Wohin mit dem (ruhelosen) Blick?

      Wohin mit dem (ruhelosen) Blick?

      Hallo zusammen,

      ich hab mal wieder ein Anliegen, das mir ehrlich gesagt etwas unangenehm ist, vielleicht weil es so banal ist udn ich damit ein Problem hab.

      Und zwar schweifen meine Augen und damit mein Blick im Gespräch mit einer Person, die mir beispielsweise gegenübersitzt, durch die Gegend.
      Ich schaue die Person durchaus an, auch gelegentlich in die Augen oder auf einen Punkt an der Nasenwurzel oder sonstwohin, aber meistens irgendwohin seitlich der Person.

      Mir fällt es auch unglaublich schwer einen Punkt zu fíxieren, nicht, dass ich das physiologisch nicht kann, aber mein Blick schweift immer scheinbar ruhelos in der Gegend herum und streift häufig den Punkt, bleibt haber nicht hängen.

      Wenn ich Löcher in die Luft starre, in Gedanken bin oder auch bei dem "magischen Auge" kann ich shcon gut fokussieren,

      Meinen Augenarzt sprach ich neulich darauf an, aber er wusste auch keinen Rat.

      Ich bin nicht extrem schüchtern, habe aber schon eine starke introvertierte Seite in mir. Mir passiert das auch bei Menschen, die ich gut kenne und in deren Gegenwart ich mich wohlfühle, auch bei meinem Freund.
      Mein nahes Umfeld kennt das von mir auch nicht anders, aber Bekannte haben mich darauf schon angesprochen und jedes Mal gerate ich in Erklärungsnot. Ich weiß ja nicht warum das so ist.
      Und ich möchte das auch ändern, da ich das auch sehr seltsam und befremdlich finde, wenn jemandes Blick so ruhelos von links nach rechts und sonstwohin geht, wie ein Nadeldrucker :)
      Ich vermute, dass ich einerseits niemanden anstarren will, denn anstarren kann ich seltsamerweise ganz gut und mich verhalte wie ein gehetztes Tier. Vielleicht wirke ich deshalb auf andere auch oft so gehetzt, selbst wenn ich ganz ruhig dasitze, nichts sage, aber meine unruhigen Augen dieses Gehetztsein aussenden?

      Deshalb meine Frage an schüchterne User und alle anderen: Wohin schaut ihr beim Gegenüber, aber viel wichtiger, wie haltet ihr den Blick ohne zu starren und auszuweichen?

      Hoffentlich weiß jemand einen Rat udn danke fürs Lesen

      Avicienna
      Hey Avicienna,

      eine gute Antwort auf deine Fragen habe ich (noch ;) ) nicht.
      Ich glaube, ich habe noch nicht ganz verstanden, warum du den Blick im Gespräch nicht halten kannst. Du schreibst, dass du nicht übermäßig schüchtern bist, ich schätze, dass wäre ein häufiger Grund.
      Kannst du dich denn während eines Gesprächs auf den Inhalt konzentrieren bzw. das, was dein Gegenüber sagt? Kannst du einzelne Leute fixieren und ihnen in die Augen schauen, wenn mehrere an dem Gespräch beteiligt sind (also der Sprecher nicht nur dich die ganze Zeit über anschaut)?
      Und fühlst du dich auch ruhelos, wenn dein Blick durch die Gegend schweift? Oder gelangweilt? Und schweift dein Blick auch z.B. beim Fernsehen zwischendurch durch die Gegend?

