Gesetzlichen Betreuer ja oder nein?

      Gesetzlichen Betreuer ja oder nein?

      Seid fast einem Jahr überlege ich mir einen Gesetzlichen Betreuer zur Unterstützung zu holen.

      Mich würden mal die Vor und Nachteile interessieren, vielleicht könnt ihr mir da was sagen.

      Irgendwie denke ich die ganze Zeit das es einfach nur zeigt das ich zu nichts in der Lage bin...... Irgendwie ist einfach alles viel zu verwirrend momentan.
      Hallo du,

      gibt es denn eine psychologische / psychosoziale Beratungsstelle (oft städtisch oder von Diakonie oder Caritas, evtl. auch Rote4s KReuz, Malteser, Johanniter...), bei der du dich informieren kannst, gerade mit Hinblick auf deine persönlichen Umstände? Ich nehme nicht an, dass man direkt beim Amtsgericht (falls du in Deutschland lebst) eine Beratung bekommt, weiß das aber nicht. Soweit ich weiß kommt es auf die Einstufung an, welcher Rahmen dir gegeben wird, also ob du z.B. noch geschäftsfähig bist.
      Allerdings: Wenn du Schwierigkeiten in der Alltagsbewältigung hast, dann ist eine gesetzliche Betreuung vielleicht nicht der richtige Schritt? Es gibt ja noch weitere Möglichkeiten wie betreutes Wohnen, bzw. wie ist es generell mit Therapie? Du schreibst nicht viel über dich, daher kann ich nur spekulieren. Wäre es nicht - auch wenn es dir im Moment vielleicht unmachbar erscheint - besser, erstmal zu schauen, wie du selbstständig zurecht kommst? Gerade da wäre Therapie, evtl. auch mal eine Weile stationär eine Idee?

      Liebe Grüße
      Fylgja.
      Die Betreuungsbehörde ist der richtige Anlaufpunkt.
      Der gB wird Teile für Dich übernehmen, die Du nicht so gut auf die Reihe bekommst und wobei Du Unterstützung brauchst. Da gibt es verschiedene Bereiche. Gesundheitssorge oder Antragstellungen, Behördenkram usw.
      Die Betreuungsbehörde braucht Deinen Antrag, kannst Du in Deinem zuständigen LK runterladen und hinschicken.
      Dann gibt es ein Einschätzungsgspräch mit Dir zusammen und am Ende wird das Gericht festlegen, wer das ist und für wie lange...
      LG
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      hm, also da wir ja hier alle wenig über die aktuelle Situation wissen, finde ich das schon einen sehr drastischen Schritt. Ich meine, sind denn alle anderen, weniger in die eigene Selbstbestimmung eingreifenden Möglichkeiten schon ausreichend in Betracht gezogen worden?

      So eine Gesetzliche Vertretung ist schon ein Schritt, den man wirklich gut bedenken und sich gut beraten lassen sollte. So einfach kriegt man das auch nicht, denke ich und wenn, dann ist es auch nicht so einfach, sie im Falle des Falles wieder abzuberufen. Es kommt ja schon auch darauf an, worum es ganz konkret geht , welche Bereiche es betrifft und wie die Situation wirklich ist. Aber Fylgia hat ja schon einige Sachen genannt, die man eventuell auch noch ins Auge fassen könnte, bevor man sich zu dem Schritt eines gesetzlichen Betreuers entschließt. Ich meine, mit Unterstützung ist es vielleicht möglich, die Sachen, die man alleine nicht schafft, doch auf die Reihe zu kriegen, ohne gleich sämtliche Verantwortung für den Bereich abgeben zu müssen ?
      Aufgrund meiner körperlichen Behinderung hab ich ZB auch Assistentinnen, die bestimmen aber nicht für mich, was wann wie gemacht wird, sondern unterstützen mich nur dabei, übernehmen die dinge,die ich selber nicht kann oder nur mit einem unverhätlnismässig hohen Kraftaufwand. ich entscheide aber dabei immer noch alles selbst und die werden auch nur auf meine Initiative hin aktiv. Ich denke, das sollte gut überlegt sein und auch von rechtlicher Seite gut abgesichert sein. und wenn man depressiv ist, heisst das ja deshalb noch lange nicht, dass man gar nicht mehr für sich selbst entscheiden kann, es ist nur viel viel schwerer, die Dinge wirklich in Angriff zu nehmen und durchzuziehen, und es braucht oft einfach die Sicherheit, dass man nicht alles alleine schaffen und machen muss und man Bestärkung erfährt. So eine Depression ist ja auch nicht ein andauernd gleichbleibender Zustand sondern kann sich mit entsprechender Therapie und Begleitung auch wieder bessern.
      Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."
      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
      Die Ursache bin ich selbst! (Thomas Bernhard) :thumbsup:

