Gedankenmühle

      Gedankenmühle

      Tja. Jetzt sitze ich also wirklich wieder hier und verfasse einen Beitrag. Wie oft ich alles gelöscht und neu angefangen habe kann ich gar nicht mehr sagen.
      Hintergedanke ist, etwas Ordnung ins Kopfchaos zu bringen.

      Zunächst die "hard facts": Ich habe die Mitte 30 bereits überschritten und bin in einem sicheren Arbeitsverhältnis (die Arbeit nimmt den größten Teil meiner Zeit ein, was seit geraumer Zeit körperliche/gesundheitliche Auswirkungen hat - das ist aber ein anderes Thema).
      Und das wars dann aber auch irgendwie schon.

      Mein Umfeld besteht aus ArbeitskollegInnen, mit denen ich gut klar komme und zum Teil auch privat befreundet bin.
      Außerdem aus Vereins-/MannschaftskameradInnen, ebenfalls zum Teil mit mehr freundschaftlichen Kontakt, auch außerhalb des Sports.
      Dazu noch vereinzelte FreundInnen, mit wechselndem Kontakt.

      In der letzten Zeit (Zeitraum ca. die letzten 1 1/2 bis 2 Jahre vermehrt, davor vereinzelt), fühle ich mich wieder vermehrt überfordert vom Kontakt mit meinen Freunden.
      Als Grund drängt sich mir der Verdacht auf, dass ich "mit ansehen muss", wie alle glücklich mit ihren PartnerInnen sind, heiraten und - tatsächlich seit einem Jahr vermehrt, was nur die logische Konsequenz ist - Kinder bekommen.
      Bitte nicht falsch verstehen. Ich gönne jedem Einzelnen sein/ihr Glück. Und ich mag diese Kinder auch total gerne.
      Mein Glück dabei ist, dass ich gut mit Kindern kann - das finden deren Eltern auch immer sehr vorteilhaft.

      Jedoch immer, wenn das "passiert", führt mir das meine eigene... "Unfähigkeit" vor Augen.
      Eine funktionierende Partnerschaft bringe ich nicht auf die Reihe. Ich bin schon so weit, selbst zu glauben, dass das nie wieder was wird. (Davon gehen augenscheinlich meine Eltern aus.)
      Ohne diese ist natürlich die Gründung einer eigenen Familie auch eher unmöglich. (Auch davon gehen meine Eltern inzwischen aus.)

      Ich erwische mich immer öfter bei dem Gedanken, bis ans Ende meines Lebens einfach allein zu bleiben. Und ja, dieser Gedanke betrübt mich.
      Vielleicht ist das der Grund, dass ich mich immer weiter zurückziehe. Ich nutze die Arbeit als "Ausrede". Termine, länger arbeiten müssen, einiges erledigen müssen, ... Oder schiebe gesundheitliche Probleme vor, um Treffen oder so zu entgehen. Oft habe ich das Gefühl, einfach keine sozialen Kontakte zu ertragen.
      Vor allem, weil das Aufrechthalten der berühmt berüchtigten Fassade/Maske extrem viel Kraft kostet. Und ich nicht das Gefühl habe, diese fallen lassen zu können.
      Dass das natürlich für obengenannte Problematik kontraproduktiv ist, weiß ich natürlich auch...
      Und so lande ich in meinem eigenen Teufelskreis inklusive Gedankenmühle. Und das ist ebenso zermürbend.

      Jetzt habe ich einiges geschrieben und dahergeblubbert.
      Einen richtigen Abschluss der Gedanken finde ich nicht, deshalb muss ich es erst einmal hierbei belassen. Sonst würde dieser Beitrag vermutlich auf eine Länge von weiß der Kuckuck wie vielen Seiten ausarten - das möchte ich niemandem zumuten.

      Was ist mir hiervon erwarte? Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht.
      Es musste einfach mal aus dem Kopf, irgendwo aufgeschrieben werden. Denn darüber gesprochen habe ich noch nie mit jemandem.

