jeanny

      in memorian

      in memorian


      dein leben
      war nur fassade
      in deinem körper
      kochte die wut
      entfachte die glut
      zwei mächte
      ringten um dich
      zerrten an dir
      zerissen dich
      auf deine gefühle
      achteten sie nicht
      nach aussen hin
      lachtest du
      doch innerlich
      hasstest du
      dich
      die welt
      deine seele
      hielt dem kampf
      nicht mehr stand
      zerbrach daran
      deshalb gingst du fort
      an einen fernen ort
      die dunkle erde deckt deinen körper zu
      möge deine seele finden die letzte ruh
      die sie auf erden nie fand
      darum gab sie das ruder aus der hand
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

      er
      hat sie gebrochen
      hat ihr alles versprochen
      bekommen
      hat sie nichts

      er
      hat sich genommen
      was er brauchte
      ihre wünsche waren belanglos

      er
      hat sie nie geliebt
      nur begehrt
      gefühle waren nur lug und trug

      er
      hat nicht an sie gedacht
      doch ihr herz zerbrach
      in jener nacht

      er
      hat ihre seele
      heuchelnd umgebracht
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

      sie sieht in den himmel
      er ist trüb und grau
      sie lächelt nicht mehr
      sie lebt nur noch in ihrer welt
      der welt aus stein
      nach aussen hin herrschen keine gefühle
      nur die kälte und die gleichgültigkeit haben die macht
      doch wenn hr denkt sie fühlt nicht mehr
      irrt ihr
      in ihr lodern flammen
      schmerz brennt in ihrem herz
      nach aussen hin
      steht die fassade
      eine nicht zu durchdringende eismauer umgibt sie
      schliesst sie ein
      hält ihre seele von euch fern
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

      siehst du die schatten an der wand?
      siehst du die seelen wandern?
      hörst du sie langsam schleichen?
      sie kreuchen
      siechen dahin
      in der ewigen dunkelheit
      aus der sie niemand befreit
      schau bitte nicht weg
      sonst gehen sie unter
      tauchen ganz ab in der trostlosigkeit
      schau bitte nicht weg
      helf ihnen
      bevor sie ganz zerbrechen
      hab keine angst
      weil sie schweigen
      sie sprechen nicht mit worten
      sie lieben sich nicht
      sie sehnen sich nur heimlich still nach dem glück
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

      der himmel so weit
      der abgrund so nah
      sie steht allein am ufer
      die wellen wogen
      schwemmen an das sichere land
      ziehen es immer weiter mit in die fluten
      der boden unter ihren füssen schwindet
      beginnt sich aufzulösen
      ihr körper taumelt
      geht unter schmerzen auf die knie
      sie wird vom wasser überspült
      mit in den weiten ozean hinausgetragen
      aus dem ihre seele nie mehr wiederkehrte
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

      warum lässt du sie allein?
      warum lässt du sie untergehen?
      warum siehst du zu
      tust nichts dagegen?
      wieso hälst du sie nicht fest?
      wieso reisst du sie nicht aus den klauen der dunklen mächte
      bringst sie wieder zum leben?
      warum lässt du sie da unten liegen?
      warum fängst du sie nicht auf?
      hast du angst vor der wahrheit?
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

      schieb sie nicht weg
      sie ist da
      verschliess nicht die augen
      vor dem was einmal war
      sieh doch hin wer sie wirklich ist
      sieh dass sie nicht immer fröhlich ist
      hast du solche angst davor?
      was könnte dich an der wahrheit so erschrecken?
      soll sie wirklich lebenslang ihr ich verstecken?
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

      sie steht vor dem abgrund
      vor der schlucht
      sie steht auf wackeligem boden
      brüchiges gestein rutscht unter ihren füssen fort
      fällt steil nach unten an einen fernen ort
      sie steht vor dem abgrund
      ihr körper ist erstarrt
      ihr mund spricht keine silbe aus
      kein laut durchbricht die eisige stille
      sie ist allein
      sie steht vor dem abgrund
      sie sieht kein licht
      ihre seele ist wund
      nocheinmal geht sie mit sich ins gericht
      bevor sie ihren stillen urteilsspruch spricht
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

      schweig kleines kind
      schweig
      er liebt die fassaden frau
      das ich was hinter der maske lebt
      erschreckt ihn
      du willst ihn nicht erschrecken
      dann musst du es verdecken
      schweig kleines kind
      schweig
      leb weiter
      hast dein ich hinter die schattenwand
      verbannt
      schweig kleines kind
      schweig
      es ist besser so
      die wahrheit erschreckt
      darum wird sie von dir versteckt
      schweig kleines kind
      schweig
      es ist besser so
      für die anderen
      deine seele findet niemals ruh
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

      du hast gesagt du liebst sie
      doch wusstest du jemals was du behauptest?
      du hast gesagt du bist für sie da
      doch sie rannte gegen verschlossene türen
      du hast gesagt du willst alles über sie wissen
      doch deine ohren waren taub
      du hast gesagt du würdest ihr zuhören
      doch ihre stummen schreie erkanntest du nicht
      du hast gesagt sie wäre das wichtigste für dich
      doch du hast sie kampflos der einsamkeit überlassen
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

      mach die tür auf
      schau hinaus
      in die ewige nacht
      siehst du die engel flattern?
      siehst du wie sie sich frei bewegen?
      sich freifliegen?
      auf erden ergriffen ihre seelen die flucht
      sie verrannten sich in ihren träumen
      das tageslicht hüllt sie still ein
      legt ihnen eiserne ketten an
      nur die nacht lässt sie zu neuem leben erwecken
      doch dies müssen sie schweigend verstecken
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

      sie wollte dich nie v*rl*tzen
      doch tat sie dir weh
      aber wie kann sie dich v*rl*tzt haben?
      ist ihre existenz denn so schlimm?
      nein
      sagst du still
      ich brauche sie doch
      aber wie kann man jemanden brauchen der einen verl*tzt
      einem schadet?
      wie kann jemand verhindern zu verl*tz*n
      ohne den grund zu verstecken?
      sie gewährte dir einblick
      wollte dich in ihr reich lassen
      du schautest weg
      deine augen waren verschlossen
      sie muss es ändern
      ganz allein
      doch ihre seele ist zu klein
      sie schreit weiter nur stumm in sich hinein
      lässt niemand andern mehr durch diese tür herein
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

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      hast du ihre schreie gehört?
      hast du ihre schn*tte gesehn?
      hast du ihr flehen nicht erkannt?
      sie hat sich in ihre kleine welt verannt
      diese hat sie sorgsam von eurer abgebannt
      sie erbaute steinerne mauern
      durch die kein lichtstrahl dringt
      sie errichtete ihre burg des ewigen schweigens
      zu der niemand zutritt erlangte
      sie ist allein in ihrer welt
      die ewige nacht schliesst sie ein
      die trauer quält sie
      zwingt sie tief in die knie
      es ist keine menschenseele da
      die sie aus ihrem schattenreich befreit
      durch das tor zu ihrem reich
      kommt nur trauer und hilflosigkeit
      ich lebe nicht. ich existiere nur noch.

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