      Früher habe ich Leuten eher nicht in die Augen geschaut, war mir irgendwie unangenehm, bzw. kann ich mich dann nicht mehr so gut auf das Gespräch konzentrieren. Meine Schwester hat mir dann irgendwann gesagt, dass das unhöflich ist und dann habe ich angefangen das zu üben z.B. im Bus, Leuten in die Augen zu starren (kam auch nicht gut an^^) Wenn ich mir Mühe gebe, dem anderen mein Interesse zu zeigen, versuche ich, in die AUgen zu schauen, aber ich habe dann auch schon die Rückmeldung bekommen, dass ich zu lange schaue. Ich bin nicht (mehr) wirklich schüchtern, aber ich weiß nie, wie lange man jetzt wirklich in die Augen guckt. Deshalb schaue ich immer mal kurz in die Augen und dann auf die Nasenwurzel oder den Mund oder ganz knapp über den Scheitel. Ein Therapeut hat mal gemeint, dass man schon merkt, dass ich das bewusst mache, weil es für natürlich noch einen Tick zu kurz ist. Aber der war Fachmann für autistische Störungen und hat deshalb auch sehr auf so etwas geachtet. Ich bin nicht sicher, ob andere das noch bemerken.

      Grundsätzlich würde ich dir aber auch raten, das so zu machen, wie du dich wohl fühlst. Wenn das abscheifen dich selbst stört, dann übe vielleicht mal in Gesprächen mit deinem Freund oder deiner Familie, dein Gegenüber immer wieder bewusst mit dem Blick aufzusuchen. Mich würde interessieren, was dann passiert... Kannst du dich noch auf das Gespräch konzentrieren oder fühlst du dich dann anders?

      Liebe Grüße,
      Granul
      It is possible to commit no error and still lose. That is not a weakness... that is life. (Jean-Luc Picard)
      hm, ich werfe jetzt mal eine ganz andere Wahrnehmung in den Raum: Also mir wurde schon als Kind immer nachgesagt, dass ich schüchtern sei, ich hab das aber eigentlich am Anfang gar nicht selbst so empfunden, ich glaube, die Leute haben meine Zurückhaltung einfach so interpretiert, und weil mir das oft gesagt wurde, bin ich erst wirklich verunsichert und dadurch schüchtern geworden. Ich glaube, dass es grade bei so unbewussten Gesten etc auch eine große Bandbreite gibt, was wer wie empfindet. Ich finde überhaupt nichts dabei, wenn mich mein Gegenüber im Gespräch nicht unbedingt anschaut, ich mache das auch nicht immer, ich empfinde das schnell als unangenehm und störend für die Konzentration.ich merke an anderen Dingen, ob mein Gegenüber mir "zugewandt" ist, und bin eher irritiert, wenn mich jemand so fixiert.
      Also ich glaube, es gibt da kein allgemein gültiges so macht man das und so und nur so ist es ok und richtig und alles andere ist unhöflich, störend, was auch immer.
      Komischerweise hat mich aber da auch noch kaum jemand drauf angesprochen, ich schaue schon immer wieder kurz hin, aber meist weil sich das durch das Gespräch so ergibt, ich schaue einfach hin und wieder, vor allem, wenn ich durch irgendetwas anderes aufmerksam geworden bin, und einfach diese nonverbale Ebene noch dazuholen will, aber das geht eher automatisch. Sonst schaue ich oft auf irgendeinen Punkt daneben, allerdings schweift mein Blick da nicht ab, das ist eher , um einen Ruhepol zu haben, um sich voll konzentrieren zu können. Das hat bislang eigentlich niemanden gestört, jedenfalls nicht dass ich wüsste.

      Es fällt dir auch allgemein schwer, einen Punkt zu fixieren sagst du, also hat das nicht unbedingt mit der Gesprächssituation zu tun, so verstehe ich das. Also einfach auf die Stuhllehne daneben schauen und länger dabei bleiben würde zB auch schwer sein? Ich frage mich auch wie Granul, ob du dich dabei auch ruhelos FÜHLST wenn dein Blick so durch die Gegend schweift oder ob es dir selbst gar nicht so auffallen würde, wenn nicht andere dich darauf hinweisen würden?