      Wenn jemand einen Gedanken dazu hat oder mir einen berühmten "Popotritt" verpassen möchte: nur zu! Ich bin für alles dankbar.

      Danke fürs Lesen!
      shy
      "[...]Nur das richtige Wort zur richtigen Zeit
      Nur ein kleines Licht in der Dunkelheit
      Der Moment, der uns wieder auf die Beine stellt [...]
      (Madsen - Der Moment)

      Huhu Liebes,
      mal ein paar Gedankenspiele und viele Fragen.

      Wie sähe dein Leben mit Partner*in und Kind(ern) aus? Was wäre besser als jetzt? Was schlechter? Was wäre in 20 Jahren?

      Wie sähe dein Leben in 20 Jahren aus ohne Partnerschaft und ohne Kinder? Was wäre besser, was schlechter am Szenario von oben?

      Was macht dich aktuell glücklich? Was stört dich und was kannst du daran verändern?

      Warum hast du das Gefühl, dass du deine Maske nicht fallen lassen kannst? Was brauchst du dafür? Was befürchtest du? Was glaubst du, was deine Freunde denken, wenn du es doch tust?
      Hey C. :)
      Danke für deine Antwort und deine Fragen. Fürs damit beschäftigen.
      Beim ersten Durchlesen dachte ich mir "Wow, ich hab keine Ahnung was ich darauf antworten soll".
      Ich versuche es dennoch.
      (Nachsatz, nachdem ich alles geschrieben habe: Oh weh, das ist ein wenig viel geworden...)

      enough schrieb:


      Wie sähe dein Leben mit Partner*in und Kind(ern) aus? Was wäre besser als jetzt? Was schlechter? Was wäre in 20 Jahren?


      Vermutlich ist es eine pubertär-romantische Ansicht (die sehr verspätet kommt), aber im Idealfall hätte ich jemanden an meiner Seite, bei dem ich mich fallen lassen kann. Der da ist, mit dem man durch gute und schlechte Zeiten geht.
      Mit Partner und ggf. Kind(ern) hätte ich in meinem Leben etwas erreicht. Etwas geschafft. Den gesellschaftlichen Standard erfüllt?
      Und vermutlich auch die sicher doch irgendwo in ihren Hinterköpfen schwebenden Erwartungen meiner Eltern erfüllt.
      Hm, was wäre schlechter. Vermutlich hätte ich nicht mehr meine Freiheiten, zu tun und zu lassen was und wann ich es gerade möchte. Das ist aktuell (ohne es großartig zu zerdenken) der einzige Punkt, der mir dahingehend einfällt.
      In 20 Jahren wäre ich vielleicht an dem Punkt "Zufriedenheit" angekommen. Könnte zurückblicken und mir dabei denken: "Ja, hast du gut gemacht. Hast ja doch noch was ordentliches hingebracht."


      enough schrieb:

      Wie sähe dein Leben in 20 Jahren aus ohne Partnerschaft und ohne Kinder? Was wäre besser, was schlechter am Szenario von oben?


      Wenn ich vom Tag heute 20 Jahre weiterdenke... Hm. Sieht aktuell etwas dunkel aus.
      Vermutlich bin ich dann endgültig ein Wrack, doch noch vom Burnout ereilt und ja. Diverse andere Dinge.
      Und: ich wäre alleine. Wenn ich so weitermache, ist in 20 Jahren keiner mehr da außer oberflächlichen Bekanntschaften. Vielleicht noch eine handvoll sogenannter Freunde. Wenn ich es nicht "geschafft habe", sie aus meinem Leben zu verjagen.
      Das macht mir etwas Angst.


      enough schrieb:

      Was macht dich aktuell glücklich? Was stört dich und was kannst du daran verändern?


