehr starkes Grummeln im Bauch. Hey … und ich hab einen großen Bauch. ^^

      Du schreibst, dass du eine Info bekommen hast – verbal, und danach hättest du für dich eine Zeit gebraucht, die für dich zu „übersetzen“. Du schreibst, dass da Schwierigkeiten sind, „verbale“ Informationen zu verarbeiten, dass du das auch schon ärztlich abgeklärt hast.

      Ich kann nachfühlen, wie es sich anfühlt, wenn man einen guten Job hat, und nichts riskieren will. Aber du weißt schon, dass du auf dünnem Eis balancierst? Da fällt mir der Werbespot ein, wo ein Analphabet eine zu schwere Last auf ein Regal stellt und das Regal bricht zusammen. Darunter das Schild, nicht mehr als 150 Kilogramm. Er hat 200kg drauf gestellt. Er konnte es nur nicht lesen.

      Vergleichbar ist es genau das, wie es scheint auch dir passiert. Aber du willst nicht, dass deine Umwelt von deiner Schwachstelle erfährt. Du bist in meinen Augen einerseits mutig, aber andererseits riskierst du eine ganze Menge. Aber es ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen. Ich frage mich aber, warum soll deine Umwelt nicht davon erfahren? Warum ist es dir so wichtig, das „geheim“ zu halten?

      Vielleicht ein bisschen Hintergrund zu mir: auch ich musste mich vor ein paar Jahren outen, dass ich nicht so belastungsfähig bin, wie es schien. Klar waren alle erst mal so aufgescheucht wie die sprichwörtlichen „Hühner“. Aber da war für mich auch die Frage: kann ich dem Druck, der vielleicht aus der Nichtkenntnis für mich folgt, auf die Dauer aushalten?

      In deinem Fall: Projekte, wo du etwas falsch verstehst und falsch entscheidest. Was bedeutet es vielleicht für Menschen, die direkt durch das Projekt betroffen sind? Z.B.: du projektierst eine Brücke und verstehst die Belastungsfähigkeit falsch. Du berechnest die Brücke, sie wird so gebaut. Und dann … bricht die Brücke zusammen und es sterben Menschen. Sicher (so hoffe ich) ein eher fiktives Szenario.

      Aber dieses Missverstehen hat dich dazu geführt, dich zu verletzen. Wie wäre es denn, wenn du mal schaust, ob es da nicht doch einen Weg für dich gibt? In größeren Firmen gibt es Vertrauensleute, Betriebsräte, mit denen du solch eine Problematik besprechen könntest. Du könntest vielleicht deinen Job weiterhin ausführen, nur müssten die Aufträge evtl. schriftlich formuliert werden.

      Hast du mal mit einer Person deines Vertrauens über dich, das „Problem“, deinen Job etc. gesprochen oder kennst du jemanden, mit dem du das machen könntest? Hey, ich weiß, das klingt von außen her leicht, aber wir alle haben unsere Baustellen, so wie du deine. Was sagt denn der Arzt, den du zitierst? Können durch irgendwelche Maßnahmen diese „Übermittlungsprobleme“ durch medikamentöse Behandlungen beeinflusst werden? Können neurologische Behandlungen die Symptomatik verbessern?

      Nur wenn du dir nicht eine Möglichkeit suchst, da einen Weg zu finden, hast du tausend Schnitte der Erinnerung und bist immer noch in einer Sackgasse.

      Denk darüber nach, es bist du, um den es dabei geht.
      Lg Elfenspiegel
      Hi Elfenspiegel

      Sorry für die verspätete Antwort, aber ich habe versucht meine Gedanken zu ordnen.

      ​mit deinen letzten Zeilen habe ich einen großen Respekt vor dir bekommen. Aber ich habe auch ein sehr starkes Grummeln im Bauch. Hey … und ich hab einen großen Bauch


      Das kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, was war aus deiner Sicht wert ist, als Respekt bezeichnet zu werden und meint dein Bauch dazu :)


      ​Ich frage mich aber, warum soll deine Umwelt nicht davon erfahren? Warum ist es dir so wichtig, das „geheim“ zu halten?


      Das lässt sich tatsächlich sehr einfach beantworten, ich persönlich schäme mich dafür. Hört sich blöd an, aber jemand der große Ohren hat, kann sich darüber auch schämen, obwohl er nichts dafür kann. Woher dieser Scham kommt, ist schwierig zu sagen. Vielleicht, weil die wenigsten Menschen, wissen was das genau ist und bedeutet. Dadurch landet man dann in den Mittelpunkt und alle reden über einen - auch wenn nicht negative gesprochen wird.