      Mir kommt es so vor, als wäre es gar nicht unbedingt dein eigenes Empfinden, es ist mehr das, wie es auf andere wirkt. und das, was dieses " so auf andere wirken" mit dir macht. (sonst würdest du das wohl nicht so ernst nehmen und gern ändern wollen).

      Also ich weiß nicht, ob es unbedingt besser ist, sich Verhaltensweisen an oder abzutrainieren, damit es für die anderen passt. Wobei ich wie gesagt auch glaube, dass es da verschiedenste Wahrnehmungen dazu gibt. Ich glaube, der bessere Weg ist, rauszufinden, wie es für dich am besten ist, woher diese Ruhelosigkeit kommt (gibt es die auch innerlich?) und wie es dir am besten gelingt, zur Ruhe zu kommen oder "bei dir" zu bleiben in bestimmten Situationen, und was für dich dann das beste und praktikabelste ist, ohne den Kontakt zum Gegenüber zu verlieren. So fahre ich jedenfalls immer am besten, wenn ich auf solche Fragen in der Interaktion mit anderen stoße und das wirkt dann meiner Erfahrung nach meist auch auf andere stimmig, auch wenn es vielleicht nicht immer 100% irgendwelchen Benimmregeln entspricht, und ist dann auch weit unproblematischer als ein Verhalten, das man versucht sich anzueignen, weil das "so gehört". Das wirkt dann oft erst recht irritierend aufs Gegenüber, weil man einfach merkt, dass das nicht authentisch ist. und wenn man sich jetzt darauf konzentrieren muss, wohin man schaut und wie lange, dann ist das ja auch für einen selbst stressig und eher kontraproduktiv würde ich meinen.

      Also ich komme mit meiner Strategie einen Ruhepunkt daneben suchen und dort bleiben (ohne jetzt extra zu fokussieren, ich achte dann gar nicht mehr drauf, weil ich mich auf den Inhalt des Gesprächs konzentriere) und zwischendurch manchmal kurz anschauen, bestens zurecht.Wäre das für dich auch eine Option? Oder vielleicht zwischendurch auch einfach immer mal wieder für eine Zeit die Augen schließen, dann kann da gar nix schweifen und vielleicht hilft es auch dir?
      Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."
      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
      Die Ursache bin ich selbst! (Thomas Bernhard) :thumbsup:

      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „ares“ ()

      Ich glaube bei mir ist es ähnlich. Insbesondere in Bezug auf Konzentration - es wirkt auf mich in der Regel irritierend, jemandem beim Sprechen lange in die Augen zu schauen. Das geht so weit, dass mir in der Schule früher unberechtigter Weise immer wieder Desinteresse vorgeworfen wurde und sogenannte, retrospektiv fragwürdige "Freunde" behauptet haben, ich würde ihnen nicht zuhören.

      Denke aber, das ist am Ende eher ein Problem der anderen und nicht (nur) deins. Seit ich nicht mehr zur Schule gehe, begegnen mir deutlich mehr offene/ausreichend empathische Menschen und ich hab aufgehört, mich dahingehend ändern zu wollen. Wenn ich jemandem längere Zeit nur zuhöre, zwinge ich mich ab und an, den Blickkontakt herzustellen, einfach um zu zeigen, dass ich nicht völlig woanders bin in Gedanken. Aber auch das passiert selten. Wie du selber schon gemerkt hast, gewöhnen sich die Leute daran (meiner Erfahrung nach auch im beruflichen Umfeld) und wenn es wirklich mal zu einem Missverständnis kommt, kann man das klären.
      So, ich habe jetzt lange über eure Antworten, mein Verhalten usw nachgedacht...

