Essstörung...aber irgendwie anders

      Essstörung...aber irgendwie anders

      Hi liebe Community,
      vielleicht könnt ihr mir ja helfen.
      Zunächst mal: Ich habe keine diagnostizierte Essstörung. Es kam oft genug das Thema auf, aufgrund Gewicht, Essverhalten etc. aber ich habe einfach immer alles weg gelächelt und möglichst ins lächerliche gezogen. Ich eine Essstörung? Klar, gib mir Schokolade dann siehst du meine Essstörung etc. Da ich schon so ein gut gefülltes Diagnosefeld habe (PTBS bei DIS) hat auch jeder nachgegeben.
      Um eine längere Erzählung zu sparen: Ich bin wieder zu Hause. Ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahin gestellt.
      Der rational denkende Teil in mir macht sich aber langsam Gedanken. Ich halte mich nicht für sooo dünn. Wenn ich aber eine Armbanduhr ausziehe, und so verstelle als hätte ich sie an, muss ich doch zugeben, es ist ein bisschen dünn. Heftiger wird es bei der Waage. Ich freue mich pflichtbewusst das ich zugenommen habe, aber erschrecke mich dann gleichzeitig und frage mich wie ich wieder zu meinen alten Gewicht komme. Durch die Reha (Knochenbruch) wird das ganze noch begünstigt.
      Aber am meisten ist mein Essverhalten auffällig (ich gut deutsch)
      Ich kann es ja nur außerhalb beobachten, bei meinen Eltern ist das noch mal eine ganz andere Nummer. Ich bekomme Angst wenn ich zum essen gehen muss, möchte am liebsten gar nicht hin, und esse nur wenig. bzw irgendwie ist es in meinem Kopf, dass ich nicht so viel essen darf, weil ich sonst nicht vorbereitet auf die schlechte Zeiten bin.
      Ja, professionelle Hilfe, ich weiß ist wichtig, aber ich wohne momentan bei meinen Eltern.
      Nein, ich bin Momentan nicht in Behandlung. Ich bin volljährig, ja. Aber wer sich ein wenig mit DIS auseinandergesetzt hat, wird verstehen, warum es für mich sehr schwierig ist, mich gegen meine Eltern, trotz Volljährigkeit aufzulehnen.
      Entschuldigung wenn das ein bisschen wirr klingt, ich bin nicht ganz bei der Sache.
      LG
      Liebe Maybelight,

      ich hatte überlegt, die zur antworten, aber das ES Thema belastet mich zwischenzeitlich doch auch zu sehr. Leider hast du keine Antwort bekommen, deshalb schreibe ich doch etwas zu deinem Beitrag, wenn auch vielleicht nicht soo hilfreich.

      So anders finde ich dein Essproblem gar nicht. (Ich nenne es mal so, um es nciht wie eine Diagnose klingen zu lassen, das gehört in die Hand von Fachleuten) Wie du schreibst, hast du Angst vor dem Essen (oder vor allem vor dem gemeinsamen Essen?), hast Verbote im Kopf, vermeidest es und merkst an deinem Körper, dass du abgenommen hast. Unabhängig von dem Grund oder einer Diagnose, finde ich, dass sich das "nicht normal" anhört. Es muss natürlich nicht so kommen, aber aus eigener Erfahrung und aus der von inzwischen einer Reihe Bekannten aus einer verschiedenen Behandlungen, klingt das für mich so, dass du verdammt vorsichtig sein musst, was du tust. Essstörungen lassen sich am besten behandlen, wenn sie SO FRÜH WIE MÖGLICH erkannt werden. Im Moment sagst du, du erkennst selbst, dass du zu dünn geworden bist. Nimm das als Warnung, denn dieser rationale Gedanke kann schnell verloren gehen und damit auch die Motivation etwas zu ändern. Essstörungen sind furchtbar und werden immer schlimmer, wenn du es nicht rechtzeitig stoppst. Ich kenne es selbst, dass mein Verstand am Anfang ein bisschen Bedenken hatte, aber ich nicht früh genug geschafft habe zu intervenieren und ich wünschte mir, ich wäre damals von meiner damaligen Therapeutin mit diesen Bedenken ernst genommen und nicht mit "wird schon wieder" beruhigt worden, denn vielleicht hätte mir das die letzten sieben Jahre Hölle erspart. Deshalb möchte ich dich ermutigen, da auf deinen Verstand zu hören und dein Problem ernst zu nehmen.

      Das beste wäre, wenn du einen Psychiater oder Therapeuten aufsuchst, und auch wenn es dir zur Zeit schwer fällt, möchte ich dir dringend nahe legen, es zu versuchen. Ich nicht genau, was daran das größte Hindernis ist.
      VIelleicht kannst du eine Freundin oder andere Vertrauensperson mitnehmen (muss nicht mit ins Sprechzimmer, wenn du nicht magst, aber vielleicht kann sie im Warteraum warten oder dich nur hinbringen/abholen). Wenn es dir schwer fällt, einen Termin zu vereinbaren, könntest du auch jemanden bitten, für dich anzurufen. Du müsstest ihr/ihm nicht mal erklrären, warum genau, nur dass du einen Termin brauchst.
      Du könntest auch erstmal mit deinem Hausarzt (oder auch einem anderen Arzt, zu dem du Vertrauen hast) sprechen.

      Ansonsten könntest du dich auch bei speziellen kostenlosen Beratungsstellen wie bzga-essstoerungen.de/ melden. Oft kannst du da auch neben telefonischer Beratung e-mail/chat- Beratung in Anspruch nehmen.

      Für dich selbst könntest du versuchen, dir das Essen im Moment so angenehm wie möglich zu gestalten. Wenn es dir schwer fällt, mit deinen Eltern zu essen, iss vorübergehend alleine oder noch besser eigentlich in Gesellschaft von Menschen, die dir gut tun.
      Iss Dinge, die dir schmecken und leichter fallen, zu essen.
      Versuch es mit einem Gedankenstopp, wenn dich das Wiegen triggert, und konzentriere dich auf die pflichtbewusste Freude, wenn du es schaffst, zuzunehmen, suche Argumente, die dich darin bestätigen, dass es richtig ist. Vielleicht ist es auch besser, dich vorübergehend nicht zu wiegen (dann aber aufpassen, dass du wirklich genug isst) oder dich bei deinem Hausarzt ohne hinzugucken wiegen zu lassen und mit ihm vereinbaren, dass er dich nur informiert, wenn du nicht x zunimmst oder unter y kommst)

      Hinterfrage deine Gedanken (Wie wahrscheinlich ist es, dass "schlechte Zeiten" kommen? Was genau wären "schlechte Zeiten"? Wieso glaube ich, es hilft hilft mir dann, vorher abzumagern? Was kann passieren, was ich mit einem schlecht ernährten Körper und irrationalen Ängsten/Zwängen (denn das ist auch Essstörung) besser durchstehe, als mit einem gesunden?) und sei dabei ehrlich zu dir.



      Ich wünsche dir alles Gute!
      It is possible to commit no error and still lose. That is not a weakness... that is life. (Jean-Luc Picard)