Klinik oder nicht?

      Klinik oder nicht?

      Liebe Fories,

      in den letzten zwei Jahren ging es mir wieder schlechter als zuvor, sodass ich mehrfach versucht habe, nach Therapieplätzen zu suchen. In den vergangenen Wochen hat es dann mit ein paar psychotherapeutischen Sprechstunden/Erstgesprächen endlich geklappt. Etwa die Hälfte der Menschen, bei denen ich war, hat mir empfohlen, aktuell eine stationäre Therapie anzustreben. Auch zwei Psycholog*innen, mit denen ich persönlich befreundet bin, haben mir das inzwischen empfohlen.

      Ich fühle mich aktuell sehr hin- und hergerissen. Einerseits weiß ich, dass es mir nicht sehr gut geht, v.a. die Konzentrationsunfähigkeit aufgrund der Depression sowie eine starke Antriebslosigkeit verhindern aktuell, dass ich weiter studieren kann, was keine gute Situation ist und weshalb ich "sowieso" genug Freiraum für eine stationäre Therapie hätte.

      Andererseits habe ich immer wieder das Gefühl, dass ich mich hier, wenn ich zu Hause bin, sehr gut stabilisieren kann - ich kenne mich sehr lange, beschäftige mich mit meinen Problemen, habe mir viele Strategien selbst erarbeitet. Ich weiß, wie ich mir selbst helfen kann. In den letzten Wochen, in denen ich viel Zeit hatte, mich um mich selbst zu kümmern, ging es mir schon viel besser als in den Monaten zuvor, ich habe meinen Alltag wieder auf die Reihe bekommen, treffe mich viel mit Freund*innen und so weiter.

      Ich bin mir unsicher, ob ich in einer Klinik so gut in der Lage wäre, mich selbst zu stabilisieren. Ich befürchte, dass mich eventuelles SvV von Mitpatient*innen triggern könnte, die psychischen Probleme der anderen Menschen um mich herum mich sehr runterziehen könnten und so weiter. Dann ist der komplette Alltag fremdbestimmt, wodurch ich mir evtl. nicht die Auszeiten nehmen kann, die ich brauche und nicht das Gefühl habe, die Kontrolle über die Situation zu haben, die ich normalerweise habe, was mich ebenfalls verschlechtern könnte. Wenn ich kein Einzelzimmer und damit keinen richtigen Rückzugsort bekomme, tut mir das wahrscheinlich auch nicht besonders gut. Insbesondere wird mir auch die Möglichkeit fehlen, mich täglich oder annähernd täglich mit Freund*innen zu treffen, was ich als sehr stabilisierend erlebe.

      Jetzt habe ich irgendwie doch bei einer Klinik, die mir empfohlen wurde, angerufen, die meinten, sie könnten mich mit einem aussagekräftigen Schreiben einer Therapeutin, bei der ich in der psychotherapeutischen Sprechstunde war, und die mir einen Klinikaufenthalt empfohlen hat, relativ zeitnah in ca. 2 Wochen aufnehmen. Dieses Schreiben habe ich jetzt auch. Jetzt könnte ich mich wieder an die Klinik wenden, aber ich bin echt nicht sicher, ob das der richtige Weg ist.
      Ich habe gleichzeitig die Aussicht auf einen Therapieplatz bei einer niedergelassenen Verhaltenstherapeutin, die ich richtig gut finde. Ich kann mir gut vorstellen, die nächsten Monate wöchentlich zu ihr zu gehen, hier zu Hause weiter die Dinge zu tun, die mich stabilisieren und mich so wieder relativ gut hinzukriegen.
      Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Prozess durch einen Aufenthalt in der Klinik verbessert werden würde.

      Welche Gedanken habt ihr dazu? Insbesondere würden mich die von Menschen mit Klinikerfahrung interessieren.


      Liebe Grüße
      schlehe
      Hallo, vielleicht hast du dich ja inzwischen schon entschieden und es ist nicht mehr aktuell. Dennoch ein Gedanke von mir: ich hab mich in solchen Situationen immer gefragt, warum ich grade Hilfe brauche. Bin ich selbst gefährdet? Ist alles grad so schlimm und ich bekomm keinen Punkt ( Job, Alltag, Leben, Gesundheit, Fürsorge, Essen, etc) mehr hin? Dann Klinik. Haken ein oder zwei Aspekte aber ich bekomm meinen Alltag noch gestemmt? Ich kann noch für mich selbst sorgen und mich gut ernähren und mich versorgen? Dann ambulant.

      Wo man da die Grenze zieht ist natürlich immer sehr individuell und man muss in sich spüren was man gerade braucht.

      Alles Gute dir! LG, Scivias
      Komm wir klettern auf die Dächer dieser Stadt und schmeißen alle unsere Sorgen in den Wind.
      Drunken Swallows//Über den Dächern

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