      Die erste Frage zu beantworten bereitet mir Kopfzerbrechen.
      In der letzten Zeit (die letzten Jahre?) beschränkte sich mein Glücklichsein auf Situationen, in denen ich z.B. sportlich erfolgreich war, mit meiner Mannschaft etwas erreicht habe, dazu beitragen konnte dass diese Erfolge eintraten. Dieses Glück ist jedoch immer an meine persönliche Leistung gekoppelt und - wie formuliere ich das am besten - geht nicht "tief rein". Liefere ich ab, ist alles super. Versage ich, habe ich auch kein Recht das Glück zu empfinden (wenn die Mannschaft mein Versagen kompensieren konnte und wir trotzdem Erfolg haben).
      Oder in denen ich in der Arbeit für "meine Kids" da sein konnte, sie weitergebracht habe, positives Feedback bekam.
      In wenigen Zeiträumen waren es zwischenmenschliche Beziehungen, (kurze) Partnerschaften, die mich glücklich sein ließen. Umso weiter zurückgeworfen hat es mich, wenn das wieder (viel zu schnell) zu Ende ging oder aufhörte, bevor es richtig begann.

      Was mich stört. Hm. Absolut destruktiv geantwortet: ich selbst störe mich.
      Meine Gedanken, meine Gefühle, meine Destruktivität, meine Vermeidungsstrategien, ...
      Oft sitze ich da und denke mir, dass ich etwas ändern muss. Oder im Gespräch mit Freunden sprudelt oft der Tatendrang und die "guten Absichten" heraus.
      Und dann scheitere ich an mir selbst, weil ich mich so kraftlos fühle und mich nicht aufraffen kann.
      Zumeist (wie ich schon schrieb) schreibe ich diese Kraftlosigkeit den Anforderungen in der Arbeit zu. Mein Job fordert mich, die Arbeit mit den Kids, die Kollegen, das System. Zwischenzeitlich fühle ich mich, als ob meine gesamte Kraft dafür "draufgeht".
      Vermutlich immer mit dem Hintergedanken, dass ich irgendetwas in meinem Leben brauche, wo ich sagen kann "Das mache ich gut, ich werde gebraucht, meine Arbeit lohnt sich, ...".
      Wenn ich das so schreibe und wieder und wieder durchlese, merke ich selbst, wie ich scheinbar nur auf Bestätigung aus bin... Hilfe, katastrophal.


      enough schrieb:


      Warum hast du das Gefühl, dass du deine Maske nicht fallen lassen kannst? Was brauchst du dafür? Was befürchtest du? Was glaubst du, was deine Freunde denken, wenn du es doch tust?


      Ich befürchte, das ist der Punkt in meinem Leben, an dem ich die wenigsten Fortschritte gemacht habe. In mir ist diese immerwährende Angst davor, Menschen zu nah an mich heranzulassen. Jeder der zu nah ist, kann mir "beim Gehen" schaden.
      Außerdem möchte ich sie nicht belasten. Mit meinem Blödsinn. Die meisten haben Familie, haben da ihre "Baustellen" und müssen ihre Kraft dafür aufbringen.
      Manchmal habe ich vereinzelten gegenüber ganz vorsichtig die Fühler ausgestreckt um rauszufinden, wie sie reagieren würden. Und immer brachten mich die Reaktionen dazu, ganz schnell die Fühler wieder einzuziehen. Sei es, weil etwas ins Lächerliche gezogen wurde, Witze gemacht wurden oder abgewinkt wurde usw.
      Es gibt genau einen Menschen (aus meinem früheren Freundeskreis), der _alles_ von mir weiß. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem er die (enge) Freundschaft aufgab.
      Hier schwang und schwingt noch ständig die Angst mit, dass er es irgendwann "gegen mich" verwendet. Bis dato ist dies nicht geschehen - und ich hoffe, das wird es auch nie.


      Entschuldige bitte, dass es so viel und vielleicht auch etwas konfus ist. Der Schlafmangel macht sich bemerkbar.
      "[...]Nur das richtige Wort zur richtigen Zeit
      Nur ein kleines Licht in der Dunkelheit
      Der Moment, der uns wieder auf die Beine stellt [...]
      (Madsen - Der Moment)