Wie die Zeit vergeht..

      Wie die Zeit vergeht..

      Seit so langer Zeit das erste Mal wieder in diesem Forum unterwegs. Im November ist meine Anmeldung zehn Jahre her.
      Was in der Zeit alles passiert ist.. Therapie, Abitur, nächste Woche ein abgeschlossenes Studium. Ich habe mir durch die damalige Situation viel verbaut und trotzdem viel geleistet bisher. Irgendwie bin ich stolz darauf, dass ich die Situation trotz vieler (harter) Rückschläge zum Guten hab wenden können.

      Und trotzdem ist nicht alles gut. Mein Job im Anschluss ans Studium ist sicher, doch eventuell bin ich durch die amtsärztliche Untersuchung stark eingeschränkt. Man kann seinen Traumjob auf Grund der Vergangenheit nicht machen. Man hat lange gebraucht sich damit abzufinden. Man hat etwas vergleichbares gefunden, doch auch da kommt die Vergangenheit und macht einem vermutlich einen Strich durch die Rechnung. Man wird in gewisser Weise dafür bestraft, dass man sich Hilfe geholt hat. Ich war krank, habe es erkannt und die Therapie begonnen. Manchmal bereue ich es so sehr, da die Therapie leider nur bedingt geholfen hat. Heute bin ich nahezu gesund, jedoch gebranntmarkt.

      Den Großteil der Zeit geht es mir gut. Ich fühle mich "normal". Dann gibt es Tage, an denen ich am Boden bin. Ich falle in alte Muster zurück. Bin überfordert mit meinem Leben und frage mich, warum ich die kompliziertesten Umstände anziehe. Ich habe eine Angststörung entwickelt. Warum? Ich wüsste es selbst gern. Ängste, die nie Thema waren, äußern sich in unregelmäßigen Abständen in Panikattacken. Das nächste, was mir wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Therapie? Derzeit nicht möglich. Der Stress würde meine allgemeine Situation wieder verschlimmern und der Job lässt es derzeit auch nicht zu. Den könnte ich dann ebenso an den Nagel hängen.

      Man sagt immer, dass es für alles eine Lösung gibt. Aber irgendwie sehe ich derzeit keine. Meine Lebenssituation ist aktuell und voraussichtlich noch mehrere Jahre so verstrickt, dass ich nicht weiß, wo oben und unten ist. Viele Baustellen, die in Angriff genommen werden müssten, aber überall Hindernisse, die alles lahm legen.

      Ich weiß nicht, was ich mir hier erhoffe. Vielleicht tut es einfach gut, das vertraute Gefühl des Niederschreiben nach Jahren hier wieder zu erleben. Ich habe damals Stunden hier verbracht, tolle Menschen kennengelernt, viel Hilfe bekommen. Mit einigen stehen ich immer noch im privaten Kontakt. Heute habe ich wenig im Forum gelesen und kenne nur noch wenige der Nutzer. Aber so auch werden mich hier wenige Menschen in Erinnerung haben.
      Aber auch das ist ein seltsames Gefühl; früher waren so viele Nutzer gleichzeitig online, es wurden viele Beiträge verfasst. Nicht nur ich habe mich verändert, auch dieses Forum hat es getan. Ich bin gespannt.
      Vielleicht hat hier jemand gerade Gedanken dazu, wie ich meine teilweise angespannte Lebenssituation verbessern könnte. Wie gesagt, n sich hat sich mein Leben um 180° gedreht und viele waren sehr glücklich über das, was ich in den letzten Jahren erreicht habe. Bin ich ja auch. Aber leider gibt es eben auch diese anderen Tage. Und mit denen möchte ich gern besser umgehen können. Gerade damit diese Tage nicht wieder überhand gewinnen und ich in weitere alte Muster zurückfalle.

      Es tut gut, zu wissen, dass man jederzeit in dieses Forum zurück kommen kann.

      Ich hoffe, dass ihr heute einen tollen Tag hattet und wenigstens einen schönen Moment erlebt habt, der zeigt, dass das Leben lebenswert ist. Denn das ist es, trotz der Steine.

      Katha
      Aufrechtsteh'n oder untergeh'n..
      Hallo katha,

      ich erinnere mich noch an dich, besonders wegen deines außergewöhnlichen Usernamens. Was ich bisher allerdings nicht wusste ist, dass wir uns im gleichen Jahr regstriert haben, auch ich durfte heuer bereits mein 10er-Jubiläum feiern.

      Das, was du beschreibst, kenne ich sehr gut. Das mit dem "den Traumberuf an den Nagel hängen müssen" habe ich leider auch durch, aus demselben Grund wie du, von daher kenne ich dieses Gefühlswirrwarr von Trauer, Enttäuschung, Selbsthass, und: "War das wirklich nötig, hätte ich das nicht auch alleine schaffen können?". konkreten Tipp kann ich dir leider keinen geben, außer dass die Zeit die Wunden heilt und sich so vielleicht ganz neue Türen für dich öffnen, und du Dinge machst und lieben lernst, die du vielleicht nie probiert hättest, wenn Plan A funktioniert hätte.
      "In alte Verhaltensmuster zurückfallen ohne (offensichtlichen) Grund" ist bei mir auch ein großes Thema. Ich habe bzw. hatte alles, was man sich wünschen kann, einen tollen, gut bezahlten Arbeitsplatz, eine große Wohnung, wenige aber gute Freunde, guten Draht zu meiner Familie, hatte meine problematische kindheit im Rahmen einer Therapie aufgearbeitet- und trotzdem bin ich immer wieder in alte, destruktive Verhaltensweisen zurückgefallen und konnte mir beim besten Willen nicht erklären, warum. Die Erkenntnis kam erst vor ein paar Wochen (vielleicht bist du beim Stöbern im Forum auf meinen Thread dazu gestoßen), als mir schlagartig bewusst geworden ist, dass es Dinge gibt, die mich stark belasten und die ich nie aufgearbeitet habe, weil ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, dass solche Erlebnisse so eine Reaktion zur Folge haben könnten.
      Ich möchte dir natürlich nichts einreden, was nicht da ist, aber wäre es möglich, dass du unbewusst auch noch irgendwelche ungelösten konflikte oder nicht verarbeitete Erlebnisse mit dir herumträgst? Denn wenn du mittlerweile sogar Panikattacken entwickelt hast, klingt das für mich irgendwie, als würde da unter der Oberfläche irgendetwas brodeln.

      Natürlich löst das Wissen um das "Warum" das Grundproblem nicht, aber mich persönlich hat es schon irgendwie beruhigt zu wissen, dass ich nicht total bekloppt bin, oder nur Aufmerksamkeit will oder nicht gesund werden will, sondern dass das einfach "nur" eine natürliche Reaktion auf nicht verarbeitete Erlebnisse ist.

      Ich wünsche dir, dass du bald eine Antwort auf deine Fragen findest, und vielleicht hilft auch das schon, die schwierigen Tage besser zu überstehen.

      LG
      wild_angel
      If everything seems to be going against you,
      remember that the aeroplane takes off against the wind,
      not with it...
      (Henry Ford)

      ~~~~~~~~
      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....