      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)
      Ich mag dazu noch mal kurz was schreiben...
      Ich stehe einem gB nicht so skeptisch gegenüber wie Du. Sicherlich, weil ich tagtäglich mit ihnen zu tun habe, beruflich.
      Ich erlebe Menschen, die gut für sich sorgen, indem sie erkennen, manche DInge nicht noch schlimmer werden zu lassen, zb. Schulden.
      Viele ungeöffnete Briefe und Anträge, die sich stapeln in der Wohnung, Leistungen die nicht gesichert werden können, da Überforderung bei Behördengängen usw.
      Ich finde es dann schon gut und hilfreich, wenn man das abgenommen bekommt. Denn gerade wenn man oft in Depressionen festhängt, vergisst man so elementare Dinge, wie Termine beim Jobcenter, Krankenkassen o.ä. Und irgendwoher muss ja auch Geld kommen.
      Ich habe auch gB erlebt, die die Gesundheitssorge für Klienten hatten und alle sind sich immer einig: sie setzen sich nicht über den Willen desjenigen hinweg, wenn es um Klinik usw. geht, solange hier nicht von suizidalen Dingen die Reden ist.
      Einer meiner Klienten verstarb sogar mal in der Wohnung, obwohl der gB einen Tag vorher da war und ich auch, er aber absolut nicht in die Klinik wollte (schlechter Allgemeinzustand usw...)
      Man ist nicht entmündigt...das sollte man nicht vergessen. Denn diesen Fakt gibt es auch zusätzlich, aber nur bei ganz krassen Fällen.
      Und ein gB kann auch für 2 Jahre vorerst installiert werden und dann erlischt das wieder.
      Manche brauchen auch jemanden, der das Geld einteilt usw.
      Ich denke Beratung ist wichtig, aber keine vorgefertigte negative Meinung, dass einem hier etwas auferlegt wird, was schädlich ist. Man sollte wertfrei und neutral jedem seine Chance lassen und Selbstfürsorge ist etwas sehr wertvolles, scheint die Threaderstellerin gut erkannt zu haben.

      Je nach Lebenssituation gibt es auch die Möglichkeit, sich mit einem ABW in Kontakt zu setzen. Gibt es auch in jedem Landkreis und größeren Stadt. Dort gibt es Sozpäds, die Dich auch gut begleiten können in Alltagsangelegenheiten.
      Und sollten die einschätzen, das Dein Bedarf doch höher ist, dann könnt ihr gemeinsam einen gB installieren.
      Ich würde es tatsächlich immer am Bedarf desjenigen selbst orientieren.

      LG
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      Danke für deine Präzisierungen aus der Praxis, Momento. Es war nicht meine Absicht, so eine negative Darstellung des ganzen Themas zu liefern. Ich kenne mich dazu im Detail auch nicht so aus, und ich glaube, in D ist es auch anders geregelt als in Österreich, wobei es da auch vor nicht allzu langer Zeit eine Gesetzesänderung gab, die ich auch nicht im Detail verfolgt habe, da ich auch nicht mehr beruflich damit in Kontakt bin.

      Ich stimme zu, dass es gut ist, wenn man in belasteten Lebenssituationen wichtige Dinge auch abgeben kann, damit nicht alles noch mehr aus dem Ruder läuft, und das eine Form der Selbstfürsorge und Übernahme von Eigenverantwortung. Es ist die Frage, in welcher Form sich das am besten organisieren lässt. Und da bin ich immer für die gelindesten Mittel, aber das scheint in D sowieso anders geregelt zu sein als ich das kenne bzw. kannte, dh es gibt da offenbar tatsächliche viele Abstufungen und es ist auch in größerem Rahmen möglich, mitzubestimmen, je nach Einstufung. Daher finde ich die Beratung auch sehr wichtig, um überhaupt einmal alle Varianten zu kennen und sich dann für die für einen selbst passendste Variante entscheiden zu können.

      ma
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