      ares, du sprichst an, warum mir das Thema wichtig ist. Mich selbst stört es eigentlich nicht, mein Umfeld hat sich daran gewöhnt und ich glaube auch, dass es einigen Leuten gar nicht auffällt, ABER:
      ich werde in Zukunft einen Job haben, der zu einem Großteil aus 4 Augen Gesprächen (oder auch mal sechs Augen) bestehen wird. Ich werde wildfremden Menschen gegenübersitzen und diese Menschen sollen in einem Erstgespräch Vertrauen zu mir fassen und mir eine gewisse Kompetenz zusprechen.
      Ich habe daher Bedenken, dass mein Verhalten das einschränken könnte und möchte lieber heute anfangen zu üben, zu trainieren, mir andere Verhaltensweisen anzugewöhnen, als dann, wenn ich es draufhaben muss. Ich denken, dass das der Grund ist, warum mir das Thema plötzlich wichtig geworden ist, obwohl es mir schon lange bewusst ist.


      zum Thema Schüchternheit: ich kann oft nicht so aus meiner Haut, wie ich gerne würde. Ob das ein Aspekt von Schüchternheit ist oder einfach nur meine introvertierte Seite, weiß ich nicht. Ich habe eine große intovertierte Seite in mir, die sich auch regelmäßig Gehör verschafft, wenn ich diesen Bedürfnissen nicht nachkomme, mich nicht zurückziehen kann, man mir meine Zeit für meine Gedanken nicht lässt und vieles mehr. Vielleicht ist dieser Aspekt in mir sogar der größere und ich habe es bisher nicht beachtet oder unterdrückt?

      Wenn ich meinen Blick umherschweifen lasse ist es sogar so, dass ich mich besser auf das, was mein Gegenüber sagt, konzentrieren kann. Zum einen, da mich nichts ablenkt (ich konzentriere mich ja nicht konkret auf die Dinge, die ich sehe, ich zähle keine Staubkörnchen oder analysiere etwas, das im Hintergrund passiert) und ich bilde mir ein, dass mich die Gesichter ablenken würden, außer ich schaue durch mein Gegenüber "hindurch", was ja auch wieder blöde rüberkommt. Zum anderen "lege" ich oft Dinge oder Fakten, die mir erzählt werden in der Umgebung ab. Eigentlich nach demselben Prinzip wie bei der Loci Methode, die ich auch zum Lernen nutze. Dadurch kann ich mich nach dem Gespräch oft an Details erinnern, die ich eben im Raum fixiert habe bzw an Gegenstände gebunden habe, besser erinnern.

      Das Thema der inneren Unruhe und Anspannung ist leider bei mir Dauerthema. Mittlerweile ist mir bewusst geworden, dass es vor allem Menschen sind, die mich total kirre und hektisch machen. Und zwar ganz bestimmte Menschen (zB meine Eltern) und ich es bis heute nicht gelernt habe, mich abzugrenzen. Da muss ich noch ganz viel an mir arbeiten, da ich das Gefühl habe in dieser Hinsicht wie ein kleines Kind zu reagieren und nicht wie ein Erwachsener.
      Am liebsten würde ich gewisse Kontakte abbrechen, aber das geht nicht und ich würde das auch nicht durchziehen können. Außerdem muss ich lernen damit umzugehen wenn ich nicht mein Leben lang vor so vielen Charakteren flüchten möchte.
      Wenn ich wirklich ganz entspannt

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Avicienna“ ()

      Wenn ich wirklich ganz entspannt bin und innerlich ganz gelöst, kann ich auch gut Punkte bewusst fixieren und festhalten. Sobald ich allerdings innerlich nicht komplett gelöst bin, fällt es mir unglaublich schwer.

      Durch eure Beiträge ist mir bewusst geworden, wie allumfassend mein Problem mit meiner inneren Unruhe ist und dass sich das auf so viele veschiedene Weisen nach außen sichtbar mache und dass ich an meiner Abgrenzungsfähigkeit arbeiten muss. Es kann nicht sein, dass sich meine Gemütslage so sehr von anderen Menschen beeinflussen lässt. Ich möchte mehr "bei mir" bleiben.

      Danke euch nochmal für eure Anregungen!

      Wem noch etwas dazu einfällt, immer her damit, ich freue mich über alle Anregungen!
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