      Der andere Punkt, ich möchte unter keinen Umständen, deswegen "anderes" behandelt werden. Das klappt nach meine Meinung nur, wenn von beginn an, niemand davon weiß. Natürlich kann man sagen, wir werden dich nicht anderes behandeln, aber woher weiß ich, dass die es doch nicht tun - auch wenn es unterbewusst passiert. Nachvollziehbar? Ich bin in der Fassung, das Menschen gerne andere Menschen, in Schubladen stecken. Sowas Kotzt mich an. Tut mir leid, wenn ich das so vulgär schreibe, aber das beschreibt es am besten.

      ​… bricht die Brücke zusammen und es sterben Menschen. Sicher (so hoffe ich) ein eher fiktives Szenario.

      Du darfst unbesorgt sein, sowas wird es in meinen Fall nicht passieren.

      ​Aber dieses Missverstehen hat dich dazu geführt, dich zu verletzen. Wie wäre es denn, wenn du mal schaust, ob es da nicht doch einen Weg für dich gibt? In größeren Firmen gibt es Vertrauensleute, Betriebsräte, mit denen du solch eine Problematik besprechen könntest. Du könntest vielleicht deinen Job weiterhin ausführen, nur müssten die Aufträge evtl. schriftlich formuliert werden.


      Das gehört zum oberen Absatz, mein Umfeld darf das nicht wissen. Ich habe keine so gute Erfahrung als Kind zu anderen Menschen gemacht und bevorzuge, Lieber bestimmte Sache für mich zu behalten. Hab meisten eh den Eindruck, dass ich es nicht Wert bin, gehört zu werden. Hier ist einfach das Risiko viel zu groß, dass es die Runde macht und dann weiß jeder das bzw. sind dann vermutlich nur teil Informationen im Umlauf und jeder interpretiert das anderes... Ich glaube, wenn das eintreffen würde, wäre der nächste Griff zu Klinge vorprogrammiert.

      ​Hast du mal mit einer Person deines Vertrauens über dich, das „Problem“, deinen Job etc. gesprochen oder kennst du jemanden, mit dem du das machen könntest?


      Nein. Ich bestreite mein Leben alleine. Habe keine Freunde oder der gleichen.

      ​Was sagt denn der Arzt

      Keine Chance, es gibt keine Heilung dafür. Alles noch zu unerforscht. Das bleibt Bestandteil meines Leben.

      ​Nur wenn du dir nicht eine Möglichkeit suchst, da einen Weg zu finden, hast du tausend Schnitte der Erinnerung und bist immer noch in einer Sackgasse. Denk darüber nach, es bist du, um den es dabei geht.


      Naja, ein drittel meines Leben, habe ich ja irgendwie geschafft.
      Hallo Leon,
      war in den letzten Tagen nicht so ganz bei mir, daher erst jetzt noch mal ein paar Zeilen. Danach soll von mir aus genug sein.

      Irgendwie hat mich das beschäftigt, dass du dich verletzt, um dir einen Erinnerungsmarker zu setzen. Da hab ich mich noch mal gefragt: gibt es nicht andere Möglichkeiten mit dem gleichen Effekt, so was wie „ein Knoten im Taschentuch“ (Spruch meiner Ma).

      Weiss jetzt nicht, ob du bei der Arbeit Schmuck bzw. eine Uhr tragen darfst? Ist ja in manchen Berufen wegen Verletzungsgefahr untersagt.

      1) Wenn bei dir nicht, könntest du dir ja ein Armkettchen oder wenn du es lieber magst einen schicken Armreif zulegen. Ich mag die mit den Emaille-Verzierungen besonders wegen der kräftigen Farben. Das ist ein Hingucker, und du hättest etwas, was du jeden Tag oder bei Bedarf tragen könntest.

      2) Wenn du keinen Armschmuck magst aber eine Uhr trägst: bei uns war es eine Zeit Mode, die Uhr am anderen Handgelenk zu tragen, so als Zeichen eines inneren Aufbruchs in der Firma. Hat eine Beraterfirma als Managementbeitrag zur Identifikation mit dem neuen Firmenprogramm empfohlen. Wenn du das machst, kann es dann passieren, dass du angesprochen wirst, warum …? Dann kannst du ja ausweichend antworten: hab mir eine neue Lebensphilosophie für den Alltag gesucht und das soll mich daran erinnern. Wenn jemand nachfragt, kannst du ja was von mehr Miteinander und Nettigkeit gegenüber anderen Menschen und Kollegen/Innen erzählen. Klingt doch erst mal positiv. ^^

      3) Alternativ zu 2 könntest du dir auch nur ein topschickes neues Uhrenarmband zulegen, so was richtig Ausgefallenes. Hat sicher eine ähnliche Wirkung mit vielleicht ähnlichen Fragen. Ob du die Fragen magst, weiss ich jetzt nicht. Du scheinst mir mehr auf Unauffälligkeit und Verstecken programmiert, daher meine nach außen gerichteten Vorschläge. Und eins ist versprochen: sie hinterlassen keine Narben. ;)

      4) Noch verrückter: eine Uhr, die links herum geht. Wenn die jemand an deinem Arm sieht, hast du ganz sicher die Aufmerksamkeit. Leg dir deshalb ein paar kluge Sätze als Argumente dafür zurecht. Ist schon irre ... so eine Uhr.

      5) Wenn’s dann doch was mehr Hautnahes sein soll, wie wär’s mit einem Tattoo? Ist so ein weiterer Gedanke. Kann gut aussehen, ich mag’s bei mir eher nicht. Und es hat nicht so den Charakter einer Selbstbestrafung, siehe Beiträge oben.

      Ach so zum eigentlichen Auftrag annehmen und weiterer Verarbeitung. Da seh ich noch eine Variante, wie man die notwendige Medizin des Aufschreibens für dich „nett“ verpacken kann. Setzt voraus, dass es sich um Aufträge mit schriftlicher Ausarbeitung handelt. Nachfolgend ein kleines Beispiel.

      1) Chef sagt: „Erstellen Sie mal eine Übersicht der aktuellen Projekte, unseren Aufwand etc. Ich muss das demnächst weiter oben darstellen und begründen, warum wir mehr Personal brauchen.“

      Du antwortest: „Hab ich das richtig verstanden, dass ….“ und wiederholst.

      Mein Kommentar dazu: kann man so machen, ist aber nicht sehr elegant. Chef könnte denken: „Ich hab mich doch klar ausgedrückt. Warum fragt er noch nach?“

      2) Besser aus meiner Sicht: Du antwortest: „Chef ich werde mich gleich hinsetzen und einen ersten Entwurf zusammenschreiben. Den könnten wir anschließend gemeinsam durchgehen. Dann könnten Sie noch das eine oder andere ergänzen, was ihnen inzwischen noch zusätzlich wichtig erscheint.“

      Chef wird denken: „Boah super Mitarbeiter, so wünsch ich mir das. Geht gleich ran an die Sache. Sehr strukturierte Arbeitsweise und gute Idee mit der Ergänzung. Dann kann ich auch noch mal nachdenken und noch das eine oder andere ergänzen. Vielleicht fällt mir bis dahin noch was ein, was ich noch unbedingt dabei haben sollte.“

      Das klingt doch schon viel eleganter und konstruktiv. Du kannst dir die Dinge aufschreiben und schriftliche Gedanken machen und dein Chef ist bezuckert von dir und deinem offensichtlichen Engagement. Außerdem hast du so noch eine Korrekturschleife (für dich) gewonnen.

      Nur mal so eine Alternative zu: wie man einen Auftrag annehmen und weiterverarbeiten kann.

      Damit will ich’s jetzt aber auch genug sein lassen. Deinen Weg durch die nächsten Drittel deines Lebens hast du ja dann Möglichkeiten. Nicht böse sein für die Bemerkung, aber dass es bislang so gelaufen ist, ist für mich kein Zeichen dafür, dass es für dich der beste Weg war. :)

      Lg Elfenspiegel

      PS: verzeih mögliche Rechtschreibfehler. Passiert mir aber oft, wenn der Kopf schneller ist, als die Hände schreiben können.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Elfenspiegel“ ()

      ......es ist komisch, sind 15 Jahre irgendwie ein trigger? Es kommt mir fast so vor.
      Vor ein paar Tagen bin ich auch rückfällig geworden. Nach... ich weiss auf die schnelle gar nicht wieviel Jahren. Aber ich bin verwundert, dass es meinen Nick noch gibt.
      Glücklicherweise vermutlich.
      Seufz... ich weiss gar nicht so recht was ich schreiben soll. Bin gerade so knapp davor zu wiederholen was ich erst vor 4 Tagen wieder gemacht hab.

      Vermutlich werden wir nie richtig... "clean" sein. Das war offenbar so ein Gedanke den ich irgendwann mal hatte... unter anderem Aufgrund der Medien und alle, die obwohl man es besser weiss, einem ja selbst heute noch oft um die Ohren schmeißen, dass es eine Art Modeerscheinung ist, das man als Jugendlicher das irgendwann dann mal ablegt...

      Oder eben auch nicht.... heute bin ich 34, und ich fühle mich gerade genau so wie damals......
      "Healing takes courage,
      and we all have courage,
      even if we have to dig a little to find it."

      ©Tori Amos
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